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Venatrix

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Die letzten Tage des NS-Regimes

Acht Tage im Mai
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Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei ...

Historiker Volker Ullrich nimmt seine Leser auf eine fesselnde Zeitreise in das Deutschland zwischen dem 30. April und dem 8. Mai 1945 mit. Dabei verbindet er unzählige zeitgleich stattfindende, dabei aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung.

Erich Kästner vermerkt am 7. Mai 1945 in seinem Tagebuch, „Leute laufen betreten durch die Straßen. Die kurze Pause im Geschichtsunterricht macht sie nervös. Die Lücke zwischen dem Nichtmehr und Nochnicht irritiert sie sehr.“ (S.11)

Genau von diesem Vakuum zwischen alter und neuer Ordnung handelt dieses Buch.

Im Prolog entzieht sich Adolf Hitler gemeinsam mit Eva Braun im Führerbunker seiner Verantwortung für die Gräuel des NS-Staates durch Selbstmord. Damit ist der Zweite Weltkrige noch nicht zu Ende. Einige Weggefährten Hitlers rechnen sich im Rennen um dessen Nachfolge Chancen aus. Doch „Erbe“ wird Großadmiral Karl von Dönitz, der mit seiner Regierung für eine knappe Woche die Geschicke des Deutschen Reiches von Flensburg aus lenkt. Es wird noch acht Tage dauern, bis die Regierung Dönitz und damit Nazi-Deutschland endlich die bedingungslose Kapitulation unterschreibt.

Volker Ullrich beschreibt diese langen „Acht Tage im Mai“aus verschiedensten Perspektiven.

Alles ist in Bewegung, alles fließt „panta rei“. Auf der einen Seite rücken die westliche Alliierten unaufhaltsam vor und die Sowjetarmee liefert sich mit den letzten Einheit der Wehrmacht einen Kampf Haus um Haus in Berlin. Nach wie vor leisten Teile der Wehrmacht erbitterten und dennoch sinnlosen Widerstand.

In diesen acht Tagen verüben die Schergen Hitlers noch zahlreiche Gräueltaten, die nicht mehr vom Diktator selbst angeordnet worden sind, sondern auf völlige Verrohung der Beteiligten schließen lassen:

„Der Mord an den KZ-Häftlingen in der Phase der Todesmärsche war nicht von oben angeordnet und zentral gesteuert, vielmehr entwickelte er sich in einem unkoordinierten, dynamischen Prozess von unten, … ein schlagender Beleg dafür, in welchem Ausmaß der Virus entfesselter Gewalt von Teilen der deutschen Gesellschaft Besitz ergriffen hatte.“

Es kommen berühmte Zeitzeugen wie Erich Kästner, Mitglieder der Familie Mann, Simon Wiesenthal oder Marlene Dietrich zu Wort. Doch auch wenig prominente Überlebende, wie untergetauchte Juden oder Regimekritiker werden zitiert.

Diese Seitenblicke auf „normalen“ Bürger, die die Bombennächte in Bunkern und Kellern überlebten, finde ich sehr interessant. Daneben erfahren wir auch einiges über Menschen, die später in beiden Deutschlands (BRD und DDR) eine Rolle spielen werden: Willy Brandt, Konrad Adenauer, Hannah Ahrendt, Walter Ulbricht und Erich Honecker. Es ist aber auch von Personen, wie unter anderem Wernher von Braun und/oder der Familie Quandt die eine ambivalente, wenn nicht zwielichtige Roller während der NS-Zeit gespielt haben die Rede.

Dem Autor gelingt es, ein umfassendes Bild der damaligen Situation zu entwerfen, indem auch das wehleidige Getue der ehemaligen Machthaber bzw. der deutschen Bevölkerung nicht fehlen darf. Ein großer Teil fühlt sich als „Opfer“ der fremden Armeen und „war eh niemals in der Partei“. Diese Einstellung herrscht sehr, sehr lange vor, manchmal noch bis heute. Auch die unmenschliche Behandlung der Kriegsgefangenen durch die Amerikaner (Stichwort „Rheinwiesenlager“) sowie die Plünderungen und Massenvergewaltigungen (hauptsächlich) durch Angehörige der Sowjetarmee ergänzen das Szenario dieser acht Tage im Mai.

Die letzten drei Sätze im Epilog dieses Buches muss ich, in Anbetracht so mancher „blinder Flecken“ und dem seltsamen Geschichtsverständnis mancher Personen und/oder politischer Gruppen, hier zitieren:

"Neben all der Zerstörung, der Selbstgerechtigkeit und der Unfähigkeit zu trauern, zeigten sich so schon erste zarte Knospen des Neuanfanges. Doch es sollte noch dauern, bis die Demokratie, die unter Anleitung von Amerikanern, Briten und Franzosen reimplantiert wurde, in der Bevölkerung der Westzone Wurzeln schlug. Man muss sich das Ausmaß der Verheerungen, der materiellen wie moralischen, vor Augen halten, um zu begreifen, wie unwahrscheinlich dies am 8. Mai 1945 erscheinen musste und welche Errungenschaft es bedeutet, heute in einem stabilen, freiheitlichen und friedlichen Land leben zu können. Vielleicht ist es an der Zeit, daran zu erinnern." (S.253) Dem ist wenig hinzuzufügen.

Obwohl ein Sachbuch, liest sich das Werk eingängig. Der Schreibstil ist mitreißend und dennoch kann sich der Leser den Schilderungen der Gräuel nicht entziehen. Zahlreiche Fotos ergänzen das Buch und die Anmerkungen bzw. Quellenangaben umfassen rund 40 Seiten. Also eine Fundgrube, die sich weiter in diese Materie einlesen wollen.

Fazit:

Volker Ullrich gibt in diesem Buch aufschlussreiche Einblicke in den letzten des Deutschen Reiches, wobei er unzählige zeitgleich stattfindende, aber oft gegenläufige Ereignisse zu einer Gesamtdarstellung vereint. Gerne gebe ich für dieses Buch 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 24.05.2020

Wohltuende sachlich und bestens recherhciert

Pest und Corona
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Das Autoren-Duo Heiner Fangerau und Alfons Labisch beleuchtet in diesem Sachbuch das Thema Nr. 1 dieser Monate: Corona-Virus bzw. Covid-19.

Beide sind Mediziner und Historiker, also bestens gerüstet ...

Das Autoren-Duo Heiner Fangerau und Alfons Labisch beleuchtet in diesem Sachbuch das Thema Nr. 1 dieser Monate: Corona-Virus bzw. Covid-19.

Beide sind Mediziner und Historiker, also bestens gerüstet sich des Themenkomplex „Pandemien gestern, heute und morgen“ anzunehmen.

In folgenden acht Kapiteln stellen sie Vergleiche mit vergangenen Seuchen an und ziehen Schlüsse für die Zukunft:

Covid-19: die aktuelle Situation (Stand 2020-04-16)
„Skandalisierte Krankheiten“ und „echte Killer“: Historische und aktuelle Beispiele
Mehr als Fieber und Tote: Seuchen, die Geschichte machten
Wenn der Tsunami kommt: Seuchen und die Gesundheitssicherung
Agens - Vektor - Wirt: Krankheiten im individuellen und öffentlichen Leben
Im Spannungsfeld: Der Mensch, die Öffentlichkeit und die Gesellschaft
Die neuen Seuchen: Biologie und Gesellschaft - Ausbreitung und Abwehr
Was ist zu tun?

Die Autoren betrachten diese komplexe Materie sachlich, ohne Polemik. In einer wohltuend ruhigen Art werden ähnliche Ereignisse aus der Vergangenheit aufgezählt. Hinweise auf Epidemien in der Gegenwart, die, weil außerhalb Europas wenig Beachtung in der Allgemeinheit finden, aber dennoch tausende Opfer fordern, werden ebenfalls zu Vergleichszwecken herangezogen. Ein Beispiel ist die Malaria, die in weiten Teilen der Welt als die häufigste Todesursache gilt, in Europa aber, weil gut behandelbar, kaum jemanden interessiert.

Sehr interessant finde ich jenen Teil, in dem erklärt wird, warum wir so reagieren, wie wir reagieren.

Das Buch ist Mitte April erschienen und kann daher noch nicht alle Erkenntnisse, die wir jetzt Ende Mai haben, beinhalten. Das ist auch wegen dieses neuartigen Virus auch kaum zu erwarten. Das Virus ist wie eine komplexe mathematische Gleichung, in der mehr unbekannte als bekannte Größen vorhanden sind.

Gut gelungen sind der Rückblick in die Vergangenheit und die interdisziplinäre Seitenblicke in mit der Medizin verwandte Wissenschaften.

Der Schreibstil ist sehr sachlich, aber eingängig. Eine kleine Einschränkung ist vielleicht, dass nicht jeder Leser mit den Fachtermini vertraut ist. Ich fühle mich durch dieses Buch bestens informiert, bringe aber auch einiges an Vorwissen mit.


Fazit:

Ein umfassendes, gut recherchiertes Buch zum Thema, dem zahlreiche Quellen hinterlegt sind. Das Autoren-Duo stimmt nicht in den Chor der Populisten ein, die zwischen Angst und Verschwörungstheorie hin- und her pendeln, sondern geben ein wohltuend neutrales Bild der aktuellen Situation ohne reißerische Aspekte. Gerne gebe ich dafür 5 Sterne.

Veröffentlicht am 22.05.2020

Die letzten Tage der Donaumonarchie

Melange ohne
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Man schreibt den September 1918, die Niederlage von Österreich-Ungarn im Großen Krieg ist nicht mehr abzuwenden. Max Freiherr von Riedenfels ist nach einer Schussverletzung rekonvaleszent im Militärspital ...

Man schreibt den September 1918, die Niederlage von Österreich-Ungarn im Großen Krieg ist nicht mehr abzuwenden. Max Freiherr von Riedenfels ist nach einer Schussverletzung rekonvaleszent im Militärspital von Bozen und tauscht mit seinem Freund, dem Miltiärarzt Stefan von Brühl, den Urlaubsschein, damit der rechtzeitig zur Hochzeit seiner Schwester reisen kann. Was gut gemeint ist, ist eigentlich unerlaubtes Entfernen von der Truppe und endet häufig vor den Standgericht .
Nach einigen Schwierigkeiten gelingt es Max doch Eichgraben, einen kleinen Ort nahe Wien, zu erreichen. Doch hier wartet schon die nächste Hiobsbotschaft auf ihn: Stefan ist wegen Mordes an Edgar Maienbach, dem Bräutigam verhaftet worden.
Wegen des Tausches der Urlaubsscheine wird Max der Mitwisserschaft verdächtigt. Die Polizei hat sich auf Stefan als Täter festgelegt. Max beginnt seinen 2-monatige Genesungsurlaub für eigene Recherchen zu nutzen, um den wahren Mörder zu finden. Was ihn dazu befähigt? Nun, der 19-jährige, der kurz vor dem Schulabschluss durch die Matura eingerückt ist, ist leidenschaftliche Leser von Kriminalromanen. Daher glaubt er, Kompetenzen als Privatdetektiv zu haben.
Nebenbei muss er noch einen Brief an Eveline Kratky abgeben, deren Verlobter Dr. Wegscheid ihm in Bozen aus der Bredouille gerettet hat. Eveline, Medizinstudentin und Krankenschwester, ist acht Jahre älter und engagierte Sozialistin. Ihr zuliebe besucht er Veranstaltungen der Sozialistischen Partei, macht gemeinsam mit ihr Hausbesuche und lernt das himmelschreiende Elend der Menschen kennen.
Gleichzeitig recherchiert er weiter, stellt sich ungeschickt an, wird erwischt und festgenommen. Nichts desto trotz stellt er sich die Frage, wer vom Tod Maienbachs am meisten profitiert. Denn, so hat er herausgefunden, Edgar, Sohn einer reichen Fabrikantenfamilie, ist kein unbeschriebenes Blatt. Er hat zahlreiche Arbeiterinnen der Fabrik genötigt ihm zu Willen zu sein, andernfalls die Frauen entlassen würden. Eine dieser Frauen ist bei einer missglückten Abtreibung gestorben. Ist hierin das Motiv zu suchen? Will sich deren Familie rächen?
Der Prozess gegen Stefan Mitte Oktober endet wie befürchtet: Stefan wird zum Todesurteil verurteilt. Doch bis zur Vollstreckung dauert es. Max intensiviert seine Bemühungen, denn auch ihm läuft die Zeit davon: Am 1. November muss er sich wieder bei der Truppe einfinden.
Wird es Max gelingen, innerhalb von zwei Wochen den Mörder zu finden?
Meine Meinung:
Die Einordnung dieses Buches als historischer Roman ist trotz des Kriminalfalles richtig. Denn mehr als Ermittlungen, Zeugenbefragungen und Polizeiarbeit steht das historische Umfeld im Vordergrund. Der Leser erfährt von der katastrophalen Ernährungssituation der Bevölkerung Wiens, auch wenn sich Maxens adelige und vermögende Familie noch besser versorgen kann, als die schwer schuftenden Frauen in den Fabriken. Die Autorin beschreibt auf ungeschönte Weise die bittere Armut der Kriegswitwen und Waisen, die in den Außenbezirken Wiens hausen. Eveline öffnet Max hier die Augen, obwohl der an der Isonzo-Front selbst genug Elend gesehen und erlebt hat.
Sehr gut ist die politische Situation eingeflochten. Die Donaumonarchie wird nur mehr wenige Tage überleben. Eveline und Max sind hautnah dabei, als die Republik ausgerufen wird.
Daneben ist dieser Roman eine Geschichte von Freundschaft, Zivilcourage und erster Liebe.
Die Charaktere sind glaubhaft und differenziert angelegt. Die Leser können die Motive für deren Handlungen gut nachvollziehen. Selbst die Nebenfiguren wie Dienstboten, Schankwirt, Beamte, Arbeiter und/oder die Demonstranten vor dem Parlament sind authentisch darstellt.
Geschickt sind auch Maxens Erlebnisse von der Front als Flashbacks eingeflochten. Ohne es deutlich auszusprechen ist dieser Roman ein Antikriegsroman. Dem Leser wird breiter Raum zum Nach- und Weiterdenken geboten.
Der Schreibstil ist, trotz der dramatischen (Kriegs)Ereignisse angenehm zu lesen. Durch die schön formulierte Sprache erhält der Leser einen farbenprächtigen, durch feldgrau und schwarz abgeschwächt, Eindruck der letzten Tage der Donaumonarchie.
Die Autorin scheint ein weiteres Buch mit Max Freiherr von Riedenfels vorzubereiten, wie der Cliffhanger glauben macht - Allerdings dann ohne Freiherr und „nur“ mit Max Riedenfels. Auf einen solchen freue ich mich.
Fazit:
Wer eine kluge, vielschichtige Unterhaltung in elegantem Schreibstil schätzt, ist hier goldrichtig. Gerne gebe ich diesem historischen Roman 5 Sterne und eine Leseempfehlung.

Veröffentlicht am 16.05.2020

Hat mich gut unterhalten

Die Tränen von Triest
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Bislang kannte ich von Beate Maxian „nur“ die Krimi-Reihe rund um Journalistin Sarah Pauli. Da wurde es Zeit, auch den Genrewechsel einmal auszuprobieren. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht.

Worum ...

Bislang kannte ich von Beate Maxian „nur“ die Krimi-Reihe rund um Journalistin Sarah Pauli. Da wurde es Zeit, auch den Genrewechsel einmal auszuprobieren. Und siehe da, ich wurde nicht enttäuscht.

Worum geht’s?

Wir haben es hier mit einem Roman, der auf zwei Zeitebenen spielt zu tun.
Zu einem in Wien der Gegenwart und zum anderen um 1914 in Triest.

Johanna Silcredi, eine Wiener Innenarchitektin aus einer alt-österreichischen Familie, wird ausgerechnet an ihrem 33. Geburtstag von ihrem Freund Roman statt mit einem Heiratsantrag mit der Eröffnung, dass ihre Beziehung beendet sei, überrascht. Unmittelbar danach spendiert ihr ihr Familie einen Urlaub in Triest und der Großvater bittet sie, nach seinem eigenen Vater zu suchen, den er nie kennengelernt hat.

Johanna beginnt ihre Suche in der „Villa Costa“, die einstmals als „Villa Silcredi“ bekannt war und später von der Urgroßmutter Afra Silcredi verkauft werden musste. Dort trifft sie die 93-jährige Charlotte von Ulrich, eine Hamburgerin, die gemeinsam mit ihrer Enkelin zum Begräbnis ihrer alten Freundin angereist.
Die Überraschung ist groß, als Johanna ein Manuskript von Afra erhält, das seit langer Zeit im Tresor des Hotels schlummert, denn die Leben von Afra und Charlottes Vater haben ihre Wege gekreuzt. Eine zusätzliche Spannung erhält die Geschichte, als auch die Nonna von Hotelbesitzer Luca, ergänzende Erklärungen beisteuert.

Meine Meinung:

Obwohl in diesem Roman eine Menge Emotionen mitspielen, gleitet die Story nicht ins Kitschige ab. Die Geschichte ist klug strukturiert. Die Leser erfahren einiges, wie es alteingesessenen österreichischen Familien ergangen ist, die ab 1914 in Italien nicht mehr erwünscht waren. Sie erzählt, wie die aus Freunden plötzlich Gegner macht, die sich an der (Isonzo)Front gegenüberstanden.

Beate Maxian ist es gut gelungen das alt-österreichische Flair von Triest einzufangen, das an manchen Stellen heute noch nachwirkt. Sei es in den ehrwürdigen Gebäuden wie dem „Triestner Lloyd“ oder, dass man in den Cafés Apfelstrudel erhält.

Man kann den Charakteren ihre Gefühle abnehmen. Sie wirken authentisch. Spannend ist auch die Entwicklung von Johanna mitzuerleben. Auch wenn das Ende der Beziehung mit Roman ein wenig schräg ist, so erhält Johanna die große Chance auf einen Neuanfang. Wer kommt bitte auf die Idee, seine Partnerin ins noble „Steirereck“ einzuladen und ihr eine Schmuckschatulle zu überreichen, in der statt des erhofften Verlobungsringes der Schlüssel zur gemeinsamen Wohnung versteckt ist? Als Rückgabe allerdings!

Der Roman ist leicht und locker zu lesen. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Durch die schöne, bildhafte Sprache ist Triest von damals vor meinen Augen auferstanden. Die Schilderungen des Umfelds lassen die Leser das mediterrane Flair von Triest nachempfinden.

Eine angenehme Abwechslung zwischen den Krimis.

Fazit:

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt und konnte in das Leben von Triest gut eintauchen. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 16.05.2020

Spannung pur!

Das Haus am Moor
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Dieser Krimi ist der 6. in der Reihe rund um Lyn Harms.
Die KHK ist eben aus dem Mutterschaftsurlaub in Teilzeit zurückgekehrt, als sie mit Mord an Noa, dem Au-Pair-Mädchen, beschäftigen. Noa ist bei ...

Dieser Krimi ist der 6. in der Reihe rund um Lyn Harms.
Die KHK ist eben aus dem Mutterschaftsurlaub in Teilzeit zurückgekehrt, als sie mit Mord an Noa, dem Au-Pair-Mädchen, beschäftigen. Noa ist bei der Entführung des 11- jährigen Theo Fahrenkrug,der nach einem Autounfall auf einen Rollstuhl angewiesen ist, erstochen worden.

Recht schnell ist klar, dass der Tippgeber für den oder die Entführer aus dem direkten Umfeld der Familie stammen muss. Doch wer? Die leibliche, schwer depressive Mutter Theos ist auf Vivian, die neue Gemahlin ihres Ex-Mannes schlecht zu sprechen, weil sie den Unfall verursacht hat, bei dem Theo verletzt worden ist. Und dann gibt es noch den großen Bruder Sören, der Spielschulden hat.

Die Entführung gewinnt an Dramatik, weil Theo in einer Kate am Moor festgehalten wird, in der zwei Ausreißerinnen aus einem Jugendheim Zuflucht suchen. Beim Versuch wieder abzuhauen, wird Neele von der Trump-Frau kaltblütig erstochen. Das zweite Mädchen Jana kann sich, weil die Kate früher ihrem Opa gehört hat, in die Absteige zwängen. Nun teilt sie Theos Schicksal, nur dass keiner der Entführer wissen darf, dass es sie gibt.

Theo, ein gewitzter Bursche, versucht sich alle möglichen Details seiner Entführer zu merken, um nach seiner Befreiung, der Polizei wertvolle Tipps zu geben.

Als sie sich Theo unmaskiert nähert, scheint jede Hoffnung auf einen guten Ausgang verloren. Doch niemand rechnet mit der wilden Entschlossenheit von Jana.

Meine Meinung:

Der Krimi ist nichts für Zartbesaitete, denn dass Kinder Opfer von Verbrechen sind, ist für viele Leser schwer auszuhalten. Außerdem hinterlässt die als Trump maskierte Frau eine lange Blutspur.

Heike Denzau versteht es grandios, die beiden Kinder Theo und Jana nicht als hilflose Betroffene darzustellen, sondern als pfiffige junge Menschen, die im Rahmen ihrer geringen Möglichkeiten, aktiv auf eine Befreiung hinarbeiten.

Die Spannung ist von der ersten bis zur letzten Seite extrem hoch und wird nur manchmal durch den Einblick in das Familienleben von Lyn Harms ein wenig abgebremst. Nicht, dass es hier nicht auf ein paar Turbulenzen gäbe, doch hier muss niemand um sein Leben fürchten.

In Theos Familie ist nicht alles so Liebe, Wonne, Waschtrog, wie es aussieht. Denn Magnus Fahrenkrug ist mehr mit seiner Firma beschäftigt, als mit seiner Familie.

Sehr beklemmend sind die Schilderunge der Ängste der Kinder. Ein besonders fieser Schachzug ist, bei Theo Misstrauen seiner Stiefmutter gegenüber zu säen. Schon länger fragt sich Theo, woher denn, die als Trump maskierte Frau, welche Vorlieben beim Essen bzw. bei den Büchern Theo hat? Und dass er Lakritz nicht ausstehen kann? Ist es doch Vivian, die einmal nächtens bei ihm an der Pritsche steht und ihn streichelt? Das Parfum, das sie umweht bzw. das Schrittmuster, lassen darauf schließen.

Heike Denzau streift auch kurz das „Stockholm-Syndrom“ bei dem sich die Opfer mit den Tätern solidarisieren und sie nicht „verraten“, nur weil sie eine kleinen Augenblick Menschlichkeit gezeigt haben.

Im Anschluss muss ich nun die 5 vorherigen Bände lesen.

Fazit:

Ein an Spannung kaum zu überbietender Krimi, dessen Seiten nur so dahin fliegen. Schade, dass hier kein Extrastern für Extra-Spannung vergeben werden kann, so bleibt es bei 5 Sternen und einer absoluten Leseempfehlung.