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Venatrix

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2020

Hat mich bestens unterhalten

Tod in Perchtoldsdorf
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Sommer, Sonne, Sommerspiele - Was kann es Schöneres geben als William Shakespares „Sommernachtstraum“ vor der beeindruckenden Kulisse der Burg Perchtoldsdorf? Nun ja, vielleicht ein Glas „Schüttelwein“ ...

Sommer, Sonne, Sommerspiele - Was kann es Schöneres geben als William Shakespares „Sommernachtstraum“ vor der beeindruckenden Kulisse der Burg Perchtoldsdorf? Nun ja, vielleicht ein Glas „Schüttelwein“ aus dem Weingut Nöhrer?

Doch als während der Premiere der Komödie Norbert „Nobsi“ Obermayer, der Darsteller des „Oberon“ ermordet wird, wird aus dem „Sommernachtstraum“ ein Albtraum in der Sommerhitze.

Charlotte Nöhrer, ihres Zeichens ehemalige Polizistin und Neo-Winzerin ist am Ort des Geschehens. Eigentlich wollte sie ja nur ihre neueste Weinkreation unter die Leute bringen, aber ihr polizeilich geschulter Instinkt lässt sie ihre Nase tiefer in die Ermittlungen stecken als nötig.

Noch sind die Ermittlungen im Fall „Nobsi“ nicht abgeschlossen, da fällt schon die nächste Leiche zwar nicht vom Himmel, aber dafür aus der Liebesschaukel. Diesmal trifft es „Titania“ - im Theater- wie auch im echten Leben mit Oberon verbandelt.

Hat Renate Obermayer sich des fremdgehenden Ehemanns und seiner Geliebten entledigt?

Meine Meinung:

Dieser Krimi besticht durch eine ungewöhnliche Schreibweise: Obwohl wir alle in der Schule gelernt haben, dass Eigennamen kein Artikel vorangestellt werden darf, bemüht Christian Schleifer genau dieses. Wir lesen also von „der“ Charlotte (immer mit stummen „e - auf französisch“ wie er sie selbst betonen lässt), „dem“ Leo (Charlottes Cousin und Polizisten von Perchtoldsdorf). Das mag für einige Leser gewöhnungsbedürftig sein, verleiht dem Krimi aber einen österreichischen Charme.

Genau wie der Schreibstil sind auch die Charaktere ein wenig ungewöhnlich, aber liebevoll ausgestaltet.
Das Setting ist stimmig. Manche Leser mögen sich vielleicht daran stoßen, dass recht große Mengen Alkohol konsumiert werden und zahlreiche Protagonisten am nächsten Morgen mit einem gewaltigen Brummschädel aufwachen. Allerdings ist das gelebte Realität in einem Ort, der vom Weinbau lebt.

Gut gelungen ist auch die Darstellung der Generationenkonflikte. Sei es in der Familie oder sei es im Winzerverband, in dem die alten Herren keine Neuerungen zulassen wollen. Das Bewahren von Althergebrachten verleitet den Obmann Zaitler zu einer Sachbeschädigung.

Hin und wieder gleitet der Autor in Nebenhandlungen ab, die aber rechtzeitig wieder eingefangen werden.

Dass das Mordmotiv - passend zu William Shakespeare - „Eifersucht“ ist, wird wohl keinen Leser überraschen. Wer allerdings auf wen eifersüchtig war, schon.

Meine Meinung:

Dieser Krimi ist das gelungene Debüt von Christian Schleifer im Kölner Emons-Verlag. Für die unterhaltsamen Lesestunden gebe ich hier gerne 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.05.2020

Hochspannung bis zur letzten Seite

Todestreue (Ein Martin-Bauer-Krimi 3)
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Dieser Krimi ist der dritte aus der Reihe rund um den Polizei-Seelsorger Martin Bauer und die KHK Verena Dohr.

Martin Bauer, der sich immer wieder in Kriminalermittlungen einmischt und dadurch mehr als ...

Dieser Krimi ist der dritte aus der Reihe rund um den Polizei-Seelsorger Martin Bauer und die KHK Verena Dohr.

Martin Bauer, der sich immer wieder in Kriminalermittlungen einmischt und dadurch mehr als einmal in Lebensgefahr geraten ist, befindet sich nun in Elternzeit. Er umsorgt die kleine Tochter Marie und, erstaunlich für ihn (und die Leser), geht ihm die Arbeit bei der Polizei gar nicht ab. Doch dann wird er „rückfällig“. Ausgerechnet seine Ehefrau Sarah, die seine Alleingänge und Ermittlungen stets abgelehnt und verteufelt hat, bittet ihn um Hilfe. Ylidiz, ein Schützlings Sarahs, braucht Unterstützung, um Leon, ihren heimlichen Verlobten, von einer bekannt gewalttätigen Biker-Truppe loszueisen. Martin sagt zu, und die Aktion geht ziemlich schief.

Als dann am nächsten Tag auf einem Schrottplatz eine weibliche Leiche gefunden wird, ist Leon recht bald im Fokus der Polizei. Selbst bei Ylidiz kommen Zweifel auf. Ist Leon noch der Mann, in den sie sich vor Jahren verliebt hat?
Nur Martin glaubt an Leons Unschuld und ist seine letzte Hoffnung.

Meine Meinung:

Das Autoren-Duo Peter Gallert und Jörg Reiter hat wieder einen Krimi geschrieben, der bis zur letzten Seite fesselt. Dass die beiden Drehbücher schreiben, ist dieser Reihe anzusehen. Die Geschichten werden lebendig erzählt. Sie sind sorgfältig recherchiert und die oft mühsame Polizeiarbeit wird authentisch geschildert.

Das Umfeld der Toten bzw. von Leon und Ylidiz ist detailliert dargestellt. Die Verbindung zwischen türkischen Frauen und deutschen Männern wird nach wie vor in der türkischen Community nicht gerne gesehen. Umgekehrt eher, wenn junge Türken deutsche Frauen heiraten, ist die Toleranz höher.

Auch kleine Nebenrollen sind mit detaillierten Viten gut besetzt - siehe „Glotzkowski“ oder Ylidiz‘ Bruder, der selbst Polizist ist.

Der Kniff mit der Elternzeit für Martin Bauer ist gut gelungen. Die Betreuung seiner kleinen Tochter nimmt das hohe Tempo des letzten Krimis („Tiefer denn die Hölle“) ein wenig heraus. Gut gefällt mir, dass sich auch die so toughe Ehefrau widersprüchlich verhält. Ausgerechnet sie, die Martins Einsätze immer abgelehnt hat, verleitet ihn wieder, bis an seine Grenzen zu gehen (und sie auch ein wenig zu überschreiten). So erhalten die Figuren authentische Charakterzüge. Wieder mit dabei sind, neben Verena Dohr, der unsägliche KHK Guido Karmann und der gemeinsame Chef Lutz, dem die Dohr ein Dorn im Auge ist. Dass er Karmann protegiert, ihn zum Ermittlungsleiter macht, als Dohr eigenmächtig agiert, fällt ihm dann auf dem aufgeblasenen Kopf.

Das Setting ist ausgefeilt. Die gewaltbereite Motorrad-Gang, die für Gänsehaut sorgt oder der etwas seltsame Herr Wegener vom Zoll - alles sorgsam ausgearbeitet. Allerdings sind die Szenen nie unerträglich brutal oder abstoßend sondern „nur“ extra spannend.

Ich denke, den Zollbeamten werden wir in einem nächsten Fall wieder treffen.

Fazit:

Eine gelungene Fortsetzung dieser Krimi-Reihe, die durch hohes Tempo, penible Recherche und gut gezeichnete Charaktere besticht. Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 31.05.2020

Amüsant und praxistauglich

Das Shakespeare-Prinzip
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Schon das Cover weckt die Neugierde auf diesen Ratgeber. Obwohl William Shakespeare (1564-1616) schon eine geraume Weil nicht mehr unter uns Lebenden weilt, ist es möglich, sich diesen brillanten Kopf ...

Schon das Cover weckt die Neugierde auf diesen Ratgeber. Obwohl William Shakespeare (1564-1616) schon eine geraume Weil nicht mehr unter uns Lebenden weilt, ist es möglich, sich diesen brillanten Kopf als Vorbild zu nehmen.

Warum und wie das möglich ist, erläutert Autor Andreas T. Sturm in prägnanter, pointierter und vor allem einprägsamer Erzählweise. Die 13 Wege zum Erfolg sind:

Mache die Not durch Kreativität zur Tugend und das Risiko zu deinem Freund!
Erfinde das Rad nicht neu: Mach es schneller!
Sei unkonventionell: Überschreite Grenzen und entdecke fremde Gebiete!
Nutze Perspektivenwechsel und den Verfremdungseffekt zur Reflexion!
Sei eine Führungspersönlichkeit: Verkörpere Entschlossenheit und die richtige Mentalität!
Kommunizier prägnant, anschaulich und adressatengerecht!
Pflege Freundschaften, Berater und Kooperationen!
Sichere langfristigen Erfolg mit moralischen Grundsätzen und Achtsamkeit!
Sei glaubwürdig - um jeden Preis!
Mut zum Geheimnis: Gib nicht alles preis!
Eile mit Weile: Beherrsche die Kunst der Mäßigung!
Bleib ruhig - statt „Viel Lärm um nichts“!
Behalte das Ziel im Blick: Ende gut, alles gut!

Diese 13 - wie die Psychotherapeuten sagen - Glaubenssätze geben dem Leser das Rüstzeug, ähnlich erfolgreich zu werden, wie es Shakespeare war und ist. Wobei, das Interessante dabei ja ist, dass der Dichter kaum Zeit für PR hatte und sich wenig um Ruhm und/oder Nachruhm gekümmert hat. Er musste ja das Geld für den täglichen Unterhalt der Familie, Schauspieler und des Theaters heranschaffen, da es öffentliche Kunstförderung und Subventionen seitens des Staates nicht gab.

Die (Praxis)Beispiele und die zahlreichen Zitate (fast immer auch in Original zu lesen) sind sehr gut ausgewählt. Anhand von Theaterstücken wie Hamlet, Othello oder Julius Cäsar erläutert der Autor seine Thesen. In vielen Szenen der Dramen kann sich der Leser wiederfinden. Behutsam und immer mit einer Prise Humor wird der Leser angeleitet, genauer hinzusehen. Auf eine Szene in „Hamlet“ zum Beispiel. Der Prinz von Dänemark wird als Zauderer entlarvt, der vor lauter Unschlüssigkeit so gar nichts auf die Reihe bekommt. Steckt nicht in jedem von uns an manchen Tagen, in mancher Situation ein kleiner Hamlet? Eben!

Andreas T. Sturm zeigt auf, wie solche Situationen entdeckt und vermieden werden können. An dieser Stelle sei nur der „Perspektivenwechsel“ genannt. Diese Methode ist echt genial! Denn sie erlaubt es, den Kontrahenten aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten. Einfach in dessen Fußstapfen treten - wirkt echt! Habe ich selbst mit einem schwierigen Chef ausprobiert.

Die zahlreichen Cartoons beleben das Buch und sind wirklich gut gelungen.

Das Buch ist praxisnahe geschrieben. Zur leichteren Einhaltung der 13 Wege zum Erfolg liegt dem Buch ein A5-Karte bei, auf denen diese 13 Sätze noch einmal aufgelistet sind.

Die 13 Wege zum Erfolg sind beschrieben - gehen muss sie jeder selbst!

Fazit:

Ein brauchbarer, amüsanter Ratgeber, dem ich gerne 5 Sterne und eine Leseempfehlung gebe.

Veröffentlicht am 30.05.2020

Eintauchen in ein vergangenes Wien

Wien – Die Stadt von gestern
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Das Autoren-Duo Thomas Hofmann und Beppo Beyerl hat sich auf die Spuren längst vergangener Gebäude in Wien geheftet. Sei es, dass diese Bauwerke durch Naturkatastrophen, Brände, Kriege oder dem Verschönerungswahn ...

Das Autoren-Duo Thomas Hofmann und Beppo Beyerl hat sich auf die Spuren längst vergangener Gebäude in Wien geheftet. Sei es, dass diese Bauwerke durch Naturkatastrophen, Brände, Kriege oder dem Verschönerungswahn zerstört worden sind. Alle haben sie gemeinsam, dass allenfalls nur mehr Bilder oder Gedenktafeln an sie erinnern.

Unterteilt ist die Reise in die Vergangenheit in folgende Kapitel:

Die Zeit gibt die Bilder
Monumente, die es nicht mehr gibt
Vergangene Freuden
Alles in Bewegung
Aus dem Alltag von gestern

Selbst als historisch interessierte Wienerin ist es möglich, neues zu erfahren und zu entdecken. Die Autoren erzählen Geschichte und G‘schichterln im Plauderton und scheuen sich nicht, auch Tragisches zu erwähnen (siehe Ringtheaterbrand S.81).

Auch in der Vergangenheit hörte man den Aufschrei von Zeitgenossen, die den einen oder anderen Neubau als „Verschandelung“ bezeichnete. Berühmtestes Beispiel ist das Loos-Haus am Michaelerplatz, das auch Kaiser Franz Joseph eine Bemerkung wert war.

Gut hat mir der Abschnitt „Alles in Bewegung“ gefallen. Hier nimmt das Autoren-Duo die technischen Errungenschaften unter die Lupe. Das Flugfeld in Aspern (S. 181), der erste Flughafen Wien, der jetzt das größte Stadtentwicklungsgebiet Europas ist oder Spielereien wie die Zahnradbahn auf den Kahlenberg (S. 171) oder die berühmt-berüchtigte Reichsbrücke (S. 189). Die erste Konstruktion wurde von den Wienern „Selbstmörder-Brücke“ genannt.

Als Fan von historischen Bahnhöfen bedaure ich den Abriss des alten Franz-Josephs-Bahnhof im Jahr 1974 sehr. Auf meinem Schulweg bin ich täglich vorbeigegangen. Seine Integration in einen Stahl-Glas-Palast einer großen Bank hat ihn und seinen Zweck fast zu Gänze verschwinden lassen. Wer an diesem Koloss vorbeigeht, kann nur erahnen, dass es sich hier um einen Bahnhof handelt.

Das letzte Kapitel “Aus dem Alltag von gestern“ widmen die Autoren den sogenannten „kleinen Leuten“, die, wie die „Ziegel-Behm“ einen maßgeblichen, aber unbedankten Anteil an der Stadt von gestern hatten.

Die Reise durch ein längst versunkenes Wien lässt mich an Mephisto in Johann Wolfgang von Goethes Faust I denken:

„... denn alles, was entsteht,
ist wert, daß es zugrunde geht...“

Diese manchmal wehmütig anmutende Begegnung mit Bekannten und Unbekannten, mit Verlorenem und Verwehten ist durch eine Vielzahl von historischen Abbildungen untermauert (sic!). “

Fazit:

Für Wien-Liebhaber, egal ob Einheimische oder Besucher, ein gelungenes Buch, das anregt, die Stadt mit anderen Augen zu betrachten. Es gibt noch viel mehr zu entdecken! Gerne gebe ich hier 5 Sterne.

Veröffentlicht am 30.05.2020

Fesselnd bis zur letzten Seite

Samurai
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Zwei Promis aus Köln, der eloquente Rechtsanwalt Jürgens sowie der Schauspieler Morgenstern werden ermordet aufgefunden. Tatwaffe ist in beiden Fällen ein Samurai-Schwert und beiden hat der Täter das japanische ...

Zwei Promis aus Köln, der eloquente Rechtsanwalt Jürgens sowie der Schauspieler Morgenstern werden ermordet aufgefunden. Tatwaffe ist in beiden Fällen ein Samurai-Schwert und beiden hat der Täter das japanische Schriftzeichen für Gerechtigkeit appliziert.

Das Team um KHK Brokat muss alle Register ziehen, um hinter die Zusammenhänge dieser Morde zu kommen. So wird die Neue im Team Ann-Kathrin Petersen an Schreibtisch und hinter den Computer verbannt, um die Hintergründe zu recherchieren. Nicht gerade das, was sie sich vorgestellt hat. Als sie die Gemeinsamkeiten entdeckt, ist niemand da, dem sie berichten kann, denn alle sind hinter dem Täter her, der bereits ein drittes Opfer gefunden hat. Petersen nimmt die Fährte auf und gerät unversehens in Lebensgefahr.

Meine Meinung:

Schon der Titel macht neugierig. Ein Samurai in Köln? Das ist mein erstes Buch von Ulf Kartte, wird aber nicht mein letztes sein. „Vogelfrei“ scheint der Vorgänger zu sein, den ich im Anschluss lesen werde.

Die Charaktere haben alle so ihre Ecken und Kanten. Nicht alles ist bis in kleinste Detail beschrieben, so dass für die Leser auch Raum für eigene Interpretationen bleibt. Mancher wie Maric oder Schmid schleppt den Tod der Ehefrau als Schicksalspäckchen mit sich herum. Das macht die Figuren sehr menschlich, authentisch. Auch, dass Brokat und Kunert mit dem Neuzugang, der Polizeikommissärsanwärterin Ann-Kathrin Petersen vorerst keine allzu große Freude haben, ist ein wenig nachvollziehbar. Allerdings muss ich Brokat hier mangelndes Fingerspitzengefühl bzw. Führungskompetenz vorwerfen. Aber, ich weiß, dass es schwierig ist, am Beginn eines Mordfalls, in dem jede Stunde zählt, Geduld für einem Neuzugang aufzubringen.

Gut gefallen mir die Recherchen zur Polizeiarbeit, die ja eher im Zusammentragen von Informationen besteht als durch Verfolgungsjagden mit quietschenden Reifen.
Außerdem hat sich der Autor mit Japan und seiner Kultur intensiv auseinandergesetzt.

Der Schreibstil ist fesselnd und die Handlung lässt keine Langeweile aufkommen. Der Krimi besticht durch überraschende Wendungen und lässt wegen des fiesen Cliffhangers auf einen Nachfolger hoffen.

Fazit:

Ein fesselnder Krimi aus Köln, dem ich gerne 5 Sterne gebe.