Die Macht der Freundschaft
Das frische und sommerliche Cover ist mir sofort ins Auge gesprungen, als ich bei Lovelybooks diesen Roman gesehen habe. Nach dem Lesen der Inhaltsangabe habe ich mich dafür beworben und hatte Glück. Ich ...
Das frische und sommerliche Cover ist mir sofort ins Auge gesprungen, als ich bei Lovelybooks diesen Roman gesehen habe. Nach dem Lesen der Inhaltsangabe habe ich mich dafür beworben und hatte Glück. Ich durfte gemeinsam mit der Autorin und anderen Leserinnen dieses Buch über drei ehemalige Freundinnen lesen, deren Freundschaft vor über zwanzig Jahren zerbrochen ist.
Judith, Katharina und Lene waren seit ihrer Kindheit ein eingeschworenes Trio. Sie verbringen sogar jedes Jahr die Sommerferien gemeinsam und zwar in Bordighera an der italienischen Küste, wo Katharinas Eltern ein Sommerhaus besitzen. Doch nach dem Abitur geht jeder der drei jungen Frauen mehr oder weniger ihren eigenen Weg, trotz des gemeinsamen Berufswunsches Schauspielerin zu werden. Zusätzlich stellt sich ein junger Mann zwischen zwei der Freundinnen. Vom einstigen unzertrennlichen Kleeblatt bleibt nichts mehr übrig.
Eines Tages erhält Judith Besuch von Helga, der ehemals besten Freundin ihrer Mutter, die kürzlich verstorben ist. Helga übergibt ihr Briefe, die ihr Judiths Mutter geschrieben hat und bedauert, dass sie am Ende den Kontakt verloren haben und sie nicht zum Begräbnis erschienen ist. Dies gibt Judith zu denken und sie beschließt den Kontakt zu Lene und Katharina wieder herzustellen. Doch so einfach gestaltet sich das nach all den Jahren der Funkstille nicht....
Die Idee hinter der Geschichte hat mir sehr gut gefallen. Wie oft denkt man sich selbst, was ist aus einer ehemliagen Schulfreundin geworden? Warum haben wir keinen Kontakt mehr und wie kam es dazu?
Judith macht Lene in der Schweiz ausfindig, doch Katharina bleibt wie vom Erdboden verschluckt. An Judith nagt noch immer die Ungewissheit, warum Katharina damals sang- und klanglos verschwunden ist und sie keinerlei Kontakt zu ihr gesucht hat. Was ist damals wirklich vorgefallen? Neidete sie Judith den beruflichen Erfolg? Sie wurde als Einzige des Kleeblatts an der Schauspielschule aufgenommen und hat eben erst einen Vertrag für eine neue Serie unterschrieben.
Das frische sommerliche Cover erweckt den Anschein eines ebenso fröhlichen Inhalts - dem ist allerdings nicht so. Trotzdem liest sich die Geschichte gut und es entwickelt sich schnell ein Lesefluss, den man sich schwer entziehen kann. In wechselnden Erzählperspektiven und mit vielen Rückblicken in die Neunziger Jahre erzählt uns Susanne Fülscher über eine Freundschaft, die zerbrochen ist.
Durch den Wechsel der Erzählpersepktiven erhält man einen guten Einblick in die verschiedenen Charaktere der drei ehemaligen Freundinnen. Führte Katharina die Clique in der Jugend an, ist sie jetzt diejenige, die zu keinem Kompromiss fähig zu sein scheint und ihr Glück nicht finden kann. Lene, die damals schüchternste und ruhigere der drei Mädchen, ist heute die Ausgeglichenere. Sie hat ihren Weg gefunden. Sie blieb mir allerdings zu blass. Judith ist noch immer voller Selbstzweifel, doch sie nimmt für mich die Rolle der Engagiertesten in der Gegenwart ein. Sie möchte die Vergangenheit nicht ruhen lassen, sondern endlich damit abschließen und auch ihre Freundinnen wiederfinden. Einzig Robert, der junge Mann, der damals einer der Gründe für das Zerwürfnis war, konnte bei mir absolut keine Sympathiepunkte erlangen. Deshalb konnte ich auch die Rivalität zwischen Judith und Katharina um diesen Mann nicht verstehen, den ich unreif und faul, angeberisch und manipulativ fand. Leider hat ihm die Autorin eine österreichische identität gegeben....
Ein Thema, das sicher schon jeder einmal, der bereits die Vierzig überschritten hat, kennt. Man fragt sich doch ab und zu: "Was ist nur aus dem oder der geworden ?" Ein ruhiger Roman, der dazu anregt über seinen Schatten zu springen .
Schreibstil:
Der Schreibstil ist angenehm und man begleitet die drei Protagonistinnen von ihrer Kindheit bis in die Gegenwart. Manche Charaktere bleiben dabei etwas zu blass, mit anderen kann man gut mitfühlen. Hier fehlte mir ab und zu etwas mehr Tiefe bei den Figuren.
Die Beschreibungen von Sonne, Sand und Meer lassen den Leser auch in Zeiten, wo Urlaub im Ausland nicht möglich ist, im Kopf an die italienische Rivera reisen. Allerdings wurde auch hier eher die touristische Seite beleuchtet und nicht die Schönheiten der Gegend.
Fazit:
Ein ruhiger Roman mit Tiefgang, der das Zwischenmenschliche anspricht. Gedanken über verlorene Freunde, die Jugendzeit und verstrichene Gelegenheiten. Hat mir gut gefallen, aber trotzdem hat mir etwas gefehlt, was ich nicht genau benennen kann.