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Veröffentlicht am 02.06.2020

Überleben reicht nicht

Der Knochengarten
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Mein erstes Buch von Val McDermid war leider nicht so spannend, wie ich es erhofft hatte. Ok, ich bin im 11. Teil einer Reihe eingestiegen, aber das fand ich gar nicht so schlimm, weil ich die wichtigen ...

Mein erstes Buch von Val McDermid war leider nicht so spannend, wie ich es erhofft hatte. Ok, ich bin im 11. Teil einer Reihe eingestiegen, aber das fand ich gar nicht so schlimm, weil ich die wichtigen Informationen so nach und nach bekommen habe.

Die Story an sich ist nicht besonders neu oder aufregend. Die Vergangenheit solcher Waisenhäuser wurde schon oft nicht nur in der Spannungsliteratur verwendet.

Hier wird in mehreren Strängen erzählt. Einen Verdächtigen lerne ich schon ganz am Anfang kennen und das nimmt mir schon ein wenig von der Spannung. Es ist natürlich immer noch interessant, wie man dem Täter auf die Schliche kommt, aber mir ist es immer lieber, wenn ich ihn nicht schon so früh kennen lerne.
Tony begleite ich durch seinen Knastalltag und auch das finde ich nicht sonderlich spannend, zumal es ja mit dem eigentlichen Fall gar nichts zu tun hat. Es geht nur um ihn, wie er die neue Situation bewältigt und um sein Buch. Ganz besonders um sein Buch, denn jedem Kapitel sind Ausschnitte aus diesem Buch vorangestellt. Manchmal besteht ein offensichtlicher Bezug zu dem Kapitel, aber nicht immer. Manchmal war es deshalb eine richtig gute Einstimmung auf das nächste Kapitel. Aber manchmal eben auch nicht.
Ein anderer Strang ist Carol Jordan gewidmet. Auch sie beobachte ich beim Meistern ihrer neuen Situation und bei einer neuen Aufgabe. Das wiederum fand ich recht interessant, wenn auch nicht megaspannend.

Am besten gefallen hat mir Paula McIntyre. Sie ist taff, sie ist cool und eine richtig gute Ermittlerin. Für mich hatte sie die tragende Rolle in diesem Kriminalroman. Ihr Chef ist genau das Gegenteil, ein richtig unsympathischer Fiesling. Die Polizistenarbeit wird sehr realistisch dargestellt, manchmal mit einem Augenzwinkern, das sich sowieso durch das ganze Buch zieht und mir sehr gut gefallen hat.

Val McDermid schreibt schon toll. Da merkt man die lange Erfahrung. Sie schreibt akzentuiert, intelligent und eindringlich und es ist eine Freude, zu lesen. Ich hatte auf ein bisschen mehr schottisches Flair gehofft, aber da wurde ich leider enttäuscht. Dafür gab es aber einige heftige Cliffhanger, die meistens den Paula Strang abgeschlossen haben. Das beherrscht Val McDermid richtig gut.

Und so ist es am Ende ein sehr intelligenter Kriminalroman, den ich gerne gelesen habe. Aber mehr wegen McDermids Art zu erzählen und nicht wegen der Spannung.

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Veröffentlicht am 23.05.2020

Spannendes Drama

Marta schläft
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Es ist schon ein wenig konfus, was Romy Hausmann mir da zu lesen gegeben hat, aber deshalb zunächst nicht weniger genial! Ich mag es, wenn auf mehreren Zeitebenen erzählt wird und ich erstmal viel rätseln ...

Es ist schon ein wenig konfus, was Romy Hausmann mir da zu lesen gegeben hat, aber deshalb zunächst nicht weniger genial! Ich mag es, wenn auf mehreren Zeitebenen erzählt wird und ich erstmal viel rätseln muss. Aber hier war selbst ich am Anfang schon ein wenig überfordert, denn Romy Hausmann springt munter in den Zeiten hin und her und das nicht nur auf zwei Ebenen, sondern zuweilen auch ziemlich wild durcheinander. Da ist Konzentration gefragt, denn das lese ich nicht einfach so nebenher. Was aber ja kein Nachteil ist!

Zum Glück sind die einzelnen Kapitel entsprechend gekennzeichnet. Und trotzdem musste ich hin und wieder zurückblättern, um den richtigen Faden aufzugreifen.

Ich bin kein großer Fan von Briefen oder Tagebucheinträgen in Büchern und hier wurde mir wieder einmal bewusst, warum nicht. Ich habe diese Kapitel nur überflogen und für mich waren sie nicht wichtig für die Story.

Die Sprache von Romy Hausmann ist toll und hat mich absolut begeistert. Sie hat eine gute Beobachtungsgabe und kann das dann auch sehr gut beschreiben. Und so viele intelligente Sätze, von denen ich mir einige rausschreiben musste. Romy Hausmann kann wahrlich mit Sprache umgehen, alleine dafür habe ich das Buch sehr gemocht.

„Martha schläft“ wird als Thriller angepriesen, aber für mich ist das Buch eher ein spannendes Drama, obwohl der Spannungsbogen immer wieder abflachte. Die Charaktere sind interessant und gut ausgearbeitet. Am Ende laufen schon alle Fäden zusammen … irgendwie. Aber dennoch hat sich mir von einigen Kapiteln der Sinn nicht erschlossen, bei manchen Wendungen war ich bis zum Ende unschlüssig, ob ich das nun gut finden sollte und das Ende an sich hat mir auch nicht so gut gefallen.

Ich würde dennoch ein weiteres Buch von Romy Hausmann lesen, weil ich ihre Art zu erzählen so sehr mag!

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Veröffentlicht am 13.10.2019

Düstere Zukunftsvision

Der Store
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Buy Local ist in aller Munde, aber die Menschen kaufen aus lauter Bequemlichkeit lieber online. Davon spreche ich mich auch nicht frei und nach der Lektüre von „Der Store“ denke ich noch intensiver darüber ...

Buy Local ist in aller Munde, aber die Menschen kaufen aus lauter Bequemlichkeit lieber online. Davon spreche ich mich auch nicht frei und nach der Lektüre von „Der Store“ denke ich noch intensiver darüber nach als ich das ohnehin schon mache.

Wie so viele Bücher beginnt auch dieses mit einem Zitat, einem sehr alten Zitat von Benjamin Harrison, der von 1889 bis 1893 der 23. Präsident der Vereinigten Staaten war: „Wie armselig ist doch der Mensch, der einen Rock so wohlfeil verlangt, dass der Mann und die Frau, die das Tuch machen und das Gewand schaffen, dabei hungers leiden.“

Rob Hard greift hier also ein sehr aktuelles Thema auf und verpackt es in einen überaus spannenden Roman. Paxton und Zinnia bewerben sich aus unterschiedlichen Beweggründen bei Cloud und freunden sich schließlich an. Da beide in verschiedenen Positionen eingesetzt werden, lerne ich sehr viel über die Struktur und das System Cloud. Bisher ist das alles Dystopie, aber so weit entfernt scheint das gar nicht. Schon heute gibt es nicht nur ein riesiges Versandhaus und man mag sich gar nicht vorstellen, wie die Arbeitsbedingungen dort sind. Natürlich ist die „normale“ Welt hier genau wie in anderen Büchern dieser Art nicht mehr lebenswert, der Unterschied zwischen arm und reich ist enorm.

Rob Hard erzählt in drei Strängen. Neben Paxton und Zinnia kommt auch Gibson zu Wort, der Gründer von Cloud. Er ist inzwischen ein alter kranker Mann und zieht in seinen Blogbeiträgen Resümee. Die Anfänge und seine Intention waren lobenswert und ich fange sogar an, ihn zu mögen. Oder drückt er nur auf die Tränendrüse?

Das Buch lässt mich mit etwas gemischten Gefühlen zurück. Einerseits finde ich es inhaltlich sehr authentisch, allerdings nur bis zu einem gewissen Punkt. Ab da wurde es für mich ein bisschen zu übertrieben und das zerstörte für mich den bis dahin guten Eindruck etwas.

Die Geschichten von Zinnia und Paxton hingegen fand ich bis zum Schluss sehr spannend und glaubwürdig. Die zwei total unterschiedlichen Charaktere ergänzen sich unglaublich gut und beide hatten von Anfang an meine Sympathie.

Der Schreibstil ist sehr gut lesbar, Rob Hard schreibt schnörkellos und das passt fantastisch zu seiner düsteren Zukunftsvision.

Trotz der wenigen Kritikpunkte finde ich das Buch wichtig und gut lesbar. Es macht nachdenklich und bleibt lange im Gedächtnis.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Intensiv und authentisch

Der Sprung
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Das Buch startet heftig, der titelgebende Sprung wird fast schon viel zu schön beschrieben. Das ging mir total unter die Haut, hat mich etwas verwirrt und vor allen Dingen neugierig gemacht. Intensiv ist ...

Das Buch startet heftig, der titelgebende Sprung wird fast schon viel zu schön beschrieben. Das ging mir total unter die Haut, hat mich etwas verwirrt und vor allen Dingen neugierig gemacht. Intensiv ist das Wort, das mir schon nach wenigen Seiten im Kopf herumging und das sollte sich auch bis zum Ende nicht ändern.

Durch den Klappeninnentext weiß ich ja, wer auf dem Dach steht. Aber das nimmt dem Buch nicht die Spannung, ganz im Gegenteil, ich will unbedingt wissen, was diese junge Frau dazu bewegt hat, diesen Schritt zu gehen. Ich lerne Manu kennen und noch einige andere Mitmenschen aus der Kleinstadt, in der sie als Gärtnerin arbeitet. Aber wie das auch in kleinen Orten so ist, man kennt sich vielleicht vom Sehen und manchmal noch nicht mal das. Die einzelnen Reaktionen auf die junge Frau auf dem Dach sind so gut nachvollziehbar, obwohl sie mich teilweise unglaublich wütend und auch traurig gemacht haben.

Sprachlich ist „Der Sprung“ ein kleiner Leckerbissen. Simone Lappert hat eine sehr gute Beobachtungsgabe und sie schafft es, diese Beobachtungen sehr interessant und authentisch an den Leser weiter zu geben. Jedes Kapitel ist einer anderen Person gewidmet, die ich beobachte und manche Handlungen sind ganz zaghaft miteinander verzahnt. Ich mag diese stilistischen Mittel sehr. Insgesamt verweile ich nur 3 Tage in dem kleinen Örtchen und in dieser Zeit finden auffallend viele Veränderungen statt. Simone Lappert verdeutlicht hier, wie sehr unser aller Leben zusammenhängt und welche Auswirkungen die Entscheidungen haben, die wir ganz spontan treffen. Allein schon dafür finde ich das Buch besonders. Es hält uns einen Spiegel vor und manch einer wird sich wieder finden in einer der Persönlichkeiten.
Die einzelnen Charaktere wurden sehr authentisch dargestellt. Leider wurden hier auch einige Klischees bedient, aber das ist der Authentizität geschuldet und daher verzeihlich. Einige Personen mochte ich sehr, andere fand ich nichtssagend und wieder andere mochte ich überhaupt nicht. Aber das ist ganz individuell. Ich würde fast sagen, da ist für jeden jemand dabei, den er mögen oder nicht mögen kann.

„Der Sprung“ regt definitiv zum Nachdenken an, es ist so intensiv geschrieben, dass man es noch ein paar Mal lesen kann und immer wieder wird man Neues finden. Ich bin äußerst froh, dass ich diese besondere kleine Geschichte, die ich nicht so schnell vergessen werde, für mich entdeckt habe.

Veröffentlicht am 07.09.2019

Geheimnisvoll und letztendlich sehr spannend

Schwarzer See
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Ich stelle es mir total krass vor, in einem Sommercamp meine Ferien zu verbringen und dann verschwinden genau die Mädchen, mit denen ich meine Hütte geteilt habe. Genau das ist Emma passiert und sie versucht ...

Ich stelle es mir total krass vor, in einem Sommercamp meine Ferien zu verbringen und dann verschwinden genau die Mädchen, mit denen ich meine Hütte geteilt habe. Genau das ist Emma passiert und sie versucht es irgendwie zu verarbeiten, was ihr aber nicht sehr gut gelingt. Ob es da so eine gute Idee ist, nach 15 Jahren an den Ort des Geschehens zurück zu kehren, zumal die Mädchen ja nie wieder aufgetaucht sind?

Riley Sager erzählt die Geschichte von Emma in der Ich-Form und auf zwei Zeitebenen. So erfahre ich so nach und nach, was vor 15 Jahren passiert ist und auch, wie es Emma mit der neuen Situation ergeht. Sie trifft einige alte Bekannte von damals wieder und Riley Sager schafft es, dass ich erst mal gar keinem traue, nicht mal Emma. Denn auch sie verbirgt ein Geheimnis, was sie immer wieder andeutet, aber nicht preis gibt.

Der Schreibstil gefällt mir, aber das Buch hat mir einiges an Durchhaltevermögen abverlangt. Riley Sager erzählt recht langsam, einiges wiederholt sich, manches erschien mir nicht schlüssig und eher verwirrend und die erste Hälfte zieht sich doch sehr. Ich war aber zu neugierig, um aufzugeben.

Als dann wieder 3 junge Mädchen verschwinden und es wieder die Mitbewohnerinnen von Emma sind, wird es endlich richtig spannend. Emma setzt alles daran, die Mädchen zu finden und auch die Geschichte von damals aufzuklären. Der 2. Teil ist total anders, die Gemächlichkeit ist verschwunden und von da an war es für mich auch ein Thriller.

Erst ganz am Ende löst sich alles auf. So ganz anders als ich es vermutet und erwartet habe und das fand ich schon toll. Und so verwandelte sich „Schwarzer See“ doch noch in ein spannendes und lesenswertes Buch!!!