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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.06.2020

Hochwertig und originell

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
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Sehr witzig finde ich die Gegenüberstellung heimischer Sehenswürdigkeiten mit weltweiten Hotspots. Manchmal ist die Ähnlichkeit echt verblüffend während andere eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen ...

Sehr witzig finde ich die Gegenüberstellung heimischer Sehenswürdigkeiten mit weltweiten Hotspots. Manchmal ist die Ähnlichkeit echt verblüffend während andere eher mit einem Augenzwinkern zu verstehen sind. Echt eine gute Idee und in dem aktuellen Hype um Inlandsreisetipps eine originelles Unterscheidungsmerkmal zu anderen Büchern und Verlagen.

Eines der Reiseziele kann ich sehr gut beurteilen, weil ich genau dort wohne: die Südpfalz. Die Mandelblüte ist wirklich sehenswert (leider aber immer mehr überlaufen). Auch die Restaurant- und Übernachtungstipps sind gut und die Anregungen zu Zielen in der Umgebung sind stimmig.

So erwarte ich, dass diese Qualität ebenso bei den Zielen stimmt, für die ich Anregungen bekommen habe und sie mal ansteuern will. Zu allen anderen, die für mich zu weit weg liegen habe ich in diesem Buch wenigstens eine schöne Präsentation bekommen.

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Poetisch

Offene See
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Der sechzehnjährige Robert verlässt direkt nach seinem Schulabschluss mit einem Rucksack sein Elternhaus. Er hatte sich in der Schule gelangweilt und von der freien Natur geträumt. Bevor er sein Erwachsenenleben ...

Der sechzehnjährige Robert verlässt direkt nach seinem Schulabschluss mit einem Rucksack sein Elternhaus. Er hatte sich in der Schule gelangweilt und von der freien Natur geträumt. Bevor er sein Erwachsenenleben beginnen muss will er zumindest kurzfristig seinen unbändigen Drang stillen, etwas von der Welt und der Natur zu sehen. Er wandert, beobachtet die Natur, nimmt unterwegs Arbeiten an und bekommt dafür etwas zu Essen.

Durch Zufall trifft er auf die alleinlebende Dulcie. Er will eigentlich nur ihre Einladung zu einem guten Essen annehmen und dann weiterziehen. Doch die vielen Gesprächen mit Dulcie faszinieren Robert und er bleibt viele Wochen dort. Er lernt eine ganz andere Sicht auf die Welt und das Leben kennen. Jenseits seiner Vorstellung, dass er sein Leben genauso mit harter Arbeit im Bergbau verbringen muss wie sein Vater.

Es war ein Glücksfall eine solche Frau zu treffen und am Ende lesen wir ein paar Seiten über Robert als alten Mann. Wir erfahren wie er sein Leben verbracht hat und wie sich darin seine Freundschaft mit Dulcie entwickelt hat. Die Geschichte wird sehr poetisch erzählt. Da sie aber in der Ichform geschrieben ist , ist diese detailreiche, liebevolle Beschreibung so vieler Sinneseindrücke ein bisschen widersprüchlich zu Roberts einfacher Herkunft und Bildung. Er kennt beispielsweise keine Zitronen und hat noch nie Wein getrunken. Trotzdem fand ich es ein schöne, liebenswerte Geschichte.

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Veröffentlicht am 30.05.2020

Van Veeteren meets Barbarotti

Der Verein der Linkshänder
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Mein Interesse am Buch wurde geweckt, weil ich selbst Linkshänder bin. Es hat mich amüsiert und erschreckt zugleich, wie die jungen Schüler in den 60er/70er Jahre „umerzogen“ wurden.
Der Kommissar im ...

Mein Interesse am Buch wurde geweckt, weil ich selbst Linkshänder bin. Es hat mich amüsiert und erschreckt zugleich, wie die jungen Schüler in den 60er/70er Jahre „umerzogen“ wurden.
Der Kommissar im Ruhestand Van Veeteren wird mit einem alten Fall konfrontiert. Es stellt sich heraus, dass ein vermeintlich aufgeklärter Fall so nicht stimmen kann und er und die Ermittler damals nicht wirklich eine gute Arbeit abgeliefert haben. Es kommt noch eine dritte Zeitebene hinzu und es erforderte einiges an Aufmerksamkeit, die Zeitebenen und die Rollen der vielen Beteiligten zu verstehen. Aber nachdem ich richtig drin war, habe ich das Auffinden immer weiterer Puzzleteilen interessiert verfolgt.

Ich habe diese Geschichte als Hörbuch genossen. Wie immer sehr passend gelesen von Dietmar Bär. Sehr unterhaltsam fand ich die geschliffenen, humorvollen Dialoge mit seiner Frau Ulrike. Es hat mir wieder aufgezeigt, was ich an allen bisherigen Van Veeteren Büchern so geschätzt habe.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Siedlung des Grauens

Kampfsterne
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Mich hat dieser besondere Erzählstil gleich gefesselt. Wie durch ein Brennglas beobachten wir eine Handvoll Bewohner einer Kleinstadtsiedlung in den 80er Jahren. Alles was passiert wird uns Lesern aus ...

Mich hat dieser besondere Erzählstil gleich gefesselt. Wie durch ein Brennglas beobachten wir eine Handvoll Bewohner einer Kleinstadtsiedlung in den 80er Jahren. Alles was passiert wird uns Lesern aus der Sicht einer jeweils beteiligten Person beschrieben. Die Perspektiven sind nicht erzählerisch, sondern zeigen einen ganz ungewöhnlichen Einblick in die Gedanken, Einstellungen und Erwartungen der jeweiligen Person.

Gleich der Einstieg mit Rita, eine der Mütter in dieser Siedlung, präsentiert eine Bösartigkeit, die ich zugleich staunend und entsetzt verfolgt habe. Ich würde Rita als Hauptperson bezeichnen, sie ist bösartig, manipulierend und es ist erschreckend wie abfällig sie über alle anderen Menschen denkt. Und sie macht dabei keinen Unterschied zwischen ihrem Mann, ihren Kindern und allen anderen.

Durch das sonderbare, wechselseitige Verhalten wird ein erschreckendes Bild dieser benachbarten Familien gezeichnet. Als einzige waren mir persönlich die beiden Schwestern Constanze und Lexi sowie der jugendliche Johannes sympathisch.

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Veröffentlicht am 10.03.2020

Eine Kostbarkeit

Dankbarkeiten
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Michka, die bisher selbständig und unabhängig gelebt hat, kommt langsam mit dem Alleineleben in ihrer Wohnung nicht mehr zurecht. Eine junge Frau, Marie, kümmert sich um sie und letztlich sucht sie ihr ...

Michka, die bisher selbständig und unabhängig gelebt hat, kommt langsam mit dem Alleineleben in ihrer Wohnung nicht mehr zurecht. Eine junge Frau, Marie, kümmert sich um sie und letztlich sucht sie ihr einen Platz im Seniorenheim. Marie ist keine Verwandte von Michka, den Hintergrund ihrer Beziehung lernen wir nach und nach kennen.

Die Geschichte wird sehr mitfühlend und behutsam erzählt. Wir Leser können gut nachempfinden, wie traurig und angsteinflößend die Veränderungen für Michka sind. Sie leidet, weil ihr immer mehr die Worte verloren gehen, sie müht sich, das zu formulieren, was sie aussagen will.

Aber es gibt auch zwei nette, junge Menschen in ihrem Leben. Neben Marie ist da Jérôme, ein Logopäde im Seniorenheim, dessen Besuche ihr sehr gut tun. Es ist schön zu lesen, wie warmherzig und liebevoll die beiden mit ihr umgehen. Sie schenken ihr Zuneigung und Aufmerksamkeit, leiden aber auch weil sie erleben, wie Michka mit dem schleichenden Verschwinden so vieler Fähigkeiten fertig werden muss. Man kann sich nur wünschen, dass man selbst im Alter so mitfühlende, warmherzige Menschen um sich hat.

Ich habe an einigen Stellen weinen müssen, aber Gott-sei-Dank auch manchmal schmunzeln. Zurück bleibt das Gefühl, ein richtig gutes Buch gelesen zu haben. Für mich ist die Autorin Delphine de Vigan eine Entdeckung.

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