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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2020

Sehr anschaulicher Einblick in die isländische Natur und Kultur

Wo die wilden Frauen wohnen
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Schon allein das Vorwort ist sehr spannend und weckte in mir große Lust auf das Buch. Und Wow, ich erhielt so viel interessante und anschauliche Infos über die isländische Kultur, die Geschichte, die Natur ...

Schon allein das Vorwort ist sehr spannend und weckte in mir große Lust auf das Buch. Und Wow, ich erhielt so viel interessante und anschauliche Infos über die isländische Kultur, die Geschichte, die Natur und den Alltag, das habe ich gar nicht erwartet.
Zehn Frauen werden hier vorgestellt: eine Rangerin, Seefrau, Bierbrauerin, Designerin, Musikerin, Abenteurerin, Islandpferdesportlerin, Schlafforscherin, Geothermalwissenschaftlerin und Museumsleiterin. Man erfährt etwas aus ihrer Biographie, ihrem aktuellen Leben sowie ihrem aktuellen Lebensort mitsamt ihres persönlichen Kraftortes.

Während der Portraits schweift die Autorin immer wieder ab, um erhellende und sehr interessante Beobachtungen und Informationen über Island zu teilen. Letztlich verbleiben die Portraits deshalb vielleicht ein wenig oberflächlich, aber absolut ausreichend, um ein aussagekräftiges und berührendes Bild zu zeichnen. Hier und da gibt es kleine Redundanzen, aber das störte mich kaum.

Man erhält Einblicke, inwiefern sich hier eine besondere (Gleich-)Stellung der Frau etabliert hat, wie die weibliche Premierministerin das Land prägte, welche Verbindungen es zur DDR gab, wie es zum Streik, dem sogenannten „Frauenruhetag“ kam, wie Island mit der recht einschneidenden Finanzkrise umging und wie Island von der Klimakrise aktuell betroffen ist (schmelzende, verschwindende Gletscher!) und noch vieles mehr. Das Volk wird als debattierfreudig, als sehr flexibel und kreativ – sich stets neu erfindend, oft mehrere Berufe habend charakterisiert. Als stark, tapfer, offenen Herzens und frei, geprägt von heftigen Naturgewalten, die man sich kaum vorstellen kann. Das Wetter ändert sich mehrmals am Tag – waagerechter Regen, Vulkanausbrüche, aber auch kalbende Gletscher und Polarnächte sind erfahrbar.

Die Autorin ist Islandkennerin. Sie war schon unzählige Male dort und liebt dieses Land. Voller Respekt und Bewunderung schreibt sie, so dass ich schon fast neidisch wurde, nicht in Island geboren worden zu sein..:) Ihre Faszination schwappte über und entfachte in mir große Lust, noch mehr über dieses Land zu erfahren. Ich strich mir eine Vielzahl von Stellen an, die ich spannend und faszinierend fand. Es gab auch immer wieder berührende und auch humorvolle Szenen. Sie erzählt im Plauderton, der sich sehr unterhaltsam las.

Fazit: Ein sehr anschaulicher, unterhaltsamer und äußerst interessanter Einblick in ein mir vorher fast unbekanntes Land. Dies berührte mich so sehr, dass „Frauen, Fische, Fjorde. Deutsche Einwanderinnen in Island“, ein schon früher erschienendes Buch der Autorin, nun bereit zum Weiterlesen liegt..:)

Veröffentlicht am 05.05.2020

Sehr berührend, anregend und zeitgeschichtlich spannend

Vor der Wand
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Im Fokus des Romans steht eine typisch (west-)deutsche Familie in einer typisch (west-)deutschen Kleinstadt. Der Vater war während des Hitlerregimes bei der Eisenbahn tätig und für die Koordination der ...

Im Fokus des Romans steht eine typisch (west-)deutsche Familie in einer typisch (west-)deutschen Kleinstadt. Der Vater war während des Hitlerregimes bei der Eisenbahn tätig und für die Koordination der Zugfahrpläne verantwortlich. Sehr nahe Kollegen waren für die Organisation der Sonderzüge verantwortlich.
Sein Sohn Georg, 1955 geboren, beginnt als Teenager, politische Diskussionen liebend und beeindruckt von Peter Weiss` „Ermittlungen“, vermehrt in den Vater zu dringen, dieser möge doch erzählen über sein Verhalten unter Hitler. Der Vater jedoch schweigt. „Warum reagierte Vater immer so aufbrausend und abwehrend zugleich, sobald das Gespräch auf die Nazizeit kam? Gut, Georg klagte immer gleich an. Aber wie sollte man anders über diese Jahre sprechen? Neutral? Verständnisvoll? Mitfühlend gar? Nein!“
Vater und Sohn entfremden sich voneinander. Einige Jahre später liegt der Vater aufgrund einer schweren Krebserkrankung im Krankenhaus. Georg und er nähern sich wieder an und der Vater bricht sein Schweigen.

Die Figuren und ihre Handlungen konnte ich sehr gut nachvollziehen und verstehen. Profunde Fragen werden hier thematisiert: Wie geht man mit der Verantwortlichkeit, der Schuld des Einzelnen um? Wie geht man damit um, wenn Eltern in gewisser Weise zu Tätern gehörten? Wie soll man ihr Verhalten bewerten? Welche Folgen hat das eigentlich für die Nachkommen der Täter?

Daneben geht es auch um eine etwas komplizierte Vater- Sohn Beziehung und das Singen, das beide miteinander verbindet. Beide verfügen über Gesangstalent und singen im Chor. Klang für mich erst mal furchtbar spröde, war es aber – überraschenderweise - überhaupt nicht. Ganz warmherzig und berührend wird vom Singen, auch von Fallstricken während des Stimmbruchs oder auch einer möglichen einschlägigen Berufswahl erzählt.

Der auch zeitgeschichtlich sehr interessante Roman (Organisation der Bahn unter Hitler, Kriegsgeschehen, politische Zeit der 68er) wird in verschiedenen Zeitebenen und mit Rückblicken erzählt. Die Lektüre nahm mich so komplett gefangen, dass ich bei jedem Zeitensprung und neuem Kapitel immer kurz Orientierung brauchte, da ich so versunken war. Absolut fesselnd, intensiv, berührend und auch witzig wird erzählt. Hier wurden zudem verschiedene Dilemmata deutlich gemacht, was mich sehr aufrührte und zum Innehalten und Nachdenken anregte.

Die titelgebende Wand findet sich im Roman übrigens immer mal wieder, mal ganz konkret und mal als Metapher.

Fazit: Ein berührender, einfühlsamer und kluger Roman über eine Vater- Sohn Beziehung sowie über einen Teil der deutschen Nazi- Vergangenheit, der – öffentlich insgesamt kaum beachtete - Auswirkungen auch auf folgende Generationen hat.

Veröffentlicht am 05.05.2020

Sehr berührend, ergreifend und nachhallend

Goodbye, Bukarest
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Eine Frau begibt sich auf Spurensuche. Sie sucht Bruno, den Bruder ihrer Mutter, letztendlich auch, um ihrer Mutter etwas nahe zu sein, die verstarb und zu der sie lange keinen rechten Kontakt mehr hatte. ...

Eine Frau begibt sich auf Spurensuche. Sie sucht Bruno, den Bruder ihrer Mutter, letztendlich auch, um ihrer Mutter etwas nahe zu sein, die verstarb und zu der sie lange keinen rechten Kontakt mehr hatte. Zudem möchte sie Familiengeheimnisse lüften. Es hieß, Bruno sei tot, erst nach dem Tod der Mutter erzählte ihr der Pfarrer, dass dem nicht so sei und warum Bruno mit seiner Familie brach und sich nach dem Krieg nie wieder meldete.
Während des 2.Weltkrieg war Bruno Pilot und geriet in russische Kriegsgefangenschaft. Danach zog er nach Rumänien. Könnte er dort vielleicht sogar noch leben?

Die Frau trifft nun einige Bruno nahe stehende Menschen, die ihr erzählen, wie sie mit Bruno verbunden waren und wie es ihm ergangen ist. Die Zeiten waren schwierig, es ging ums Überleben: stalinistischer Terror, Krieg und russische Kriegsgefangenschaft, Rumänien unter der Diktatur Ceaușescus sowie eine Flucht nach Deutschland, ich erhielt hier sehr anschauliche und bewegende Einblicke. Und immer wieder spielen Freundschaften und Liebe (auch zwischen Männern), Einsamkeit, Hoffnungen und Enttäuschungen, Kunst und Literatur eine große Rolle.

Seeberger erzählt in einer sehr schönen poetischen Sprache, ganz wunderbar in einem leisen, aber eindringlichen Ton. Ich wurde sehr berührt und einige Situationen werde ich wohl nie wieder vergessen. Den Roman las ich in kleinen Happen, um ihn einerseits zu genießen, aber andererseits auch, um ihn angemessen zu verdauen. Manche Geschehnisse gingen sehr an die Nieren, so dachte ich besonders in den rumänischen Zeiten, nun könne es nicht schrecklicher werden, doch es wurde schrecklicher... Traurig und ergreifend, aber auch schön, versöhnlich, fein und voller Zärtlichkeit erzählt, liest sich der Roman nicht zuletzt auch wirklich spannend.

Der Roman ist autobiographisch gefärbt, da es hier ganz konkret um den Onkel der Autorin geht.

Fazit: Ein sehr gut erzählter, wahnsinnig berührender und auch kluger Roman über das Leben in Diktaturen, über Kunst, Freundschaft, Liebe und Familie. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 28.04.2020

Was braucht mein Kind? Wie gestalte ich die Beziehung?

Das Buch, von dem du dir wünschst, deine Eltern hätten es gelesen
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Im Fokus dieses Erziehungsratgebers steht die Beziehung zum Kind und dabei insbesondere der Umgang mit dessen Gefühlen. Die Autorin, eine Psychotherapeutin, sagt, dies sei das Wesentliche innerhalb der ...

Im Fokus dieses Erziehungsratgebers steht die Beziehung zum Kind und dabei insbesondere der Umgang mit dessen Gefühlen. Die Autorin, eine Psychotherapeutin, sagt, dies sei das Wesentliche innerhalb der Elternschaft und Erziehung.

Die Beziehung zum Kind wird durch die Erwachsenen geprägt und gesteuert. Es braucht eine Auseinandersetzung mit der eigenen Vergangenheit, denn wenn z.B. unser Kind in uns übermäßig aufgeladene, sehr starke Gefühle auslöst, haben diese zumeist ihren eigentlichen Ursprung in unserer eigenen Kindheit, dessen wir bewusst sein sollten. Darüber hinaus sind wir ein starkes Vorbild für das Kind und können z.B. auch die Art unseres inneren Dialogs, insbesondere unseren „inneren Kritiker“ an diese (unbewusst) weiter geben. Je besser wir uns also selbst kennen, desto bewusster und empathischer kann die Beziehung zum Kind sein.
Insofern schaut sich die Autorin auch Paarbeziehungen genauer an, auch im Trennungsfall und erläutert, wie man „richtig“ streitet. Sie nimmt Einstellungen und Erwartungen bezüglich Elternschaft unter die Lupe, guckt auf Schwangerschaft und Geburt. Sie erklärt die erste Bindung sowie (spätere) Bindungstypen. Zugleich weist sie auf die natürliche elterliche Ambiguität oder auch die elterliche Einsamkeit hin, und wie wichtig es ist, diese auszusprechen, um sie letztlich zu entschärfen.
Sie spricht wertfrei relativ tabuisierte Themen an, z.B. Langeweile in der Baby- oder Kleinkinderphase und zeigt Lösungswege auf, wie man die Perspektive ändern oder auch, was man ganz konkret tun kann.

Wie man die Beziehung zum Kind verbessert bzw. gestaltet, zeigt sie an ganz konkreten Beispielen. Hier geht es vorrangig um den Umgang mit Gefühlen. Diese solle man stets wahrnehmen, annehmen und für das (Klein-)Kind einordnen. Immer wieder, immer wieder, bis es sich Jahre später selbst (besser) regulieren kann. Anstatt, wie es im Alltag oft vor kommt, über diese hinweg zu gehen, zu ignorieren, abzulenken oder überzureagieren. Sie zeigt zudem auf, warum uns das manchmal schwer fällt und was uns dabei im Wege steht.
Sie verdeutlicht, warum sich Kleinkinder oft „schwierig“ und nervig“ verhalten und wie wir als Erwachsene damit am besten umgehen können. Hierzu geht sie ganz konkret auf den Umgang mit Wutanfällen ein, das Grenzen setzen bei Kleinkindern und Teenagern sowie auf den Umgang mit Lügen (seitens der Eltern und Teenager).

Die Autorin hat eine sehr fehlerfreundliche Haltung und betont, dass etwaige „Brüche“ durch elterliches Verhalten „repariert“ werden können. Indem man sich z.B. beim Kind entschuldigt und natürlich vor allem, indem man ernsthaft daran arbeitet, das eigene Verhalten zu verändern.
Ihr Ansatz ist bedürfnisorientiert und sie präferiert den kooperativen Stil. Ihr geht es um eine gelingende Beziehung, in der die Kommunikationswege auch in der Pubertät offenstehen, statt um Dominanz und die Herausbildung von Gewinnern und Verlierern.

Die Autorin veranschaulicht ihre Thesen durch alltagsnahe Fallbeispiele und unterfüttert sie mit Studienergebnissen. Es gibt mehrere Übungen, oft Visualisierungsübungen, die der Selbsterkenntnis dienen. Manche fand ich recht anspruchsvoll. Ihre Darlegungen sind insgesamt sehr verständlich und überzeugend. Hin und wieder hätte ich mir nur gern noch etwas mehr Ausführlichkeit gewünscht. Sehr positiv empfand ich ihre Praxisorientierung, so dass man sich viel mitnehmen kann.

Fazit: Ein überzeugender Erziehungsratgeber, der zeigt, was Kinder brauchen und wie Beziehungen zu ihnen gelingen. Für mich ist dieses Buch sehr wertvoll, obwohl ich auch hier, wie bei allen Erziehungsratgebern es nicht dogmatisch lese. Ich wurde sensibilisiert, noch aufmerksamer und empathischer auf meine Kinder einzugehen. Zudem erhielt ich konkrete Praxistipps und wurde zu Perspektivwechseln angeregt. Insgesamt fühle ich mich sehr bestärkt, ermutigt und vor allem auch besser gerüstet sowohl für die Kleinkind- als auch Pubertätsphase. Mehr kann ich wirklich nicht erwarten..:)

Empfehlenswert für Eltern mit Kindern jeglichen Alters.

Veröffentlicht am 04.04.2020

Sehr unterhaltsam und historisch interessant

Biaoren - Die Klingen der Wächter - Band 2
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Daoma geleitet Zhishilang, der den Kaiser stürzen möchte, zur Hauptstadt Changàn. Auf dem Weg kreuzen sie den Weg des schönen Kämpfers Shu, der in seiner Kutsche von Dämonenanbetern angegriffen wird und ...

Daoma geleitet Zhishilang, der den Kaiser stürzen möchte, zur Hauptstadt Changàn. Auf dem Weg kreuzen sie den Weg des schönen Kämpfers Shu, der in seiner Kutsche von Dämonenanbetern angegriffen wird und eigentlich eine entflohene (Lust-) Sklavin zurück bringen soll.
Gleichzeitig werden die unabhängigen Klans vom Kaiserhof geködert, dass sie sich dem Kaiserreich anschließen sollen. Nur Mo ist dagegen und möchte die Unabhängigkeit, auch aufgrund der schmerzlichen Vergangenheit der Klans, wahren. Doch für die anderen ist das Angebot zu verlockend...

Neben Daoma, über den ein wenig Hintergrundwissen preisgegeben wird, treten gleich mehrere interessante und auch skurrile Figuren auf. Gut gefiel mir insbesondere die Figur Mo, aufgrund seiner Weisheit, seines Rückgrat und seiner Tapferkeit.

Das Comic liest sich wieder sehr actionreich, sehr unterhaltsam und wahnsinnig spannend, ich konnte es kaum aus der Hand legen. Allerdings war ich etwas frustriert darüber, dass der Band mit einem bösen Cliffhanger endet.

Wieder erhält man sehr interessante Einblicke in die Geschichte des alten Chinas. Man lernt die politischen Gegebenheiten sowie auch alte Sitten und Gebräuche kennen. Hin und wieder stößt man auf philosophische Gedanken. Im Fokus stehen zudem Entscheidungsfragen, also wie entscheide ich mich, handle ich moralisch oder auf den eigenen Vorteil bedacht? Das gefiel mir sehr gut.

Fazit: Ein gelungener, spannender und anregender zweiter Teil mit interessanten Figuren.