Das schwedische Trauma
Zum Inhalt:
Axel Sköld arbeitet als freier Mitarbeiter beim schwedischen Radio und erstellt Podcasts. Momentan wähnt er sich auf einer spannenden Fährte, welche die Entdeckung der Panama Papers in den ...
Zum Inhalt:
Axel Sköld arbeitet als freier Mitarbeiter beim schwedischen Radio und erstellt Podcasts. Momentan wähnt er sich auf einer spannenden Fährte, welche die Entdeckung der Panama Papers in den schwedischen Schatten stellen könnte: Die Aufklärung von drei verdächtigen Todesfällen, die das Land erschütterten, - unter ihnen der Mord an Olof Palme. Dass er mit seinen Vermutungen in ein Wespennest stößt, welches ihn nicht nur den Job kostet, sondern ihn und sein Umfeld in höchste Gefahr bringt, wird Axel erst richtig bewusst, als er eine Waffe auf sich gerichtet sieht. Denn er legt sich nicht mit irgendwem an, - sein Gegner ist eine ganze Gruppe, die seit 200 Jahren die Geschicke Schwedens abseits der Regierungen lenkt. Und diese mächtigen Männer denken nicht daran, sich in die Suppe spucken zu lassen.
Mein Eindruck:
Vor allen Dingen der Mord an Olof Palme – bis heute nicht aufgeklärt – ist ein Trauma in der jüngeren, schwedischen Geschichte. Die Möglichkeit, dass ein Geheimbund seine Finger im Spiel dabei hatte, ist eine von vielen Überlegungen. Anton Berg nutzt seine Kenntnisse der schwedischen Medienlandschaft (er arbeitet wie sein Protagonist als Podcast-Produzent für das staatliche Radio), diese Verschwörungstheorie glaubhaft an die Leserschaft zu bringen. Amüsant dabei ist eine gewisse Medienschelte, die ihn möglicherweise als Nestbeschmutzer auf die Füße fallen könnte.
Besonders gut gefallen in diesem Roman Bergs lebensechte Figuren, wobei er gendertechnisch sehr ausgefallen agiert: Die Frauen sind eher hart und kompromisslos, die Männer zeigen Gefühle und Idealismus bis zur Selbstaufgabe (wenn man einmal von den Strippenziehern absieht). Außerdem ist es überaus erfreulich, dass es zwar Morde und sehr gefährliche Szenen gibt, sie aber nicht in Blutdurst und Gemetzel als Selbstzweck verfallen. Der Stil Bergs ist genial: Die Bröckchen, die er Axel und damit den Lesern in Zeitlupe hinwirft, halten den Spannungsbogen gespannt und führt zu einem Suchtverhalten, welches das Umblättern der Seiten in schneller Folge bewirkt. Zumeist ist Axel die Person, an die sich die Lesersicht ankert, - es gibt jedoch auch Episoden, die sich mit anderen Charakteren befassen und Einblicke in die Gedankengänge von Tätern und Opfern bieten.
Das Ende schreit nach einer Fortsetzung, ob es diese geben wird und kann, steht jedoch am skandinavischen Firmament. Zu viele „echte“ Vorgänge werden angesprochen, die nun einmal entweder nicht erklärbar sind oder Zivilklagen nach sich ziehen könnten. Und so wird wahrscheinlich das Leserherz bluten müssen.
Mein Fazit:
Bei aller Qual zum Schluss ein perfekter Krimi