Ein Kino im Wandel der Zeit
Die Bilder unseres LebensMit den Bildern unseres Lebens nimmt Ines Thorn den Leser auf eine „Rundreise“ durch die deutsche Geschichte. Von den grausamen vierziger-Jahren bis zu den „wechselhaften“ achtziger Jahren durchlebt der ...
Mit den Bildern unseres Lebens nimmt Ines Thorn den Leser auf eine „Rundreise“ durch die deutsche Geschichte. Von den grausamen vierziger-Jahren bis zu den „wechselhaften“ achtziger Jahren durchlebt der Romanliebhaber eine kurzweilige und schnelllebige Geschichte eines Familien-schicksals, welches indirekt mit der Tragik eines ganzen Volkes in Verbindung gebracht werden kann. Das Cover zeigt sich in schwarz-weiß und im Vordergrund sind eine Frau mit einem Kind abgebildet, welche dem Leser den Rücken zukehren. Im Hintergrund erkennt man eine Häuserzeile, welche auf der linken Seite das Leipziger Kino „Die Schauburg“ zeigen. Der Klappentext beschreibt in wenigen Sätzen den Handlungsrahmen und lässt aber viele Fragen offen, was sehr positiv anzumerken ist.
Die Handlung der Erzählung umfasst im Wesentlichen das Schicksal einer „Kino-Familie“, die unter den Bedingungen der Kriegs- und Nachkriegszeit im Osten von Deutschland vor sehr großen Veränderungen und Herausforderungen stehen. Die Hauptprotagonisten sind die Familie Lindemann bestehend aus den Eheleuten Gerhard und Ursula sowie ihren Kindern Sigrid und Stefan. Am interessantesten für mich war Ursula. Sie lässt sich trotz ihrer Probleme mit ihrem vom „Krieg zerstörten Mann“ sowie den Problemen eines Kinobetriebs unter dem Diktat des „DDR-Regimes“ nicht von ihrer Leidenschaft für das Kino abbringen. Erst gegen Ende ihres Lebens in den achtziger Jahren muss sie ihrem Alter Tribut zollen und das Kino abgeben. Die zahlreichen Nebendarsteller geben der Geschichte ein sehr stabiles Gerüst. Am besten hat mir dabei Sigrids späterer Lebensgefährte Joachim gefallen. Als Professor in Leipzig anerkannt und späteren Angeboten an „westdeutschen“ Universitäten zu lehren verzichtet er auf das „Leben als Wissenschaftler und gibt seinen Beruf auf. Er überzeugt durch seine Willens- und Schaffenskraft und seine „Heimatliebe“. Er lässt sich nicht von einem Regime unterdrücken und steht seiner Heimat bei. Als stiller friedlicher Revoluzzer steht er für das im Ergebnis „friedliche Ende der DDR“. Die Leute haben mit den Händen und Füßen über ihre Zukunft bestimmt und ein „teuflisches-Regime“ ohne viel Gewalt zum Untergang gebracht.
Die Spannung der Erzählung lebt von den Protagonisten und ihren Entwicklungen im Laufe der Geschichte. Der Aufbau ist chronologisch und beschreibt die Story von den Vierziger- bis zu den Achtzigern. Aufgrund dessen sind die Zeitsprünge für den Leser sehr gut nachvollziehbar. Als kleiner Kritikpunkt ist anzumerken, dass die Autorin wesentliche Lebensereignisse der Protagonisten wie Trennung von Partner, Geburt eines Kindes oder Tod des Partners oft nur sehr kurz erwähnt oder beschreibt. Hier wäre mir ein tieferer Einblick in das „Seelenleben“ der Darsteller wichtig gewesen. Aufgrund der ereignisreichen Zeit sind die charakteristischen Ausprägungen der Protagonisten etwas zu kurz gefasst geworden.
Positiv anzumerken hingegen ist das „Kino Schauburg“ welches sich als roter Handlungsstrang durch den Roman zieht. Am Ende eines jeden Kapitels wird ein Film angemerkt, welcher zu diesem Zeitpunkt in den Filmpalästen gezeigt wurde. Der Schreibstil der Autorin ist leicht und flüssig und lässt sich sehr gut lesen. Als Zielgruppe des Buches kommen DDR-Anhänger, Freunde der Deutschen Geschichte sowie Film-Fans in Frage. Der Roman ist aufgrund seiner ausgeglichenen Erzählung und Charakteren für Frauen wie für Männer jeden Alters geeignet.
Als Fazit bleibt festzuhalten, dass Ines Thorn insgesamt ein schöner Roman über die deutsche Geschichte und ihre Besonderheiten von fünf Dekaden gelungen ist. Ich habe aus diesem Roman ein ganz persönliches Fazit gezogen. Das Leben ist wie ein Film und wenn der Vorhang fällt dann fliegen die persönlichen Bilder zum Ende noch einmal vorbei. Ich bedanke mich beim Aufbau Verlag und NetGalley Deutschland für die Bereitstellung des Romans.