Wenn das Internet eigene Geschichten schreibt.
Das Buch der gelöschten Wörter - Der erste FederstrichHast du schon mal darüber nachgedacht, was mit all den Buchstaben, den vielen Tausenden von Wörtern geschieht, die wir am Computer erst in die Tastatur hämmern, nur um sie einen Augenblick später wieder ...
Hast du schon mal darüber nachgedacht, was mit all den Buchstaben, den vielen Tausenden von Wörtern geschieht, die wir am Computer erst in die Tastatur hämmern, nur um sie einen Augenblick später wieder zu löschen? (1. Satz Prolog)
Meine Meinung
Hope Turner ist eine einsame Frau. Ihre sozialen Kontakte bestehen einzig aus den täglichen Besuchen im Altenheim. Ihre Mutter ist frühzeitig an Demenz erkrankt. Beruflich arbeitet Hope im Homeoffice für die Partnervermittlungsagentur Herz trifft Herz. Ihre eigene Beziehung ist vor zwei Jahren in die Brüche gegangen. Der Zufall führt sie ein zweites Mal in die sonderbare Buchhandlung Mrs. Gateways Fine Books. Dort sieht sie einen außerordentlich attraktiven Mann. Er sitzt in einem Sessel und ist vertieft in einen Klassiker. Aus Verlegenheit bestellt sie bei der unfreundlichen Mrs. Gateway eine Schmuckausgabe von Stolz und Vorurteil. Hope liebt Bücher. Vor allem Jane Austen hat es ihr angetan. Nachdem Hope Rufus kennengelernt hat, erfährt ihr Leben eine totale Wendung. Sie wird eingeführt in eine Welt der Bücher, in der gelöschte Wörter im Internet ein Eigenleben führen. Sie schreiben eigene Geschichten. Geschichten, die sehr gefährlich für die gesamte Menschheit sind.
Die Geschichte konnte mich von Anfang an mitnehmen. Meist sind die Hauptprotagonisten aus dem Genre Fantasy sehr junge Menschen. Hope bildet mit 42 Jahren eine Ausnahme. Das hat mir gut gefallen. Sie führt einen gut bezahlten Job aus. Sie klammert sich an die lichten Momente ihrer Mutter. Nachdem sie Rufus kennengelernt hat, lernt sie eine Welt kennen, die sie niemals für möglich gehalten hätte. Sie portiert mit Rufus in die geschaffene Welt von Jane Austen. Lernt die Menschen aus dem Roman in Fleisch und Blut kennen. Erfährt, dass sie die besondere Fähigkeit besitzt, das Eigenleben der gelöschten Wörter zum Positiven zu verändern.
Hope kommt sehr sympathisch rüber. Ihr Humor hat mich oft zum Schmunzeln gebracht. In der Buchwelt findet sie Freunde. Rufus ist ein muskelbepackter Grieskram, der sein Lächeln hinter einem Bart versteckt. Auch ihn konnte ich irgendwie gut leiden. Insgesamt fand ich die Buchfiguren aus Janes Austen Klassiker sehr witzig. Hope findet in der Buchwelt großen Anklang. Ihre Fähigkeiten machen sie zu einer Heldin. Aus der Sicht von Hope wird der Leser in eine Welt entführt, wie er sie gerne selber einmal erleben würde. In den verschiedensten Klassikern mitwirken zu dürfen, ist ein großer Traum aller Bücherfreunde.
Fazit
Die Geschichte ist wahrlich nichts Neues, aber von der Autorin neu erfunden. Der flüssige Schreibstil liest sich wie Butter. Die verschiedenen Settings und Protagonisten entführen den Leser in die verschiedensten Buchwelten. Die Idee der gelöschten Wörter im Internet ist einfach nur genial. Wer würde nicht mal gerne die buchigen Helden seiner Kindheit kennen lernen? In Pemberly spazieren gehen und die erfundene Welt von Jane Austen real erleben? Ich fühlte mich durchgehend gut unterhalten. Das Ende ist extrem spannend. Ich freue mich nun auf den 2. Teil. Von mir eine absolute Empfehlung.
Danke Mary E. Garner.