Eine ehrgeizige Frau
Die Patronin. Eine Frau greift nach den Sternen1914 Zürich. Edda Wiederkehr ist in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, vielleicht kommt daher ihr Traum von einem eigenen Restaurant, in dem sie sowohl bekannte als auch wohlhabende Gäste begrüßen ...
1914 Zürich. Edda Wiederkehr ist in einfachsten Verhältnissen aufgewachsen, vielleicht kommt daher ihr Traum von einem eigenen Restaurant, in dem sie sowohl bekannte als auch wohlhabende Gäste begrüßen und bewirten möchte und dessen guter Ruf ihr Ansehen beschert. Um ihren Wunsch in die Tat umzusetzen, beginnt sie in Zürich als Serviermädchen, um von der Pike auf zu lernen. Doch das Schicksal spielt ihr einen bösen Streich und wirft sie zurück, denn ihr Verlobter verstirbt und lässt sie schwanger und allein zurück. Aber Edda ist zäh und boxt sich durch alle Widrigkeiten langsam nach oben, bis sie endlich ihr Ziel erreicht hat und dem „Juwel“, Zürichs erstem Lokal am Platz, vorsteht. Als mit dem Maler Reto eine neue Liebe in ihr Leben tritt, steht Edda vor einer großen Herausforderung…
Agnes Morgenthaler hat mit „Die Patronin-Eine Frau greift nach den Sternen“ einen unterhaltsamen Roman um eine starke Frau vorgelegt, die ihrer Zeit einiges voraus war. Der flüssig-leichte und bildhafte Schreibstil lässt den Leser schnell in ein vergangenes Jahrhundert eintauchen, um dort Edda und ihre Gedanken- und Gefühlswelt kennenzulernen, die dem damals üblichen Rollenbild der Frau nicht entspricht, sondern sich mit viel Ehrgeiz, Fleiß und unermüdlichem Optimismus nach und nach an die Spitze eines gefragten Gastronomietempels kämpft. Der Erzählstil der Autorin ist unglücklicherweise recht sprunghaft und unruhig, was sich in der Handlung leider niederschlägt und somit nur an der Oberfläche gekratzt wird und der Geschichte die nötige Tiefgründigkeit fehlt. Ebenso fehlt es der Geschichte an der nötigen Emotionalität. Die eingewobenen Liebesbeziehungen von Edda wirken nüchtern und dringen nicht ins Herz des Lesers. Natürlich war es damals eine andere Zeit, und Gefühle wurden nicht so öffentlich durch die Welt getragen wie heute, jedoch erreicht diese mangelnde Emotionalität, dass der Leser sich eher wie ein Beobachter denn wie ein Mitstreiter Eddas fühlt. Der Abstand zu ihr lässt die Geschichte deshalb auch eher dahinplätschern.
Die Charaktere sind fast alle sehr oberflächlich und farblos gestaltet, so dass ein Mitfiebern und Mitfühlen von Leserseite geradezu unmöglich gemacht wird und er eher teilnahmslos nur als Konsument fungiert. Edda ist eine ausgesprochen starke Persönlichkeit, die viel Mut und Einsatz zeigt, um ihren Traum leben zu können. Sie besitzt Ellenbogen, den nötigen Ehrgeiz und die Stärke, ihr Ziel unbeirrbar zu verfolgen, auch wenn sich ihr Steine in den Weg legen, gibt sie nicht auf. Für eine Frau der damaligen Zeit erreicht sie recht viel in einer Welt, die grundsätzlich von Männern bestimmt wird. Reto ist ein Künstler, dessen Welt sich hauptsächlich nur um ihn und seine Malerei dreht. Die weiteren Nebendarsteller sind nur Episoden, die durch die Geschichte wandern.
„Die Patronin-Eine Frau greift nach den Sternen“ ist eine nette Lektüre für zwischendurch, wenn man als Leser Abstriche in punkto Gefühl und Nähe macht, die eine Geschichte erst miterlebbar machen. Eingeschränkte Leseempfehlung!