Die Tanzenden
Die TanzendenDieser Roman spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Paris. Es ist eine Zeit, in der die Männer bestimmten und die Frauen sich unterzuordnen hatten. Wer als Frau ein bisschen aus der Spur geriet, wurde als ...
Dieser Roman spielt Ende des 19. Jahrhunderts in Paris. Es ist eine Zeit, in der die Männer bestimmten und die Frauen sich unterzuordnen hatten. Wer als Frau ein bisschen aus der Spur geriet, wurde als Hysterikerin bezeichnet und schnell in eine Anstalt abgeschoben. In Paris ist es das Hôpital de la Salpêtrière, in dem viele solcher Frauen von ihrer Familie oder ihrem Mann untergebracht wurden. Das Salpêtrière hatte ein Amphitheater, in der die Hysterikerinnen zur Schau gestellt wurden.
Während es in Paris schneit, sollen bei der Ballnacht die Tänzerinnen Louise und Eugénie einen Auftritt haben. Das Publikum ist sensationslüstern und hofft auf besondere Unterhaltung. Doch die Frauen, die hier vorgeführt werden, wollen nur ein gleichberechtigtes Leben in Freiheit, sie wollen das, was den Männern bisher vorbehalten ist. Louise und Eugénie wollen aus der Rolle der Hysterikerinnen ausbrechen. Wird es ihnen gelingen?
Es ist eigentlich eine sehr deprimierende Geschichte und doch ist es der Autorin gelungen, alles sehr lebendig zu erzählen.
Die Charaktere sind interessant und authentisch dargestellt. Die Hauptpersonen sind sehr unterschiedlich und doch gibt es Verbindungen. Louise wird von Professor Jean-Martin Charcot mit Hypnose behandelt, da sie unter gynäkologisch bedingter Hysterie leiden soll.
Geneviève ist die Tochter eines Arztes, aber sie hat nicht die Möglichkeit, diesen Beruf zu ergreifen und ist so im Salpêtrière als Aufseherin gelandet. Sie hat einen Verlust erlitten, versagt sich aber die Trauer. Sie hinterfragt die Behandlungen der Ärzte nicht und empfindet auch keine Empathie für ihre Schutzbefohlenen.
Als Eugénie eingewiesen wird, kommt sie Geneviève nicht verrückt vor. Eugénie stammt aus einer wohlhabenden Familie und wollte nicht heiraten. Auch dass sie Kontakt zu Toten aufnehmen konnte, war der Familie ein Dorn im Auge. Als sich die junge Frau Geneviève anvertraut, kommt eine unverhoffte Wendung in die Geschichte.
Was zu jener Zeit in psychiatrischen Kliniken mit den Patienten geschah, ist erschreckend. Die Experimente sind furchtbar und oft sehr brutal. Umso schlimmer ist es, wenn gesunde Frauen in so eine Anstalt abgeschoben und damit den Ärzten ausgeliefert werden, nur weil sie unbequem sind. Wenn man sie dann auch noch zur Schau stellt, ist das nur menschenverachtend. Leider konnte ich den Schmerz der Frauen, die solche Demütigungen ertragen musste, nicht wirklich fühlen. Dennoch geht einem die Geschichte nahe.
Mir hat dieser historische Roman gut gefallen.