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Veröffentlicht am 21.05.2020

Drei Kontinente

Der Zopf
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Smita lebt in Indien. Zwar sollte die Zugehörigkeit zu einer Kaste an Bedeutung verloren haben, doch Smita als Angehörige der Dalit, das ist die Kaste der Unberührbaren, hat keine Chance dem System zu ...

Smita lebt in Indien. Zwar sollte die Zugehörigkeit zu einer Kaste an Bedeutung verloren haben, doch Smita als Angehörige der Dalit, das ist die Kaste der Unberührbaren, hat keine Chance dem System zu entkommen. Lalita, ihre Tochter, solle es einmal besser haben. Die Sizilianerin Giulia als Tochter eines Fabrikanten muss nach einem tragischen Unglück ihr Leben neu aufstellen. Und Sara, eine Anwältin aus Montreal, muss sich der Realität ihrer Erkrankung stellen. Unterschiedlicher könnten die Frauen kaum sein. Ihre Geschichten finden ihren Zusammenhang, durch die Bedeutung, die die Haare für sie haben.

Kaum vorstellbar, dass Frauen es in ihrer Welt immer noch schwer haben. Die bewundernswerte Smita in ihrer nur schwer erträglichen Lebenssituation macht auch anderen Mut, sich aufzulehnen. Für ihre Tochter sucht sie nach einem besseren Leben. Auch Giulia zeigt großen Mut und Verantwortung für die Arbeitnehmerinnen ihres Vaters. Dessen kleine Fabrik steht vor einem Umbruch, der ihr Angst machen könnte. In Montreal glaubte Sarah, sie habe es in der Kanzlei geschafft. Partnerin auf dem Weg zur Geschäftsführerin. In einer solchen Position ist eine Erkrankung nicht vorgesehen und auch nicht erlaubt. Alles, was sie erreicht hatte, steht plötzlich auf dem Spiel.

Man wünschte sich zu wissen, was nach zum Beispiel fünf Jahren aus den Frauen geworden ist. Oder ist es besser, dass man es sich selbst ausmalen und ihnen die Erfüllung ihrer Träume andichten kann. Die drei Frauen stehen an einem Scheideweg und sie nehmen die Herausforderung des Lebens an. Schon das macht beim Lesen ein gutes Gefühl. Vielleicht schafft man nicht alles, aber man kann es versuchen. So unterschiedlich Smita, Giulia und Sarah sind, so viel Kraft haben sie, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Das Leben ist nicht immer leicht, aber wenn man es annimmt, bekommt man irgendwie etwas zurück. Der Roman wirkt wie ein lichtdurchflutetes Zimmer, an dessen offenen Fenster man einen schönen Ausblick hat.

Veröffentlicht am 20.05.2020

Regionalkrimi ade

SoKo Heidefieber
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Es fängt ganz harmlos an. Oder auch nicht so harmlos. Nach einer Lesung in Bad Bevensen wird der Autor Armin Breddeloh tot in einem Teich aufgefunden. An der Stelle seiner Augen findet die Polizei Glasaugen ...

Es fängt ganz harmlos an. Oder auch nicht so harmlos. Nach einer Lesung in Bad Bevensen wird der Autor Armin Breddeloh tot in einem Teich aufgefunden. An der Stelle seiner Augen findet die Polizei Glasaugen und damit gleicht die Situation des Auffindens einer Szene aus einem seiner Heidekrimis. Die herbeigerufenen Kriminalbeamten sind erstmal ratlos. Obschon der Autor nicht übermäßig sympathisch war, scheint doch niemand einen Grund gehabt zu haben, eine solche Tat zu begehen. Der Fall wird noch rätselhafter als in kurzer Folge ein Autor von Regionalkrimis nach dem anderen ermordet wird. Und immer wieder werden Szenen aus den Büchern nachgestellt.

Da sie mit dem ersten Fall befasst waren werden auch Kommissar Gerold Gerold und seine Kollegin Ute Fischer Mitglieder der Soko Heidefieber. Dabei lernen sie ein erstaunlich buntes Völkchen von Kriminalkommissaren und Kollegen aus den übergeordneten Behörden kennen. Diese geballte Ladung des kriminalistischen Wissens müsste doch dazu führen, dass der Täter in Null Komma Nichts gefasst wird. So einfach ist es allerdings nicht, denn unter den Koryphäen tummeln sich auch einige Koniferen. Und ein Autor nach dem anderen lernt seine eigenen Bücher auf eine sehr persönliche Art kennen. Eine Erfahrung, die sie nicht mehr teilen können.

Ganz gewiss satirisch oder ironisch ist diese Verballhornung des Genres der Regionalkrimis. Wie sehr man das mag, könnte vielleicht auch von der Sympathie abhängen, die man für die Regionalkrimis und ihre Autoren empfindet. Und auch daran, ob man dieses Hingemetzel der Krimischreiber und überhaupt die geringe Überlebensrate der handelnden Personen gutheißt. Es wirkt so ein wenig als habe der Schriftsteller deutlich machen wollen, wie man die Szene der Regionalkrimi-Schreibenden auch noch sehen kann, wobei seine Zitate aus den Romanen der Verstorbenen oder Versterbenden von plakativ niedriger Qualität sind. Was der Zweck dieses Buches sein soll bleibt ebenso ungewiss wie die Motivation des Täters. Denkt man sich einfach nicht allzu viel bei der Lektüre dieses Romans so hat man einen bissig unterhaltsamen Text in wohl absichtlich schlechter Schreibe mit manchmal kaum verständlichen Mundartbeigaben. Dass das Lesen dennoch so sehr vergnüglich ausfallen kann, ist eine sehr positive Überraschung.

Veröffentlicht am 17.05.2020

Wohnen kann tödlich sein

Die Schlange
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Die investigative Journalistin Susanne Mikula ist am Boden. Ihre Posttraumatische Belastungsstörung hat sie noch längst nicht überwunden und momentan flattert ihr nichts anderes ins Haus als Rechnungen, ...

Die investigative Journalistin Susanne Mikula ist am Boden. Ihre Posttraumatische Belastungsstörung hat sie noch längst nicht überwunden und momentan flattert ihr nichts anderes ins Haus als Rechnungen, die sie nicht bezahlen kann. Ihre beste Freundin Iris überredet sie, sich auf eine Stelle in Hamburg zu bewerben. Da kann sie auch gleich ihre liebe Tante Martha besuchen. Wie kaum anders zu erwarten, läuft das Vorstellungsgespräch fürchterlich schief. Aber es verschafft Susanne eine Chance auf eine Stelle bei dem Wohnungskonzern StageBau. Von innen heraus soll Susanne die Machenschaften der Firma aufdecken.

Ob das klappen kann, wenn eine Firma die eigenen Leichen aus dem Keller hervorholen soll? Man mag es kaum glauben. Oder glauben die Herrschaften der Geschäftsleitung, bei ihnen gibt es nichts zu entdecken? Die Branche der Wohnungsgesellschaften ist keine, in der ein freundliches und friedliches Miteinander herrscht. Gerade in Hamburg ist die Lage angespannt. Alte Häuser sollen saniert oder abgerissen werden. Und alte Mieter sollen weichen, um einer Luxussanierung Platz zu machen. Auch eine Aufteilung in Eigentumswohnungen ist ein nettes Geschäft oder Abriss und Neubau verspricht ebenso Profit wie einfach brach liegen lassen. Da unternimmt der Unternehmer schon einiges, um lästige Mieter loszuwerden. Möglicherweise sticht Susanne Mikula in ein Wespennest.

Die eindringlichen Schilderungen des Verhaltens der Miethaie können schon an die Nieren gehen. Unglaublich, was sich vermeintlich renommierte Firmen alles einfallen lassen, um ihre unbescholtenen Mieter zum Auszug zu bewegen. Es ginge ja noch an, wenn der Wohnungsmarkt so wäre, dass sich problemlos eine Ersatzwohnung finden ließe. Aber so ist es nunmal nicht. Bezahlbare Wohnungen sind rar gesät, da hilft wohl auch keine Mietpreisbremse. Manchmal wechseln die Verdächtigen bei Susanne etwas zu schnell und ihre Selbstgespräche sind ein wenig gewöhnungsbedürftig. Doch insgesamt ist sie eine starke Frau, die zwar manchmal versucht ist, aufzugehen, die aber nicht aufgibt. Ein sehr spannendes Thema wurde hier sehr ansprechend und fesselnd aufbereitet. Das Buch packt nicht nur, es ist auch informativ und manchmal augenöffnend.

Veröffentlicht am 13.05.2020

Der Schwimmer

Der gute Sohn
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Seit seiner Kindheit nimmt Yu-jin Medikamente gegen diese Anfälle. Die Nebenwirkungen machen ihn fertig. Er hat häufig unerträgliche Kopfschmerzen. Kein Wunder, dass er auf die Idee kommt, die Medizin ...

Seit seiner Kindheit nimmt Yu-jin Medikamente gegen diese Anfälle. Die Nebenwirkungen machen ihn fertig. Er hat häufig unerträgliche Kopfschmerzen. Kein Wunder, dass er auf die Idee kommt, die Medizin manchmal wegzulassen. Wenn nur seine Mutter das nicht immer merken würde und ihm schwere Vorwürfe machte. Doch er ist schließlich schon 26, da kann er doch selbst Verantwortung übernehmen. Und an diesem Abend ist er wieder mal raus geschlichen. Und das ist nicht gut ausgegangen, er war zumindest am Rande eines Anfalls und hat sich gerade noch heimgeschleppt. Nahezu bewusstlos hat er die Nacht verbracht.

Wie soll er mit der schrecklichen Entdeckung klarkommen, die er am nächsten Morgen macht. Wo er sich nicht mal an die letzte Nacht erinnert. Es ist schon beeindruckend, wie Yu-jin nach jedem Fetzen Erinnerung angelt, der in seinem Gehirn herumflattert. Er sucht nach dem, was tatsächlich passiert ist. Und er macht nicht halt. Eigentlich sucht er nicht nach einer Erklärung seiner eigenen Persönlichkeit, sondern eher nach einer Erklärung, wie es zu seiner Entdeckung kommen konnte. Dennoch erfährt er mehr über sich selbst als er jemals wissen wollte oder sollte.

Über den Inhalt des Buches sollte man nicht zu viel enthüllen. Allerdings kann es sein, dass man das, was Yu-jin herauszufinden versucht, schon zu Beginn vermutet. Man weiß allerdings nicht, ob man recht hat und das macht einen großen Teil des Reizes dieses Romanes aus. Mit welchem detektivischen Eifer Yu-jin sich auf die Spuren einer unglaublichen Tat begibt. Immer tiefer gräbt er in seiner Vergangenheit, in seiner Seele, bis er sich schließlich quasi entblättert. Man verfolgt seinen Weg und denkt, da muss noch etwas sein. Entgegen der ersten Idee kann man dann auf die wildesten Gedanken kommen, um sich selbst zu widerlegen. Und dieses Spiel, welches die Autorin schließlich mit dem Leser spielt, macht schon Spaß. Ob sie tatsächlich jedem Satz ein psychologisches Thema eingehaucht hat oder ob sie einfach nur einen spannenden Thriller geschrieben hat, muss schließlich jeder selbst entscheiden.

Veröffentlicht am 08.05.2020

Vergessenes Kind

Gone Baby Gone
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Angie Gennaro und Patrick Kenzie sind ein Paar. Gleichzeitig sind sie auch im Job ein Team. Als Privatdetektive haben sie sich einen Namen gemacht. Dennoch zögern sie, den neuen Fall anzunehmen. Die vierjährige ...

Angie Gennaro und Patrick Kenzie sind ein Paar. Gleichzeitig sind sie auch im Job ein Team. Als Privatdetektive haben sie sich einen Namen gemacht. Dennoch zögern sie, den neuen Fall anzunehmen. Die vierjährige Amanda wurde entführt und sie ist schon so lange verschwunden, dass die Hoffnung langsam schwindet. Ihre Tante Beatrice und deren Mann Lionel sehen bei den Ermittlungen der Polizei nicht, dass es vorangeht, deshalb bitten sie die Detektive inständig, sich des Falles anzunehmen. Angie und Patrick haben ein schlechtes Gefühl bei dem Fall. Nicht die Mutter hat sie beauftragt, sondern die Verwandten. Doch es geht um Amanda.

Zum Wohle des kleinen Mädchens übernehmen die Detektive die Suche. Amandas Mutter scheint nicht viel im Kopf zu haben, besonders keine Sorge um ihr kleines Kind. Hat sie die Kleine überhaupt richtig beaufsichtigt? Und viel wichtiger noch, hat sie sich im rechten Maß um ihr Kind gesorgt? Je mehr Angie und Patrick über die Mutter erfahren, desto mehr fragen sie sich, ob Amanda woanders nicht besser aufgehoben wäre. Wurde sie allerdings von schlechten Menschen entführt, muss sie möglichst schnell gefunden werden. Zum Glück finden Angie und Patrick einen guten Draht zu den Polizisten, die für den Fall zuständig sind.

Man braucht bei manchen Szenen und Entwicklungen in diesem Thriller schon gute Nerven und man muss die deutlichen Beschreibungen einiger Ereignisse ertragen können, dann hat man einen sehr guten Roman, in dem eine Lanze für die vernachlässigten Kinder gebrochen wird. Sie erhalten normalerweise sicher nicht genug Aufmerksamkeit. Es ist ein Fall, der an die Nieren geht. Da geht es dem Leser nicht anders als den Ermittlern. Man fragt sich, womit den Kindern am besten geholfen wäre und fühlt sich hilflos, weil man nicht wirklich etwas tun kann. Dabei schafft es der Autor mehrfach, falsche Fährten zu legen und mit Überraschungen aufzuwarten. Deutlich wird dabei, auch wenn ein Fall durchdrungen ist, bleibt nicht immer ein Ergebnis, dass alle zufrieden stellt. Dennoch bietet dieser Thriller eine sehr packende Story.