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Veröffentlicht am 01.06.2020

Grandiose Wortspielereien und politisches Geschehen

Wassermann
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„Wassermann“ ist die Geschichte eines Mannes, der es in Deutschland nicht aushält. Zwanzig Jahre war er als Entwicklungshelfer in Afrika, aber auch in Brasilien mit dem Bau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen ...

„Wassermann“ ist die Geschichte eines Mannes, der es in Deutschland nicht aushält. Zwanzig Jahre war er als Entwicklungshelfer in Afrika, aber auch in Brasilien mit dem Bau von Trinkwasseraufbereitungsanlagen beschäftigt. Dann zwingt ihn ein routinemäßiger Eignungstest zurück nach Deutschland, bei dem er die Psychologin Isabella kennenlernt, die ihm die Aufgabe stellt, hundert Wörter und „eine freie Assoziation“ dazu.
Zunächst scheint Wassermann gar nichts einzufallen, doch bald ist das erste Wort gefunden und das, was er damit verbindet, aufgeschrieben. Danach gibt es kein Halten mehr und Wörter und Gedanken sprudeln nur so hervor. Dieser Test nimmt den ersten Teil der Geschichte ein – und reißt mich einfach mit. Das ist es, was ich an den Büchern des Autors Franz Josef Brüseke so mag: seine „Wortspielereien“, wie ich sie nenne. Doch was mich so begeistert, bedeutet für Wassermann das Ende seiner bisherigen Arbeit.
Er bekommt dafür einen neuen Auftrag, der ihn zunächst nach Brasilien führt. Habe ich im ersten Teil einen Blick in seine „Seelenwelt“ werfen können, so lerne ich jetzt den Menschen „Wassermann“ kennen. Er kommt mir recht unbedarft vor und hat eigentlich gar keine Ahnung von dem, was er als „Beobachter“ des (politischen) Geschehens hier in Brasilien, aber auch in Kolumbien und Venezuela macht. Doch seine Auftraggeber scheinen zufrieden zu sein mit den Ergebnissen seiner Arbeit.
Ich mag Brüsekes Schreibstil, der oft recht trocken rüberkommt, aber auch mit einer guten Prise Humor gewürzt ist. Vielleicht ist er etwas gewöhnungsbedürftig, doch nachdem ich bereits mehrere seiner Bücher gelesen habe, gefällt mir die Art immer besser – vielleicht, weil sie einfach ganz anders ist – ungewöhnlich, aber gut.
Zitate:
„Die Zeit, die er sich nahm, war meine, die ich verlor…“
„Ich bin froh, dass ich mich nie langfristig gebunden hatte. Was man nicht hat, das kann man auch nicht verlieren.“
Das Buch empfehle ich sehr gern weiter, zum einen wegen der Worterklärungen und zum anderen, weil ich weitere Einblicke in die politischen Verhältnisse der betreffenden südamerikanischen Länder bekomme, die mich neugierig machen, mich näher damit zu beschäftigen.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Gemeinsame Sache machen

Das Bee-Team
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Manchmal sind Kinder die besseren Beobachter und sensibler als viele Erwachsene, wenn es darum geht, Missstände zu entdecken und zu beseitigen. Ein gutes Beispiel dafür sind der sechsjährige Oskar und ...

Manchmal sind Kinder die besseren Beobachter und sensibler als viele Erwachsene, wenn es darum geht, Missstände zu entdecken und zu beseitigen. Ein gutes Beispiel dafür sind der sechsjährige Oskar und seine zwei Jahre jüngere Schwester Romy. Die beiden Kinder leben im Tumbawundatal, einem Reich der Fantasy. Dort entdecken sie, dass es kaum noch Wildbienen im Garten gibt, es sind auch weniger Vögel zu sehen und Tiere in Feld und Flur sind auch nur noch wenige zu sehen. Da hilft nur noch eins: das Bee-Team!
Ein spannendes Abenteuer beginnt! Oskar und Romy mit ihren Freundinnen und Freunden verbünden sich mit dem Bee-Team und machen sich auf den Weg, um die Tiere zu retten und das Bewusstsein der Leute auf den Umweltschutz zu lenken.
Auch wenn die Geschichte im Reich der Fantasy spielt, ist sie wertvoll um uns alle darauf aufmerksam zu machen, wie wichtig die Tiere für das Zusammenleben auch in der Realität sind und was wir tun können, um sorgsam mit der Natur umzugehen und die Umwelt zu schützen.

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Veröffentlicht am 12.05.2020

Drei Frauen - mutig und stark

Die Frauen vom Alexanderplatz
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In "Die Frauen vom Alexanderplatz" erzählt die Autorin Elke Schneefuß die Geschichte dreier Frauen, die für ihre Träume und ihre Liebe kämpfen. Erschienen ist das Buch im Verlag Heyne.
Durch das Cover ...

In "Die Frauen vom Alexanderplatz" erzählt die Autorin Elke Schneefuß die Geschichte dreier Frauen, die für ihre Träume und ihre Liebe kämpfen. Erschienen ist das Buch im Verlag Heyne.
Durch das Cover fühle ich mich direkt an den Schauplatz der Geschichte geführt, ins Berlin im Jahr 1918, kurz nach Beendigung des Ersten Weltkrieges. Allerdings bedeutet das Ende des Krieges noch keinen Frieden, denn durch die Novemberrevolution ist das Leben immer noch sehr unruhig und gefährlich. Es herrscht große Armut und für viele Menschen reichen die Mittel kaum zum Überleben.
Eine der drei Frauen ist Vera, die sich in den jungen Soldaten Benno verliebt, den sie in der ehemaligen Schneiderwerkstatt ihres Vaters versteckt hat. Eine weitere Frau ist Fritzi, die einen weiten Weg hinter sich gebracht hat, um hier Benno, den Vater ihres Kindes, zu suchen. Dann ist da noch Hanna, die Tochter eines reichen Fabrikanten. Doch dem Wunsch nach einem Ehemann will sie ihren Eltern nicht nachkommen, denn sie möchte sich ihren Traum vom Medizinstudium erfüllen. Außerdem hat sie ihre große Liebe bereits gefunden, doch davon kann sie ihren Eltern nicht erzählen.
Der Autorin ist es gelungen, mich durch ihre Erzählung mitzunehmen in die Zeit vor etwa hundert Jahren, in eine Stadt, die zum großen Teil in Schutt und Asche liegt. Die Menschen träumen von einem besseren Leben und müssen doch angstvoll zusehen, welche Schrecken immer noch verbreitet werden. Und mittendrin sind es diese drei Frauen, die mutig versuchen, ihren Weg zu finden und für die Rechte der Frauen zu kämpfen – jede auf ihre eigene Weise. Dabei müssen sie allerdings immer wieder mit Schwierigkeiten fertig werden und ständig tauchen neue Probleme auf. Aber die Frauen sind stark!
Mich hat die Geschichte der Frauen berührt und gut unterhalten, auch wenn ich mir das Ende etwas anders gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Es gehört zur deutschen Geschichte

Zeus und Goldenberg
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„Zeus und Goldenberg“ Mit diesen zwei unterschiedlichen Menschen, die sich 1936 in Hamm begegnen, ist es dem Autor Franz Josef Brüseke gelungen, ein spannendes Stück deutscher Geschichte lebendig werden ...

„Zeus und Goldenberg“ Mit diesen zwei unterschiedlichen Menschen, die sich 1936 in Hamm begegnen, ist es dem Autor Franz Josef Brüseke gelungen, ein spannendes Stück deutscher Geschichte lebendig werden und erkennen zu lassen, dass so etwas nie wieder passieren darf.

Wer Brüsekes Bücher kennt, weiß, dass er einen ganz eigenen Schreibstil hat, der gut in die damalige Zeit passt. Ohne große Gefühlsduselei, ohne Schnörkel, aber dennoch nicht gefühllos, lässt er Raum zum Mit- und zum Nachdenken. Es liest sich auch nicht wie ein fiktiver Roman, sondern klingt eher realitätsnah.

Der junge Kommunist Zeus und der Jude Goldenberg werden beide vom Pfarrer aufgenommen und in der Gemeinde versteckt. Zeus arbeitet dort als Küster und Goldenberg in der Bibliothek. Das geht so lange gut, bis der Pfarrer von den Nazis verhaftet wird. Damit ist klar, dass Zeus und auch Goldenberg schnell verschwinden und Deutschland verlassen müssen.

Ich bin immer sehr froh, wenn ich anhand von Büchern etwas aus der Vorkriegszeit und auch aus den Kriegsjahren erfahre, weil ich zu der Generation gehöre, in der diese Zeit im Geschichtsunterricht in der Schule einfach fehlte – totgeschwiegen wurde. Darum hat es mir gefallen, die Wege, die Zeus und Goldenberg gegangen sind, mitgehen zu können; die Menschen, die sie getroffen haben zu verstehen, mich mit ihnen zu ängstigen, zu freuen, um ihr Leben zu bangen und zu trauern.

Mich hat der Rückblick in eine unschöne Zeit der deutschen Geschichte bereichert.

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Veröffentlicht am 10.04.2020

Nervenkitzel garantiert

Alexandra
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In ihrem Debütroman „Alexandra“ erzählt Natasha Bell die Geschichte der Titelfigur. Der Thriller ist erschienen im Diana-Verlag.
Alexandra ist eine junge Frau, die ihr Leben der Kunst verschrieben hat. ...

In ihrem Debütroman „Alexandra“ erzählt Natasha Bell die Geschichte der Titelfigur. Der Thriller ist erschienen im Diana-Verlag.
Alexandra ist eine junge Frau, die ihr Leben der Kunst verschrieben hat. Doch dann lernt sie Marc kennen. Für ihn verzichtet sie auf das Studium, die Beiden heiraten, bekommen zwei Töchter und Alexandra ist glücklich und zufrieden als Ehefrau und Mutter.
Zwölf Jahre sind sie verheiratet, als Alexandra plötzlich verschwunden ist. Die Polizei findet am Flussufer ihre Kleidung und alles weist darauf hin, dass Alexandra nicht mehr lebt. Aber: Die Geschichte wird in Ich-Form erzählt – von Alexandra! Das ist für mich natürlich ein Hinweis darauf, dass sie nicht tot sein kann. Manchmal finde ich es auch etwas verwirrend, nämlich dann, wenn sie von ihrem Mann erzählt und genau zu wissen scheint, was er denkt, was er sagt und was er gerade macht. Allerdings ist das „Meckern auf hohem Niveau“, denn die Geschichte lässt mich nicht los. Marcs Stimmung und seine Gefühle scheinen sehr glaubwürdig. Er kümmert sich liebevoll um die beiden Töchter und er glaubt, dass seine Frau noch lebt, auch wenn Familie, Freunde und Kollegen das anders sehen.
Der Schreibstil ist recht ungewöhnlich, jedoch spannend und fesselnd. Es sieht so aus, als wäre Alexandra Gefangene eines Psychopathen. Immer wieder gibt es Einblicke, wie es ihr dort gerade geht. Außerdem tauchen zwischendurch Briefe auf. Wer hat sie geschrieben?
Mit diesem Buch hat Natasha Bell den Beweis angetreten dafür, dass ein Thriller nicht im Blut ertränkt werden muss, um für Nervenkitzel zu sorgen.

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