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Veröffentlicht am 22.06.2020

Bremen am Übergang zur Moderne

Das Erbe der Altendiecks
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Die Geschichte der Familie Altendieck beginnt in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert. Zu einer Zeit, als auch die Stadt Bremen noch von der typischen Ständestruktur geprägt war. Handel hatte in der Stadt ...

Die Geschichte der Familie Altendieck beginnt in der 2. Hälfte des 18. Jahrhundert. Zu einer Zeit, als auch die Stadt Bremen noch von der typischen Ständestruktur geprägt war. Handel hatte in der Stadt in der Regel das höhere Gewicht vor dem Handwerk. Und sowohl der Stadtrat, als auch die Gilden bestimmten über Wohl und Wehe des einzelnen Handwerkers.
Da wird der Bau einer repräsentativen Uhr für den Stadtrat, mit dem damit verbundenen Amt des Ratsuhrmachers ausgelobt. Und obwohl Johann Altendieck der Zunft der Uhrmacher angehört, ist seine Familie doch eher eine der Unbedeutenderen. Trotzdem ergreift er mit der Unterstützung seiner Familie die Gunst der Stunde und bewirbt sich, obwohl die angesehene Uhrmacherfamilie Greven sowohl den Auftrag, als auch den damit verbundenen Titel bereits als ihr Eigen betrachten. So nehmen die Geschichte und ein fast 100 Jahre andauernder Zwist ihren Anfang.

Eine schöne Familiensaga über 4 Generationen von Uhrmachern im Wandel der Zeit.
Dreh- und auch Angelpunkt immer wieder sind Hora, die Uhr von Nicolaus Altendieck, die seine Enkelin Gesche so sehr bewundert und Gesche selbst, deren Lebenszeit die gesamte Handlung begleitet.
Doch zuerst geht es um Gesches Vater, Johann Altendieck, der eine Chance sieht, an Vorurteilen und Neid seiner Zeit jedoch scheitert und daran zerbricht. Er kommt nicht über die typische Ständeteilung seiner Zeit hinaus.
Dann widmet sich der Autor Gesche Altendieck, die zwar nicht Uhrmachermeister werden kann, aber sowohl die Liebe zum Handwerk, als auch den nötigen Unternehmergeist, der sich zum Ende des 18. Jahrhunderts entwickelt besitzt. Wo ihr Vater an der bestehenden Gesellschaft gescheitert ist, wächst sie mit den Herausforderungen und findet für sich einen praktikablen Weg, um sich mit den gesellschaftlichen Beschränkungen zu arrangieren und doch voran zu kommen. Die Liebe zum Uhrmacherhandwerk und das Gedenken an ihren Großvater wird ihr ganzes Leben bestimmen. Sie ist eine der typischen starken Frauencharaktere in einer Männergesellschaft mit Standes- und Geschlechterschranken.
Dann sollte eigentlich die Zeit Ihres Sohnes, Nicolaus Niehus anbrechen. Doch diesen Charakter verbindet eigentlich nichts mit der Tradition des Uhrmacherhandwerks. Er ist eher ein Schöngeist und würde viel lieber Maler sein. Aber sowohl die gesellschaftlichen Veränderungen der napoleonischen Zeit, als auch die immer noch starren Vorstellungen von Familientradition lassen dies nicht zu. Nicolaus fügt sich auf emotional tragische Weise in sein Schicksal.
Und so kommt man am Ende zu Nicolaus Sohn Ernst. Mittlerweile befindet sich der Leser in den 30er Jahren des 19. Jahrhundert. In Deutschland wachsen allerorts die nationalen Bestrebungen, denn die Hoffnungen auf Ganzstaatlichkeit hatten sich nach den napoleonischen Befreiungskriegen nicht erfüllt. Doch der industrielle Um- und Aufschwung hat in weiten Bevölkerungsteilen zu einem anderen Selbstverständnis geführt, das die Standes- und Ländergrenzen innerhalb Deutschlands zu stark einengen. Ernst geht im politischen Geschehen seiner Zeit auf und findet in Anna Greven ein typisches Gegenstück zu sich. Beide Charaktere zeigen die Ankunft im industriellen Zeitalter an und beenden zudem in der Handlung den alten Familienzwist.

Die vier ganz unterschiedlich Charakteristika der einzelnen Familienmitglieder, gerade in Bezug auf den gesellschaftlichen Kontext ihrer Zeit fand ich aussagekräftig dargestellt und für mich demnach plastisch und glaubwürdig.

Auch wenn der über 600 Seiten umfassende Roman sich in den seit einigen Jahren vorherrschenden Trend der Familiensagas im Bereich der historischen Romane einreiht, die meist zu überdurchschnittlich dicken Werten mit regelmäßig durchschnittlicher Aussagekraft führen, ist es doch einer der Beachtenswerteren. Denn der Autor schafft prägnante Charaktere und gibt historisch betrachtet ein sehr schönes Entwicklungsbild der bürgerlichen Gesellschaft im Übergang zu industriellen Gesellschaft wieder. Das hat mir, die ich eigentlich gar nicht geschichtlich die Zeit ab dem Ende des 18. Jahrhunderts interessant finde, sehr gut gefallen.


Ich kann das Buch wirklich weiter empfehlen. Man sollte den Roman gelesen haben. Zudem finde ich ihn richtig gut für den Literatur- in Verbindung mit dem Geschichtsunterricht in den höheren Klassen. Da könnte man einen schönen Projektunterricht generieren.

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Veröffentlicht am 22.06.2020

„Eine der coolsten Schulen.“, findet mein Sohn

Dragon Ninjas, Band 1: Der Drache der Berge | Drachenstarkes Kinderbuch ab 8 Jahre | Cooles Geschenk für Jungs und Mädchen
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Für Lian Flemming wird der 10. Geburtstag zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Plötzlich kann er heiße Gegenstände gefahrlos anfassen und komische Typen wollen ihn entführen. Und dann tauchen da noch ein ...

Für Lian Flemming wird der 10. Geburtstag zu einem Wendepunkt in seinem Leben. Plötzlich kann er heiße Gegenstände gefahrlos anfassen und komische Typen wollen ihn entführen. Und dann tauchen da noch ein Ninja-Mädchen und ein etwas ängstlicher Junge auf und erzählen ihm, dass er ein Drachenblut ist und somit ein ganz besonderer Dragon Ninja werden könnte. Dazu muss er mit nach Chipanea kommen, auf eine besondere Ninja-Schule. Klar, dass Lian das gefällt, wenn auch die andere Sache mit dem Drachenblut und der damit verbundenen Aufgabe, vier magische Waffen vor einem bösen Drachen in Sicherheit zu bringen nicht ganz so verlockend erscheint …

Mein Sohn steht auf Ninjas und Drachen findet er auch ganz toll. Somit kam dieses Buch bei ihm richtig gut an. Da er erst in die erste Klasse geht musste ich den größten Teil noch vorlesen. Aber immerhin, kurze Passagen bewältigte er ganz gut. Das Trio um Lian, Sui und Pepp hatte es ihm angetan, denn seiner Meinung nach ergänzten sich die drei Kinder und die Handlung wurde dadurch sehr lustig. Ab und an fand er Lians unvorsichtige Art nicht so gut. Da war er dann immer etwas skeptisch, ob die Geschichte auch gut ausgeht. Aber die Geschichte insgesamt hat ihm wirklich gut gefallen.
Und er hat einen Lieblingscharakter gekürt: Mister Nox – Lians Katze. So eine tolle Beschützerkatze hätte er auch gerne.

Absolut passend fand ich die knackige Kapiteleinteilung. Damit sind junge Leser nicht überfordert. Auch mit den ganzen japanischen Begriffen kommen Kinder besser klar, als man als Erwachsener denkt, zumal am Ende des Buches die wichtigsten Begriffe noch einmal erläutert sind. Aber zumeist findet die Erläuterung auch schon direkt im Text statt. Den comichaften Illustrationsstil von Marek Bláha finde ich persönlich passend, denn er unterstützt die Geschichte mit einem gewissen Augenzwinkern.

Dass in diesem Jahr noch zwei weitere Bände erscheinen findet mein Sohn cool.
Wir geben eine klare Empfehlung für geübtere Erstleser, die auf Ninjas und Action stehen. Ach ja, und Mädchen werden Sui toll finden.

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Veröffentlicht am 13.06.2020

Ein neuer Drachenmeister

Drachenmeister Band 5 - Das Lied des Giftdrachen
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Petra trifft als neue Drachenmeisterin auf der Burg ein und soll mit dem Giftdrachen, der hier aufgenommen worden ist zusammenarbeiten. Sie weiß wirklich viel über Drachen, doch mit dem Drachen selber ...

Petra trifft als neue Drachenmeisterin auf der Burg ein und soll mit dem Giftdrachen, der hier aufgenommen worden ist zusammenarbeiten. Sie weiß wirklich viel über Drachen, doch mit dem Drachen selber mag sie anscheinend nicht arbeiten. Als der Giftdrache dem König präsentiert werden soll, hat sie ihn nicht unter Kontrolle und dieser vergiftet ihn. Doch anstatt wirklich zu helfen will Petra eigentlich nur weglaufen.

Mit diesem Band beginnt die Autorin den Kreis der Drachenmeister auszuweiten. Dieses Mal durch Einführung eines neuen Meisters in die bestehende Gruppe. Und nicht jeder, den der Drachenstein auswählt, hält sich auch gleich dazu berufen. Die neue kleine Heldin muss sich mit ihren Ängsten und Zweifeln auseinandersetzen, um ein richtiges Mitglied der Gruppe werden zu können.

Das Thema fand mein Sohn wieder einmal spannend, da er Petra gut verstehen konnte. Somit hatte er Spaß und Spannung beim Lesen.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Was habe ich gelacht

Saint Lupin´s Academy 1: Zutritt nur für echte Abenteurer!
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Da sowohl Covertext, als auch eine ganze Reihe von aussagekräftigen Rezensionen, die man im Internet finden kann inhaltlich schon alles sagen, will ich auf diesen gar nicht so recht eingehen.

Was mich ...

Da sowohl Covertext, als auch eine ganze Reihe von aussagekräftigen Rezensionen, die man im Internet finden kann inhaltlich schon alles sagen, will ich auf diesen gar nicht so recht eingehen.

Was mich als Erwachsenen an diesem Buch von Wade Albert White so sehr zum Lachen und schon fast hingebungsvollem Lesen gebracht hat ist seine Mischung von bereits bestehenden Klischees.
Da ist das Waisenhaus, in dem Anne aufwächst. Alles ist trist in einer nahezu geregelten und perspektivlosen Welt. Die Beschreibung der Szenerie mitsamt den eher untypischen Helden erinnerte mich stark an Inszenierungen von Tim Burton in seinen Filmen. Nachdem Anne diesem Leben entfliehen kann (mit Hilfe einer Gönnerin, die schon Züge von Marry Poppins aufweist) und an die eigentliche Abenteurer Akademie kommt, weckte das „Registrierungsverfahren“ Erinnerungen an Pen&Paper-Spiele, in denen der Zufall die Rolle des Spielers in einem Abenteuer festlegt. Und da gab es noch mehr an Anspielungen. Die Prägnanteste jedoch waren die Auszüge aus dem sich immer anpassenden „Handbuch für Abenteurer“ und sonstigen kleinen Anmerkungen am Ende eines jeden Kapitels. Wer Douglas Adams gelesen oder auch die Verfilmung von „Per Anhalter durch die Galaxis“ gesehen hat, wird diese netten kleinen, ein wenig wie Nonsens wirkenden Auszüge lieben. Mein Mann und ich fanden sie jedenfalls super. Hier einmal ein kleines Zitat:

"DAS ULTIMATIVE HANDBUCH FÜR ABENTEURER

WIE MAN EINEN KAMPF AUF LEBEN UND TOD FÜHRT UND GEWINNT
hat unter Abschnitt „N“ wie „niedergestochen werden, von einem Mitglied des eigenen Trupps“ Folgendes beizutragen:

Ach, das kommt vor. – S. 304 –"

Ob das Buch bei älteren Kindern und Jugendlichen, der eigentlichen Zielgruppe auch so gut ankommt kann ich eigentlich gar nicht so recht beurteilen. Wenn ich versuche all die Anspielungen, die ich durch meine Lebenserfahrung habe auszublenden, denke ich dass unter dem Strich eine schöne, durchweg solide Abenteuergeschichte der etwas anderen Art bleibt, die jedoch nicht jedes Kind begeistern wird. Auch Kinder und Jugendliche benötigen eine gewisse Art von etwas absurderem Humor, um richtig tief in diese Welt eintauchen zu können.
Aber es ist schon ein Buch, dass man einmal gelesen haben sollte. Man wird es lieben oder aber nichts damit anzufangen wissen.

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Veröffentlicht am 22.05.2020

Epische Highfantasy, nicht für „ebenmal zwischendurch“

Das Reich der Grasländer 1
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Will man einen Tad Williams Roman genießen benötigt man zwei Dinge – Zeit und Geduld. Zumindest bei allen seinen Romanen aus der Welt von Osten Ard. Nach längerer Pause führt er das Leben in der Welt von ...

Will man einen Tad Williams Roman genießen benötigt man zwei Dinge – Zeit und Geduld. Zumindest bei allen seinen Romanen aus der Welt von Osten Ard. Nach längerer Pause führt er das Leben in der Welt von Osten Ard fort. Es ist nicht zwingend notwendig seine erste Reihe "Das Geheimnis der großen Schwerter" gelesen zu haben. Der Autor hat die Ereignisse der Reihe Der letzte König von Osten Ard gut 30 Jahre später angelegt. Aber man sollte mit dem ersten Band "Die Hexenholzkrone" (in zwei Bänden erschienen) beginnen, ansonsten wird die Handlung wahrscheinlich zu unverständlich und für die meisten Leser dann auch unzugänglich.

Zum Roman selber – typischer Tad Williams. Wie in allen seinen Osten-Ard Romanen beschreibt er Landschaften, Szenerien und Kulturen sehr ausführlich und bildgewandt. Seine Charaktere, selbst einige der Nebencharaktere weisen gut durchdachte Identitäten auf, so dass man als Leser in die Lage versetzt wird sich in die Motive und Motivationen dieser hinein zu denken. Prinz Morgan, ehemals eher ein Lebemann, als ein Prinz wird endlich erwachsen. Unver geht seiner Vision für die Grasländer unbeirrt nach. Und die Opfermutige Nezeru verliert den Platz in ihrer Welt. Dies sind nur drei der Protagonisten.

Handlungstechnisch geschieht recht viel auf den über 600 Seiten des Buches. Aber es ist ja auch eher schon ein Epos, wenn auch nicht in Versform.

Und hier besteht für mich der Grund, warum ich "Das Reich der Grasländer 1" eigentlich nicht jedem Fantasybegeisterten empfehlen kann. Es ist wie bei Tolkien oder wenn ich etwas moderner bleiben will, wie bei R. R. Martin auch – Williams schreibt sehr komplex. Er entführt in eine super umfangreiche und detaillierte Welt. Man kann seinen Völkern und Kulturen Entlehnungen aus unserer Kulturgeschichte ansehen. Aber dadurch gibt es trotz vielfältiger Handlung, nicht eben mal „die Geschichte für nebenher“. Es benötigt eine gewisse Zeit und dazu braucht man dann auch Geduld. Aber wer dies alles hat und eine richtig schöne und bodenständige Fantasywelt erleben möchte, die sich nach einmal Lesen nicht gleich erschöpft hat, dem wird die gesamte Reihe einen wirklich schönen Lesegenuss bereiten. Der Autor schreibt nun einmal Literatur, die im Gedächtnis bleibt.

Tad Williams kommt in mein Fanregal, denn er gehört für mich zu den Klassikern der Highfantasy-Literatur.

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