Potential verschenkt
Book of NightObwohl Holly Black bereits schon einiges veröffentlicht hat, ist "Book of Night" mein erstes Buch der Autorin. Mittlerweile lese ich kaum noch YA-Fantasy und obwohl mich die "Cruel Prince" - Reihe vor ...
Obwohl Holly Black bereits schon einiges veröffentlicht hat, ist "Book of Night" mein erstes Buch der Autorin. Mittlerweile lese ich kaum noch YA-Fantasy und obwohl mich die "Cruel Prince" - Reihe vor ein paar Jahren schon interessiert hätte, habe ich irgendwie den Moment verpasst die Reihe zu lesen und jetzt zieht es mich nicht mehr dahin. Dementsprechend gespannt war ich auf ihr erstes Urban-Fantasy Werk für Erwachsene; zumal mich die Grundidee rund um das Thema "Schattenmagie", aufgrund seiner Besonderheit, von Anfang sehr gereizt hat.
Der Einstieg in das Buch gestaltete sich dann allerdings überraschend schwierig, da der Weltenaufbau nur oberflächlich beschrieben wird. Die Schattenmagie hat sich vielerorts bereits etabliert und man wird mit Begrifflichkeiten wie Gloamisten, Hirophanten, Puppeteer... bombardiert, die man Anfangs nicht zuordnen kann.
Auch die "Kabale", eine Art Überwachungsorgan der Schattenmagier, wird in wenigen Worten abgefrühstückt.
Außerdem wurden so viele Nebencharaktere und Nebenhandlungsstränge eingebaut, dass es mir mit der Zeit schwergefallen ist, den Fokus auf das Wesentliche nicht zu verlieren. Die Welt ansich bietet viel Potential, doch was Holly Black letztlich daraus gemacht hat, war mir insgesamt zu flach.
Sie hat gefühlt hunderttausend Ideen eingebaut und macht dann aber nichts daraus. Stattdessen hält sie sich mit unnötigen Rückblenden und inneren Monologen auf, die ich am liebsten überlesen hätte. Sie ziehen den Handlungsbogen in die Länge und bremsen alles zu stark aus.
Letztlich hat Holly Black wahrscheinlich zu viel auf einmal gewollt und so entsteht mit der Zeit ein kompliziertes Handlungs-Wirr-Warr, das man erstmal sortieren muss und selbst nachdem ich das Buch beendet habe, ist mir vieles noch immer nicht ganz klar.
Der zentrale Handlungsstrang und der tolle Schreibstil sind allerdings ein großes Plus. So holprig das Buch auch ist, die Art wie es geschrieben wurde, hat mich bis zum Ende hin mitgezogen.
Ich mag Charlie und Vince ist einer der faszinierendsten und rätselhaftesten Charaktere, die mir je in einem Buch begegnet sind.
Spannungsspitzen wurden ebenfalls clever gesetzt und mit dem Twist am Ende hat mich Holly Black tatsächlich eiskalt erwischt, weil ich so viele Knoten im Kopf hatte.
Der Tisch für eine großartige Fortsetzung wäre gedeckt, sofern Holly Black sich auf das Wesentliche konzentriert. Die Welt, die sie hier versucht hat zu erschaffen, ist zu groß um Alles zu wollen. Manches kann man ruhig der Fantasie des Lesers überlassen.
Die Fortsetzung werde ich sehr wahrscheinlich lesen, denn obwohl mich einiges gestört hat, überwiegen die Stärken und die Neugier auf das was da noch kommt.