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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2020

wenig Spannung, sehr konstruiert und unrealistisch

Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst.
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Ehrlich gesagt, kann ich den Rummel um Arno Strobels neues Buch „Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst“ nicht verstehen. Das Thema ist zugegebenermaßen interessant und bietet viel Potential, ...

Ehrlich gesagt, kann ich den Rummel um Arno Strobels neues Buch „Die App – Sie kennen dich. Sie wissen, wo du wohnst“ nicht verstehen. Das Thema ist zugegebenermaßen interessant und bietet viel Potential, das der Autor jedoch mit seiner zu vorhersehbaren Geschichte verspielt hat. Von einem Psychothriller ist dadurch leider nicht viel zu merken.
Hendrik Zemmer lebt mit seiner Verlobten Linda in einem Haus, das von einem Smart-Home-Programm namens Adam gesteuert wird. Die beiden fühlen sich in ihrem Haus sicher, das System ist nicht nur durch einen Zahlencode, sondern auch durch einen Augen-Check vor fremden Zugriffen geschützt. Doch dann verschwindet Linda eines Nachts spurlos. Da es keine Einbruchsspuren gibt, vermutet die Polizei, dass Linda aus freien Stücken gegangen ist, doch Hendrik glaubt nicht an diese Version, zumal auch Freunde und Verwandte nichts von derartigen Plänen wissen. Er beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt auf einige Ungereimtheiten.
Die Vorstellung, jemand Fremdes könnte unbemerkt in die eigene Privatsphäre eindringen und über eine Smart-Home-App das Privatleben nicht nur beobachten, sondern auch aktiv eingreifen und zu einer Bedrohung werden, vermittelt ein Unbehagen und ein Gänsehautgefühl. Diese Stimmung hätte ich mir gern in dem Buch gewünscht, diese geht jedoch leider in der sehr plumpen und vorhersehbar angelegten Geschichte unter. Die Charaktere wirken sehr flach, sie agieren zum Teil sehr unglaubwürdig, die Dialoge wirken meist steif und sehr aufgesetzt unnatürlich.
Es gibt eingeschobene Abschnitte aus der Opfersicht, die in Abgrenzung zum Hauptteil im Präsens geschrieben sind, obwohl sich zeitlich parallel ablaufen. Die Schilderungen wirken dadurch eher wie Regieanweisungen und sorgen für eine Distanz zu den Personen, die der vermutlich eigentlich beabsichtigten Spannung und eindringlichen Atmosphäre entgegenwirkt.
Der Autor versucht hier und da falsche Fährten zu legen, dennoch ist beim Lesen schnell klar, worauf die Geschichte hinausläuft und wer zu den „Bösen“ gehört. Statt subtiler Hinweise werden hier die Hinweise so deutlich wiederholt, dass man gar nicht anders kann, als die richtigen Schlüsse zu ziehen und in der zweiten Hälfte des Buches nur noch auf die offizielle Auflösung wartet. Spannung kommt dabei nicht auf. Selbst der Showdown am Schluss bekommt noch eine kleine Pause, in der die Zusammenhänge in Kurzfassung noch einmal dargelegt werden, was aber weder der abenteuerlich konstruierten Geschichte noch den Motiven der Hauptfiguren zu mehr Glaubwürdigkeit verhilft.
Als banale Krimigeschichte ist das Buch okay, für Fans von Psychothrillern kann ich es nicht empfehlen.

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Veröffentlicht am 16.06.2020

Durchschnittskost aus Island

DUNKEL
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In dem isländischen Thriller „Dunkel“, Auftakt einer Trilogie des Autors Ragnar Jónasson, steht Kommissarin Hulda Hermannsdóttir im Mittelpunkt der Geschehnisse. Wenige Monate vor ihrem offiziellen Ruhestand ...

In dem isländischen Thriller „Dunkel“, Auftakt einer Trilogie des Autors Ragnar Jónasson, steht Kommissarin Hulda Hermannsdóttir im Mittelpunkt der Geschehnisse. Wenige Monate vor ihrem offiziellen Ruhestand soll sie adhoc ihren Arbeitsplatz bei der Polizei Reykjavík räumen, um einem jüngeren aufstrebenden Kollegen den Weg frei zu machen. Sie kann sich einen kleinen Aufschub erkämpfen und als letzten Fall einen Cold Case auswählen. Hulda muss nicht lange überlegen, denn es gibt den Fall einer ums Leben gekommenen russischen Asylbewerberin, bei denen ihr die Ermittlungen sehr nachlässig erscheinen. Hulda muss sich bei ihren Nachforschungen beeilen, die Zeit sitzt ihr ebenso im Nacken wie die Kollegen, die ihre Einmischung in diesen Fall nicht gutheißen.
Der Thriller besitzt mehrere Erzählebenen, zum einen die Ermittlungen Huldas in dem aktuellen Fall, zum anderen ein Rückblick in die Vergangenheit zu der Geschichte eines kleinen Mädchens und ihrer Mutter. Hier verzichtet der Autor bewusst die Nennung von Namen, dennoch wird im Kontext schnell klar, von wem hier die Rede ist. Später kommen noch Kapitel hinzu, die im Tagebuchstil verfasst sind und dem Leser vermitteln, was tatsächlich damals geschehen ist.
Der Thriller und die gesamte Hulda-Trilogie sind in Island preisgekrönt, mich konnte er nicht wirklich überzeugen. Hulda ist keine einfache Persönlichkeit, auch wenn man in Verlauf viel über ihren Hintergrund erfährt, konnte ich mit ihr als Hauptfigur nicht warm werden. Sie wird zwar als sehr verletzlich charakterisiert, auf mich erscheint sie aber durch ihr Agieren sehr selbstüberschätzend, ihre Handlungen und Entscheidungen waren für mich nicht schlüssig und nachvollziehbar. So hält sie sich selbst für eine erfahrene und erfolgreiche Ermittlerin, geht aber bei ihrem letzten Fall sehr plump und unprofessionel vor. Ich habe mich beim Lesen gefragt, ob hier vielleicht Zwischentöne verloren gegangen sind, da das Buch von der englischen Übersetzung des isländischen Originals ins Deutsche übertragen wurde.
Die Handlung ist insgesamt durchaus spannend durch wechselnde Spuren und Verdächtige sowie überraschende Wendungen. Hulda hat wie viele literarische Ermittler eine dunkle Seite, auch die Handlung bietet keine ungewöhnlichen oder besonderen Themen, so dass meine Erwartungen in den Thriller nicht erfüllt wurden.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

eine spannende Ausgangssituation mit einer enttäuschend konstruierten Geschichte

Der Tunnel - Nur einer kommt zurück
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Sechs Freunde unternehmen wie jedes Jahr eine Bootstour durch Großbritanniens längsten und historischen Kanaltunnel, doch nach der zweistündigen Fahrt sind 5 der jungen Leute verschwunden. Der sechste, ...

Sechs Freunde unternehmen wie jedes Jahr eine Bootstour durch Großbritanniens längsten und historischen Kanaltunnel, doch nach der zweistündigen Fahrt sind 5 der jungen Leute verschwunden. Der sechste, der Bootsführer Matthew ist verletzt und kann sich an die Ereignisse während der Fahrt nicht erinnern. Als einziger Überlebender wird er schnell zum Sündenbock abgestempelt.
Der Journalist und Autor Robin Ferringham ist überrascht, als er von dem ihm unbekannten Matthew einen Anruf mit Bitte um Hilfe erhält, umso mehr als Matthew vorgibt, diesen Tip von Robins Frau Samantha bekommen zu haben, denn Sam ist vor drei Jahren während einer beruflichen Reise nach Huddersfield spurlos verschwunden. Aber Huddersfield ist nur wenige Meilen vom Standedge-Tunnel entfernt und Matthew kann durch einen Hinweis glaubhaft vermitteln, dass es tatsächlich Samantha war, die ihn gebeten hat, Robin zu kontaktieren.
So macht sich dieser auf nach Huddersfield, nicht nur um Matthew zu helfen und das Rätsel um das Verschwinden der 5 jungen Leute zu lüften, sondern vielmehr auch in der Hoffnung, dort die Spur seiner Frau aufnehmen zu können und seinen eigenen Verlust zu bewältigen.
In Huddersfield trifft Robin auf eine verschworene Gemeinschaft des Ortes, geprägt von Vorurteilen und Verbitterung. Er bekommt bald zu spüren, dass die Geheimnisse tiefer reichen und eine Einmischung Fremder nicht gewünscht ist.
Die Geschichte spannend und rätselhaft, allerdings versucht der Autor in weiten Teilen die Spannung dadurch hoch zu halten, dass Fakten nur angedeutet werden statt klar ausgesprochen. Die Charaktere, insbesondere der Polizeichef, verhalten sich irrational, Ermittlungsarbeit findet nicht statt und wird sogar unterbunden.
Im zweiten Teil des Buchs, das sich mit der Auflösung des Falls beschäftigt, werden dann plötzlich die tatsächlichen Ereignisse offen gelegt. Dieser Handlungsstrang ist ebenso tragisch wie brutal, wirkt jedoch zu sehr konstruiert und zusammen geschustert, um Spannung zu erzeugen.
Den Charakteren fehlt es an Glaubwürdigkeit, der Geschichte mangelt es an Logik, die Motive sind ebenso wenig nachvollziehbar wie die meisten Handlungen der Hauptpersonen.
Anfangs konnte mich die Ausgangssituation noch fesseln, insbesondere die Atmosphäre um die Vorverurteilung Matthews durch die Dorfbewohner und der manipulative Einfluss der Presse machen beklommen, der Thriller ansich kann nicht überzeugen.

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Veröffentlicht am 03.09.2019

10 Jahre Eberhofer - das Buch ist kein Grund zum Feiern

Guglhupfgeschwader
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„Guglhupfgeschwader“ ist der inzwischen 10. Band um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der bei seinen Fans einen gewissen Kultcharakter errungen hat. Autorin Rita Falk lässt dieses Jubiläum ...

„Guglhupfgeschwader“ ist der inzwischen 10. Band um den bayrischen Dorfpolizisten Franz Eberhofer, der bei seinen Fans einen gewissen Kultcharakter errungen hat. Autorin Rita Falk lässt dieses Jubiläum auch innerhalb der Geschichte lebendig werden, so wird in Franz‘ Heimatort Niederkaltenkirchen der Kreisverkahr ihm zu Ehren mit großem Tamtam auf den Namen „Eberhofer-Kreisel“ getauft. Doch dem Namensgeber bleibt nicht viel Zeit für entspannte Feierlichkeiten, da sich Oskar, der als „Lotto-Otto“ im Dorf gemeinsam mit seiner Mutter den Lottoladen betreibt, vertrauensvoll an Eberhofer wendet. Er wird von gefährlichen Verfolgern bedroht, auch das Leben seiner Mutter steht auf dem Spiel. Franz nimmt sich beherzt und gewohnt unkonventionell der Sache an, auch sein Spezi Birkenberger ist natürlich wieder mit von der Partie.
Für mich war dieser Jubiläumsband leider eine Enttäuschung. In der Reihe war es schon immer so, dass ein Großteil ihres Charmes in den besonderen Charakteren lag, neben Franz Eberhofer und seiner teils kauzigen Familie gehören dazu auch der Birkenberger Rudi und Richter Moratschek. Diesmal ist jedoch noch weniger vom Krimicharakter finden als bei den letzten Bänden. Die Dorf- und Familiengeschichten überwiegen, wobei es wenig Neues gibt. Rudi ist vielleicht etwas zickiger als üblich, ansonsten gibt es die gewohnten Sticheleien, Eberhofer schlemmt sich wie gewohnt durch das Sortiment beim Simmerl oder schaut bei der Oma in die Töpfe.
Die Geschichte zieht sich in die Länge, von Ermittlungen ist kaum etwas zu spüren, Spannung baut sich gar nicht auf. Man bekommt den Eindruck, als sollten alle bekannten Figuren zumindest eine Erwähnung finden, der rote Faden fehlt, die Handlung wirkt zu sehr aus Altbewährtem zusammengebraut.
Einziger Lichtblick beim Hörbuch ist Christian Tramitz als Sprecher, der in meinen Augen Franz Eberhofer wunderbar verkörpert und der Geschichte das I-Tüpfelchen aufsetzt, dennoch wird für mich der 10.Band auch der letzte sein.

Veröffentlicht am 28.06.2019

anfangs interessante Love-Story, die aber im Verlauf abflacht

Love to share – Liebe ist die halbe Miete
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Beth O'Learys Debütroman klang nach einer originellen und amüsanten Idee á la Daniel Glattauers „Alle sieben Wellen“, konnte zum Ende hin meine Erwartungen aber immer weniger erfüllen.
Der Beginn der Geschichte ...

Beth O'Learys Debütroman klang nach einer originellen und amüsanten Idee á la Daniel Glattauers „Alle sieben Wellen“, konnte zum Ende hin meine Erwartungen aber immer weniger erfüllen.
Der Beginn der Geschichte ist spritzig und außergewöhnlich. Nach der Trennung von ihrem Freund Justin sucht Tiffy dringend in New York eine günstige Wohnung. Ihr Gehalt als Lektorin bei einem Verlag für Bastel- und DIY-Bücher ist zu knapp für die hiesigen Mieten, so dass bei einem sehr besonderen Wohnungsangebot zuschlägt. Leon braucht dringend Geld, um seinen Bruder unterstützen zu können. Er arbeitet im Nachtdienst und verbringt die Wochenenden bei seiner Freundin, in der übrigen Zeit kann Tiffy über die Wohnung verfügen, ohne dass die beiden sich dort begegnen müssen. Kann das gut gehen, die Wohnung mit einem Fremden zu teilen?
Auch wenn die beiden sich nicht treffen, muss der schüchterne und zurückhaltende Leons erst einmal verarbeiten, dass sich eine derart kreative Frau mit ihren bunten Accessoires in seiner Wohnung breit macht. Die beiden beginnen, über Post-It-Zettel zu kommunizieren und lernen sich auf diesem Weg nach und nach besser kennen.
Die Kapitel sind abwechselnd aus der Sicht der quirligen Tiffy und des eher wortkargen Leons geschrieben, dadurch lernt der Leser die beiden kennen und einzuschätzen.
Es überrascht nicht wirklich, dass das starre Absprachengerüst der beiden irgendwann durcheinander gerät und zu einigen Verwirrungen führt.
Das Buch ist amüsant und flüssig geschrieben, der Stil in den unterschiedlichen Erzählperspektiven treffend zu den Charakteren von einander abgegrenzt. Insbesondere Leon ist mit seiner ruhigen, sensiblen Art und seinem sozialen Engagement ein Sympathieträger.
Mit der Annäherung Tiffys und Leons hat sich der Charme der Geschichte jedoch verabschiedet, sie ist immer mehr ins Banale abgerutscht und wird durch arg konstruiert wirkende Verwicklungen in die Länge gezogen. Im letzten Drittel des Buches habe ich mehrfach überlegt es abzubrechen, weil mich der Ausgang immer weniger interessiert hat.
Das Buch hatte Potential, dass es in meinen Augen nicht durchgehalten hat sondern zu einer beliebigen seichten Love-Story abgerutscht ist. Das kann man Lesen, verpasst aber auch nichts, wenn man es links liegen lässt.