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Veröffentlicht am 18.01.2017

etwas anderer Küstenkrimi

Küstenstrich
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Nicolas Guerlain hat als Personenschützer für die Regierung gearbeitet. Derzeit ist er nicht im Dienst, da er einen Haufen Probleme mit sich herumträgt und noch in Therapie ist. Doch dann wird er ungewollt ...

Nicolas Guerlain hat als Personenschützer für die Regierung gearbeitet. Derzeit ist er nicht im Dienst, da er einen Haufen Probleme mit sich herumträgt und noch in Therapie ist. Doch dann wird er ungewollt in einen neuen Fall involviert. Zum einen kommt er gerade in dem Moment an einer Brücke vorbei, in dem Unbekannte einen Mann an einem Seil ins Wasser gehängt haben und wegfahren. Nicolas will ihn retten, doch der Mann war schon tot. Zum anderen soll Nicolas einen Adeligen schützen, der mit dem Minister befreundet ist, für dessen Dienst Nicolas arbeitete. Der Comte de Tancarville bekam mehrere Drohschreiben, die seinen Tod in ein paar Tagen ankündigen.

Ich bin Fan von Küstenkrimis und lese da alles, was es gibt. Hier habe ich mir kurz den Klappentext durchgelesen und das Buch dann gekauft. Was ich daher nicht erwartet hatte war, dass ich mich mit dem allgegenwärtigen Thema Flüchtlinge, deren Situation mich traurig macht, nun auch in einem Küstenkrimi auseinandersetzen müsste. Die Story ist sehr gut geschrieben, hat mich aber betroffen gemacht. Betroffen war ich vor allem, weil ich mir sehr gut vorstellen kann, das vieles so in der Realität passieren kann und das legt sich wie Staub auf die Seele...Gleich zu Beginn geht es um zwei afghanische Mädchen im "Dschungel" , dem Lager, in dem vor Calais viele Flüchtlinge darauf warteten, nach England zu gelangen. Das Elend im Lager und bei dessen staatlicher Räumung ist aber nur der Anfang...
Den ersten Band von Benjamin Cohrs um Nicolas Guerlain hatte ich nicht gelesen. Andeutungsweise erfährt man, was zu seinen heutigen Problemen geführt hat, aber es blieben da noch einige Verständnislücken. Auch, wenn ich etwas ganz anderes erwartet hatte, war das Buch sehr spannend und schnell gelesen, da ich es kaum aus der Hand legen konnte. Ein wenig hat mich gestört, dass noch etwas offen bleibt am Schluss, wohl aufgespart für eine Fortsetzung. Das gefällt mir nicht so gut, ich würde immer gern alles erfahren und nicht bis zu einer Fortsetzung warten müssen.

Veröffentlicht am 18.01.2017

unterhaltsame Familiengeschichte

Ein Märchen im Winter
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Grace steht vor einem Scherbenhaufen. Ihr Mann hat sie verlassen, man fand nur seine Kleidung am Strand und einen Abschiedsbrief. Zurückgeblieben ist ein Haufen Schulden. Die Bank hat Grace das Haus weggenommen, ...

Grace steht vor einem Scherbenhaufen. Ihr Mann hat sie verlassen, man fand nur seine Kleidung am Strand und einen Abschiedsbrief. Zurückgeblieben ist ein Haufen Schulden. Die Bank hat Grace das Haus weggenommen, ihr Schmuckdesign Geschäft hat sie auch verloren und lebt mit ihrer Tochter nun bei ihren Eltern. Ihre Großmutter schenkt Grace eine Brosche, damit sie sie verkaufen kann. Diese ist anscheinend Teil eines Diadems, vor vielen Jahren angefertigt für einen Mr. Stratton, wie eine der Schachtel beiliegende Quittung zeigt. Ein Mr. Stratton sucht doch gerade eine Sekretärin? Grace macht sich auf den Weg nach Wittering Manor, um das Geheimnis der Brosche zu lüften, und erhält den Job. Sie soll den kauzigen Fraser Stratton beim Schreiben seiner Memoiren unterstützen, kann auf dem Gut sogar auch in einem Cottage wohnen. Alles wendet sich zum Guten, wären da nicht die unheimlichen Botschaften und Edelsteine, die sie Monat für Monat auffindet und die Grace ängstigen. Denn sie kennt die einzelnen Steine. Wer spielt da mit ihr?

Die Story ist 1979 angesetzt und führt über Frazers Erinnerungen, die Grace zu ordnen hilft, Stück für Stück in die Vergangenheit bis ins Jahr 1939, in dem Fraser seine große Liebe verlor. Eine Familiengeschichte mit vielen Geheimnissen, Lügen und unerwarteten Wendungen. Mir hat das Buch gut gefallen. Der Schreibstil ist angenehm leicht und locker und ich habe es in einem Rutsch durchgelesen. Es ist nicht zu kitschig und in seiner Vielseitigkeit sehr unterhaltsam. Z.B. in die 70iger Jahre zurückgeführt zu werden mit der damaligen Musik, den Frisuren, Kleidung etc. war schön für mich persönlich und ich konnte mir das Setting stets sehr gut vorstellen. Schmuck und Edelsteine spielen eine große Rolle in diesem Buch. Es war interessant über die Schmuckherstellung zu lesen. Die Idee mit den Monatssteinen fand ich auch sehr gut. Mir hat aber auch Grace als Protagonistin gut gefallen. Eine starke Frau, die nie aufgegeben hat. Auch Fraser als ehemaliger Geheimdienstmitarbeiter mit seinen Ecken und Kanten gefiel mir. Familiengeschichten mit aufzudeckenden Geheimnissen gibt es heute viele. Oft werden nach dem gleichen Strickmuster dazu gefundene Briefe oder Tagebücher genutzt, dieses Buch hier war einmal erfreulich anders. Alles in allem eine runde Story, die mich sehr gut unterhalten hat.

Veröffentlicht am 18.01.2017

Gute Unterhaltung

Federgrab
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Es wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Im Wald, nackt, auf einem Bett aus Federn und seltsam drapiert, drum herum Kerzen in Form eines Pentagramms, eine Lilie im Mund. Opfer eines Rituals? ...

Es wird die Leiche eines jungen Mädchens gefunden. Im Wald, nackt, auf einem Bett aus Federn und seltsam drapiert, drum herum Kerzen in Form eines Pentagramms, eine Lilie im Mund. Opfer eines Rituals? Das Mädchen kam aus einem Jugendheim, war anscheinend vorher gefangen gehalten worden. Kommissar Munch und sein Team nehmen die schwierigen Ermittlungen auf.

Ich fand das Buch sehr spannend. Kontinuierlich steigert der Autor den Spannungsbogen. Wer den ersten Band gelesen hat, kennt die Protagonisten ja schon. Für Neueinsteiger wird auf Wichtiges aus der Vergangenheit nochmals eingegangen. Dabei arbeitet der Autor die Charaktere gut heraus, was mir fast ein wenig zu viel des Guten war. Kommissar Munch, der Kettenraucher mit privaten Problemen, Mia hadert noch immer mit dem Tod ihrer Zwillingsschwester und hat gelegentlich Suizidgedanken. Sie hat wirklich ziemliche psychische Probleme, kann sich aber gut in Täter hineinversetzen, weshalb sie für das Team wichtig ist. Mir war es zum Teil ein wenig zu viel des privaten "Gepäcks". Zwar hat jeder Ermittlerkrimi heutzutage Protagonisten mit mehr oder weniger privatem Hintergrund, aber ein wenig hat der Autor das Ganze überzeichnet finde ich. Von Lisbeth Salander inspiriert? Vielleicht. Der Schreibstil ist flüssig und die Handlung so geschickt aufgebaut, dass der Leser nicht weiß, wie es weitergeht. Man tappt hinsichtlich des Täters im Dunkeln und oft auch auf falscher Fährte. Ich habe mich gut unterhalten gefühlt. Da mir aber die Dialoge z.T. zu holperig waren mit vielen unvollendeten Sätzen und es mir ein wenig zu viel von Mias und Munchs Problemen gab, ziehe ich einen Stern ab. Und der Schluss war meiner Meinung nach zu konstruiert. Denoch würde ich weitere Krimis der Reihe natürlich auch gern lesen.

Veröffentlicht am 18.01.2017

Reformationszeit

Die Flügel der Freiheit
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Zum Jubiläumsjahr der Reformation kommt dieser historische Roman heraus. Er beginnt 1523. Thomas Münzer, ein ehemaliger Schüler und Mitstreiter Luthers, wird nun zum Kontrahenten. Anders als Luther opponiert ...

Zum Jubiläumsjahr der Reformation kommt dieser historische Roman heraus. Er beginnt 1523. Thomas Münzer, ein ehemaliger Schüler und Mitstreiter Luthers, wird nun zum Kontrahenten. Anders als Luther opponiert er nicht nur gegen den Papst, sondern auch gegen weltliche gesellschaftliche Strukturen und trägt mit seinen Aufwiegeleien Schuld an den Bauernaufständen, mit denen er versucht, eine in seinen Augen soziale Gerechtigkeit zu schaffen. Dazu gibt es Privates um Martin Luther zu lesen, eine Liebesgeschichte, Alltägliches aus Wittenberg, Politisches und auch Brutales... Geschichte, gut recherchiert und mit Fiktion zu einem lesenswerten Roman verknüpft. Eigentlich alles drin, was den Leser historischer Romane mitnimmt.

Allerdings habe ich eine Weile gebraucht, bis ich mich richtig auf das Buch einlassen konnte. Gerade die ersten Seiten, wo es um Luthers Blähungen geht, machten mir den Einstieg nicht leicht, das war nicht nach meinem Geschmack. Es passierte lange Zeit nichts. Und auch die Sprache war ein wenig gewöhnungsbedürftig. Ich habe aber durchgehalten, da ich mir dachte, es kann nicht schaden, sich einmal wieder zu vergegenwärtigen, wofür damals nicht nur von Luther gekämpft wurde und wovon wir heute immer noch profitieren. Freiheit, im Glauben sowie gesellschaftlich, ein Gut, das oft zu wenig geschätzt wird und gerade heute wieder ein aktuelles Thema ist. Der Autor schafft es, die historisch belegten Figuren und die Zeit um die Bauernkriege lebendig werden zu lassen. Die Charaktere sind sehr überzeugend dargestellt. Zwar keine leichte Kost, aber es ist ein Roman, den man nicht so leicht aus der Hand legt und der einen zum Nachdenken bringt, wie gesagt gerade auch in heutiger Zeit.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Projekt superspice

Teufelsfrucht
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Ein interessanter und gelungener Krimi, für mich mal ewas völlig anderes. Einen Gourmetkrimi habe ich noch nie gelesen und festgestellt, man sollte nur gut gesättigt an so einen Roman herangehen, da man ...

Ein interessanter und gelungener Krimi, für mich mal ewas völlig anderes. Einen Gourmetkrimi habe ich noch nie gelesen und festgestellt, man sollte nur gut gesättigt an so einen Roman herangehen, da man sonst sicher Schwierigkeiten hat sich auf die Handlung zu konzentrieren, wo so viele leckere Sachen angesprochen und teilweise sogar Rezepte verraten werden. Das Buch liest sich flüssig, ist sehr bildhaft geschrieben, Spannung und etwas abschweifende Passagen lösen sich gut gemacht ab, so dass man das Buch nicht weglegt. Interessant war für mich der Exkurs in die Vanillegewinnung und die Analogkäseherstellung! Und was ich ganz schrecklich zu lesen fand war die Darstellung, was die Lebensmittelchemiker in Großkonzernen so alles mit unserem Essen machen. Der Autor hat hoffentlich nicht nur auf Wahres zurückgegriffen sondern auch in seine Phantasiekiste gelangt! Das Buch hat mich gut unterhalten, manchmal war der Luxemburgische Dialekt ein wenig gewöhnungsbedürftig. Das Glossar hätte ich mir daher am Anfang gewünscht. Ich würde von dem Autor gern mehr lesen.