(v)erdichtete Lebensgeschichte, Betrachtungen zu Quellen, Vorläufern und Nachahmern und mehr
Tina Breckwoldt hat zum 300. Geburtstag des "Lügenbarons" enormes Wissen über Münchhausen und Co zusammen getragen, in einer Informationsfülle, die ihresgleichen sucht.
Nicht nur die interessante Biografie ...
Tina Breckwoldt hat zum 300. Geburtstag des "Lügenbarons" enormes Wissen über Münchhausen und Co zusammen getragen, in einer Informationsfülle, die ihresgleichen sucht.
Nicht nur die interessante Biografie des Hieronymus Carl Friedrich von Münchhausen wird genauestens aufgezeigt, sondern einzelne Erlebnisse mit Inhalten seiner Erzählungen abgeglichen und offensichtlich scheinen die Lügengeschichten gar nicht so verwerflich, sondern eine beliebte Kunst des ausschweifenden und fesselnden Geschichtenerzählens. Zudem stammen gar nicht mal alle Ideen und Kerne der fesselnden Geschichten von ihm, sondern wurden zum Teil schon in der Antike weitererzählt, unterschiedlich ausgeschmückt. Spannend fallen die Betrachtungen zu dem, was man unter Lügen im Laufe der Zeit verstand und wie man sie bewertete, aus. Sehr interessant fand ich die Gegenüberstellungen von Quellen und Nachahmern bzw. die Jahrhunderte überlebenden Motive und Idee.
Tina Breckwoldt widmet sich zudem ganz ausführlich der Literatur und Filmgeschichte, in der Münchhausen als Idee und Ikone für regen Zuspruch sorgte, seinen es die Schriften verschiedener Autoren oder die beiden Verfilmungen, wobei mich die Ausführungen zu Kästners Arbeit in diesem Zusammenhang besonders ansprachen.
Das ansprechende, enorm ausführliche Buch beleuchtet das Leben und Phänomen Münchhausen so vielfältig und wurde zudem ausgesprochen schön illustriert mit beispielsweise verkleinerten Kupferstichen oder handschriftlichem "Originaltexten". Auch, wenn man Details in der Größe nicht erkennt oder Handschriften nicht entziffern kann, wirken sie sehr dekorativ und ergänzen die Texte sehr schön.
Insgesamt sehr interessantes und gut recherchiertes, kurzweilig zu lesendes Buch.