Brillant
Giovannis ZimmerDas Buch lässt mich aufgewühlt und erschrocken zurück. Es geht um die Geschicht des weißen Amerikaners David, der sich über sein Schwul-sein und der Beziehung zu Giovanni nicht wirklich im Klaren ist. ...
Das Buch lässt mich aufgewühlt und erschrocken zurück. Es geht um die Geschicht des weißen Amerikaners David, der sich über sein Schwul-sein und der Beziehung zu Giovanni nicht wirklich im Klaren ist. Von Selbshass und -zweifeln zerfressen sucht er sich -aus meiner Sicht- selbst und findet nicht wirklich zu sich selbst. Das schlechte Gewissen behält er bis zu Schluss und hinterfragt sich, ob er am Tod Giovannis Schuld hat und ob er ihn hätte verhindern können. Die Geschichte spielt in Frankreich, in den 50er Jahren, und ist immer noch so aktuell wie damals. David lernt den jungen Giovanni kennen und verfällt ihm immer mehr und gleichzeit verabscheut sich David und sein Leben dabei immer mehr; auch in dem Wissen, dass seine Verlobte bald aus Spanien zurückkehren wird. Auch im Bezug, dass Homosexualität zur damaligen Zeit nahezu überall verboten war, macht dies erst deutlich.
Der Roman macht mich betroffen und zeigt, wie wichtig es ist selbst mit sich und seinem Leben klar zu kommen, in einer Welt, in der man nicht immer, gerade als Homosexueller, akzeptiert wird. Das Problem, dass der Erzähler mit sich selbst und mit der Gesellschaft hat, wird ganz klar deutlich. Die Erzählweise im „Ich-Stil“ macht den Roman wirklich genial.
Ein wirklich großer Roman, dank der Neuauflage und der wirklich guten Übersetzung von Miriam Mandelkow. Sehr gut gefiel mir auch das Nachwort von Sasha Marianna Salzmann, in dem unter anderem erwähnt wird, dass James Baldwin selbst nicht wollte,dass dieser Roman als Gay Literatur bezeichnet wird. Brillant aber bei weitem keine leichte Kost.