Hatte mir etwas mehr erhofft
Schwarzes Glas - Die Reise in die ZwischenweltVon Hendrik Lambertus habe ich schon drei Kinderbücher gelesen und da ich von diesen hellauf begeistert war, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal von seinem neuen Ueberreuter-Titel hörte. ...
Von Hendrik Lambertus habe ich schon drei Kinderbücher gelesen und da ich von diesen hellauf begeistert war, war ich sofort Feuer und Flamme, als ich das erste Mal von seinem neuen Ueberreuter-Titel hörte. Das Cover finde ich einfach nur genial – mir gefiel es auf den ersten Blick mega gut. Da mich auch der Klappentext auf Anhieb überzeugen konnte, stand für mich sehr schnell fest: „Schwarzes Glas – Die Reise in die Zwischenwelt“ muss ich unbedingt lesen!
Kann man von etwas ein Foto machen, das es gar nicht gibt? Genau diese Frage stellt sich der 13-jährige Elias. Er sieht seit kurzem sehr sonderbare Dinge wie ein Hochhaus, das eigentlich gar nicht existiert oder seltsame geflügelte Wesen. Auf den Bildern seiner Handykamera sieht man diese Erscheinungen jedoch nicht. Komisch. Und warum kann Elias‘ beste Freundin Shaka diese Merkwürdigkeiten nicht sehen? Erst als Shaka plötzlich eine neue App auf ihrem Handy hat, schenkt sie ihrem Freund Glauben. Mithilfe der App sieht sie nämlich all die Dinge, von denen Elias ihr erzählt hat. Die beiden versuchen der Sache auf den Grund zu gehen und erfahren schließlich, dass es eine verborgene Parallelwelt voller außergewöhnlicher Wesen gibt. Eine Welt, die Elias um Hilfe gebeten hat. Der Herr der Spiegel droht die die Zwischenwelt zu schwarzem Glas erstarren zu lassen und möchte deren Herrschaft an sich reißen. Ein unglaubliches Abenteuer beginnt...
Ich muss leider sagen, dass mich „Schwarzes Glas“ etwas enttäuscht zurückgelassen hat. Vermutlich bin ich aufgrund des tollen Covers und meiner großen Begeisterung für meine bisherigen Werke von Hendrik Lambertus mit zu hohen Erwartungen an das Buch herangegangen. Oder vielleicht war es einfach nicht das richtige Buch zur richtigen Zeit. Keine Ahnung. Mich jedenfalls konnte die Story irgendwie nicht so wirklich packen. Vielleicht lag es aber auch am Schreibstil. Er hat sich für mich zwar flüssig lesen lassen, aber fesseln konnte er mich irgendwie nicht. Ich kann das leider gar nicht näher beschreiben. Beim Lesen ist mir nur aufgefallen, dass ich mit den Gedanken stellenweise gar nicht mehr so richtig bei der Handlung war und die Seiten manchmal nur noch überflogen habe.
Was es mir auch etwas erschwert hat, in das Buch hineinzukommen, war unser Hauptprotagonist Elias, aus dessen Sicht wir alles in der dritten Person erfahren. Ich fand Elias nicht unsympathisch, überhaupt nicht, ich fand ihn total nett und liebenswert. Mir ist es nur irgendwie dennoch nicht gelungen, eine Bindung zu ihm aufzubauen. Ich kann noch nicht mal sagen, warum. Elias war für mich einfach kein greifbarer Charakter. Ein sehr ungewohntes Gefühl für mich, muss ich gestehen. Normalerweise gelingt es mir immer spielend leicht, mich in Buchhelden hineinzuversetzen. Elias aber hatte einfach etwas an sich, das mich gestört hat, etwas, was ich leider nicht in Worte fassen kann.
Die Nebenfiguren dagegen fand ich richtig klasse. Vor allem Elias beste Freundin Shaka, die so eine schön toughe und sarkastische Art besitzt, mochte ich total gerne. Shaka hat mir so einige Gründe zum schmunzeln geliefert und auch Thorben, ein Mitschüler der beiden, hat mich bestens unterhalten. Die Wortgefechte zwischen ihm und Shaka fand ich manchmal einfach nur herrlich.
Auch die Wesen aus der Zwischenwelt, die wir im Verlauf des Buches kennenlernen dürfen, haben mir unheimlich gut gefallen. Wie ich es aus meinen bisherigen Bücher von Hendrik Lambertus kenne, hat er seiner Fantasie mal wieder ihren freien Lauf gelassen und sich die originellsten magischen Geschöpfe ausgedacht wie Kellersalamander, Schleier-Rusalkas oder Lästerspeier. Egal ob gut oder böse – jedes dieser außergewöhnlichen Kreaturen aus der Zwischenwelt hat so ihre besonderen und einmaligen Eigenarten.
Apropos Zwischenwelt: Das Setting fand ich ebenfalls brillant, wobei ich zugeben muss, dass ich ein bisschen gebraucht habe ehe ich den Aufbau dieser Parallelwelt komplett gecheckt habe. Meine anfängliche leichte Verwirrung hat sich aber zum Glück sehr schnell gelegt. Nachdem ich mich einmal hineingefuchst habe, habe ich mich wunderbar in Hendrik Lambertus kreativer Welt zurechtgefunden und war einfach nur fasziniert von ihr.
Ihr seht, es gab durchaus so einige Dinge, die mir gefallen haben. Da der Schreibstil und der Hauptprotagonist aber zwei ganz wichtige Punkte für mich in Büchern sind, konnte ich mich trotz allem nicht so richtig für das Buch begeistern. Hinzu kommt, dass die Handlung für mich zwischendurch auch ein paar leichte Längen hatte. Vor allem der Anfang hat sich für meinen Geschmack ein kleines bisschen zu sehr gezogen. Es kann aber wirklich sehr gut sein, dass ich einfach gerade nicht in der richtigen Stimmung für das Buch war. Ich habe mir daher fest vorgenommen, „Schwarzes Glas“ irgendwann noch einmal eine Chance zu geben. Vielleicht kann mich die Geschichte ja zu einem anderen Zeitpunkt mehr verzaubern.
Fazit: Meine Erwartungen konnte das Buch leider nicht komplett erfüllen. Der Schreibstil war nicht so meiner, die Handlung war mir manchmal ein bisschen zu langatmig und irgendwie ist es mir nicht gelungen, mich gänzlich in den Hauptprotagonisten hineinzufühlen. Trotz allem hatte ich aber Spaß beim Lesen. Die Nebencharaktere und magischen Wesen aus der Zwischenwelt fand ich großartig und das Setting hat mir ebenfalls ausgesprochen gut gefallen. Ich war nun etwas länger am hin und her überlegen, wie viele Sterne ich vergeben soll. 3 sind mir eigentlich zu wenig, aber da ich bei 3,5 aufrunden würde und mir 4 wiederum zu viel sind, habe ich mich schließlich doch für drei entschieden. Auch wenn ich nun sehr hart bewerte, kann ich den neuen Fantasyschmöker von Hendrik Lambertus dennoch empfehlen. Wer auf Parallelwelten und fantasievolle Geschöpfe steht, sollte sich „Schwarzes Glas“ unbedingt mal genauer anschauen. Von mir gibt es sehr gute 3 von 5 Sternen!