Auf dem richtigen Weg in einem Nischengenre
Hex Files - Hexen gibt es doch„Hex-Files“ hätte ich ohne die Bücher-Community Lesejury wohl völlig übersehen, denn das Cover war mir eigentlich zu rosa, der Klappentext zu nichtssagend, aber das ist eben das Problem, wenn man manchmal ...
„Hex-Files“ hätte ich ohne die Bücher-Community Lesejury wohl völlig übersehen, denn das Cover war mir eigentlich zu rosa, der Klappentext zu nichtssagend, aber das ist eben das Problem, wenn man manchmal nur an der Oberfläche kratzt. Umso dankbarer bin ich, dass andere Leser jenseits dessen gucken können und begeisterte Stimmen verbreiten, so dass man zwangsweise selbst drüber stolpert und bei „Hex Files“ hat es sich definitiv gelohnt.
Meinen einzigen Kritikpunkt kann ich direkt am Anfang anbringen. Ich habe den Eindruck, dass eine wirkliche Einordnung der dargestellten Welt fehlt. Vieles wird als gegeben vorausgesetzt, was natürlich für den Gedanken passt, dass es die Hexen immer schon gab und dass sie mit Menschen Hand in Hand leben. Aber wie genau der Orden nun aufgebaut ist, was die einzelnen Abteilungen für Aufgaben haben, wie genau die Ausbildung aussieht, das ist doch recht blass. Es ist kein entscheidender Punkt, um der Geschichte folgen zu können, aber gerade für fantastische Welten wünsche ich mir immer ein Grundgerüst, das ich verstanden habe, damit auch meine Fantasie sprudelt.
Ansonsten bin ich wirklich sehr zufrieden mit Helen Harpers Geschichte, denn ihr gesamter Stil hat mich sehr an die deutsche Autorin Kerstin Gier erinnert. Dieser bissige, ironische Erzählstil, der einen immer wieder zum Schmunzeln, teilweise sogar zum lauten Auflachen bringt, das hat mich daran sehr erinnert. Lustigerweise ist auch die Art der Erzählung extrem vergleichbar mit Giers erfolgreichster Jugendgeschichte, die „Edelstein“-Trilogie. In beiden ist es die Protagonistin, die mehr oder weniger in die fremde Welt geworfen wird, und die sich dann auch als talentierteste mit etwas Tollpatschigkeit, aber dennoch viel Leidenschaft herausstellt. Der Mann wiederum ist eher der arrogante, coole Macho, der sich an alle Regeln hält und dadurch überlegen fühlt, um dann doch durch die Frau etwas lockerer und nahbarer zu werden. „Hex Files“ ist definitiv für ein etwas älteres Publikum und eher wie eine Krimierzählung, aber ansonsten finde ich die Parallelen sehr evident.
Natürlich ist die dargestellte Erzählung jetzt nicht als qualitativ hochwertiger Krimi zu verstehen, weil das auch nicht der Fokus der Idee ist. Raphael und Ivy gehen eben einem Mysterium nach und stürzen dabei von einem Abenteuer ins andere und spätestens die sind auch eher fantastischer Natur, auch wenn es natürlich auch klassische Befragungen und Tatortuntersuchungen gibt. Und das macht Spaß mitzuverfolgen, auch vor dem Hintergrund, dass sich diese Idee tatsächlich wunderbar für mehrere Bände eignet, mit denen man dann auch noch besser in die Welt eintauchen kann. Ich mag das Setting jedenfalls echt gerne und sehe auch für Ivy und Raphael, einzeln, aber natürlich auch als berufliches/privates Paar viel Potenzial. Das Wichtigste wird eh sein, dass der Humor erhalten bleibt, denn er ist definitiv das Herzstück des Ganzen.
Fazit: „Hex Files“ ist definitiv eine Überraschung, zumal es Geschichten dieser Art gerade nicht überhäuft auf dem Buchmarkt gibt, so dass Helen Harper in eine Nische dringt, die definitiv auch ankommen wird. Der Humor und der gesamte Stil erinnert sehr an Kerstin Gier, was definitiv als Kompliment gemeint. Außerdem ist es eine wirklich tolle Idee für eine Reihe, die sowohl Krimi, als auch Fantasy und so vieles mehr ist.