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Veröffentlicht am 07.08.2020

Bewegender, großartig erzählter Roman

Schatten der Welt
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INHALT
DAS LICHT DER DUNKLEN TAGE
Thorn in Westpreußen, 1910.
Carl, Artur und Isi pfeifen auf den Ernst des Lebens. Mögen sie auch aus einfachen Verhältnissen kommen, sie haben große Träume: Fotograf ...

INHALT
DAS LICHT DER DUNKLEN TAGE
Thorn in Westpreußen, 1910.
Carl, Artur und Isi pfeifen auf den Ernst des Lebens. Mögen sie auch aus einfachen Verhältnissen kommen, sie haben große Träume: Fotograf werden oder ein Unternehmen gründen, raus aus der öden Kleinstadt!
Nichts kann sie auseinanderbringen, so glauben sie, doch mit Beginn des Ersten Weltkriegs ändert sich alles. Jeder der drei muss lernen, sich allein durchzuschlagen. Es bleibt nur die Hoffnung, dass ihre Wege sich eines Tages wieder kreuzen werden …
(Quelle: DuMont Buchverlag)

MEINE MEINUNG
Mit seinem neuesten Werk „Schatten der Welt“ hat der deutsche Erfolgsautor Andreas Izquierdo erneut einen grandiosen Roman vorgelegt, der mich mit seiner interessanten und sehr gelungene Mischung aus historischem Roman, fesselnder Abenteuergeschichte und berührender Coming-of-Age-Geschichte begeistern konnte.
Mit seinem mitreißenden und einfühlsamen Schreibstil versteht es Izquierdo hervorragend, beim Leser eine ganze Bandbreite an Gefühlen zu wecken. Bald wird man immer tiefer in die abwechslungsreiche, berührende und emotionsgeladene Geschichte rund um die drei jugendlichen Freunde Carl, Artur und Isi hineingezogen, die ihren Platz in einer bewegten Zeit voller unheilvoller Veränderungen suchen. Der plötzliche Ausbruch des Ersten Weltkriegs versetzt die Welt in einen Ausnahmezustand und bedeutet für die drei Freunde das Ende ihrer Träume und hoffnungsvollen Jugend. Die beeindruckende Geschichte ist im westpreußischen Städtchen Thorn beginnend im Jahre 1910 angesiedelt, umfasst eine Zeitspanne von 8 Jahren und entführt uns sehr bildgewaltig in längst vergangene Zeiten, in eine obrigkeitshörige Welt, strikten autoritären Normen und einer unverrückbaren Trennung in Arm und Reich.
Aus der rückblickenden, recht melancholischen Perspektive des jungen Protagonisten Carl erleben wir die Geschehnisse rund um das ungleiche, sehr liebenswerte Freundestrio und verfolgen voller Anteilnahme und Spannung ihre persönliche Entwicklung im Wandel der Zeiten.
Während der Beginn noch überwiegend humorvoll und amüsant erzählt wird, wechselt die Handlung allmählich zu einer tiefgründigen Geschichte. Hierbei gelingt es dem Autor hervorragend, die bedrückende, oft tragische Grundstimmung immer wieder mit unterhaltsamen und herrlich witzigen Episoden aufzulockern und zu unterhalten. Andreas Izquierdo zeichnet ein sehr anschauliches, farbenprächtiges und detailgetreues Bild der gesellschaftlichen Zustände mit einer starren Hierarchien und des ländlichen, etwas rückständigen Alltagslebens im westpreußischen Thorn während der Vorkriegsjahre, das von sorgsamer Recherchearbeit zeugt. Auch die ausführlichen und eindringlichen Schilderungen der Ereignisse während des Ersten Weltkriegs in der Heimat und den Kriegshandlungen an der Ostfront wirken sehr glaubwürdig, authentisch und gehen mit einigen schonungslos geschilderten Szenen unter die Haut.
Der Autor hat seine drei sehr unterschiedlichen Hauptfiguren äußerst facettenreich und lebendig ausgearbeitet. Es sind so wundervolle Charaktere, so dass ich sie schon bald ins Herz geschlossen und mit ihnen gebangt habe. Ob nun der sensible, etwas schüchterne Schneidersohn Carl oder der gewitzte, bärenstarke Artur mit seinen genialen Geschäftsideen, beide aus ärmlichen Verhältnissen stammend, oder die selbstbewusste Lehrerstochter Isi mit ihrem rebellischen Wesen, das sie immer wieder in arge Nöte bringt – sie alle stehen bedingungslos füreinander ein und träumen davon ihre Lebensumstände zu verbessern. Ein unverbrüchliches Band der Freundschaft erwächst zwischen ihnen, das auch ihre zeitweilige Trennung durch die grauenvollen Kriegsereignisse nicht lösen wird.
Sehr glaubwürdig und einfühlsam beschreibt der Autor die traumatischen Erlebnisse und tragischen Schicksalsschläge aber auch ihre innerliche Reifung während der Kriegsjahre, die das Freundestrio stark verändert und nachhaltig geprägt haben.
Nach dem recht unvermittelten Ausklingen der Geschichte am Ende des Roman bin ich schon sehr gespannt, was das Schicksal für die drei sympathischen Freunde Carl, Artur und Isi noch alles bereithalten wird und freue mich schon sehr auf die Fortsetzung dieses beeindruckenden historischen Romans!
FAZIT
Ein mitreißender, berührender Roman vor faszinierendem zeitgeschichtlichen Hintergrund - mit einer unvergesslichen Geschichte und tollen, liebenswerten Charakteren, die man einfach in sein Herz schließen muss.
Ein ganz besonderes, sehr empfehlenswertes Leseerlebnis!

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Veröffentlicht am 02.08.2020

Ungewöhnlicher, aber packender Page Turner

Verschollen in Palma
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INHALT
Drei Jahre ist es her, dass Tim Blancks sechzehnjährige Tochter Emme während einer Partyreise nach Mallorca verschwand. Die Polizei hat den Fall längst abgeschlossen. Doch Tim hat sich geschworen, ...

INHALT
Drei Jahre ist es her, dass Tim Blancks sechzehnjährige Tochter Emme während einer Partyreise nach Mallorca verschwand. Die Polizei hat den Fall längst abgeschlossen. Doch Tim hat sich geschworen, niemals aufzugeben – ein Versprechen, das seine Ehe zerstörte und ihn alle Zelte in Schweden abbrechen ließ. Mittlerweile arbeitet er in Palma als Privatdetektiv. Für einen Auftrag soll er die untreue Ehefrau eines deutschen Millionärs beschatten. Doch schon bald wird ihr Geliebter ermordet aufgefunden, die junge Frau verschwindet spurlos. Tim beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und gerät in die üblen Machenschaften von Mallorcas High Society. Hier, im dunklen Herzen des Urlaubsparadieses, zwischen Gier, Korruption und Gewalt, stößt er plötzlich auf eine Spur seiner Tochter. Was ist mit Emme passiert? Ist sie noch am Leben?
(Quelle: Tropen Verlag)

MEINE MEINUNG
"Verschollen in Palma“ ist ein neuer äußerst packender Krimi des schwedischen Erfolgsautors Mons Kallentoft, der diesmal vor der facettenreichen Kulisse der Balearen-Insel Mallorca angesiedelt ist. Er hat keinen Bezug zu den übrigen Krimi-Reihen des Autors und ist als Standalone lesbar.
Auch ohne Co-Autoren ist Kallentoft erneut ein unglaublich fesselnder, intensiver und nervenaufreibender Page Turner gelungen, der alle wichtigen Komponenten für einen hochkarätigen Spannungsroman in sich vereint, und mich neben der temporeichen, komplexen Handlung auch mit der eindringlichen Darstellung seiner Hauptfigur begeistern konnte.
Erzählt wird die Geschichte über die verzweifelte Suche eines Vaters und ehemaligen Polizisten Tim Blanck nach seiner geliebten Teenager-Tochter Emme, die vor 3 Jahren bei einem Urlaub mit zwei Freundinnen auf Mallorca spurlos verschwand. Seither ist Tims Leben völlig aus den Fugen geraten, seine Ehe zerbrochen und nach seinem Umzug nach Mallorca schlägt er sich als Privatdetektiv durch – stets in der Hoffnung, doch noch Hinweise auf den Verbleib seiner Tochter zu erhalten. Bei einem neuen Auftrag stößt Tim dann ganz unerwartet auf eine neue Spur von Emme, und seine Ermittlungen lassen ihn schließlich immer tiefer in eine Welt aus Korruption, grenzenloser Gier und Perversionen hinabgleiten.
Der Auftakt der Geschichte wirkt zunächst etwas verworren und es dauert einige Zeit, bis man sich auf den sprunghaften Erzählstil und mäandrierenden Gedankenfluss der Hauptfigur einlassen kann. Mit seinem unverwechselbaren, dichten und prägnanten Schreibstil nimmt Kallentoft uns mit auf eine äußerst abwechslungsreiche, turbulente und sehr nervenaufreibende Suche auf dem überaus beliebten und vermeintlich schillernden Urlaubsparadies Mallorca. Die allmählichen Einblicke in die Hintergründe um Emmes Verschwinden haben mich unglaublich aufgerüttelt und beschäftigt. Kallentoft hat diese Rückblenden hervorragend mit der eigentlichen Handlung verwoben, so dass sich schon bald enorme Spannung aufbaut und man das Buch kaum aus der Hand legen mag. Äußerst geschickt hat er ein weit verzweigtes Netz an Spuren, Hinweisen und falschen Fährten angelegt, so dass man erst nach und nach die Zusammenhänge erahnen und einige Geschehnisse zuordnen kann. Sehr gelungen hat Kallentoft die verschiedenen Schauplätze und das besondere Flair der Balearen-Insel eingefangen, die deutlich machen, dass der inzwischen dort ansässige Autor die Begebenheiten vor Ort inzwischen gut kennt. Sehr eindrücklich ist auch der Blick des Protagonisten auf die Schattenseiten des Lebens auf der Sonneninsel eingefangen und die erschreckende Abgründigkeit und Dekadenz, die sich hinter den schönen Verlockungen des Urlaubsparadieses verbergen.
Ein besonderes Highlight ist aber die geniale Darstellung des ziemlich eigenwilligen Protagonisten Tim, den wir als vielschichtigen, psychisch angeschlagenen Charakter und gebrochenen Helden erleben. Die dichte Schilderung seiner inneren Dämonen, seine Verzweiflung, Trauer, Schuldgefühle und besessene Getriebenheit sind absolut authentisch eingefangen und gehen unter die Haut. Unmittelbar haben wir Anteil an seinem ewigen Gedankenkarussell, tauchen ein in seine desolates Innenleben und können hautnah seine Selbstvorwürfe und abgrundtiefe Hoffnungslosigkeit spüren, aber auch seine fieberhafte Besessenheit nachvollziehen, sich an jeden Strohhalm zu klammern und mit der Suche nach Emme niemals aufzugeben.
Sehr gut haben mir auch viele der übrigen Neben-Charaktere gefallen, die mit ihren Ecken und Kanten etwas schräg wirken aber insgesamt glaubhaft ausgearbeitet sind.
Nach einigen unvorhersehbaren Wendungen inklusive riskanter Alleingänge gipfelt Tims besessene Suche in einem rasanten, hochdramatischen Finale. Traurig und bewegt möchte man beinahe die sehr realistische Auflösung als Ende der Geschichte akzeptieren, doch der ungewöhnliche Ausklang mit einem abrupten Ende mitten im Satz lässt einen neugierig werden. Tatsächlich ist die Geschichte um Emmes Verschwinden auf Mallorca noch nicht zu Ende erzählt und es wird eine Fortsetzung geben. Ich bin sehr gespannt, wie es weitergehen wird…

FAZIT
Ein ungewöhnlich geschriebener Spannungsroman mit einem gebrochenen Helden und „fiebrigem Sound“– fesselnd, berührend und intensiv. Ein packender Page Turner à la Kallentoft und alles andere als ein seichter Mallorca-Krimi!

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Veröffentlicht am 26.07.2020

Sehr empfehlenswertes Kochbuch für die Vegane Küche

Vegan! Das Goldene von GU
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Aus der beliebten Reihe der „Goldenen“ vom GU-Verlag ist ein neues Standardwerk herausgekommen, das ein grandioses Grundlagenkochbuch rund um die vegane Küche mit einer großen Jeden-Tag-Rezeptsammlung ...

Aus der beliebten Reihe der „Goldenen“ vom GU-Verlag ist ein neues Standardwerk herausgekommen, das ein grandioses Grundlagenkochbuch rund um die vegane Küche mit einer großen Jeden-Tag-Rezeptsammlung und allerei Wissenswertem darstellt. Den Herausgeberinnen Adriane Andreas und Alessandra Redies ist in ihrem Band „Vegan! Das Goldene von GU“ eine wahrhaft „glamouröse“ Zusammenstellung von leichten bis hin zu raffinierten Alltagsgerichten für Veganistas und Tierfrei-Fans gelungen und bieten einen tollen Einblick in die Vielfalt der „Grünen und völlig tierfreien Küche“.
Nicht nur die vegetarische sondern insbesondere auch die vegane Ernährung liegen voll im Trend und diese gehaltvolle Rezepte-Bibel liefert mit ihren insgesamt 300 Rezepten viele Anregungen für leckere, frisch gekochte vegane Mahlzeiten. Zudem finden sich jede Menge Tipps, Tricks und Know-how rund um die vegane Küche.
Von Frühstücksideen, kleinen Snacks für Zwischendurch, über vollwertige fleischlose Hauptgerichte bis zu köstlichen Süßspeisen - in „Vegan“ findet sich für noch unerfahrene Einsteiger, für alle, die es schnell und unkompliziert lieben aber auch für gesundheitsbewusste Genießer eine große Auswahl an äußerst geschmackvollen und abwechslungsreichen Gerichten, die zudem zeigen, dass vegane Küche weder langweilig noch fade oder aufwendig sein muss.
Da fällt einem beim Durchblättern die Entscheidung nicht leicht, welches der vielen leckeren Rezepte man zuerst ausprobieren möchte. Ob nun die tierfreie »Vurst« fürs Frühstücksbrötchen, bunte Gemüsegerichte bis hin zu veganem Seelenfutter sowie süßen Sünden - hier ist garantiert für jede Geschmacksrichtung, persönliche Vorliebe und verschiedenste Anlässe etwas Superleckeres zu finden.
Große Erfahrung beim veganen Kochen wird nicht vorausgesetzt und dank des ausführlichen ersten Kapitels VEGANE BASICS erhält man eine rasche und übersichtliche Einführung zum veganen Essen mit vielen nützlichen Tipps zu Warenkunde und Zutaten. So gibt es auch hilfreiche Zubereitungshinweise für pflanzliche Alternativen zu Milchprodukten wie zum Beispiel die Basics vieler Gerichte Nussmus, Hafersahne, Cashew-Kokos-Quark oder Seitan. Insgesamt wird stets darauf geachtet, dass die Gerichte ernährungsphysiologisch sehr ausgewogen sind und zudem trotz Verzichts auf tierische Produkte alle wichtigen Nährstoffe und Eiweiße zugeführt werden.
Nach dieser kurzen Einleitung in die Veganen Basics geht es dann direkt mit dem Rezeptteil los, der in sechs weitere Kapitel zu folgenden Themenbereichen untergliedert ist:
Frühstücksideen (Müslis - Smoothies – Brotaufstriche), To Go und Zwischendurch (Salate - Snacks – Fingerfood), One-Pot-Seelenfutter (Suppen - Eintöpfe – Currys), Hauptgerichte für jeden Tag (Gemüse - Pasta – Hülsenfrüchte), Küchenklassiker vegan (Schnitzel - Käse – Currywurst), Süßes gerührt und gebacken (Sweeties - Cookies – Kuchen).
Zu Beginn eines jeden Kapitels gibt es einen hochinformativen Einleitungstext zur Küchenpraxis mit jeder Menge Tipps zum Themengebiet der jeweiligen Rezeptesammlung. Hier erfährt man beispielsweise im Umami-Zauberkasten viel Wissenswertes über Würzzutaten, über Rauchgeschmack oder auch wie man veganen Käse- oder Wurstersatz zubereitet.
Der Rezeptteil ist übersichtlich gestaltet und die einzelnen Zubereitungsschritte sind sehr verständlich erklärt. Oft gibt es in noch ergänzende Hinweise zu Warenkunde, Tipps zur Zubereitung, Vorschläge für Beilagen oder interessante Rezept-Variationen. Alle Rezepte sind für 4 Personen ausgelegt und mit Angaben zur Zubereitungszeit, Kalorienzahl sowie Nährstoffzusammensetzung versehen.
Die von mir ausprobierten Gerichte waren tatsächlich alle schnell und einfach in der Zubereitung und ausgesprochen schmackhaft. Meine absoluten Highlights waren bisher „Spinat-Champignon-Quiche“, „Lasagne Bolognese“ und die verschiedenen Currys unter den One-Pot-Seelenfutter! Aber auch die einfallsreichen Pastarezepte, typische Küchenklassiker auf Vegan sowie etwas exotischere Rezepte „Seitan Nasi Goreng“, „Tomaten Dal“ oder „Vegane Sushi“ haben mich sehr angesprochen.
Auch die süßen Gerichte und Kuchen, die sich überraschenderweise auch ohne Ei und Milchprodukte problemlos zubereiten lassen, konnten mich vollauf überzeugen und bilden einen schönen Abschluss diese tollen Standardwerks.
Am Ende des Buchs finden sich noch ein Sachregister und ein ausführliches Register der Rezepte und Hauptzutaten, das einem das Auffinden der verschiedenen Rezepte sehr erleichtert.
Gut gefallen hat mir auch die sehr ansprechende und hochwertige Gestaltung des gesamten Buchs. Insbesondere die sehr ansprechende Bebilderung der einzelnen Rezepte mit natürlich wirkenden, Appetit-anregenden Fotos ist sehr gelungen. So nimmt man das Buch nicht nur zum Nachkochen, sondern auch gerne einfach nur zum Schmökern, Nachlesen und Sich-Inspirierenlassen in die Hand.

FAZIT
Ein schön aufgemachtes, sehr umfangreiches Kochbuch für die Vegane Küche - mit unzähligen Rezeptideen, vielen hilfreichen Tipps und leckeren, abwechslungsreichen und alltagstauglichen Gerichten!
Eine sehr empfehlenswerte vegane Rezepte-Bibel, die in keiner Küche fehlen sollte!

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Berührender Jugendroman über die Nachkriegszeit

Der Junge aus dem Trümmerland
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INHALT
Berlin 1947:
Wenn Paul nicht gerade mit seinen Freunden in den Trümmern Abenteuer erlebt, versucht er, auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel zu organisieren. Sein Vater ist im Krieg verschollen, also ...

INHALT
Berlin 1947:
Wenn Paul nicht gerade mit seinen Freunden in den Trümmern Abenteuer erlebt, versucht er, auf dem Schwarzmarkt Lebensmittel zu organisieren. Sein Vater ist im Krieg verschollen, also fühlt Paul sich für seine Mutter verantwortlich. Doch dann erfährt er, dass sie den afroamerikanischen Soldaten Bill heiraten will. Für Paul bricht eine Welt zusammen. Denn er ist fest davon überzeugt, dass sein von ihm als Held verehrter Vater zurückkehren wird. Paul sieht nur eine Lösung: Er muss dafür sorgen, dass Bill aus seiner Familie verschwindet. Koste es, was es wolle.

(Quelle: Magellan Verlag – Erscheinungstermin: 21.01.2020 – ISBN: 978-3-7348-4723-3)

MEINE MEINUNG
„Der Junge aus dem Trümmerland“ von der deutschen Autorin Sarah Bergmann ist ein historischer Jugendroman mit einer beeindruckend erzählten und gekonnt für die jugendliche Leserschaft ab 12 Jahren aufbereiteten Geschichte, die zum Nachdenken anregt und auch für Erwachsene interessant zu lesen ist.Sarah Bergemann ist eine spannende und zugleich bewegende Geschichte gelungen, die uns an der Seite des 13-jährigen Protagonisten Paul mit ins Berlin der frühen Nachkriegsjahre nimmt und uns sehr authentische Einblicke in seine Lebenswelt gibt. Auch 2 Jahre nach Kriegsende ist die stark zerstörte Stadt ein „Trümmerland“ voller Häuserruinen, Bombentrichter und Trümmerberge. Für Paul und seine „Bande“ ist es ein willkommener Abenteuerspielplatz und idealer Ort zum Suchen nach „Schätzen“, die man auf dem florierenden Schwarzmarkt gegen etwas Nützliches oder Lebensmittel tauschen kann. Gekonnt versetzt die Autorin den Leser ins Berlin der Nachkriegszeit und vermittelt ein stimmiges, authentisches Bild der damals herrschenden Zustände. Sehr anschaulich zeigt die Autorin auf, wie sehr noch Hunger, Armut, knapper Wohnraum und Kriminalität den Alltag der notleidenden Bevölkerung bestimmen. Durch die sehr bildhaft geschilderten Schauplätze kann man sich Pauls tägliches Lebensumfeld gut vorstellen. Dank des angenehm flüssigen, lebendigen Schreibstils gelingt es schnell in die damalige Zeit abzutauchen.Wie die Autorin in ihrem kurzen Vorwort, erläutert, hat sie ihre Geschichte auch sprachlich der damaligen Zeit angepasst und verwendet einige rassistische Begriffe, die man heutzutage nicht mehr verwenden sollte. Zudem verweist sie auf das Glossar im Anhang, in dem einige nicht so geläufige oder geschichtlich relevante Begriffe verständlich erläutert werden. Man merkt an vielen kleinen Details deutlich, dass die Autorin viel zum Leben in der Nachkriegszeit recherchiert und ausgiebig Zeitzeugenberichte gelesen hat. Einfühlsam und lehrreich reißt Bergmann in ihrem Roman mit dem Schicksal der Kriegskinder und den vielfältigen Folgen des Kriegs auf ihre Psyche auch eine Thematik an, die erst in letzter Zeit zunehmend Beachtung findet. Mit Paul und seiner Bande lernen wir Kinder kennen, der mit der Nazi-Ideologie und Kriegspropaganda groß geworden sind, hautnah die Gräuel des Kriegs, den Bombenterror, Verlust geliebter Familienmitglieder und den harten Überlebenskampf miterlebt haben, davon nachhaltig geprägt und teilweise schwer traumatisiert wurden. Sehr differenziert und nachdrücklich führt die Autorin den Lesern all dies in unterschiedlichen Episoden vor Augen. Geprägt vom nationalsozialistischen Gedankengut und deren Weltanschauung sind nicht nur bei den Erwachsenen sondern auch bei ihnen noch die alten Feindbilder und Wertvorstellungen in ihren Köpfen fest verankert und sorgen für Verunsicherung. So geben sie immer noch die alten Naziparolen wieder, sehen in Pauls Mutter, die mit dem farbigen Besatzungssoldaten Bill befreundet ist, beispielsweise eine „Volksverräterin“ und nennen sie „Amiflittchen“. Die Autorin versteht es, ihre Figuren entsprechend ihrer Rollen in der Geschichte sehr vielschichtig und lebensnah zu zeichnen. Hervorragend hat mir vor allem Pauls Charakter gefallen. Er ist ein liebenswerter, pflichtbewusster Junge, der sich rührend um seine Mutter sorgt und sehnlichst auf die baldige Rückkehr seines verschollenen, als Held verehrten Vaters und auf bessere Zeiten hofft. Die Autorin schildert sehr glaubwürdig seine in ihm tobenden inneren Konflikte, sein grenzenloser Hass auf den „Feind“ Bill, der seinen geliebten Vater verdrängen will und sein daraus resultierendes, sehr fragwürdiges Verhalten. Fesselnd ist neben seinen Gewissenskonflikten aber auch seine persönliche Weiterentwicklung im Laufe der Handlung mitzuerleben - wie es ihm nach und nach gelingt, sein Schwarz-Weiß-Denken und die alten Feindbilder und Wertvorstellungen zu überwinden.Auch wenn einige Verwicklungen natürlich etwas vereinfacht für die jüngere Leserschaft dargestellt werden, nimmt die spannende Handlung immer mehr an Tempo auf und hält so einige überraschende Wendungen für uns bereit. Die nachdenklich stimmende Geschichte endet schließlich mit einem hoffnungsvollen und versöhnlichen Ausklang und ist für dieses beeindruckende Jugendbuch überaus passend gewählt.

FAZIT
Ein berührender, spannend erzählter Jugendroman über die Nachkriegszeit in Berlin. Ein beeindruckender und sehr lesenswerter Roman, der ein wichtiges Thema gut verständlich aufarbeitet und hoffentlich eine breite Leserschaft findet!

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Veröffentlicht am 31.05.2020

Äußerst packender Page Turner

Beute
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INHALT
~Jäger oder Beute~
Bennie Griessel plant zu heiraten – und muss sich dann um einen Fall kümmern, der eigentlich zu den Akten gelegt werden soll. Ein ehemaliger Polizist wurde in einem Luxuszug ...

INHALT
~Jäger oder Beute~
Bennie Griessel plant zu heiraten – und muss sich dann um einen Fall kümmern, der eigentlich zu den Akten gelegt werden soll. Ein ehemaliger Polizist wurde in einem Luxuszug ermordet, und die geheimen Sicherheitsbehörden Südafrikas tun alles, um es nach einem Selbstmord aussehen zu lassen. Als ein zweiter Todesfall ebenfalls vertuscht werden soll, bekommt Griessel eine Ahnung davon, dass es um viel mehr geht als um Mord. Gewisse Kreise wollen den Präsidenten aus dem Weg räumen. Sie haben dazu jemanden aktiviert, der sich in Bordeaux in Frankreich zur Ruhe gesetzt hat: einen Kämpfer namens Tobela.

(Quelle: Rütten & Loening Verlag)


MEINE MEINUNG
Mit dem jüngsten Roman „Beute“ des südafrikanischen Bestseller-Autors Deon Meyer geht seine Bennie Griessel-Reihe bereits in die 7. Runde. Angesiedelt vor dem faszinierenden Setting in Südafrika ist ihm eine äußerst packende Mischung aus fesselnden Kriminalermittlungen, rasantem Agententhriller und brisanter politischer Hintergrundstory gelungen, die für jede Menge Spannung und Nervenkitzel sorgt und zudem mit einer netten Prise Humor gewürzt ist. Doch auch für mich als Neueinsteigerin in die Reihe lässt sich der aktuelle Band ohne Probleme als Standalone lesen – auch wenn ich nun sehr gespannt auf die Vorgeschichte der Charaktere und die übrigen Fälle bin.
Mit seinem sprachgewaltigen, packenden Schreibstil und seinen seiner detaillierten Beschreibungen versetzt uns Deon Meyer gekonnt in dieses so andersartige Land Südafrikas. Rasch tauchen wir ein in eine Welt voller Kontraste und erleben hautnah die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Eigenheiten dieses Landes, das faszinierende Sprachgemisch aus Englisch und Afrikaans sowie die Besonderheiten im alltäglichen Miteinander der multiethnischen Bevölkerung mit. Geschickt streut Meyer in seine Dialoge immer wieder Wörter und Begriffe aus dem Afrikaans ein, deren Bedeutung und Aussprache in einem kurzen, sehr interessanten Glossar am Ende des Romans erläutert werden.
Der Autor hat für seinen Page Turner eine politisch brisante, topaktuelle Hintergrundstory gewählt, die mich durch ihre Realitätsnähe von Beginn an fesseln und mit den gut recherchierten und anschaulich aufbereiteten Fakten sehr überzeugen konnte. Gekonnt zeigt er in seiner Handlung die vielfältigen Auswirkungen des sogenannten „State Capture“, der alltäglichen staatlichen Korruption und schockierenden kriminellen Machenschaften der schwarzen, südafrikanischen Führungselite, die zunehmende Gefährdung der Demokratie auf und thematisiert die große Unzufriedenheit der Bevölkerung und Verbitterung der ehemaligen Freiheitskämpfer der „struggles“ angesichts der Misswirtschaft, Korruption und Selbstbereicherung in ihrem Land und des Verrats ihrer Ideale.
Die anspruchsvolle Geschichte wird in zwei parallel zueinander laufenden, sich einander abwechselnden Handlungssträngen erzählt, die Deon Meyer genial miteinander verwoben hat. Zum einen begleiten wir die spannenden und recht vielschichtigen Ermittlungen der „Valke“ rund um den rätselhaften, von oberster Stelle rasch als „Selbstmord“ deklarierten Todesfall eines Personenschützers in einem Luxuszug. Der zweite Handlungsstrang beschäftigt sich mit den fesselnden Geschehnissen rund um den in Bordeaux lebenden ehemaligen südafrikanischen Top-Geheimdienstagenten und ANC-Scharfschützen Tobela. Erst nach und nach wird dem Leser immer klarer, welche Rolle er in der ganzen Geschichte spielt und wie sein brisanter Auftrag mit den laufenden Ermittlungen in Südafrika zusammenhängt.
Der Autor versteht es hervorragend, mit recht kurz gehaltenen Kapiteln, geschickt gesetzten Cliffhangern und rasche Schauplatzwechseln für ein hohes Tempo und viel Spannung zu sorgen.
Deon Meyer gelingt es hervorragend, seine Hauptfiguren sehr vielschichtig und lebensnah zu beschreiben. Auch über die Kollegen im Team erfährt man mehr über ihre persönlichen Hintergründe und Probleme, so dass sie allesamt sehr plastisch wirken. Sehr gelungen ist vor allem der sehr sympathische Ermittler Bennie Griessel mit all seinen Schwächen, der sein Alkoholproblem inzwischen im Griff hat und seiner Freundin Alexa endlich einen Heiratsantrag machen möchte. Auch der durchsetzungsfähige, zielstrebige Vaughn Cupido ist ein faszinierender Charakter mit Ecken und Kanten, der seinem Kollegen stets mit Rat und Tat zur Seite steht.
Äußerst interessant fand ich auch die interessante, facettenreich angelegte Figur des ehemaligen Scharfschützen Tobela, der seine Heimat verlassen musste und sich in Frankreich ein neues Leben aufgebaut hat. Allmählich gibt der Autor sehr aufschlussreiche Einblicke in seine Gedanken und Gefühlswelt sowie in seine bewegte Vergangenheit, so dass man schließlich trotz seines mitfühlenden Wesens auch seine erschreckend abgebrühte Vorgehensweise und professionelle, skrupellose Seite gut nachvollziehen kann.
Auf die beiden Top-Ermittler Bennie Griessel und seinen Kollegen Vaughn Cupido wartet eine nervenaufreibende Aufklärungsarbeit, bei der sie immer wieder an ihre Grenzen stoßen, bewusst ausgebremst werden und daher so manche Hürde zu überwinden haben. Doch ermitteln sie beharrlich auf eigene Faust weiter, um die Wahrheit ans Licht zu bringen, so dass am Ende nicht nur ein weiterer mysteriöser Todesfall aufgeklärt wird, sondern schließlich auch Verstrickungen aufdeckt werden, deren erschütternde Ausmaß keiner der Beteiligten für möglich hielt.

FAZIT
Ein äußerst packender Page Turner mit tollen Charakteren, einem vielschichtigen Fall, einer brisanten, topaktuellen Hintergrundstory, hohem Tempo sowie aufschlussreichen Einblicken in die Lebenswirklichkeit Südafrikas!

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