Cover-Bild Melange ohne
Band 1 der Reihe "Maximilian Freiherr von Riedenfels"
7,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Gmeiner-Verlag
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Historische Kriminalromane
  • Ersterscheinung: 08.08.2018
  • ISBN: 9783839258095
Ursula Heinrich

Melange ohne

Roman
Der große Krieg geht zu Ende, jedoch nicht früh genug für Max, der von der Front zurückkehrt. Aber nicht nur die Donaumonarchie bröckelt, auch Max‘ Welt gerät aus den Fugen. Dr. Stefan von Brühl, ein Freund der Familie, steht plötzlich unter Mordverdacht. Das droht auch Max zum Verhängnis zu werden, hat er diesem doch durch einen leichtsinnigen Gefallen ein Alibi verschafft. Um Stefans und auch die eigene Haut zu retten, wird der Gymnasiast zum Detektiv. Doch ist Stefan tatsächlich unschuldig?

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Lesejury-Facts

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Die letzten Tage der Donaumonarchie

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Man schreibt den September 1918, die Niederlage von Österreich-Ungarn im Großen Krieg ist nicht mehr abzuwenden. Max Freiherr von Riedenfels ist nach einer Schussverletzung rekonvaleszent im Militärspital ...

Man schreibt den September 1918, die Niederlage von Österreich-Ungarn im Großen Krieg ist nicht mehr abzuwenden. Max Freiherr von Riedenfels ist nach einer Schussverletzung rekonvaleszent im Militärspital von Bozen und tauscht mit seinem Freund, dem Miltiärarzt Stefan von Brühl, den Urlaubsschein, damit der rechtzeitig zur Hochzeit seiner Schwester reisen kann. Was gut gemeint ist, ist eigentlich unerlaubtes Entfernen von der Truppe und endet häufig vor den Standgericht .
Nach einigen Schwierigkeiten gelingt es Max doch Eichgraben, einen kleinen Ort nahe Wien, zu erreichen. Doch hier wartet schon die nächste Hiobsbotschaft auf ihn: Stefan ist wegen Mordes an Edgar Maienbach, dem Bräutigam verhaftet worden.
Wegen des Tausches der Urlaubsscheine wird Max der Mitwisserschaft verdächtigt. Die Polizei hat sich auf Stefan als Täter festgelegt. Max beginnt seinen 2-monatige Genesungsurlaub für eigene Recherchen zu nutzen, um den wahren Mörder zu finden. Was ihn dazu befähigt? Nun, der 19-jährige, der kurz vor dem Schulabschluss durch die Matura eingerückt ist, ist leidenschaftliche Leser von Kriminalromanen. Daher glaubt er, Kompetenzen als Privatdetektiv zu haben.
Nebenbei muss er noch einen Brief an Eveline Kratky abgeben, deren Verlobter Dr. Wegscheid ihm in Bozen aus der Bredouille gerettet hat. Eveline, Medizinstudentin und Krankenschwester, ist acht Jahre älter und engagierte Sozialistin. Ihr zuliebe besucht er Veranstaltungen der Sozialistischen Partei, macht gemeinsam mit ihr Hausbesuche und lernt das himmelschreiende Elend der Menschen kennen.
Gleichzeitig recherchiert er weiter, stellt sich ungeschickt an, wird erwischt und festgenommen. Nichts desto trotz stellt er sich die Frage, wer vom Tod Maienbachs am meisten profitiert. Denn, so hat er herausgefunden, Edgar, Sohn einer reichen Fabrikantenfamilie, ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat zahlreiche Arbeiterinnen der Fabrik genötigt ihm zu Willen zu sein, andernfalls die Frauen entlassen würden. Eine dieser Frauen ist bei einer missglückten Abtreibung gestorben. Ist hierin das Motiv zu suchen? Will sich deren Familie rächen?
Der Prozess gegen Stefan Mitte Oktober endet wie befürchtet: Stefan wird zum Todesurteil verurteilt. Doch bis zur Vollstreckung dauert es. Max intensiviert seine Bemühungen, denn auch ihm läuft die Zeit davon: Am 1. November muss er sich wieder bei der Truppe einfinden.
Wird es Max gelingen, innerhalb von zwei Wochen den Mörder zu finden?
Meine Meinung:
Die Einordnung dieses Buches als historischer Roman ist trotz des Kriminalfalles richtig. Denn mehr als Ermittlungen, Zeugenbefragungen und Polizeiarbeit steht das historische Umfeld im Vordergrund. Der Leser erfährt von der katastrophalen Ernährungssituation der Bevölkerung Wiens, auch wenn sich Maxens adelige und vermögende Familie noch besser versorgen kann, als die schwer schuftenden Frauen in den Fabriken. Die Autorin beschreibt auf ungeschönte Weise die bittere Armut der Kriegswitwen und Waisen, die in den Außenbezirken Wiens hausen. Eveline öffnet Max hier die Augen, obwohl der an der Isonzo-Front selbst genug Elend gesehen und erlebt hat.
Sehr gut ist die politische Situation eingeflochten. Die Donaumonarchie wird nur mehr wenige Tage überleben. Eveline und Max sind hautnah dabei, als die Republik ausgerufen wird.
Daneben ist dieser Roman eine Geschichte von Freundschaft, Zivilcourage und erster Liebe.
Die Charaktere sind glaubhaft und differenziert angelegt. Die Leser können die Motive für deren Handlungen gut nachvollziehen. Selbst die Nebenfiguren wie Dienstboten, Schankwirt, Beamte, Arbeiter und/oder die Demonstranten vor dem Parlament sind authentisch darstellt.
Geschickt sind auch Maxens Erlebnisse von der Front als Flashbacks eingeflochten. Ohne es deutlich auszusprechen ist dieser Roman ein Antikriegsroman. Dem Leser wird breiter Raum zum Nach- und Weiterdenken geboten.
Der Schreibstil ist, trotz der dramatischen (Kriegs)Ereignisse angenehm zu lesen. Durch die schön formulierte Sprache erhält der Leser einen farbenprächtigen, durch feldgrau und schwarz abgeschwächt, Eindruck der letzten Tage der Donaumonarchie.
Die Autorin scheint ein weiteres Buch mit Max Freiherr von Riedenfels vorzubereiten, wie der Cliffhanger glauben macht - Allerdings dann ohne Freiherr und „nur“ mit Max Riedenfels. Auf einen solchen freue ich mich.
Fazit:
Wer eine kluge, vielschichtige Unterhaltung in elegantem Schreibstil schätzt, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.