An „Dunkel“ verwirrte mich zunächst der Hinweis auf die „Hulda“-Trilogie, gepaart mit der Info, dass Hulda in „Dunkel“ kurz vor der Pensionierung steht und es in diesem Roman um ihren letzten Fall geht: Eine Trilogie impliziert ja, dass noch zwei Bücher folgen müssen; bedeutet das in diesem Fall also, dass „Dunkel“ nicht abgeschlossen ist, sondern sich Huldas letzter Fall schließlich auf insgesamt drei Romane erstrecken wird?
Ich hasse „erzwungene Fortsetzungen“; in jenen Fällen warte ich lieber ab, bis die Reihe komplett abgeschlossen ist, um die einzelnen Teile am Stück lesen zu können – allerdings habe ich in den letzten Jahren eine Vorliebe für in Island spielende Krimis und Thriller entwickelt und in Sachen „Dunkel“ hat mich meine Ungeduld und Neugier letztlich übermannt: Ich finde es nach wie vor definitiv unglücklich, dass sich in Bezug auf diesen Roman aktuell nirgends ein Hinweis findet, ob der „Dunkel“-Fall in den kommenden zwei Bänden der Trilogie weiter fortgesetzt wird und wer sich deswegen mit dem Lesen des Romans ein wenig ziert, dem sei hiermit gesagt, dass „Dunkel“, mehr oder minder, in sich geschlossen ist und definitiv nicht nach einer Fortsetzung schreit. Da habe ich mitunter auch während des Lesens noch gegrübelt, ob es am Ende zu einem spektakulären Cliffhanger käme, der eine Trilogie rechtfertigte, oder ob man dem Leser da weismachen wolle, dass Hulda nun in ihren letzten Tagen bei der Polizei noch schnell mal diverse bislang unlösbare Cold Cases aufklärte. Nö. Das Ende von „Dunkel“ war zwar durchaus ein wenig spektakulärer und hat mich echt kalt erwischt, aber die beiden Folgebände werden vermutlich dann doch jene zwei Fälle behandeln, die in „Dunkel“ nun plötzlich anscheinend völlig zusammenhanglos als die zwei großen Erfolge in Huldas Polizeikarriere eingeworfen wurden. Warum hätte der Autor das tun sollen, wenn er uns nicht auch von jenen Ermittlungen erzählen wollte?
Der „Cold Case“, mit dem Hulda sich zu befassen beschließt, ist übrigens auch gar nicht so „cold“: Zum Einen ist er dafür noch recht frisch und zum Anderen gilt er im Grunde genommen auch als geklärt; Hulda ist nur nicht allzu sehr von der Arbeit des in diesem Fall ermittelt habenden Kollegen überzeugt, der dafür bekannt ist, eher oberflächlich bis nachlässig zu ermitteln. Zugleich wird Huldas letzter „echter“ Fall als ungelöst an einen Kollegen übertragen, obschon Hulda ihn durchaus geklärt hat, was in einem Nebenstrang noch zum Thema wird, das dem Leser auch Einblick in Huldas persönliche Vergangenheit gewährt.
Ferner gibt es einen Rückblick in eine Zeit, in der eine offensichtlich alleinerziehende Mutter ihr Baby in einem Säuglingsheim besucht und ein zukünftig besseres Leben für ihr Kind und sich plant – hier ahnt man sehr schnell, dass dieser Rückblick ebenfalls Einblick in Huldas Vergangenheit gewährt, wobei zunächst aber rätselhaft bleibt, ob Hulda selbst hier womöglich die Mutter oder doch das Kind ist. Später wird das geklärt, und allgemein lässt sich festhalten, dass sich hier so mancher Knalleffekt aus Huldas Vergangenheit auf sehr leisen Pfoten anschleicht. Was als eine beflissene Figur beginnt, entwickelt sich später zu einem recht komplexen Charakter mit Ecken und Kanten und dunklen Geheimnissen, wegen derer man ihr aber nichtmals richtig gram sein kann.
Insgesamt diente „Dunkel“ in meinen Augen auch eher dem Zweck, die Leser des Romans mit der Hulda-Figur vertraut zu machen; den Fall der verstorbenen russischen Asylbewerberin habe ich hier dagegen schon fast als beiläufig, wenn auch nicht irrelevant, empfunden. Er lief halt so mit, während man Hulda kennenlernte.
Für mich hat „Dunkel“ Altbewährtes mit einer Vielzahl an überraschenden Erkenntnissen, die selten gleichbedeutend mit Wendungen waren, kombiniert und dabei eine authentische Polizistin, „kurz vor Dienstschluss“, präsentiert und es geschafft, dass ich jetzt durchaus gespannt auf den nächsten Band der Trilogie bin, auch wenn „Dunkel“ prinzipiell erstmal keinerlei „Fortsetzung“ erfordert. ;)