Eine emotionale Geschichte mit einem ernsten Thema
Weil Wolken weich wie Watte sindVorneweg eine Triggerwarnung: das Buch „Weil Wolken weich wie Watte sind“ beschäftigt sich mit psychischen Störungen (besonders mit Depressionen).
Auch im Buch steht ganz am Anfang eine Triggerwarnung ...
Vorneweg eine Triggerwarnung: das Buch „Weil Wolken weich wie Watte sind“ beschäftigt sich mit psychischen Störungen (besonders mit Depressionen).
Auch im Buch steht ganz am Anfang eine Triggerwarnung – und dafür möchte ich der Autorin wirklich danken, da dass leider nicht bei allen Büchern, die dieses oder ähnliche ernste Themen behandeln, der Fall ist.
In dem Buch von Autorin Katharina Groth begleitet man Protagonistin Marie Schmidtke auf einem steinigen Weg, der viel Schmerz, Angst und Wut bereithält. Mit einer gehörigen Ladung beißendem Sarkasmus versucht sie, ihr Leben wieder in den Griff zu bekommen.
Seit 4 Jahren leidet Marie unter den dunklen Gedanken und Ängsten und nachdem etwaige Therapien und Klinikaufenthalte nichts gebracht haben, wird sie nun nach „Hopeful“ geschickt – eine kleine Holzhütte in den Alpen, eine Chance.
Das Buch hat mich sehr berührt und ich muss gestehen, dass mir diese Rezension nicht so leicht von der Hand geht. Es beschäftigt sich mit einem enorm wichtigen Thema – einem sehr präsenten Thema. Denn wie viele Menschen leiden inzwischen an dieser ernstzunehmenden Krankheit? Und dennoch wird sie von einem Großteil unserer Gesellschaft immer noch nicht ernst genommen, heruntergespielt und abfällig als „aufmerksamkeitsheischend“ betitelt.
Ich finde es gut, dass sich Katharina Groth mit diesem Thema auseinandergesetzt hat und das ganze in ein Buch umgewandelt hat – um Aufzuklären, um darauf Aufmerksam zu machen und um vielleicht Hoffnung zu machen, dass man niemals aufgeben darf. Depressionen dürfen nicht mehr als Tabu-Thema behandelt werden. Denn Fakt ist: viel zu viele Menschen, die gegen ebendiese Krankheit kämpfen, fühlen sich unverstanden und es darf einfach nicht sein, dass Betroffene sich aus Angst keine Hilfe suchen. Mir persönlich hat das Buch sehr gut gefallen, aber ich möchte anmerken, dass ich keine Betroffene bin und ich somit nicht einschätzen kann, wie diese das Ganze sehen würden. Trotzdem möchte ich das Buch weiterempfehlen, da es in meinen Augen einen guten Einblick auf die Gefühlswelt eines Betroffenen gibt. Natürlich ist das nochmal bei jedem Menschen anders und auch jeder geht anders mit dieser Krankheit um, trotzdem hat mir die Umsetzung sehr gut gefallen.
Direkt nach der Triggerwarnung wird man in die Geschichte geworfen und bekommt sofort einen krassen Einblick, wie schlecht es Marie geht. Marie ist ein junger Mensch, der schon vor Jahren an Depressionen erkrankt ist und als Protagonistin begleiten wir natürlich hauptsächlich ihren Weg und wie sie mit ihren inneren Dämonen umgeht. Sie ist innerlich gebrochen und weiß sich selbst nicht mehr zu helfen.
Sie ist bissig und stur, wirft nur so um sich mit sarkastischen Sprüchen – dies ist zu ihrem Schutzschild geworden. Eine Mauer, hinter der sie sich und ihr Leid versteckt. Obwohl mich das Buch sehr tief berührt und das ein oder andere Mal Tränen in meine Augen getreten sind, musste ich doch ab und an wegen dem ein oder anderen sarkastischen Schlagabtausch zwischen Marie und Sebastian schmunzeln. Das Thema ist ernst, die Geschichte traurig, aber gleichzeitig hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass mir die Geschichte auch eine gewisse kleine Hoffnung vermitteln will – Hoffnung, dass es irgendwann auch wieder einen kleinen Lichtblick geben kann.
Mir hat der Schreibstil der Autorin sehr gut gefallen. Sie beschreibt Maries Gefühle und innere Zerrissenheit sehr genau und in meinen Augen auch gut verständlich. Ich glaube, nicht-Betroffene können niemals im ganzen Ausmaß nachvollziehen, wie sich diese Krankheit und der innere Schmerz anfühlen, aber ich denke, dass man einen guten Eindruck bekommen konnte. Der Schreibstil war sehr flüssig und ich hatte das Buch nach zwei Abenden durch. Ich konnte es zum Teil auch einfach nicht aus der Hand legen, weil ich mit Marie mitgefiebert und mitgelitten habe und sie weiter begleiten wollte.
Außerdem gibt es im Buch verteilt immer wieder gute Vergleiche und zum Nachdenken anregende Textstellen. Ich habe in diesem Buch einen meiner Klebezettel-Blöcke aufgebraucht, da ich mir so viele Stellen markiert habe.
Natürlich gibt es neben Marie noch einige andere Charaktere. Beispielsweise haben wir Kyra, ein kleines Mädchen, welches Maries Herz für sich erobert hat und ihr in gewisser Weise neue Kraft gespendet hat. Außerdem möchte ich den Leiter von Hopeful nennen. Ben, der versucht, den Jugendlichen mit seinen Therapiemethoden zu helfen. Mit Hopeful hat er einen einzigartigen Platz für diese jungen Menschen geschaffen, in dem sie die Möglichkeit zur Heilung haben. Die heimische und gemütliche Atmosphäre, die dieser Ort vermittelt und das Gemeinschaftsgefühl der Gruppe waren wirklich schön und auch ich habe mich, genau wie Marie, dort wohl gefühlt.
Und auch Sebastian mit seinen Sprüchen und seiner kämpferischen Art, habe ich in mein Herz geschlossen.
Allerdings hätte ich wirklich gerne noch etwas mehr über die anderen Charaktere und Mitpatienten erfahren. Aus diesem Grund ziehe ich einen halben Stern ab.
Neben der abwechslungsreichen, spannenden und wichtigen Geschichte, hat mir auch allgemein die Aufmachung des Buches sehr gefallen. Das Cover ist wunderschön, ebenso wie die Kapitelüberschriften. Zudem gibt es nach jedem Kapitel einen kleinen Kommentar von Marie selbst zum Geschehen – als würde sie das ganze aus der Zukunft heraus kommentieren und ihre Gedanken zur „damaligen Zeit“ äußern.
Mir hat das Buch richtig gut gefallen und ich vergebe 4,5/5 Sterne (Tendenz 5/5). Das Thema ist enorm wichtig und ich hoffe sehr, dass sich endlich mehr Menschen damit auseinandersetzen. Auf dieses Thema sollte immer wieder, auch durch Bücher, aufmerksam gemacht werden.