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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ganz in Ordnung...

Berühre mich. Nicht.
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Inhalt

Als Sage den High School Abschluss in der Tasche hat verschwindet sie von zu Hause und landet in Nevada. Dort möchte sie nicht nur vor ihrer Vergangenheit fliehen, sondern ganz neu Anfangen. Doch ...

Inhalt

Als Sage den High School Abschluss in der Tasche hat verschwindet sie von zu Hause und landet in Nevada. Dort möchte sie nicht nur vor ihrer Vergangenheit fliehen, sondern ganz neu Anfangen. Doch es fällt ihr sehr schwer, die Erinnerungen an das Geschehene los zu lassen, denn die Angst ist ihr ständiger Begleiter.
Als Sage auf Luca trifft ist er die Verkörperung all ihrer Ängste und ausgerechnet mit ihm muss sie zusammen arbeiten. Nach und nach lernt sie den attraktiven jungen Mann jedoch näher kennen und immer öfter beginnt ihr Herz zu stolpern wenn sie ihm begegnet…


Nachdem ich „Someone New“ von Laura Kneidl gelesen habe, wollte ich auch ihre anderen New Adult Bücher von meinem SuB befreien und habe zu „Berühre Mich. Nicht“ gegriffen. Ich war gespannt wie mir der Auftakt der Dilogie gefallen würde, denn der Klappentext hat mich zwar angesprochen, war aber nicht weiter besonders und leider war es in meinen Augen die Geschichte auch nicht.

Sage bricht von zu Hause aus, um Geschehnissen zu entkommen, an die sie gar nicht denken möchte. Sie hat große Angstzustände, die von diesen traumatischen Erlebnissen herrühren. Vor allem Männern gegenüber kann sie sich nicht öffnen und in ihrer Nähe fühlt sie sich vollkommen unwohl. Sie bekommt Schweißausbrüche, wenn ihr nur ein Mann die Hand geben möchte, um sich vorzustellen. Sie versucht jeder Situation zu entgehen, die sie in einen engeren Kontakt mit einem Mann bringt und das macht ihr das Leben sehr schwer. Zusätzlich dazu hat sie kaum Geld, denn sie möchte ihre Familie nicht um Unterstützung bitten. Also sucht sie sich einen Job an einem möglichst einsamen Ort: der Bibliothek.
Sie hat allerdings nicht damit gerechnet, dass auch ein junger Mann dort arbeiten wird. Obwohl Sage unglaubliche Angst hat kann sie den Job nicht verlieren, denn sie ist auf das Geld angewiesen. Langsam aber sicher gewöhnt sie sich aber an Luca, der zwar groß und gefährlich aussieht, aber gar nicht so ist.

Das Buch ist alles andere als Besonders, wie so viele in ihren Rezensionen beschrieben haben. Das Buch hebt sich auch in keinster Weise von der Masse ab. Es hätte Potential gehabt, sehr viel mehr zu sein als ein New Adult Roman, doch diese Chance hat Laura Kneidl vergeben. Sage ist mir eigentlich recht sympathisch gewesen. Ich konnte ihr Verhalten teilweise nachvollziehen, teilweise auch nicht. Sie hat eine posttraumatische Belastungsstörung, die von ihrem erlebten Trauma herrührt, doch diese Belastungsstörung wird im gesamten Buch als Angststörung verkauft. Ich finde spätestens während der ersten Therapiesitzung mit ihrer Psychologin hätte die korrekte Bezeichnung fallen müssen. Selbst ich, als angehende Grundschullehrerin, die nur wenige Psychologie Vorlesungen hatte, hat erkannt, woran Sage wirklich leidet. Es hat mich doch sehr gestört, dass Laura Kneidl komplett darauf verzichtet hat und es wäre nur wenig Recherchearbeit nötig geworden, um sich damit genauer auseinander zu setzen. Ich hatte das Gefühl, dass Sages Trauma nur dazu benutzt wurde, um die Beziehung zwischen ihr und Luca mit Problemen zu füllen und nicht, weil es der Autorin wirklich wichtig war Diversität in das New Adult Genre zu bringen.

Gleichzeitig scheint die Handlung fast komplett still zu stehen. Es passiert im Prinzip kaum etwas, außer das, was man eben so erwartet, wenn man eine New Adult Geschichte liest: er hat jede Nacht eine andere Frau im Bett, doch sie könnte ihn ändern. Uni Partys, Lerngruppen, Wohnheime, all das ist hier zu finden. Es ist natürlich nicht schlecht geschrieben, denn Laura Kneidl weiß sehr wohl mit Worten umzugehen. Aber es ist mir einfach nicht außergewöhnlich genug. Nichts hat mich komplett in seinen Bann gezogen. Kein Charakter konnte mich voll überzeugen.
Sage ist zwar auf den ersten Blick sympathisch, doch sie verstrickt sich auch immer und immer mehr in einem Lügengeflecht. Sie möchte verstanden werden, will Unterstützung erfahren und verlangt, dass ihre Grenzen respektiert werden, selbst jedoch scheint sie alles Vertrauen verloren zu haben. Sie kann sich nicht an die Wahrheit wagen. Keinen Schritt. Obwohl die Beziehung zwischen ihr und Luca doch eigentlich diese eine Beziehung ist, die sie rettet. Die ihr die Heilung bringen soll (was an sich auch schon fragwürdig ist.. ich meine, seit wann kann Liebe eine psychische Krankheit heilen?).
Ich habe es tatsächlich sehr genossen die Entwicklung der Beziehung zwischen Sage und Luca zu lesen. Es ist keine Insta-Love die einfach passiert und plötzlich ist alles Friede Freud Eierkuchen. Die beiden lernen sich kennen, sie freunden sich an und kommen sich langsam näher. So, wie es im echten Leben eben auch abläuft. Man kommt sich Schrittweise näher und nicht knall auf fall. Genauso schön entwickelt sich auch die Freundschaft zwischen Sage und April und genauso fühlt sich auch die bereits bestehende Freundschaft zwischen Sage und Megan an.
Umso unglücklicher finde ich deshalb Sages Art mit ihrem Geheimnis umzugehen. Sie muss nicht sofort mit allem heraus rücken. Natürlich nicht. Sie braucht ihre Zeit, muss Vertrauen aufbauen. Aber sie lügt in einem fort. Sie schafft es nicht ein einziges Mal Luca entgegen zu kommen und so kommt es wie es kommen muss: der Cliffhanger.

Mir wäre es wirklich lieber gewesen, wenn das Buch in sich abgeschlossen gewesen wäre. Die Handlung wurde in diesem ersten Teil einfach künstlich in die Länge gezogen, um noch einen zweiten Teil herauszupressen, den ich für unnötig erachtet habe. Viel lieber hätte ich noch ein Buch über April oder Megan gelesen. Ich als Leser habe einfach gemerkt, dass die Grundidee eigentlich nicht unbedingt ein zweites Buch gebraucht hätte und das fand ich unglaublich schade.

Fazit

Leider konnte Laura Kneidl mich mit diesem Buch nicht überzeugen. Sage als Protagonistin ist auf den ersten Blick recht sympathisch gewesen, doch nach und nach habe ich mich immer weiter von ihr entfernt. Ihre Lügen und das wenige Vertrauen, das sie Luca, der doch so unglaublich einfühlsam und behutsam ist, entgegen bringt, hat mich genervt. Gleichzeitig fand ich die Darstellung ihrer Krankheit nicht unbedingt gelungen. Das Buch hat viel Potential verschenkt, was unglaublich schade war. Daher keine Empfehlung von mir.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ein Buch, das noch lange nachhallt...

Quicksand: Im Traum kannst du nicht lügen
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Die 18jährige Maja Norberg steht nach einem Blutbad in einem Stockholmer Gymnasium vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Die 18jährige Maja Norberg steht nach einem Blutbad in einem Stockholmer Gymnasium vor Gericht. Sie hat geschossen, und unter den Toten sind ihre beste Freundin Amanda, ihr Freund Sebastian und der Lehrer Christer. Obwohl sie einst so beliebt war, wurde sie durch diese Bluttat zur meistgehassten Person in Schweden. Doch ist der Fall wirklich so klar? Ist Maja wirklich eine Mörderin?


Als ich von der neuen Netflixserie „Quicksand“ gehört und mir angeschaut habe worum es geht war ich sofort Feuer und Flamme. Die Thematik klang unfassbar spannend und ich wollte direkt einmal hineinschauen. Nachdem ich eine Folge gesehen hatte, habe ich mich ein bisschen näher damit beschäftigt und herausgefunden, dass es eine Buchvorlage dazu gibt. Nachdem ich die zweite Folge der Serie geschaut habe war mir klar, dass für mich das Buch wahrscheinlich besser funktionieren würde. Ich habe zufällig gesehen, dass NetGalley den Titel anbietet und das E-Book angefragt. Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar! Kaum hatte ich es heruntergeladen habe ich zu lesen begonnen und letztlich auch nicht einmal drei Tage gebraucht, um die Geschichte zu beenden.

Ich muss sagen, dass ich zu Beginn wirklich große Schwierigkeiten mit dem Buch hatte. Man spürt beim Lesen diese Spannung, man weiß einfach nicht was passiert ist und möchte um jeden Preis herausfinden, wohin die Geschichte sich wenden wird. Was ist in diesem Klassenzimmer passiert? Was hat Maja dazu veranlasst zu schießen? Welche Gründe hatte sie? Hatte sie überhaupt irgendwelche Gründe? Wie hat sich ihre Persönlichkeit so sehr verändert, dass sie zur Mörderin werden konnte? Diese unterschwellige Spannung ist auf jeder Seite zu spüren.

Doch Maja, die eigentlich Maria heißt, ist keine Sympathieträgerin. Sie ist eine anstrengende, verwöhnte, reiche Göre. Fast all ihre Gedanken sind komplett privilegiert. Sie beschwert sich über ihr ach so hartes und schweres Leben. Sie lässt zutiefst rassistische Gedanken zu und merkt es nicht einmal. Sie ist unglaublich anstrengend und nervtötend. Zu Anfang ist auch ihre Ausdrucksweise unglaublich harsch und wütend. Ihre Art und Weise fand ich furchtbar. Als hätte sie überhaupt kein Interesse daran, wie ihre eigene Verhandlung verläuft und was das alles mit ihr zu tun hat. Sie wirkte so abgeklärt und fertig mit allem. Ich habe sie erst im Verlauf der Geschichte nach und nach zu verstehen gelernt. Langsam aber sicher hat sich die Tragik und Dramatik all dessen, was geschehen ist, herauskristallisiert und der Zorn in Maja wird zu etwas anderem: Angst, Verzweiflung, Schuld.

Letztlich jedoch habe ich ganz am Ende ein Gefühl für Maja bekommen. Sie ist ein junges Mädchen, das vor der Tat völlig allein gelassen war. Sie fühlte sich einsam, verzweifelt, hilflos. Sie wusste nicht in welche Richtung sie sich wenden soll und hatte niemanden, der sie auch nur ansatzweise verstehen oder ihr helfen konnte. Sie war völlig allein und auf sich gestellt. Man neigt als Leser dazu, diese Situation und ihre Gefühle dazu zu nutzen Maja zu verurteilen: schließlich hat sie geschossen. Doch so einfach ist es in diesem Fall nicht. Es ist so viel komplizierter und das wird erst nach und nach und nach deutlich. Es wird erst ganz am Ende klar, was geschah und wie es dazu kommen konnte.
Ich fand den Aufbau der Geschichte wirklich gut. Die Erzählung ist ganz und gar nicht linear. Nichts wird Schritt für Schritt erklärt und dargestellt. Maja lässt den Leser an allen möglichen Erinnerungen teilhaben, vor der Tat, nach der Tat und erst langsam entstehen Zusammenhänge. Es wird bruchstückhaft deutlich wie sich alles zu dieser Tragödie hochgeschaukelt hat und das hält die Spannung der Geschichte aufrecht.
Bis es jedoch erst soweit ist, dass die Spannung ordentlich an Fahrt aufnimmt, habe ich sehr mit der Handlung kämpfen müssen. Erst gegen Ende wird klar, wie alles zusammenhängt, doch der Weg dorthin war für mich zu lange. Ich bin nur schwer mit Maja und ihrer Art und Weise zurecht gekommen und es hat über die Hälfte des Buches gebraucht, bis ich sie ansatzweise verstehen konnte. Es war mir teilweise einfach viel zu anstrengend ihr zu folgen und auch wenn ich im nachhinein den Aufbau des Buches super fand, weil es ein genialer Gedanke der Autorin war, war mir die Erzählweise während des Lesens teilweise einfach zu viel und zu durcheinander.

Fazit

Der Autorin ist es gelungen, mich mit dem Ende der Geschichte zu überzeugen. Zu Anfang habe ich mich durch die Seiten gequält, doch gegen Ende wurde die Spannung immer größer und das rätseln, was tatsächlich im Klassenzimmer passiert ist, stärker. Die Erzählweise ist sehr gut gewählt und Maja wird erst langsam zu einer Person, die man verstehen kann und mit der man mitfühlt. Es ist eine Reise, die nur langsam voran geht und deshalb für mich nicht zu dem Highlight werden konnte, das es hätte sein können. Trotzdem muss ich nach dem Ende sagen, dass ich den Thriller sehr empfehlen kann. Er ist anders als man es vielleicht erwartet, schriftstellerisch sehr gut und wird mir in jedem Fall im Gedächtnis bleiben.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Im Großen und Ganzen unterhaltsam

Spiel der Macht (Die Schatten von Valoria 1)
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Inhalt

Kestrel ist die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als siebzehnjähriges Mädchen hat sie nur zwei Möglichkeiten, was ihre Zukunft anbelangt: entweder tritt sie der Armee bei, wie ihr ...

Inhalt

Kestrel ist die Tochter des ranghöchsten Generals von Valoria. Als siebzehnjähriges Mädchen hat sie nur zwei Möglichkeiten, was ihre Zukunft anbelangt: entweder tritt sie der Armee bei, wie ihr Vater, oder sie heiratet spätestens bis zu ihrem zwanzigsten Lebensjahr. Kestrel hat jedoch wenig fürs Kämpfen übrig, denn sie lebt allein für die Musik. Gleichzeitig möchte sie ihre Freiheit eigentlich nicht aufgeben, doch ihr scheint keine Wahl zu bleiben.
Als sie durch unglückliche Umstände bei einer Sklavenauktion landet ersteigert sie Arin, der sie auf unerklärliche Weise fasziniert. Und obwohl es unmöglich zu sein scheint, muss sich Kestrel bald eingestehen, dass sie mehr für den Sklaven empfindet als gut für sie beide ist. Doch hinter Arin verbirgt sich noch sehr viel mehr und Kestrel weiß nicht, dass der Preis für ihre Gefühle möglicherweise zu hoch sein könnte…


Gemeinsam mit einer Freundin mache ich regelmäßig eine kleine Buchbox-Aktion. Wir legen ein Thema fest und kaufen zu einem bestimmten Betrag ein Buch und passende Goodies ein. Das Thema für diese Box war „Ladys that slay“ und das Buch „Spiel der Macht“ war in dieser Box. Ich habe tatsächlich schon damit geliebäugelt die Reihe anzufangen, da ich durchweg positive Meinungen darüber gehört habe und mich die Handlung angesprochen hat. Es ist länger her, dass ich ein Jugendbuch gelesen habe und als das Buch am Wochenende dann so in meinen Händen lag, hat mich die Lust gepackt es direkt zu lesen. Ich kann nicht sagen, dass es ein Fehler war.

Der Einstieg in das Buch wird dem Leser sehr leicht gemacht. Die Autorin hat einen sehr locker und leichten Schreibstil. Sie schreibt mit kurzen, prägnanten Sätzen, die man schnell lesen kann. Nichts ist allzu kompliziert beschrieben oder dargestellt. Alles wird auf den ersten Blick gut erfasst. Es hat mir gefallen einmal nicht genauer aufpassen zu müssen, was gerade beschrieben wird.
Kestrel ist ein sehr intelligentes junges Mädchen, das ihren Platz in der Welt von Valoria noch längst nicht gefunden hat. Sie ist reich aber auch sehr verwöhnt, lebt auf einem riesigen Anwesen mit etlichen Hausangestellten und Sklaven. Ihr Vater ist der ranghöchste General von Valoria und aus diesem Grund kaum zu Hause. Ihre Mutter starb, als Kestrel noch sehr klein war und aus diesem Grund ist sie halbwegs von einer Sklavin aufgezogen worden.
Die Ausgangssituation ist leicht zu erklären: Valoria hat vor über zehn Jahren das Volk der Herrani überfallen und unterworfen. Sie sind starke Kämpfer, die nicht davor zurückschrecken ein Blutbad anzurichten. So konnten sie ein riesiges Imperium erschaffen, das es nun gilt zu vergrößern und zu halten. Die Sklaverei, in die die Valorianer die Herrani gezwungen haben, ist ständiger Begleiter in diesem Buch und gleichzeitig auch mein größter Kritikpunkt.

Kestrel ist mir nicht unsympathisch. Sie ist mutig, intelligent und ein wenig Vorlaut. Gleichzeitig reflektiert sie nicht alles, was sie tut und reagiert teilweise naiv, was mich an manchen Stellen etwas überrascht hat. Sie erwirbt aus einem Impuls heraus einen Sklaven für eine horrende Summe, nimmt ihn mit nach Hause und nähert sich ihm nach und nach. Als klar ist, dass sich etwas zwischen den beiden anbahnt, das eigentlich nicht da sein sollte, hätte ich gerne gelesen, dass Kestrel über die Ungerechtigkeiten des Systems nachdenkt. Die Sklaverei als solche einfach zu akzeptieren und hinzunehmen ist spätestens an dieser Stelle doch nicht mehr logisch. Kestrel ist unglaublich intelligent, sie hat ein Gespür für Kriegstaktiken und erkennt das Problem der Sklaverei nicht? Oder will sie dieses Problem gar nicht erkennen? Sie ist praktisch so aufgewachsen. Privilegiert, reich, ohne größere Sorgen. Und doch wirkt sie so unzufrieden. Doch das hat überhaupt nichts mit der Haltung ihres Volkes zu tun, sondern nur damit, dass sie entweder in die Armee muss oder heiraten. Was das angeht bin ich unglaublich genervt von ihr. Arin und Kestrel kommen aus unterschiedlichen Schichten und sie denkt keine Sekunde darüber nach, dass er für seine Stellung als Sklave nichts kann und sie vielleicht etwas daran ändern sollte. Gleichzeitig hat mich diese ganze Liebesgeschichte etwas genervt, denn es passiert einfach so, wie es in Jugendbüchern oft ist. Sie kennen sich kaum, unterhalten sich wenig und trotzdem ist es Liebe. Natürlich muss es Liebe sein, denn sonst wird es am Ende des Buches nicht dramatisch genug. Diese Insta-Love ist einfach nichts mehr für mich. Dem bin ich einfach entwachsen und finde nichts daran auch nur ein bisschen romantisch. Ich habe die Anziehung zwischen den beiden einfach überhaupt nicht gefühlt und deshalb konnte mich die Romanze auch null abholen oder überzeugen.

Da das Buch auch aus der Sicht von Arin geschrieben ist, hätte es natürlich sein können, dass ich ihm die Liebe zu Kestrel eher abkaufen könnte. Doch auch hier komplette Fehlanzeige. Wieso er sie so toll findet, erschließt sich mir in keinem Augenblick. Arin ist mir ebenfalls nicht unsympathisch, denn er ist ebenfalls intelligent und mutig. Er verbirgt ein sehr mächtiges Geheimnis, das man als aufmerksamer Leser recht schnell erraten kann. Allerdings muss man auch nicht lange darauf warten, um die Auflösung serviert zu bekommen. Die Frage stellt sich dann nur: wann wird alles auffliegen und wie wird sich dies auf das Machtgefüge auswirken? Diese Fragen haben mich sehr lange umgetrieben, denn die Autorin lässt sich viel Zeit, um endlich zu einem Wendepunkt zu gelangen. Die Spannung wird recht ans Ende gepackt und dort geht alles sehr schnell und mehr oder weniger logisch vonstatten. Es war zu erwarten, dass etwas in dieser Richtung passieren wird, allerdings ist das Verhalten der beiden Protagonisten für mich weniger verständlich gewesen. Mehr kann ich allerdings nicht dazu sagen, denn alles was jetzt noch kommen würde, wäre ein großer Spoiler.

Fazit

Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen. Der Schreibstil der Autorin ist toll zu lesen, der Aufbau des Buches ist gelungen und auch der Spannungsbogen der Handlung ist angenehm. Für meinen Geschmack hätte der Höhepunkt und anschließende Shodown ruhig etwas ausgebaut werden können, um noch mehr Spannung zu erzeugen. Die Liebesgeschichte ist natürlich relevant für die Handlung, denn sonst würden sich fast sämtliche Konflikte in Luft auflösen, dennoch war sie mir nicht realistisch und greifbar genug. Es war einfach eine Insta-Love wie sie im Buche steht. Nichts daran konnte mich überzeugen, was wirklich schade war. Der Umgang mit der Sklaverei in der Geschichte hat mir ebenfalls nicht gefallen. Es wird nicht reflektiert oder kritisiert, sondern einfach als da akzeptiert. Nicht einmal als sich die Protagonisten annähern, wird darüber nachgedacht, dass an diesem Konzept etwas nicht stimmt. Trotzdem bin ich gespannt auf den weiteren Verlauf der Geschichte und hoffe natürlich, dass meine Kritikpunkte in den weiteren Bänden der Trilogie etwas aufgegriffen werden.

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Veröffentlicht am 24.05.2020

Ein solider Krimi

Alte Feinde
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Albert Gradwohl wird erschossen. Die Spurensicherung macht am Tatort eine seltsame Entdeckung: die Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Original ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Albert Gradwohl wird erschossen. Die Spurensicherung macht am Tatort eine seltsame Entdeckung: die Patrone stammt aus einer Waffe des amerikanischen Bürgerkriegs, ein Original aus dem 19. Jahrhundert. Die Staatsanwältin Regina Flint wird durch die Hinweise nach USA geführt, dort ermittelt Bruno Cavalli bereits in einem Cherokee-Reservat. Dort mordet ein skrupelloser Killer. Doch Cavalli hat sich seit Monaten nicht gemeldet und niemand weiß, wo er abgeblieben ist. Regina macht sich nicht nur auf die Suche nach der Lösung ihres Falles, sondern auch nach Cavalli und die Beweise stürzen sie tief in ihre Vergangenheit..


Es hat eine gefühlte Ewigkeit gedauert bis ich es endlich geschafft habe den Krimi „Alte Feinde“ zu lesen. Meine Leseflaute, die im letzten Jahr immer wieder Einzug gehalten hat, hat es mir wirklich schwer gemacht, mich aufzuraffen den Krimi zu lesen. Dieses Jahr habe ich es jedoch endlich geschafft und kann sagen, dass mich das Buch wirklich gut unterhalten hat. Herzlichen Dank an Literaturtest für das Rezensionsexemplar!

Ich wusste, dass der Krimi ein achter Teil ist und somit irgendwo eine Fortsetzung. Es war mir also klar, dass ich die Verbindungen der Charaktere selbst herausfinden musste und eventuell nicht alles verstehen würde, was Zwischenmenschlich so im Buch passiert. Mir war allerdings nicht so wirklich klar, dass dieses Buch Bezug auf einen vergangenen Fall der Reihe nimmt, den ich nicht kenne und es mir somit noch mehr erschwert war so richtig in der Handlung aufzugehen. Wer Fan der Reihe ist und die vorherigen Bände kennt, wird diese Probleme natürlich nicht gehabt haben bzw. nicht haben. Mir ist es doch recht schwer gefallen Fuß zu fassen, da ich weder die zwischenmenschlichen Beziehungen, noch den Fall, gänzlich greifen konnte, was wirklich sehr schade war.

Die Handlung spielt in unterschiedlichen Zeitebenen, was mir viel Spaß gemacht hat, wir sind im heutigen Amerika, in der Schweiz und im Amerika des Bürgerkriegs. Man verfolgt sozusagen die geschichtliche Seite des Falles in der Zeit, aus der die Waffe des Mordes stammt und wir verfolgen Regina Flint und Bruno Cavalli in der heutigen Zeit, allerdings ebenfalls Zeitversetzt. Regina ist bereits im August angekommen, Cavallis Erzählung setzt früher an. Es hat mir Spaß gemacht die losen Enden zu packen und irgendwie zusammen zu setzen, doch mir haben sehr viele Informationen gefehlt, da ich die Vorgänger nicht kenne.

Regina Flint ist mir recht sympathisch gewesen. Die Staatsanwältin versucht alles, um Cavalli wieder zu finden und gleichzeitig ihren Fall zu lösen. Mit ihm gemeinsam hat sie schon unfassbar viel durchgemacht und ihre Angst, ihn verloren zu haben, scheint sehr tief zu sitzen. Da sie aber keinerlei Kenntnisse über seinen Auftrag hat, gestaltet sich die Suche sehr kompliziert. Regina ist zielstrebig, mutig und sehr intelligent. Sie sieht Zusammenhänge und Gemeinsamkeiten, die ihre Kollegen nicht erkennen und kann so Fortschritte in ihrem Fall erzielen. Allerdings trübt die Suche nach Cavalli ihre Stimmung und auch ihre Konzentration, bis eine Enthüllung ihr sozusagen in die Hände spielt. Ich mochte sie sehr gerne, weil sie ohne umschweife ihre Ziele durchsetzt und intelligent und strukturiert arbeitet. Trotzdem ist es mir teilweise schwer gefallen ihren Gedankengängen zu folgen, da ich von ihren alten Fällen keine Ahnung habe.

Auch Cavalli ist mir sehr sympathisch gewesen, fast schon mehr als Regina. Er entspricht quasi dem etwas mürrischen, fast schon gefühlskalten FBI Agenten, der einen Schreibtischjob in der Schweiz bekommen hat und versucht sein Leben mit Regina auf die Reihe zu bekommen. Der Fall in Amerika hat ihn jedoch in große Schwierigkeiten gebracht und es ihm unmöglich gemacht sich bei Regina zu melden. Er weiß nicht wem er vertrauen kann, wie er weiter agieren soll und wer hinter den Anschlägen steckt. Er muss sehr vorsichtig sein, darf nicht aus der Deckung kommen und das ist sehr schwierig, wenn man eigentlich herausfinden möchte, wer im Reservat so skrupellos tötet. Seine Art und Weise zu arbeiten und zu handeln hat mir sehr gefallen. Bei Cavalli fiel es mir auch nicht so schwer mich zurecht zu finden, da er weniger Bezug zu vergangenen Fällen macht. Erst gegen Ende des Buches, als offen gelegt wird, wie alles zusammenhängt habe ich auch bei ihm Probleme bekommen, was mir aber nicht mehr so viel ausgemacht hat.

Die Handlung an sich ist sehr spannend gestaltet, da man kaum weiß worum es eigentlich geht, man weiß nicht wem man Vertrauen kann, hat ständig neue Leute auf der Liste stehen, die als Täter in Frage kommen könnten und gleichzeitig ist die Liste in Wirklichkeit leer. Jeder könnte beteiligt sein oder spielt jemand ganz anderes eine Rolle? Eventuell wären mir die Zusammenhänge klarer gewesen, wenn ich die vorherigen sieben Bände gekannt hätte, das kann ich aber natürlich nicht beurteilen. So war es für mich bis zum Schluss überhaupt nicht klar, wer seine Finger mit im Spiel hat und letztlich war das Ende auch nicht so spannend, wie ich es mir vorgestellt und gewünscht habe.

Fazit

Der Krimi rund um Flint & Cavalli hat mir im Großen und Ganzen gut gefallen. Der Suchtfaktor war da, der Schreibstil hat mich an die Seiten gefesselt und die Tatsache, dass man bis zum Ende nicht weiß, wem man vertrauen kann, hat mich gepackt. Doch die Zusammenhänge zu verstehen, wenn man Band 1-7 nicht kennt, war einfach sehr schwierig und kompliziert. Ich habe weder die Charaktere und ihre Handlungen, noch die kompletten Zusammenhänge der Geschichte, zur Gänze verstehen können, da mir sämtliche Hintergrundinformationen gefehlt haben, was wirklich schade war. Für Neueinsteiger in die Reihe kann ich das Buch also nicht empfehlen: lest es der Reihe nach. Für diejenigen, die die Reihe bereits kennen: schaut es euch an!

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Eher Familiendrama als Thriller

Zu Staub
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Rezensionsexemplar

Inhalt

Tief im Outback Australiens sind sich die drei Bright Brüder die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt und wenn sie nicht wollen, ...

Rezensionsexemplar

Inhalt

Tief im Outback Australiens sind sich die drei Bright Brüder die einzigen Nachbarn. Ihre Häuser liegen vier Stunden Autofahrt voneinander entfernt und wenn sie nicht wollen, müssen sie sich auch nicht begegnen. Nathan und Bub treffen sich am Zaun, der ihre Farmen voneinander trennt und ihr mittlerer Bruder Cam, der die Familienranch verwaltet, liegt tot zu ihren Füßen. Er ist allein in der unbarmherzigen Hitze gestorben. In der Trauer, die die Familie überschattet wächst jedoch auch das Misstrauen. Was, wenn Cam keines natürlichen Todes gestorben ist? Was, wenn die Isolation und Einsamkeit hier im Nirgendwo die Menschen verändert – zum Bösen?


Im Juni kam eine E-Mail aus dem Rowohlt Verlag bei mir an, die mir „Zu Staub“ von Jane Harper Schmackhaft gemacht hat. Ich wollte längst etwas von der Autorin gelesen haben, da sie hochgelobte Thriller geschrieben hat. Dankend habe ich zugesagt und als ich das Buch Ende Juli dann in den Händen hatte, wollte ich direkt in das Outback Abenteuer eintauchen.

Der Start in die Geschichte hat sich tatsächlich etwas schwierig gestaltet. Ich habe vom australischen Outback keine Ahnung und einige Zeit gebraucht, um alles zu verstehen und mir besser vorstellen zu können, wie die Brights leben. Nathan lebt 4 Stunden vom Rest seiner Familie entfernt und hat eigene Probleme, die nicht nur mit seiner Farm zu tun haben, sondern sich vor allem um sein Privatleben drehen. Cameron und Bub leben auf der Familienfarm der Brights, dort gibt es auch Onkel Harry, der eigentlich nicht der wirkliche Onkel ist, sondern einfach schon immer dort arbeitet und die Mutter der drei Brüder. Außerdem Ilse, Cams Ehefrau und ihre beiden gemeinsamen Töchter. Sie alle leisten ihren Beitrag, arbeiten auf der Farm, Auf den ersten Blick scheint alles in Ordnung zu sein. Doch ist es das wirklich? Nathan scheint nicht der einzige zu sein, der enorme private Probleme hat, über die er nicht spricht. Auch Cam und seine Familie scheinen etwas durchleben zu müsse, das vor allem den Familienvater, den alle so gern mochten, beschäftigt hatte. Denn wieso sollte er sonst seinen mit Vorräten befüllten, sicheren Wagen, mitten im Outback verlassen und 9km allein und zu Fuß zurücklegen, um dann zu sterben?

Die Familiendynamik ist sehr spannend und gut ausgearbeitet. Man spürt schon ab der ersten Seite, dass der Tod von Cam auch alte Wunden wieder aufreißt. Egal auf welcher Seite. Die Familie muss sich mit Problemen herumschlagen, die zuvor gekonnt ignoriert oder einfach verdrängt wurden. Jane Harper schafft es, dass man sich eigentlich mit keinem der Charaktere richtig wohl fühlt. Sie alle umgibt etwas geheimnisvolles, das man unbedingt lüften möchte. Man will wissen, was mit dieser Familie nicht stimmt. Eigentlich will man das viel eher wissen, als was es mit dem Tod von Cameron wirklich auf sich hat. Man möchte erkennen, wie alles zusammenhängt. Man will wissen wieso Nathan Ilse immer aus dem Weg geht. Man will wissen wieso Harry vor Cams Tod mit ihm gestritten hat. Man will herausfinden wieso die Hilfsarbeiter auf der Farm vorgeben etwas zu sein, was sie gar nicht sind. Es gibt so viele Fragen und aus diesem Grund bin ich an den Seiten des Buches geklebt. Es war nicht so, dass es unglaublich viel Spannung gab oder blutige actiongeladene Szenen. Ich habe mich nicht gegruselt oder gefürchtet. Ich hatte keine Gänsehaut. Ich war einfach nur gut unterhalten von einer komplett zerrütteten Familie, der etwas dramatisches widerfahren ist und die nun versuchen muss die Trümmer irgendwie wieder zusammen zu setzen.

Jane Harpers Schreibstil hat mir wirklich sehr gut gefallen. Sie hat locker und leicht geschrieben, mit einem Hang zu etwas poetischem. Manche Beschreibungen haben mich ins Herz getroffen und mir die Geschichte noch näher gebracht auch wenn „Zu Staub“ eigentlich so gar nicht das war, was ich mir davon erwartet habe.
Das Buch ist definitiv kein Thriller und eigentlich auch von einem Spannungsroman entfernt. Es ist mehr ein Roman mit einem großen Familiendrama als Handlung. Die Geschichte ist gut, sie hat mir Spaß gemacht, weil ich gerne über Geheimnisse nachdenke und rätseln möchte, was geschehen ist. Letztlich habe ich aber die Lösung dann doch relativ schnell geahnt und wurde am Ende auch nicht enttäuscht. Ich denke das hätte die Autorin besser und vor allem innovativer ausarbeiten können.

Fazit

Ich mochte den Schreibstil der Autorin und auch die Grundidee hinter dem Buch. Allerdings habe ich mir durch den Klappentext und die Genrezuweisung „Thriller“ dann doch etwas anderes vorgestellt. Dennoch hatte ich viel Spaß mit diesem Buch. Das Familiendrama war toll herausgearbeitet, die Charaktere allesamt irgendwie suspekt und doch ist man ihnen gerne durch die Geschichte gefolgt. Ich mochte wie am Ende letztlich alles einen Sinn ergab und als ich das Buch zugeklappt habe, war ich zufrieden. Für Fans von klassischen Thrillern wird das Buch wohl eher nichts sein, wer aber gerne mal ein Familiendrama durchleben möchte, sollte einen Blick hinein werfen.

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