"Zornesblind” erschien vor zehn Jahren erstmalig unter dem Titel “Wut” und wurde nun vom Autor neu aufgelegt. Zudem handelt es sich hierbei um seinen allerersten Roman. Schon hier erkennt man deutlich, was seine Thriller einfach so großartig macht.
Ich hab mich unglaublich auf dieses Buch gefreut, weil es dazu noch der erste Fall für Paul Kalkbrenner ist. Den ich wahnsinnig gern mag, ebenso wie Hardy Sackowitz.
Wer den Autor kennt, weiß das er sehr speziell, aber auch phänomenal gut schreiben kann. Hier zeigt er sich von einer völlig anderen Seite.
Denn nicht nur Paul Kalkbrenner begibt sich in den Untergrund. Auch Martin Krist tut das. Und widmet sich Schicksalen. Er widmet sich dem Elend. Er widmet sich den Dingen, die erzählt werden müssen. Damit man aufschaut, hinterfragt und vielleicht auch beginnt nachzudenken. Wir haben alles. Aber das trifft nicht auf die gesamte Menschheit zu. Man kann nicht jedem helfen. Aber es gibt diese Menschen. Das ist ein Punkt, der mich zutiefst erschüttert und gleichermaßen berührt hat.
Denn dies hier ist keinesfalls nur ein fiktiver Thriller. Er ist aus den Mauern der Realität gebaut und besonders dadurch umso beängstigender.
Diese Thematik die hier aufgegriffen wird , ist nur eine. Denn auch um Kommissar Kalkbrenner geht es hier. Um sein Privatleben, dass ihn immer wieder vor neue Herausforderungen stellt. Und schlussendlich erzählt es auch viel aus unserem eigenen Leben.
Wohin es uns verschlägt, wie wir unsere Prioritäten setzen. Wer wir sind und sein wollen.
In diesem Roman hat mich auch Leif beeindruckt. Ein getriebener junger Mann, der nicht immer den richtigen Weg wählt und unglücklicherweise immer wieder in den Fokus der Ermittlungen gerät. Von Seite zu Seite hab ich ihn immer mehr ins Herz geschlossen. Gekämpft, wenn keiner mehr da war, der das konnte.
Doch kann er all die bestialischen Morde verübt haben oder steckt ein viel perfiderer Plan dahinter?
Dieser Thriller. Er hat mich erschüttert, mir Angst gemacht und enorme Wut und einfach Hilflosigkeit ausgelöst.
Er glänzt nicht durch Tempo. In keinster Weise.
Er ist eher ruhig, beklemmend und besonders dadurch dringt er bis in die Seele vor.
Ich war enorm überrascht und gleichsam überwältigt. Denn damit habe ich nicht gerechnet. Es ist mir enorm unter die Haut gegangen. Jessy, Hängo, Paul und auch Leif.
Es passiert so viel und nichts davon erwartet man. Es hat mich schockiert, mich atemlos verharren lassen.
Die Morde so voller Kalkül und Perfidität.
Und daneben die Feinfühligkeit, mit der die Charaktere mit Leben gefüllt werden.
Es hat geschmerzt, doch hinter jedem Licht, gab es auch etwas Hoffnung.
Ist es nur Schein oder existiert sie tatsächlich?
Kalkbrenner gibt alles, durchbricht Grenzen, bewegt sich jenseits des erlaubten und gerade dadurch zeigt er, was für ein Mensch er ist. Wie wertvoll, wie essentiell er ist.
Er hat mich das ein oder andere Mal zum schmunzeln gebracht, was die Ernsthaftigkeit der Situation erträglich für mich gemacht hat.
Ohne Frage ist es enorm komplex. Ich habe lange gegrübelt, worum es hier tatsächlich geht und die Lösung des Ganzen war für mich umso erschreckender und trauriger.
Denn das was man hier findet, ist nicht nur unglaublich brutal, es ist auch voller Tragik und Dramatik.
Eine Tragik, die einfach entsetzt und die Luft aabschnürt.Es geht hier nicht nur um Menschlichkeit. Es geht um Moral, Macht und Wahnsinn.
Die Charaktere sind einfach unglaublich authentisch und einfach greifbar. Die Ermittlungen nachvollziehbar und Kalkbrenner überzeugt einfach durch und durch.
Besonders wie er damit umgeht, was im Hintergrund geschieht.
Unbedingt mehr von allem.
Fazit:
"Zornesblind ” ist der erste Band rund um Paul Kalkbrenner. Vielleicht ja auch um Hardy Sackowitz, denn auch er ist unvergleichlich und haut mich immer wieder vom Hocker.
Kein Thriller, der mit Tempo punktet.
Sondern einer, der erschüttert, tiefste Beklemmung auslöst und zum nachdenken bringt.
Ich liebe die Bücher des Autors und mag diese Seite an ihm besonders gern.
Unbedingt lesen.