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Veröffentlicht am 31.05.2020

Annas aufregender Neustart auf Texel

Der Sommer der Inselblumen
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Nachdem Anna gerade erst gesundheitlich wieder einigermaßen auf die Füße gekommen ist, bricht nun auch noch ihr berufliches und privates Glück zusammen. Erst verliert sie ihren Job als Floristin und muss ...

Nachdem Anna gerade erst gesundheitlich wieder einigermaßen auf die Füße gekommen ist, bricht nun auch noch ihr berufliches und privates Glück zusammen. Erst verliert sie ihren Job als Floristin und muss dann feststellen, dass ihr Freund Simon sich inzwischen mit ihrer Chefin Karin vergnügt. Den einzigen Ausweg sieht sie in der Annahme des großelterlichen Erbes, so reist sie in Begleitung ihres Dackels Prinz Harry von Hamburg auf die holländische Insel Texel, um in den Bujinshof einzuziehen und mit einem eigenen Blumenladen einen Neuanfang zu wagen. In Physiotherapeutin Britt hat Anna schnell eine Freundin gefunden, auch Biobauer Luuk unterstützt sie bei allem. Aber es sind nicht nur die Erinnerungen an die Vergangenheit, die Anna das Leben schwer machen, sondern es gibt anscheinend auch jemanden, der ihr nichts Gutes will und sie aus der Anonymität heraus attackiert. So hat sich Anna ihren Neustart auf Texel nicht vorgestellt. Wird sie die alten Erinnerungen endlich hinter sich lassen und vielleicht auch eine neue Liebe finden?
Mina Gold hat mit „Der Sommer der Inselblumen“ einen richtig dicken Schmöker vorgelegt, der nicht nur einen Neuanfang, sondern auch Spannung, Liebe und mit der holländischen Nordseeinsel Texel ein schönes Inselfeeling verspricht. Der flüssig-leichte, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil gestattet dem Leser, sofort in die Seiten einzutauchen und Anna wie ein Schatten in ihr neues Leben zu folgen. Schon das Inselsetting wird farbenfroh beschrieben, so dass dem Leser während der Lektüre sofort das Kopfkino anspringt, der alte Hof vor dem inneren Auge Gestalt annimmt, die Strandspaziergänge am Meer und auch das Blumen-Café greifbar werden. Besonderes Geschick beweist die Autorin aber mit den zwischenmenschlichen Beziehungen ihrer sehr unterschiedlich angelegten Protagonisten. Die Inselgemeinschaft und die Attacken auf Anna stehen in einer seltsamen Symbiose, lassen den Spannungspegel steigen und stacheln die Neugier des Lesers an herauszufinden, was die Ursachen für die Feindseligkeiten sein könnte. Auch Annas alte und etwas verschüttete Erinnerungen werden gekonnt in der Handlung integriert und bieten genügend Raum für Spekulationen. Der bunte Strauß von Bewerbern auf Annas Herz bietet zusätzlich einiges an Unterhaltung und lässt den Leser rätseln, wer am Ende wohl ans Ziel kommt.
Die Charaktere sind vielfältig gestaltet, besitzen glaubwürdige menschliche Züge und strahlen Lebendigkeit aus. Der Leser fühlt sich ihnen schnell verbunden, nimmt Anteil an ihrem Schicksal und fiebert mit ihnen mit. Anna ist durch einige Rückschläge ziemlich gebeutelt und muss erst einmal zur Ruhe kommen. Sie liebt ihren Dackel abgöttisch, aber auch jeglicher Süßkram lässt ihre Augen leuchten. Sie ist eher zurückhaltend, besitzt aber eine innere Stärke, die sie nach vorn blicken lässt. Roos ist eine herzliche und offene Frau, auf die man sich immer verlassen kann. Britt ist eine Freundin zum Pferdestehlen, die pragmatisch die Probleme angeht. Luuk arbeitet als Biolandwirt und steht mit Rat und Tat zur Seite. Sem ist ein alter Freund aus Annas Jugend. Ole ist Britts Bruder und ein offenherziger Frauenheld, dem man nie lange böse sein kann. Dackel Harry ist der heimliche Star der Geschichte, denn er schleicht sich ganz schnell ins Leserherz.
„Der Sommer der Inselblumen“ ist ein 600-seitiger Schmöker, der von Anfang bis Ende spannend unterhält. Gefüllt mit viel Inselflair, Schicksalsschlägen, alten Familiengeschichten, neuen Freunden und einiger Romantik fliegen die Seiten nur so dahin. Die schönen Rezepte im Anhang sind eine Probe wert! Verdiente Leseempfehlung für den nächsten Urlaub!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Wer ist meine Mutter?

Die Sommertochter
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Nach dem Tod ihrer Mutter, der ehemaligen Schauspielerin Jillian Croft, machen sich die Schwestern Eve, Olivia und Rosalind gemeinsam daran, das familieneigene Ferienhaus in Maine auszuräumen, wo sie in ...

Nach dem Tod ihrer Mutter, der ehemaligen Schauspielerin Jillian Croft, machen sich die Schwestern Eve, Olivia und Rosalind gemeinsam daran, das familieneigene Ferienhaus in Maine auszuräumen, wo sie in ihrer Kindheit viel Zeit miteinander verbracht haben. Bei der Räumaktion fallen ihnen alte Arztunterlagen in die Hände, die ihnen einen Schock versetzen, denn diese Berichte besagen, dass ihre verstorbene Mutter wahrscheinlich gar nicht ihre leibliche Mutter war. Während Eve und Olivia das für unmöglich halten, lässt Rosalind diese Entdeckung keine Ruhe, denn sie hat sich innerhalb der Familie immer wie eine Außenseiterin gefühlt. Sie will der Sache unbedingt auf den Grund gehen und die Wahrheit herausfinden. Als sie in den Unterlagen ihres Vaters sucht, stößt sie auf Informationen, denen sie nachgehen will…
Muna Shehadi hat mit „Die Sommertochter“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der erst nach und nach seine Geheimnisse preisgibt. Der flüssige und emotionale Schreibstil packt den Leser von Beginn an und lädt ihn ein, gemeinsam mit Rosalind und ihren Schwestern auf die Suche nach der Wahrheit zu gehen. Schon die Entdeckung der Tatsache, dass die eigene Mutter vielleicht gar nicht die Leibliche ist, kann einen aus dem Gleichgewicht bringen. Dass zwei der drei Schwestern diese Tatsache von vornherein verleugnen, ist zum einen verständlich, andererseits aber auch merkwürdig, denn wer will nicht die Wahrheit über seine Wurzeln wissen und bei Ungereimtheiten den Dingen auf den Grund gehen. So kommt der Leser in den Genuss, Rosalind bei den Nachforschungen über die Schulter zu schauen, denn sie lässt die Dinge nicht auf sich beruhen, vielleicht liegt es aber auch daran, dass sie sich schon immer wie das fünfte Rad am Wagen innerhalb der Familie gefühlt hat. Tagebucheinträge ihrer Mutter zu Beginn eines jeden Kapitels sowie die Geschichte aus Rosalinds Sicht erlauben den wechselseitigen Blick zwischen Vergangenheit und Gegenwart und klären Stück für Stück die Geschichte auf, während Rosalind dabei eine große Entwicklung durchlebt. Die Autorin geht mit dem doch recht schwierigen Thema glaubhaft und empathisch um.
Die Charaktere sind sehr unterschiedlich ausgestaltet und wirken mit ihren individuellen Eigenschaften lebendig und realitätsnah. Der Leser folgt ihnen gern und kann mit ihnen hoffen, bangen und fühlen. Rosalind ist eine Frau, die immer im Schatten ihrer Schwestern stand. Erst eher zurückhaltend und unscheinbar, entwickelt sich während ihrer Suche nach und nach zu einer selbstbewussten Frau, die ihre Ziele erreichen will. Das Verhältnis zu ihren Schwestern ist eher unterkühlt und wenig herzlich. Eve und Olivia wirken oftmals gleichgültig, unnahbar und vom Leben verwöhnt. Ihnen fehlt es an Herz und Seele, um mit ihnen warm werden zu können. Aber auch Jillian spielt eine gewichtige Rolle, trägt sie doch mit ihren Tagebucheinträgen maßgeblich zur Aufklärung des Rätsels bei.
„Die Sommertochter“ ist ein unterhaltsamer und anrührender Roman über die Suche nach der eigenen Identität und den damit verbundenen Schwierigkeiten, aber auch über Familienbande und alte Geheimnisse. Packend erzählt und mit verdienter Leseempfehlung ausgestattet!

Veröffentlicht am 30.05.2020

Vom Suchen und Finden

Weinbergsommer
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Eigentlich mag Altenpflegerin Annika ihren Job im Seniorenheim, allerdings fehlte ihr etwas Abwechslung im täglichen Allerlei, an denen auch die Pokerrunden mit ihrem Pflegeschützling Herrmann, einem etwas ...

Eigentlich mag Altenpflegerin Annika ihren Job im Seniorenheim, allerdings fehlte ihr etwas Abwechslung im täglichen Allerlei, an denen auch die Pokerrunden mit ihrem Pflegeschützling Herrmann, einem etwas mürrischen Senior, nichts ändern können. Als Hermann erfährt, dass sein Leben aufgrund einer schweren Krankheit bald zuende gehen wird, möchte er noch einmal seine Tochter sehen, zu der er seit Jahrzehnten keinen Kontakt hat. Da er diese in Paris vermutet, ist Annikas Unterstützung gefragt, denn sie soll ihn begleiten und bei der Suche unterstützen. So entfernen sie sich unbemerkt und unerlaubt aus dem Seniorenheim und reisen Richtung Frankreich. Im elsässischen Ribeauville stranden sie in der von Olivier geführten Pension und versacken dort, freunden sich mit den Einheimischen an und genießen die französische Lebensart inmitten der Weinberge und vergessen fast den Grund ihrer eigentlichen Reise…
Johnna Frost hat mit „Weinbergsommer“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der zwar etwas realitätsfern ist, aber mit humorigen Einlagen und anrührenden Szenen überzeugen kann. Der Erzählstil ist flüssig-leicht, bildhaft und mit einigem Witz gespickt, so dass sich der Leser alsbald mit Annika und Hermann auf Reisen begibt, um mit ihnen einige Abenteuer zu erleben. Empathisch offenbart die Autorin dem Leser sowohl Annikas als auch Hermanns Sicht über das Leben im Seniorenheim. Die Situation ist für Pflegekräfte nicht einfach, allen Bewohnern die gleiche Aufmerksamkeit zuteilwerden zu lassen. Aber auch die Bewohner fühlen sich manchmal vernachlässigt oder behandelt wie kleine Kinder, die aufgrund ihres Alters eines vernünftigen Gedankens nicht mehr fähig sind. Die Reise nach Frankreich wird bildreich geschildert und lässt mit ihren ansässigen Köstlichkeiten dem Leser schon bald das Wasser im Mund zusammenlaufen, während er vor dem inneren Auge die Weinberge im Blick hat. Auch die zwischenmenschlichen Beziehungen sowie das Zusammentreffen mit Zufallsbekanntschaften werden menschlich und überzeugend dargestellt. Die Autorin räumt in ihrer Handlung einer Vielzahl an Themen Raum ein, allerdings werden diese oftmals nur gestreift und nicht weiter ausgeführt, was der eigentlichen Geschichte aber nicht schadet.
Die Charaktere sind sympathisch und lebensecht gestrickt, wirken glaubwürdig und der Realität entsprungen, so dass der Leser sich gut mit ihnen identifizieren kann und sie gern begleitet. Annika ist eine junge Frau, die ihren eigenen Platz im Leben noch nicht gefunden hat. Sie stellt vieles in Frage, wünscht sich Veränderung, doch wie genau diese aussehen soll, davon hat sie noch keine genaue Vorstellung. Für sie ist Offenheit und Ehrlichkeit wichtig, Oberflächlichkeit ist ihr ein Gräuel. Sie ist spontan, hilfsbereit und verantwortungsbewusst. Hermann befindet sich in seinem Lebensabend, was allerdings nicht heißen soll, dass er nicht mehr selbständig denken kann. Er möchte noch einmal etwas erleben, möchte versuchen, Vergangenes zu bereinigen. Er wirkt recht kauzig und nörglerisch, doch eigentlich hat er das Herz am rechten Fleck. Aber auch Protagonisten wie Olivier spielen glaubwürdige Rollen in dieser Geschichte und geben ihr das gewisse Etwas.
„Weinbergsommer“ beschreibt eine ungewöhnliche Reise zweier völlig verschiedener Charaktere, die beide auf der Suche sind, nach sich selbst, nach einer vermissten Person, nach etwas Aufregung in ihrem Leben, um sich selbst wieder zu fühlen. Auch die Liebe kommt dabei nicht zu kurz. Rundum kurzweilig und gelungen. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 17.05.2020

"Dein ist mein ganzes Herz, Du bist mein Reim auf Schmerz." (H.R. Kunze)

Wo du nicht bist
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Ende der 1920er Jahre Berlin. Da ihre Eltern bereits verstorben sind, sind Irma Weckmüller und ihre jüngere Schwester Martha auf sich allein gestellt. Irma bestreitet sie als Verkäuferin im Kaufhaus des ...

Ende der 1920er Jahre Berlin. Da ihre Eltern bereits verstorben sind, sind Irma Weckmüller und ihre jüngere Schwester Martha auf sich allein gestellt. Irma bestreitet sie als Verkäuferin im Kaufhaus des Westens den Lebensunterhalt für sie beide. Dem jüdischen Arzt Erich Bragenheim begegnet Irma zum ersten Mal, als Martha ungewollt von ihrem Arbeitgeber schwanger wird und eine Abtreibung nicht mehr in Frage kommt. Zwischen Irma und Erich entspinnt sich nach und nach eine enge Liebesbeziehung, die die beiden mit einer Heirat krönen wollen. Doch dann wird das junge Glück durch die hässliche und zerstörerische Naziideologie jäh zerstört, denn eine Mischehe ist nicht erlaubt. Sie sind Anfeindungen ausgesetzt, sogar von Martha, die mit ihrem kleinen Sohn Max nichts anfangen kann und immer mehr Neid ihrer eigenen Schwester gegenüber entwickelt hat. Dann kommt der Tag, an dem Erich nach Theresienstadt deportiert wird und so die beiden Liebenden trennt, die sich nie wiedersehen werden. Nach Kriegsende versucht Irma alles in ihrer Macht stehende, um herauszufinden, was mit Erich passiert ist. Die Nachricht von seinem Tod hält sie nicht davon ab, ihn posthum noch heiraten zu wollen, dafür kämpft sie einen harten und einsamen Kampf….
Anke Gebert hat mit „Wo du nicht bist“ einen emotional bewegenden und zugleich erschütternden Roman vorgelegt, der auf tatsächlichen Begebenheiten aus dem Leben der Irma Weckmüller beruht. Mit HIlfe eines einnehmenden empathischen und gefühlvollen Erzählstils lässt die Autorin den Leser am Leben von Irma und ihrer Schwester teilhaben. Doch während man Irma begleitet und auch die sich anbahnende Liebesbeziehung zu Dr. Bragenheim miterlebt, verändert sich der politische Ton im Hintergrund und lässt schon bald die hässliche Fratze des Nationalsozialismus gesellschaftlich drastisch auf ihr Leben Einfluss nehmen. Die Autorin ruft mit ihrer bildhaften Sprache Bilder des zerstörten Berlins vor dem inneren Auge des Lesers hervor, aber auch die Greueltaten der Nazis sowie das unangemessene und verachtende Verhalten der Bevölkerung nach dem Krieg, die immer noch kein Schuldempfinden besitzt. Irmas Kampf für eine Ehe mit dem Mann, den sie liebte, auch wenn dieser bereits tot ist, wird beeindruckend geschildert und zeugt von einer großen tiefgehenden Liebe bis über den Tod hinaus. Die Steine, die ihr dabei in den Weg gelegt werden, versetzen dem Leser selbst bei der Lektüre einen Stich ins Herz. Die ausnehmend gute Recherche der Autorin über ihre Hauptprotagonistin zieht sich durch die gesamte Geschichte und macht diese zu etwas Besonderem, denn sie lässt Irma Weckmüller wieder lebendig werden.
Die Protagonisten sind mit sensibler Hand und viel Geschick in Szene gesetzt worden, lassen sie mit menschlichen Zügen lebendig und glaubhaft wirken, so dass der Leser die Möglichkeit hat, ihre Gefühls- und Gedankenwelt nachzuvollziehen und sich ihnen nahe zu fühlen. Irma ist eine bodenständige, starke und fleißige Frau mit Durchsetzungsvermögen. Sie verliert ihr Ziel nie aus den Augen und beweist eine Ausdauer, die man nur bewundernswert nennen kann. Erich ist ein ehrlicher, charmanter und vor allem hilfsbereiter Mann, der sich trotz Repressalien und Beschimpfungen seinen Patienten verschrieben hat. Martha ist eine egoistische Frau, die sich von der damaligen Ideologie einfangen lässt. Ihr Neid gegenüber ihrer älteren Schwester ist ungerecht und zeugt von Lieblosigkeit und Undank.
„Wo du nicht bist“ ist ein Zeitzeugnis über das Leben der Irma Weckmüller und eine Liebe, die keine Chance hatte. Gerade die zurückhaltende Erzählweise lässt den Blick auf die Umstände zu, gegen die Irma ankämpfen musste. Es geht hier nicht um eine gefühlsduselige Kriegsromanze, sondern um die reale Betrachtung einer Liebe über den Tod hinaus, die allen Widrigkeiten zum Trotz Bestand hatte. Verdiente Leseempfehlung!

Veröffentlicht am 16.05.2020

Das Glück liegt an der Côte Vermeille

Die Frauen von der Purpurküste – Isabelles Geheimnis (Die Purpurküsten-Reihe 1)
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Vom Schicksal gebeutelt braucht Amélie dringend eine Luftveränderung und reist kurzentschlossen nach Collioure an der französischen Côte Vermeille, um dort ihre Großmutter Isabelle zu besuchen, die in ...

Vom Schicksal gebeutelt braucht Amélie dringend eine Luftveränderung und reist kurzentschlossen nach Collioure an der französischen Côte Vermeille, um dort ihre Großmutter Isabelle zu besuchen, die in einem Seniorenheim residiert. Das ehemalige Haus ihrer Oma muss sie sich dummerweise mit dem Journalisten Benjamin teilen, der sich dort eingemietet hat. So entschließt sie sich, die im Erdgeschoss des Hauses untergebrachte alte Baguetterie zu ihrem Refugium zu machen und sich dort mit Backen und Experimentieren abzulenken. Als sie Oma Isabelle einen Besuch abstattet, händigt diese ihr ein altes Tagebuch aus. Amélie ist von der Geschichte ihrer Großmutter bald so fasziniert, dass sie dieser verspricht, sich auf Spurensuche nach deren alter Liebe zu machen. Dabei bekommt sie von Mitbewohner Benjamin nicht nur tatkräftige Unterstützung, sondern dieser lässt auch ihr Herz verräterisch flattern. Aber ist Amélie schon wieder bereit, sich auf die Liebe einzulassen?
Silke Ziegler hat mit „Die Frauen von der Purpurküste-Isabelles Geheimnis“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Roman vorgelegt, der Gegenwart und Vergangenheit auf sehr schöne Weise miteinander verbindet. Der flüssige und emotionale Erzählstil lässt den Leser sofort in die Geschichte eintauchen. Er darf nicht nur eine Reise an die malerische Purpurküste Frankreichs antreten, sondern auch Amélie und Isabelle sowie deren Gedanken- und Gefühlswelt kennenlernen und ihnen dabei ganz nahe kommen. Mit wechselnden Perspektiven lässt die Autorin nicht nur die Gegenwart um Amélie miterleben, sondern per Tagebucheinträge auch in die Vergangenheit von Isabelle reisen, um deren Geschichte als junge Frau während des Krieges zu erfahren. Durch dieses gut gesetzte Handlungskonstrukt wird der Spannungslevel innerhalb der Geschichte immer weiter gesteigert und dem Leser die Möglichkeit gegeben, mitzufiebern und gemeinsam mit den Protagonisten alte Geheimnisse aufzuspüren. Zusätzlich bekommt man als Leser ein tolles Kopfkino aufgrund der schönen Landschaftsbeschreibungen, denn die wirken neben der interessant gestalteten Geschichte wie ein Kurzurlaub für die Seele.
Die Charaktere sind liebevoll ausgestaltet und mit Leben versehen. Mit ihren individuellen Eigenschaften wirken sie glaubwürdig und authentisch, so dass der Leser sich sofort mit ihnen wohl fühlt und sie gerne während der Lektüre begleitet, um mit ihnen zu hoffen und zu fiebern. Amélie hat einen absoluten Tiefschlag erlitten, aus dem sie sich nur langsam und mühsam wieder an die Oberfläche hangelt. Sie wirkt zurückhaltend, freundlich und bestimmt. Vor allem aber ist sie sehr liebevoll im Umgang mit ihrer Großmutter. Isabelle ist eine liebe, warmherzige alte Dame, deren Erinnerung an die Vergangenheit sie nicht loslassen. Benjamin ist ein offener und ehrlicher Mann mit einer gesunden Neugier und einem Gespür für gute Geschichten. Zusätzliche Nebendarsteller untermalen die Geschichte und machen sie rundum gelungen.
„Die Frauen von der Purpurküste-Isabelles Geheimnis“ verbindet auf wunderbare und geschickte Weise nicht nur Gegenwart und Vergangenheit miteinander, sondern es werden auch alte Schicksalsschläge verarbeitet, Geheimnisse aufgedeckt und ein wundes Herz für ein neues Glück vorbereitet. Sehr schöne Lektüre mit verdienter Leseempfehlung!