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Veröffentlicht am 16.01.2017

Für ein besseres Verständnis ...

Wenn Töchter erwachsen werden
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"Wenn Töchter erwachsen werden" von Lisa Damour ist 2016 im Kösel Verlag erschienen.

Die Autorin Lisa Damour, selber Mutter zweier Töchter, ist Doktor der klinischen Psychologie in Ohio, hat eine eigene ...

"Wenn Töchter erwachsen werden" von Lisa Damour ist 2016 im Kösel Verlag erschienen.

Die Autorin Lisa Damour, selber Mutter zweier Töchter, ist Doktor der klinischen Psychologie in Ohio, hat eine eigene Praxis, hält Vorträge zu Erziehung und kindliche Entwicklung und hat auch schon zahlreiche wissenschaftliche Publikationen veröffentlicht.

In dem vorliegenden Buch schreibt sie über Mädchen im Teenageralter und deren, oft unvorhersehbares Verhalten. Basierend auf Forschungen von Anna Freud beschreibt sie sieben Stufen in der pubertären Entwicklung, die Mädchen notwendigerweise durchlaufen müssen, um selbstständig und unabhängig von ihren Eltern zu werden. Dabei bereitet sie Eltern darauf vor, was sie erwartet und gibt Anregungen, wie man mit seinen Töchtern im Gespräch bleiben kann und wo man eingreifen muss. Damour hilft, Mädchen in der Pubertät zu verstehen und zu stärken, ohne die Nerven zu verlieren.

Damour ist hier ein wirklich sehr gut geschriebenes, leicht verständliches Buch gelungen, das mit Fallbeispielen aus ihrer Praxis geschmückt ist, so dass hier jeder Verhaltensweisen seiner Töchter wiederfinden kann.

Gleich im ersten Kapitel fand ich meine Tochter wieder – beschrieben wird das Verhalten eines 14jährigen Mädchens, das bis vor kurzem noch viel mit den Eltern zusammen gemacht hat. Nun aber kommt sie von der Schule nach Hause, isst und verzieht sich dann mit ihrem Handy auf ihr Zimmer, Türe zu und bloß nicht reden. Das war auf eine so nette, liebenswerte Art dargestellt, dass ich lachen musste.

Auch im folgenden greift die Autorin auf sehr viele Fallbeispiele zurück. Das macht das ganze leicht zu lesen und bringt einem die Probleme und Verhaltensweisen der pubertierenden Mädels näher. Und so möchte Damour auch nicht vor-, sondern be-schreiben und wirbt um Verständnis. Sie bringt Licht in das manchmal verwirrende und komplizierte (und tatsächlich auch oftmals nervende) Auftreten unserer Töchter.

Dabei wirbt Damour aber auch für Respekt für die Mädchen, für die ganzen Übergänge und Hürden, die diese auf ihrem Übergang zum Erwachsenwerden leisten.

Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin am Ende eines jeden Kapitels einen Abschnitt unter dem Titel „Wann sie sich Sorgen machen müssen“ bereit hält. Ob Thema Magersucht, Bulimie, Mobbing, Selbstverletzung, Internet etc. – Damour gibt Tipps, wo Eltern hellhörig werden und handeln müssen.

Ein ganz wunderbares Buch für alle Eltern mit pubertierenden Töchter – jetzt brauchen wir den Kontakt zu unseren Töchtern nicht zu verlieren, sondern haben die Chance, diese neu kennen zu lernen.

(Und im übrigen kann man auch so einiges auf Söhne übertragen …)

Veröffentlicht am 16.01.2017

Was für ein wunderschönes Buch!

Das Museum der Pflanzen
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"Das Museum der Pflanzen" von Katie Scott und Kathy Willis ist 2016 im Prestel Verlag erschiene.

Zum Inhalt: Katie Scott ist die Meisterin der Naturillustrationen. In diesem außergewöhnlichen Buch präsentiert ...

"Das Museum der Pflanzen" von Katie Scott und Kathy Willis ist 2016 im Prestel Verlag erschiene.

Zum Inhalt: Katie Scott ist die Meisterin der Naturillustrationen. In diesem außergewöhnlichen Buch präsentiert sie uns die prächtigsten Pflanzen unserer Erde, die sie fast fotografisch detailliert gezeichnet hat. Über Bäume und Sträucher, Algen, Pilze, Blumen und Gräser kann man hier alles mögliche entdecken. Die Biologin Kathy Willis liefert dazu passende Hintergrundinformationen.

„Tritt ein und erforsche das Königreich der Pflanzen mit all seiner Blütenpracht!“ (Klappentext)

Allein das große Format beeindruckt inklusive der beeindruckenden Illustrationen, die einem schon auf dem Buchdeckel entgegen springen.

Dies ist nicht nur ein Bildband, sondern gleichzeitig ein Buch über die Entstehungsgeschichte der Pflanzen. Wie in einem richtigen Museum betritt man „Säle“ (Kapitel), in denen man einer Zeitreise gleich, zunächst zu den Anfängen des pflanzlichen Lebens reist und erkundet, wie sich welche Pflanzen verändert haben.

„Dies ist kein gewöhnliches Museum. Stell dir vor, du könntest durch alle Felder, Wälder und Blumenwiesen dieser Welt streifen. Wie wäre es, wenn du die schönsten, exotischsten und eigenartigsten Pflanzen an einem einzigen Ort bewundern oder auf eine Zeitreise zu den Anfängen des Lebens auf unserem Planeten gehen könntest? All das kannst du erleben – auf den Seiten des Museums der Pflanzen!“

Unterteilt in gut strukturierte Kapitel findet man jeweils auf einer Seite wunderschöne Illustrationen von Katie Scott und auf der anderen Seite Informationen zu diesen. Scott schafft es, ihren Illustrationen Leben einzuhauchen. Farbenfroh und verspielt und doch real und detailgetreu kommen sie daher. Das ganze Buch lebt von diesen Illustrationen. Die Informationen von Willis erschlagen nicht, sondern sind knapp und informativ gehalten. Auch zu den Lebensräumen der jeweiligen Pflanzenarten und -familien finden sich Informationen.

Ein traumhafter Bildband und ein perfektes Weihnachtsgeschenk für alle Pflanzen- und Naturliebhaber, zum Schmökern, Blättern, Versinken, auf-sich-Wirken-lassen.

Ich bin restlos begeistert!

Veröffentlicht am 16.01.2017

Ein Highlight ...

Libellen im Kopf
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"Libellen in meinem Kopf" von Gavin Extence ist 2016 im Limes Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Eigentlich wollte sich Abby bei ihrem Nachbarn bloß eine Dose Tomaten für ihr Abendessen ausleihen. Statt dessen ...

"Libellen in meinem Kopf" von Gavin Extence ist 2016 im Limes Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Eigentlich wollte sich Abby bei ihrem Nachbarn bloß eine Dose Tomaten für ihr Abendessen ausleihen. Statt dessen findet sie diesen tot in seiner Wohnung. Eigentlich schockiernd, doch Abby bleibt zunächst seltsam ungerührt. Letztendlich löst dieses Ereignis jedoch einen Schub ihrer manisch-depressiven, bipolaren Erkrankung aus.

Der Autor leidet selbst an einer leichten bipolaren Störung und verarbeitet in seinem Roman seine eigenen Erlebnisse. Und so schafft er es, uns Lesern Abbys Höhenflüge und Abstürze ungemein nahe zu bringen.

Aus einem Brief von Abbys Freund Brett, der an sie gerichtet ist: „Du hast mir einmal gesagt, dass eine Depression ein durch und durch selbstsüchtiger Zustand ist, der dir die Fähigkeit raubt, dich auf irgendetwas jenseits des Nebels in deinem Kopf einzulassen. Du kannst nichts nach außen weitergeben, alle Energie und jegliches Gefühl sind nach innen gerichtet. Es gibt nur diesen Abgrund. Und diese leere Hülle, mit der man nicht reden, die man nicht trösten kann. ….. Die Energie wandelt sich in Hyperaktivität, in Risikobereitschaft, Genusssucht, den Drang zur Selbstzerstörung.“

In eindringlichen Sätzen schreibt Extence über Abby und einen Ausschnitt in ihrem Leben, beginnend mit dem Tod des Nachbarn. Man lebt mit ihr auf, freut sich über ihre Kreativität und Aktivität und weiß doch genau, dass sie sich hyperaktiv auf ihren Absturz zu bewegt – und leidet mit ihr. Nach einem schockierenden Erlebnis in einem Hotel lässt Abby sich einweisen und hier beginnt zögernd ihre Auseinandersetzung mit ihrer Krankheit.

Auch sprachlich vermittelt der Autor dem Leser ein Gefühl dafür, in welcher Phase Abby sich gerade befindet. Und man erahnt ein leises Gefühl, was Menschen mit einer bipolaren Störung erfühlen.

„Es ist, als ob man in einer vollkommenen kleinen Blase existieren würde. Alles kommt einem leicht vor, nichts kann einem schaden.“

Und auf die Frage, was dann kommt, antwortet sie: „Als wäre ich beraubt worden.“ „Stellen sie sich vor, sie erleben einen herrlichen, sonnigen Tag. Sie sind irgendwo, wo es schön ist. An einem Strand vielleicht. Sie fühlen die Sonne auf ihrem Gesicht und ihren Armen und den warmen Sand unter ihren Füßen……Aber dann schieben sich ganz langsam dunkle Wolken vor die Sonne. Das Licht und die Wärme verblassen, die Farben sickern aus der Welt heraus, und allmählich verändert sich die Landschaft. Jetzt ist nichts mehr klar. …. Die Wolke erstreckt sich bis in die Unendlichkeit, bis zum Horizont und darüber hinaus.“

Als Leser ist man ganz dicht bei den Hauptpersonen. Natürlich vor allem bei Abby, aber auch die Verzweiflung und Hilflosigkeit ihres Freundes Brett wird deutlich spürbar.

Was für ein Buch! Definitv ein Highlight! Es packt und schüttelt mich und lässt mich nicht mehr los. Ich denke darüber nach, blättere in meinen Notizen und lese die von mir markierten Textstellen. Ich werde dieses Buch ganz bestimmt noch mal lesen.

Ein berührendes und authentisches Buch, das ein schweres Thema behandelt, dabei aber überhaupt nicht schwer ist ….

Veröffentlicht am 16.01.2017

Ein absolutes Highlight ...

Vom Ende der Einsamkeit
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"Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells ist 2016 im Diogenes Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Jules und seine beiden älteren Geschwister Marty und Liz verlieren im Kindesalter ihre Eltern durch einen ...

"Vom Ende der Einsamkeit" von Benedict Wells ist 2016 im Diogenes Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Jules und seine beiden älteren Geschwister Marty und Liz verlieren im Kindesalter ihre Eltern durch einen Autounfall. Jeder der drei versucht bis ins Erwachsenenalter hinein, auf seine ganz eigene, unterschiedliche Weise mit dem Verlust, der Einsamkeit und den sich daraus ergebenen Veränderungen zurecht zu kommen.

„Doch noch immer sprach ich nie über meine Eltern. Mein sehnlichster Wunsch war es, keine verdammte Waise mehr zu sein, sondern einfach nur normal. Ich ließ die Erinnerungen an meine Eltern gut verschnürt in einer Ecke meines Bewusstseins verstauben …“

Ich habe erst im Nachhinein gelesen, dass Wells großes Vorbild John Irving ist. Hätte ich das gewußt, hätte ich dieses Buch vielleicht nie gelesen (weil ich Banause Irving nicht mag) und wer weiß, was mir dann entgangen wäre….

Dieses Buch ist wie eine Reise und nimmt uns mit auf den Lebensweg von Jules – dem Ich-Erzähler – und seinen Geschwistern, die so ganz unterschiedlich mit dem Tod ihrer Eltern umgehen. Und es macht deutlich, dass – obwohl jeder der drei den gleichen Verlust erlitten hat – jeder einen anderen Weg geht, um dies zu verarbeiten. Erzählt wird in Rückblenden von der Kindheit der drei bis hin zur Gegenwart. Dabei gibt es keinen roten Faden oder eine wirklich chronologische Reihenfolge der Ereignisse. Statt dessen sind es eher Momentaufnahmen, die Wells beschreibt – Momentaufnahmen, die besonders für Jules in seinem Leben wichtig waren.

Gleichzeitig wird die Liebesgeschichte zwischen Jules und Alva erzählt, die so voller Liebe und Traurigkeit ist, ohne dass sie sentimental oder kitschig wird.

„Vom Ende der Einsamkeit“ ist ein leises Buch, das trotz der großen Dramatik, die die Kinder erleben müssen, ohne Dramatik rüber kommt, sondern das Leid und die Entwicklung mit einfühlsamen, stillen Worten beschreibt. Wells schreibt melancholisch, voller Poesie und erfasst so die Tiefe seiner Protagonisten.

Und das hat mich mitgerissen, und zum Lachen und zum Weinen gebracht. Es ist emotional und bewegend. Dies ist ein Roman über den Tod und auch über eine wundervolle Liebe. Vor allem ist es aber ein Buch über das Leben, über das Überwinden von Schmerz und die Versöhnung mit der Vergangenheit und mit sich selbst.

„Noch stärker als meine Geschwister habe ich mich gefragt, wie sehr mich Ereignisse aus meiner Kindheit und Jugend bestimmt haben, und erst spät habe ich verstanden, dass in Wahrheit nur ich selbst der Architekt meiner Existenz bin. Ich bin es, wenn ich zulasse, dass meine Vergangenheit mich beeinflusst, und ich bin es umgekehrt genauso, wenn ich mich ihr widersetze. Und ich muss nur an die Momente mit Alva und meinen Kindern denken, um zu begreifen: Dieses andere Leben, in dem ich nun schon so deutliche Spuren hinterlassen habe, kann gar nicht mehr falsch sein. Denn es ist meins.“

Benedict Wells habe ich ab sofort ganz oben auf meiner Liste grandioser Wortvirtuosen und ich kann dieses Buch wirklich nur von ganzem Herzen empfehlen.

Veröffentlicht am 16.01.2017

Was für ein großartiges Buch ...

Lokal
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„Lokal – Das Kochexperiment“ von Georg Schweisfurth und Simon Tress ist 2016 im Südwest Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Georg Schweisfurth ist Metzger und hat mit seinem Freund Simon Tress, Deutschland ...

„Lokal – Das Kochexperiment“ von Georg Schweisfurth und Simon Tress ist 2016 im Südwest Verlag erschienen.

Zum Inhalt: Georg Schweisfurth ist Metzger und hat mit seinem Freund Simon Tress, Deutschland bekanntestem Bio-Spizenkoch, schon ein gemeinsames Buch („Fleisch“) herausgegeben. Nun wagen die zwei sich an den Begriff „Lokal“, wobei dieser dafür steht, dass sie Lebensmittel beziehen, die lediglich 15 km um den eigenen Lebensmittelpunkt herum produziert werden. Dies verbinden sie mit einer Reise zu elf verschiedenen Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz, um echten = lokalen Geschmack zu finden. Verbunden ist diese Reise mit einer Challenge: Außer einem Sack mit gutem Salz haben die beiden Köche nichts dabei und müssen nun mit den gegebenen lokalen Lebensmitteln ein schmackhaftes Gericht kreieren.

Das ist kein Kochbuch, es ist auch kein Reiseführer oder ein Buch über Warenkunde. Es ist eigentlich alles und noch viel mehr.

Die beiden Freunde Schweisfurth und Tress reisen an elf verschiedene Orte und lernen dort die Region und die dort lebenden Menschen kennen. Dies sind bekannte Städte wie z. B. Heilbronn, Wien oder Berlin.

Oder auch Bremen. Hier erfährt man als Leser zunächst ein wenig Geschichtliches über die Stadt und das Umland. Als nächstes begleitet man die zwei Autoren zu den verschiedenen Orten, an denen sie quasi ihre „Lokalitäten“, die sie verarbeiten wollen, sammeln. Das sind in dem Fall eine Gärtnerei, eine Imkerei, eine Hofmolkerei und ein Bio-Hof. Und bei jeder Station lernt man die Menschen kennen, die dort arbeiten und welche Philosophie sie vertreten. Untermalt ist dies von Interviews und wunderschönen Farbfotografien.

Es folgen kurz aufgelistet, welche Produkte die zwei gefunden und verarbeitet haben und schließlich der ausführliche und gut bebilderte Rezeptteil, der mit einer kleinen Waren- und Küchenkunde endet. Die einzelnen Arbeitsschritte sind ausführlich und gut beschrieben. Und vor allem sind die Rezepte nicht zu außergewöhnlich, als dass man sie nicht nachkochen wollte, wie z. B. gesalzenes Honig-Milch-Eis oder Ragout vom Lamm mit Kartoffel-Steinpilz-Stampf oder kalte Kartoffel-Meerrettich-Suppe.

Die Idee, die hinter diesem Buch steht, finde ich grandios. Warum immer in die Ferne schweifen und Lebensmittel aus fernen Ländern nutzen? Sinniger und sinnvoll ist das Nutzen der „lokalen“ Lebensmittel – das ist echte Regionalität!

Den beiden Freunden Schweisfurth und Tress ist hier ein ganz wundervolles Buch gelungen, das durch seine Vielfalt nicht nur zum Nachkochen anregt, sondern auch zum Blättern und Schmökern verführt. Und es lädt vor allem den Leser dazu ein, mit alten Koch- und Einkaufsgewohnheiten zu brechen und „Lokal“ zu denken!

Eine absolute Kaufempfehlung!