Liebe zwischen zwei Männern in den 50ern
Achtung Spoiler!
In einer Bar in Paris lernt der Amerikaner David den Italiener Giovanni kennen und beginnt eine Beziehung mit diesem, in dem Wissen, dass seine Verlobte Hella bald wieder nach Paris zurückkehren ...
Achtung Spoiler!
In einer Bar in Paris lernt der Amerikaner David den Italiener Giovanni kennen und beginnt eine Beziehung mit diesem, in dem Wissen, dass seine Verlobte Hella bald wieder nach Paris zurückkehren wird. Einerseits fühlt er sich von Giovanni und dessen Liebe angezogen, andererseits schämt und ekelt er sich vor sich selbst. Eigentlich möchte er mit Hella zurück nach Amerika und dort eine Familie gründen, kann sich aber auch nicht entscheiden, die Beziehung zu Giovanni zu beenden und verschwindet daher ohne Abschied. Das nimmt ein fatales Ende für Giovanni.
Baldwins Schreibstil fand ich zu Beginn ein wenig gewöhnungsbedürftig und auch sonst ist es kein Buch, das man eben mal so zwischendurch liest. Es ist aufwühlend und interessant geschrieben. Ich habe absichtlich nicht das ganze Nachwort gelesen, da ich mich nicht zu sehr in meiner Meinung beeinflussen lassen wollte. Mal einmal abgesehen von der Thematik der Akzeptanz von Homosexualität in Amerika und Europa, fand ich weder David noch Giovanni sehr sympathisch. David hat sich Giovanni gegenüber schändlich benommen, und auch wenn er sich sehr zu ihm hingezogen gefühlt hat, so war er doch auch finanziell von ihm abhängig und hat sich von ihm - und anderen aushalten lassen.
Giovanni war mir viel zu theatralisch - als er spürt, dass sich David vor ihm zurück zieht, beginnt er ihn moralisch unter Druck zu setzen. Da ich selbst Ähnliches erlebt habe und mehr als ein Jahr lang brauchte, bis ich die Beziehung beenden konnte, finde ich solch ein Verhalten doppelt abstoßend und schändlich. Letztendlich hatte David keine andere Möglichkeit als einfach zu gehen - obwohl sein plötzliches Verschwinden natürlich ziemlich feig war und er zumindest einen Brief hätte hinterlassen können. Trotzdem kann man keine Beziehung aus Mitleid oder Angst der andere könnte sich etwas antun aufrechterhalten - dabei verliert man die Achtung vor sich selbst und dem Anderen.