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Veröffentlicht am 07.08.2020

Einaldung zum Sterben

Jedermannfluch
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Martin Merana verfolge ich bereits seit seinem vierten Fall. Ja, Band 1 -3 habe ich versäumt, aber man kann bei dieser Reihe problemlos auch mittendrin einsteigen und das sage ich nicht oft.
Manfred Baumanns ...

Martin Merana verfolge ich bereits seit seinem vierten Fall. Ja, Band 1 -3 habe ich versäumt, aber man kann bei dieser Reihe problemlos auch mittendrin einsteigen und das sage ich nicht oft.
Manfred Baumanns Krimis besitzen sehr viel Lokalkolorit. Oftmals geht es um Kunst, Theater oder Musik und alle Bände spielen in der Mozartstadt Salzburg oder Umgebung. Besonders in diesem achten Fall fand ich die teilweise sehr detaillierten Beschreibungen der Umgebung, der engen Gassen oder auch der kulinarischen Köstlichkeiten etwas zu dominant. Der Kriminalfall kam in meinen Augen diesmal zu kurz.

Dies ist Manfred Baumanns zweiter Krimi, der sich um die Aufführung des Jedermanns dreht. 2020 feiert das Stück von Hugo-von-Hoffmannsthal sein 100-jähriges Jubiläum - etwas schaumgebremst durch Corona. Da passt "Jedermannsfluch" perfekt dazu - ganz Baumann-like natürlich mit einem Mord an einer Darstellerin der Tischgesellschaft. Die noch weithin unbekannte Schwester der gefeierten Buhlschaft, Isolde Laudess, wird unter seltsamen Umständen beim Aufgang zum Nonnberklsoter tot aufgefunden. Sie wurde mit einer Gartenfigur erschlagen. Merana und Braunberger beginnen im Umfeld der Schauspieler zu ermitteln. Es scheint, als wäre die Tote nicht sonderlich beliebt und auch untalentiert gewesen. Doch wer hat ein Motiv Isolde zu töten? Jemand aus der Theater Laiengruppe, die mit "Jederfrau" in der Region auftreten? Oder jemand aus den eigenen Reihen? Oder hängt ihr Mord mit dem Unfalltod und einem illegalen Straßenrennen ihres Freundes zusammen?
Doch dann gibt es einen weiteren Toten und er ist ebenfalls Mitglied der Tischgesellschaft....

Merana ermittelt in verschiedenen Richtungen und hat wie immer den richtigen Riecher. Doch bis er herausfindet, wer dahintersteckt, darf auch der Leser fleißig mitraten. Die Ermittlungen sind im Buch auf vier Tage komprimiert.
Neben den bereits erwähnten sehr detaillierten Beschreibungen der Festspielstadt, rund um die Aufführung des Jedermanns, kam mir der Fall selbst zu kurz. Auch das Privatleben von Martin Merana spielt in diesem Band der Reihe keine Rolle, was ich ein bisschen schade fand, auch wenn ich es sonst nicht mag, wenn das Privatleben überhand nimmt. Ebenso fehlte mir Kollegin Carola Salmann bei den Ermittlungen. Der Fokus liegt diesmal einzig bei der Stadt Salzburg und ihrer eindruckvollen Kulisse - dadurch fehlt es aber leider an Spannung.
Manfred Baumanns Reihe um Martin Merana ist für mich ein Auf und Ab. Manche Krimis der Reihe sind spannend und voller Lokalkolorit, anderen fehlt es hingegen manchmal etwas am Nervenkitzel.

Fazit:
Mit Band acht rund um Kommissar Martin Merana hat es der Autor diesmal etwas zu gut gemeint mit seiner Liebe zur Festspielstadt. Sie spielt eindeutig die Hauptrolle, wobei der Kriminalfall selbst zu kurz kommt. Mir war es zu viel Kulisse und zu wenig Spannung.

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Veröffentlicht am 19.07.2020

Versprach so viel, doch das Potential wurd enicht ausgenutzt

Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
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Ach, was hat sich der Klappentext doch toll angehört! Sechs junge Leute und ein Hund fahren gemeinsam mit einem Boot in den längsten Kanaltunnel Englands und als sie nach zwei Stunden wieder herauskommen ...

Ach, was hat sich der Klappentext doch toll angehört! Sechs junge Leute und ein Hund fahren gemeinsam mit einem Boot in den längsten Kanaltunnel Englands und als sie nach zwei Stunden wieder herauskommen sind fünf davon verschwunden. Nur Matthew, der Tunnelführer, liegt bewusstlos im Boot, daneben der Hund.

Gleich vorweg...ich hatte mir hier wesentlich mehr versprochen! Nach dem Beginn der Lektüre gewinnt die Spannung leider kaum an Fahrt und mir ist es tatsächlich zweimal passiert, dass mir die Augen beim Lesen zufielen! Spricht nicht wirklich für das Buch! So schlecht ist es allerdings nicht...ich war wohl auch etwas übermüdet. Natürlich wollte ich wissen, was hier passiert ist und habe neugierig weitergelesen.
Der Aufbau ist eigentlich gelungen, allerdings hatte ich sehr schnell eine Vermutung, die auch eintraf. Wie das Ganze aber tatsächlich passieren konnte und von statten ging, war mir trotzdem noch immer ein Rätsel.

Den Standedge-Tunnel gibt es wirklich. Er ist der längste Kanaltunnel Großbritanniens und hat eine Länge von 5189 Meter. Er kann nur von einer Seite aus mit einem Narrow Boot befahren werden und ist doch ein perfektes Setting für einen nervenzerreibenden Thriller. Doch es wurde weder richtig spannend, noch gruselig. Allerdings konnten die letzten 80-100 Seiten das Buch noch etwas retten, denn hier nimmt die Geschichte endlich tüchtig an Fahrt auf und verdient das Wort Thriller, das sich vorne am Cover befindet. Auf den englischen originalcover sehrt ihr auch die Bezeichnung "Novel" stehen, was ich passender finde. Ob es allerdings logisch erscheint, sei dahingestellt...

Die Geschichte spielt auf mehreren Zeitebenen bzw. gibt es aus der Gegenwart Rückblenden. Zum einem, als Robins Ehefrau verschwand, als auch die Zeit vor der Tour durch den Tunnel und danach. Zu Beginn des Buches begleiten wir den Schriftsteller Robin Ferringham, dessen Frau Samantha seit drei Jahren vermisst wird. Als Trauerbewältigung hat er darüber ein Buch geschrieben. Bei einer Signierstunde erhält er einen mysteriösen Anruf von einem jungen Mann, der behauptet mit Samantha gesprochen zu haben und ihn um Hilfe bittet. Er würde ihm mehr Details erzählen, wenn Robin ihn aus dem Gefängnis holen würde, wo er unschuldig einsitzt. Ihm wird vorgeworfen seine fünf Freunde ermordet zu haben, mit denen er einen Ausflug durch den Stansted Tunnel gemacht hat. Nur er ist wieder aufgetaucht, aber er kann sich an nichts mehr erinnern. Robin beginnt nachzuforschen und fällt sehr schnell im kleinen Örtchen Marsden auf. Die Einwohner kommen ihm nicht gerade freundlich entgegen und scheinen die Vorkommnisse lieber zu verschweigen. Da ist ein Fremder der herumnschnüffelt, nicht wirklich willkommen....

Die Charaktere waren nicht wirklich sympathisch und Robin eher der Anti-Held. Die Clique wird einerseits als beliebt beschrieben, aber auf der anderen Seite dringen immer wieder brutale Geschichten durch, die sie als grausam bezeichneten. Für mich eher ein Widerspruch.... Zusätzlich bleiben die Nebencharakter doch etwas blass. Hier hätte der Autor sehr viel mehr ausschöpfen können.
Das Verschwinden der Freunde und dessen Auflösung war mir fast etwas zu unspektakulär bzw. zu kurz behandelt. Es gibt allerdings eine sehr intensive Szene, die mich richtig fesseln konnte und mich mitgenommen hat. Sehr gerne hätte ich mehr davon gehabt. Obwohl das Ende spannend war, gab es einige Logiklücken und es blieben auch ein paar Fragen offen. Richtig überzeugen konnte mich "Der Tunnel" leider nicht.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Chris McGeorge hat einige überraschende Wendungen und neue Erkenntnisse eingebaut, die der Geschichte wieder einen kleinen Push gibt. Auf der anderen Seite blieben für mich einige wenige Punkte offen und werden nicht erklärt.
Die Kapitel sind sehr kurz gehalten, was ein schnelles lesen ermöglicht.


Fazit:
Der Klappentext verspricht meiner Meinung nach eine etwas andere Geschichte. Daran will ich mich auch nicht wirklich stören, aber der Plot hätte wirklich größeres Potential gehabt. Die Spannung kommt leider viel zu spät, manches ist etwas unlogisch und das Ende zu konstruiert. Lässt sich zwar schnell lesen, aber die großartige Idee wurde damit leider zum verschenkten Potential. Von mir gibt es gerade noch 3 Sterne für diesen "Thriller".

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Veröffentlicht am 21.06.2020

Trotz Bücherbus und Bücherliebe konnte es mich nicht überzeugen

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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Was für eine nette Idee, die sich Jenny Colgan für ihr neuerstes Buch ausgesucht hat. Eine buchverrückte Hauptprotagonistin und ein Bücherbus, der Nachschub in die entferntesten Winkel Schottlands bringt. ...

Was für eine nette Idee, die sich Jenny Colgan für ihr neuerstes Buch ausgesucht hat. Eine buchverrückte Hauptprotagonistin und ein Bücherbus, der Nachschub in die entferntesten Winkel Schottlands bringt. Jeder, der wie ich Bücher liebt, kommt daran kaum vorbei. Erwartet habe ich eine buchige Wohlfühlgeschichte, die ich einerseits auch bekommen habe. Jedoch gibt es für mich doch so einige Kritikpunkte.
Doch worum gehts?
Die schüchterne Nina hat ihren geliebten Job in der Bibliothek in Birmingham verloren. Nun steht sie vor der schweren Entscheidung, wie ihr weiteres Leben aussehen soll. Auf jeden Fall sollen Bücher darin vorkommen und eine kleine Idee schwirrt ihr bereits im Kopf herum: ein fahrender Bücherbus, der auch Nichtleser von Büchern überzeugen soll. Allerdings steht das einzige in Frage kommende Gefährt in Kirrinfief in Schottland. Und so beweist Nina Mut und macht sich auf nach Schottland...

Die Idee mit der fahrenden Buchhandlung fand ich gelungen. Ninas Idee ihre Liebe zu Büchern auch anderen Menschen vermitteln zu wollen, ist genial. Jenny Colgan bringt die Liebe ihrer Protagonistin zu den Büchern sehr lebendig und mit viel Gefühl zum Ausdruck. Auch die landschaftlichen Beschreibungen sind bildgewaltig, wie auch die der schottischen Männer. Gefallen hat mir auch die Idee mit dem Bücherbaum oder die Beschreibung des Mittsommerfestes.
Die erste Hälfte hat so in etwa meine Erwartungen erfüllt, doch dann kam die zweite Hälfte...und hier hat mich die Geschichte im Stich gelassen. Nicht mehr Bücher stehen im Vordergrund, sondern Ninas Selbstfindung und die Liebe. Ersteres fand ich gut dargestellt, zweiteres nicht. Das dramatische Liebeschaos wirkte für mich unglaubwürdig. Nina wechselt von der einen Schwärmerei zur nächsten, ohne dass man als Leser das Knistern oder die plötzlich aufkommende Liebe einem Mann gegenüber, der nur mürrisch ist und kaum mit ihr redet, nachempfinden könnte. Es kamen keinerlei Gefühle bei mir an. Auch die Gedanken von Surindras, Ninas Freundin, die sich immer nur um die muskulösen, bärtigen Schotten und Sex drehte, nervte mich mit der Zeit.

Die Charaktere sind mir ebenfalls etwas fern geblieben. Den Figuren fehlt es, meiner Meinung nach, an Tiefe. Zu Beginn habe ich mich gefragt, ob Stadtmenschen wirklich so eine naive Vorstellung vom Landleben haben? Vorallem zu Beginn musste ich oftmals den Kopf schütteln. Doch gut - es ist nur eine Geschichte und Nina ist ein etwas anderer Charakter ;) Gefallen hat mir allerdings ihre Suche nach Identität und Glück. Als Mensch entwickelt sich Nina bis zum Ende der Geschichte enorm weiter, auch wenn ich sie nicht wirklich verstehen konnte.
Zusätzlich plätschert die Geschichte so vor sich hin. Mir fehlte es an Ereignissen, Höhen und Tiefen. Die Liebesgeschichte hinterließ ebenfalls keinen wirklichen Eindruck.
Die erste Hälfte fand ich noch ganz gut, aber ab der Hälfte ging mir nicht nur Nina ziemlich auf die Nerven, sondern auch das unglaubwürdige Liebeschaos samt Ex.
Bisher kann ich von der Autorin eigentlich nur den ersten Band der kleinen Bäckerei am Strandweg empfehlen, den ich sehr mochte. Die nachfolgenden Bände waren schon nicht mehr meins und die zweite Reihe um die Sommerküche habe ich gleich gelassen. Mit dem Thema Bücher bei ihrer neuen Reihe wollte ich der Autorin eine weitere Chance geben, doch das wird wohl eher nichts mehr...


Fazit:
Ein leichtes und süßes Buch, das mir allerdings kaum in Erinnerung bleiben wird. Der "Wohlfühlroman" war mir zu oberflächlich, die Charaktere zu blass und gewöhnungsbedürftig. Band 2 werde ich mir schenken und lieber zu einem anderen Buch greifen...

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Leichte historische Kost, die mich nicht ganz überzeugen konnte

Der Offizier der Kaiserin
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Ich habe mich sehr gefreut wieder einen Roman einer für mich neuen österreichischen Autorin lesen zu dürfen. Schon zu Beginn glaubt man einen dieser alten Filme aus den Fünfziger Jahren mit Hans Moser, ...

Ich habe mich sehr gefreut wieder einen Roman einer für mich neuen österreichischen Autorin lesen zu dürfen. Schon zu Beginn glaubt man einen dieser alten Filme aus den Fünfziger Jahren mit Hans Moser, Paula Wessely oder Magda Schneider in Buchform zu lesen, auch wenn die Zeit eine ganz andere ist, nämlich 1898. Der Altwiener Dialekt, die Kaisertreue und die Standesunterschiede sind sehr authentisch wiedergegeben.
Der Schauplatz ist Schloss Hof in Niederösterreich, das Größte der sechs Marchfeldschlösser. Vor Jahren war die Sommerresidenz der Habsburger oft besucht und ein Schmuckstück, doch mittlerweile hausen die Ratten im Gebäude. Der Glanz der k.u.k. Zeit beginnt allerdings nicht nur im Schloss zu bröckeln, denn der Kaiser ist alt, Kronprinz Rudolf hat Selbstmord begangen, Kaiserin Sisi wird noch im selben Jahr ermordet und Thronfolger Franz Ferdinand ist nicht sonderlich beliebt bei den Bürgern.
Nun steht das 50. Jubiläum des Kaiser an und man überlegt, ob die ehemalige Sommerresidenz weiter benutzt werden soll. Im umliegenden Dorf Groißenbrunn herrscht Aufruhr, denn endlich scheint wieder etwas Leben in die Region zu kommen und wieder Geld zu fließen. Eine Dragonereinheit ist die Vorhut, auch Kaiserin Sisi soll demnächst auf einen Kurzbesuch vorbeikommen.
Irmi, die Tochter eine Näherin und eines Kommunisten, wird ins Schloss geholt um zu putzen und die Ratten zu vernichten und zu entsorgen. Ihre beste Freundin Rosi ist die Tochter eines Wirtsehepaares, die das einzige Gasthaus im Ort führen. Während Rosi mit beiden Beinen auf dem Boden steht, träumt Irmi von den schmucken Dragonern in ihren Uniformen und himmelt Kaiserin Sisi an. Als ihr dessen Hauptmann, Tomas Andic, schöne Augen macht, ist sie ihre Jungfräulichkeit schneller los, als sie bis drei zählen kann. Der Schock ist groß, als am nächsten Morgen der Geliebte mit einer Kugel im Körper im anliegenden Wald liegt.
Daraufhin kommt Polizeiagent Johann Pospischil und sein Assistent Frisch von Wien nach Großenbrunn, um den Mord aufzuklären....

Die Autorin hat einen sehr leichten Schreibstil und erzählt mit viel Lokalkolorit. Allerdings hat sie mir etwas zu viel künstlerische Freiheit in ihre historischen Begebenheiten eingebaut.
Die Auflösung des Kriminalfalles erfolgt durch Fingerabdruckvergleiche. Diese Methode, die Daktyloskopie, gab es 1898 noch nicht und wurde erstmals 1902 eingeführt, war noch in den Kinderschuhehn und wurde 1911 patentiert.
Zusätzlich irrt eine Frau mit Kopftuch im Präsidium herum, die angeblich die Beweisstücke aus der Aservatenkammer stiehlt. Wie kommt diese in die Aservatenkammer? Und wer war sie? Das konnte mir auch die Autorin auf meine Frage hin nicht erklären. Es hieß nur: Das bleibt ein Geheimnis (O-Ton Christine Neumeyer bei der Leserunde und meiner Nachfrage) Wow! Sehr aufschlussreich! Gingen alle Krimis und Thriller so zu Ende würde ich keinen mehr lesen! Eine logische Erklärung ist wohl das Mindeste!
Bei der elektrischen Klingel drücke ich hingegen ein Auge zu, die bei der Autorin hinter einem Löwenkopf versteckt ist, denn es gab schon "elektrische" Klingeln...als Glockenzug oder ähnlichem. Privathaushalte nutzen Strom allerdings erst ab 1920 und dann auch nur die Menschen, die sich das leisten konnten. Für mich ein weiterer Teil schlechter Recherche. Insgesamt gesehen sind das nicht nur einer, sondern mehrere Faux-pas!

Aber es gibt auch Positives zu vermerken. Atmosphäre, Lokalkolorit und Charaktere sind gelungen und führen den Leser direkt in die alte k.u.k. Monarchie der damaligen Zeit. Man wandert durch Wien und erlebt die langsame Unzufriedenheit der Bevölkerung mit. Manche müssen sogenannte Bettgänger aufnehmen, um die Miete und ihr Essen bezahlen zu können. Die Standesunterschiede sind sehr authentisch wiedergegeben.
Deswegen vergebe ich noch 3 Sterne, denn atmosphärisch fand ich dieseZeit sehr gut dargestellt.

Am Ende gibt es noch ein Glossar des Wiener und Alt-Wiener Dialektes, sowie ein Aufzeichnung der historisch belegten Figuren.

Fazit:
Für Leserinnen, die eher leichte Kost mögen und sich nicht daran stören, dass Geschichte nicht immer historisch korrekt wiedergegeben wird. Sonst sehr atmosphärisch und mit viel Lokalkolorit.

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Veröffentlicht am 09.05.2020

Lässt mich zwiegespalten zurück

Echo der Kirschblüten
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Der 19jährige Amanaki träumt davon sein Zuhause in Tahiti zu verlassen, Er möchte mit seinem Katamaran die Welt entdecken und sich seinen Traum erfüllen.
Der Roman beginnt mit seinem Aufbrauch. Es ist ...

Der 19jährige Amanaki träumt davon sein Zuhause in Tahiti zu verlassen, Er möchte mit seinem Katamaran die Welt entdecken und sich seinen Traum erfüllen.
Der Roman beginnt mit seinem Aufbrauch. Es ist mitten in der Nacht und Amanaki verlässt sein Zuhause ohne seinen Eltern und seiner Schwester Bescheid zu sagen. Nach dem Verlassen des Hafens entdeckt er einen kleinen blauen Saphirlori auf seinem Katamaran. Der Vogel ist verletzt und kann nicht mehr fliegen. Amanaki nennt ihn Ari. Er wird zu seinem wichtigsten Begleiter auf seiner Reise über den Ozean. Sein Weg führt ihn von Tahiti zu den Cook-Inseln und nach Neuseeland, wo er längere Zeit bleibt. Während das Segel seines Katamaran repariert wird, lernt er Ruby kennen. Sie ist fast zehn Jahre älter als Amanaki und eigentlich eine sehr fröhliche und offene junge Frau. Doch ein schwerer Schicksalschlag hat sie komplett aus der Bahn geworfen. Sie nimmt Amanakis Vorschlag an gemeinsam weiter zu reisen und ihm ihre Heimat zu zeigen. Ihr großer Traum ist die Kirschblüte in Japan zu sehen. Doch zuerst begeben sich die beiden auf einen Roadtrip durch die Nordinsel Neuseelands bevor es übers Meer nach Japan geht...

Die Geschichte wird im Präsens und aus drei Sichtweisen aus der Ich-Persepktive erzählt und zwar aus der von Amanaki, Ruby und Isamu. Letzterer ist ein Yakuza, ein Mitglied einer japanischen kriminellen Organisation ähnlich der Madfia, die Schutzgelder erpressen. Er soll wohl das Gegenteil von Amanaki darstellen, der ein gutgläubiger Mensch ist und bei jeder Person, die er trifft eine bleibende Erinnerung hinterlässt. Für mich war allerdings der Strang um Isamu unnötig und die Szene, als die beiden schlussendlich aufeinandertreffen, viel zu kurz und nichtsagend. Viel bewegender fand ich Amanakis Reaktion auf eine Aktion, die Isamu einem anderen Menschen zugefügt hatte.
Der junge Mann ist ein fröhlicher und offener Mensch. Er macht sich Gedanken über den Sinn des Lebens und philosophiert auch die ganzen 239 darüber. Das ist oftmals sehr einnehmend und die tiefsinnigen Aussagen machen das Lesen zu einem wunderbaren Erlebnis. Trotzdem konnte ich dem erst neunzehnjährigen Burschen seine Weisheit und philosophische Ader, die an Lebensweisheit erinnert, nicht abnehmen. Für mich hatten seine Gedanken und Handlungen etwas Weises, das man in seinem Alter nicht oder nur sehr begrenzt haben kann. Man erhält diese Art von Weisheit erst mit dem Alter und seinen eigenen Erfahrungen, die man gemacht hat. Deswegen konnte mich der Roman auch nicht wirklich überzeugen.

Generell kam der titelgebende Teil, nämlich die Kirschblüte in Japan, viel zu kurz. Ebenso wie Amanakis Familie, die im letzten Viertel des Romans sein Tagebuch erhalten und sich erst seine Schwester, als es ihr zwei Jahre später zufällig in die Hände fällt, auf die Suche nach Amanaki macht.

Gefallen hat mir die Freundschaft zwischen Ruby und Amanki und wie Ruby schließlich Frieden findet. Auch die Rolle des kleinen blauen Saphirlori ist ganz wunderbar in der Geschichte eingefangen. Ari erobert sicher jedes Leserherz.
Die blauen Federn des Vogels sind auch am Cover zu bewundern. Am Beginn des Romans befindet sich eine Karte des Gebietes von der Südsee bis nach Japan, für alle Leser, die genau wissen möchten, wie die Route von Amanaki ausgesehen hat.

Fazit:
Der Roman lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Auf der einen Seite lässt er sich gut lesen und hat einige wunderbare Sequenzen. Auf der anderen Seite waren es mir oftmals zu unglaubwürdige Szenen oder Verhaltensweisen des Protagonisten. Den Strang um Isamu fand ich ebenfalls zu ausschweifend.

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