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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.11.2020

Vorsicht Spoilergefahr

Der Spiegelmann
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Lars Kepler - das routinierte Autorenduo aus Schweden - hat mal wieder einen neuen Thriller rausgebracht. Im Spiegelmann treffen wir erneut auf den von mir geschätzten Kommissar Joona. Der muss diesmal ...

Lars Kepler - das routinierte Autorenduo aus Schweden - hat mal wieder einen neuen Thriller rausgebracht. Im Spiegelmann treffen wir erneut auf den von mir geschätzten Kommissar Joona. Der muss diesmal einen Psychopathen jagen, der junge Frauen und Mädchen entführt, jahrelang gefangen hält und sie körperlich und geistig misshandelt. Dabei hilft ihm seine durchgeknallte Mutter und der ein oder andere Handlanger. Die Behörden wissen lange nicht, dass es hier um einen Serientäter gibt, denn der Zusammenhang zwischen den Vermissten kristallisiert sich erst nach und nach heraus. Dabei hilft u.a. auch ein Zeuge, der eines der Mädchen erhängt an einem Spielplatz findet. Dumm nur, dass der Mann selbst psychische Probleme hat und über dass, was er gesehen hat, lange nicht sprechen kann. Erst der Hypnotiseur kann ihm helfen und Joona erhält neue Hinweise, die ihn schließlich auf die richtige Spur bringen.

Es ist ein Thriller, der nicht nur durch herausragende Spannung besticht, sondern auch durch viele brutale und harte Szenen, die den Leser betroffen machen. Wer das nicht lesen mag, sollte von diesem Buch Abstand nehmen. Joona ist ein toller Ermittler und er ist sehr empathisch und schlau. Und auch, wenn sie für die Ermittlungen diesmal keine Rolle spielt bin ich total happy, dass eine gewisse Dame überlebt hat und Ausblicke auf weitere Bücher dieses Autorenduos gibt. Ich kann es kaum erwarten und vergebe die volle Punktzahl.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Handlung
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 15.09.2020

wahrhaftig und wichtig

Kein Ort ist fern genug
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1928, als das noch relativ leicht war, verlässt Vincente Rosenberg Warschau und macht sich auf nach Buenos Aires, wo er fern von Familie und Heimat sein neues Leben aufbaut. Er heiratet Rosita, bekommt ...

1928, als das noch relativ leicht war, verlässt Vincente Rosenberg Warschau und macht sich auf nach Buenos Aires, wo er fern von Familie und Heimat sein neues Leben aufbaut. Er heiratet Rosita, bekommt drei Kinder, wird erfolgreicher Geschäftsmann. Alles scheint gut und richtig zu sein. Wie viele junge Männer wirft er nur noch flüchtige Blicke zurück, schreibt der Mutter nur sporadisch, ist mit sich selbst beschäftigt. Bis die Briefe aus Europa plötzlich düster und dringlich werden und ihn wachrütteln. Er begreift endlich, dass sich in Polen eine mächtige Gefahr manifestiert hat und seine Mutter und der Rest seiner europäischen Familie im Warschauer Ghetto mittendrin ist.

Vincente ist ein sehr einfühlsamer und liebevoller Mann und als solcher trifft ihn die Erkenntnis, dass er das Unheil nicht hat kommen sehen und dass er seiner Mutter und seinem Bruder nicht helfen kann, mit großer Macht. Die Hilflosigkeit, seine übermächtig werdenden Schuldgefühle und die Sorge um die Angehörigen ziehen ihn in einen tiefen schwarzen Strudel der Depression und er zieht sich in sich selbst zurück und wird sprachlos.

Der Autor, Santiago Amigorena, spricht über das Schicksal seines Großvaters und seiner jüdischen Familie. In eindringlichen leisen Worten und mit unglaublicher Wahrhaftigkeit erzählt der Roman von denen, die ihre Familien an den Holocaust verloren haben und sich fürs Überleben schuldig fühlten. Allein schon das seelische Dilemma berührt den Leser und Vincentes Verzweiflung ist greifbar und nachvollziehbar.

Trotz des traurigen Themas ein wundervolles wichtiges Buch.

Veröffentlicht am 27.07.2020

hervorragende Unterhaltung

Die Schwestern von Marienfehn
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Die Schnapsbrennerei Bock ist Dreh- und Ankerpunkt der Geschichte. Über mehrere Jahrzehnte wird vom Leben und Lieben der Hannah Brock und ihrer Stiefschwester Rosie erzählt. Dabei ziehen auch die letzten ...

Die Schnapsbrennerei Bock ist Dreh- und Ankerpunkt der Geschichte. Über mehrere Jahrzehnte wird vom Leben und Lieben der Hannah Brock und ihrer Stiefschwester Rosie erzählt. Dabei ziehen auch die letzten Tage des dritten Reiches und dann auch die Geschichte der jungen Bundesrepublik am Leser vorbei. Der zeitliche Rahmen ist genau mein bevorzugtes Beuteschema. Und der einfühlsame Erzählstil und das unterhaltsame Darstellerensemble machten es mir leicht, das Buch zu mögen und es mit großem Vergnügen zu lesen. Die zwei Hauptpersonen erleben, erlieben und erleiden stellvertretend für viele ein vergangenes halbes Jahrhundert.

Jan Steinbach war mir vorher unbekannt. Das wird sich jetzt grundlegend ändern, denn ich war sehr angetan von „Den Schwestern von Marienfehn“. Es wurde nie rührseelig, war nie langweilig, lieferte einiges an geschichtlicher Unterfütterung und verlor dabei nie die Akteure aus den Augen.

Hervorragende Unterhaltung.

Veröffentlicht am 27.05.2020

hervorragend

Die Bilder unseres Lebens
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Ich schätze Ines Thorn als Autorin historischer Romane. Diesmal wagt sie es die 5 Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg in eine große Familiengeschichte reinzupacken. Und da es sich um ein Buch handelt, ...

Ich schätze Ines Thorn als Autorin historischer Romane. Diesmal wagt sie es die 5 Jahrzehnte nach dem zweiten Weltkrieg in eine große Familiengeschichte reinzupacken. Und da es sich um ein Buch handelt, welches lediglich gute 400 Seiten hat, muss einem klar sein, dass Manches im Schnelldurchlauf erzählt wird, dass viele Ereignisse, viele Jahre nur in einem Abriss erwähnt werden und es die entscheidenden Geschehnisse der Politik, der Weltgeschichte, der Familienbiographie sind, die erzählt werden. Wer sich auf dieses Tempo einlässt, der bekommt eine gehaltvolle und trotz allem sehr intensive Geschichte, die sehr nah dran an den Protagonisten und sehr nah dran am Leser ist. Hier wird die deutsche Geschichte erzählt. Die von einer Trennung und durch ein Land, eine Stadt, eine Familie.

Von der Sehnsucht nach Nähe und Wiedervereinigung und auch davon, wie es 1989 dann endlich dazu kam. Und das ganz nebenbei auch die Filmgeschichte und die Filmschaffenden eine große Rolle spielen, hat mir besonders gut gefallen, da dies wie ein Lehrstück aus meiner eigenen Familiengeschichte daherkam.

Frau Thorn hat sich hier selbst übertroffen.

Veröffentlicht am 27.05.2020

sehr lesenswert

Die Mädchen aus der Firefly Lane
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„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein bereits vor einigen Jahren unter anderem Titel erschienener Roman der Autorin Kristin Hannah. Ich finde es schön, dass dieser nun optisch zu den aktuellen Büchern ...

„Die Mädchen aus der Firefly Lane“ ist ein bereits vor einigen Jahren unter anderem Titel erschienener Roman der Autorin Kristin Hannah. Ich finde es schön, dass dieser nun optisch zu den aktuellen Büchern passt. Auf die Titeländerung hätte man hinweisen müssen, um Enttäuschungen zu vermeiden. Ansonsten ist es wirklich ein Zufriedenheitsbonbon, welches man sich hier zulegt.

Erzählt wird über eine lange Frauenfreundschaft, die schon in den Kindertagen ihren Anfang nimmt, durch einen dramatischen Vorfall jäh ein Ende zu finden scheint und dann doch nochmal auf den Prüfstand kommt, ob sie nicht wichtiger und stärker ist, als alle Differenzen. Besondern gefallen hat mir, wie unterschiedlich die beiden Mädchen Kate und Tully sind. Und wie man beide mit ihrer eigenen Art ins Herz schließt. Man möchte die Dritte in diesen Freundschaftsbund sein und ist berührt von den Geschehnissen, die Hannah gewohnt gefühlvoll aber nicht rührselig erzählt.

Wie immer eine Freude zu lesen.