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Veröffentlicht am 07.06.2020

Spannender Krimi mit interessantem Hintergrund zur deutsch-dänischen Geschichte

Nordlicht - Die Spur des Mörders
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Ein neuer Fall für die deutsch-dänische Sonderermittlungseinheit rund um Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg: Am Fuß des Flensburger Idsted-Löwen – DEM Symbol für die Freundschaft zwischen den benachbarten ...

Ein neuer Fall für die deutsch-dänische Sonderermittlungseinheit rund um Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg: Am Fuß des Flensburger Idsted-Löwen – DEM Symbol für die Freundschaft zwischen den benachbarten Ländern – wird eine brutal zugerichtete Leiche gefunden. Schnell wird klar, dass es sich dabei um den 73jährigen Karl Bentien handelt, einem ehemaligen Lehrer mit dänischen Wurzeln. Doch wer hat Interesse daran, einen alten Mann zu töten? Vibeke und Rasmus tauchen tief in Bentiens Vergangenheit ein und finden zahlreiche und Verdächtige auf beiden Seiten der Grenze, die ein mögliches Motiv hatten, Karl Bentien umzubringen. Ist wirklich Rassismus der Grund für seinen Tod – oder liegen die Gründe viel tiefer versteckt in seiner Vergangenheit?

„Nordlicht – Die Spur des Mörders“ ist der zweite Band der norddeutschen Autorin Anette Hinrichs um die internationale Sonderermittlungseinheit um das Ermittlerduo Vibeke Boisen und Rasmus Nyborg. Ich kannte den Vorgängerband nicht, hatte aber glücklicherweise auch nicht das Gefühl, das man diesen gelesen haben muss, um den zweiten Teil zu verstehen. Vorfälle aus dem ersten Band werden zwar angedeutet, sind aber zum Gesamtverständnis nicht notwendig. Mir hat sehr gut gefallen, dass so auch ein Quereinstieg in die Reihe problemlos möglich ist.

Auf den ersten Blick ansprechend fand ich das farbenfrohe Cover mit dem langen Pier, an dessen Ende Segelboote vertaut sind und ein Dorf im Hintergrund vage zu erkennen ist. Als Leser fühlt man sich sofort nach Norddeutschland versetzt. Beim Aufschlagen des Buches die nächste Freude: Vorne in der Buchklappe finden sich Karten von Flensburg und dem deutsch-dänischen Grenzgebiet, auf denen man die Wege handelnden Personen nachverfolgen und sich geographisch orientieren kann. In der hinteren Klappe sind zudem Fotos einiger realer Schauplätze abgebildet, die im Buch genannt werden – eine sehr hochwertige und durchdachte Umschlaggestaltung!

Die Geschichte selbst beginnt mit einem grausamen Prolog aus der Vergangenheit, der den Leser ratlos und betroffen hinterlässt. Die folgenden Kapitel umfassen größtenteils sehr viele Seiten und wären mir an sich zu lang gewesen, wenn sie nicht regelmäßig durch Zwischenkapitel, eingeleitet durch die Angabe von Orten, Ländern und manchmal Jahreszahlen, unterbrochen worden wären. Da die Geschichte nicht ausschließlich in der Gegenwart spielt erhält der Leser somit einen guten Überblick, in welcher Lebensphase des jeweiligen Protagonisten man sich befindet – man wird somit zum Mitdenken und -rechnen angeregt. Das Buch endet mit einem Epilog, welcher gut zum Prolog passt und dem Buch insgesamt somit einen schönen Rahmen gibt. Auch das Nachwort der Autorin, in dem Erläuterungen zum geschichtlichen Hintergrund und zur Entstehung der Idee des Buches im aufgeführt werden, ist absolut stimmig.

Zu Beginn laufen sehr viele Handlungsstränge parallel zueinander ab, es werden verschiedene Personen eingeführt, die zunächst scheinbar nichts miteinander zu tun haben. Teilweise ging mir das etwas zu schnell, so dass ich beinahe den Überblick verloren habe. Sobald die verschiedenen Nebengeschichten miteinander in Verbindung gebracht werden konnten, war aber wieder alles nachvollziehbar. Der Autorin ist es ganz grandios gelungen, sämtliche lose Fäden so zusammenzuführen, dass es für den Leser spannend und überraschend war. Zudem gab es zahlreiche Wendungen und ein unvorhergesehenes Ende, das mir gut gefallen hat. Insgesamt steigt der Spannungsbogen nicht zu steil auf ein bestimmtes Ereignis hin an, sondern bleibt konstant und dennoch fesselnd. Der natürliche Schreibstil von Anette Hinrichs lässt den Leser die Ereignisse gut nachvollziehen, dazu beschreibt sie Personen, Schauplätze und Gegebenheiten so detailliert, dass man authentische Bilder vor Augen hat. Kritisieren kann ich nur zahlreichen Abkürzungen, für die mir leider die einmalige Erklärung nicht ausgereicht hat.

Die beiden Protagonisten des Buches sind Ermittler mit Ecken und Kanten, beide haben ihre ureigenen Probleme, die immer mal wieder zwischendurch thematisiert werden. Insgesamt ist die Balance zwischen dem Privatleben der Polizisten und ihrem zu lösenden Fall ausgeglichen. Vibeke Boisen war mir direkt sympathisch, sie ist eine seriöse Ermittlerin, die ihren Job sehr ernst nimmt und über eine bemerkenswerte Selbstkontrolle verfügt. Ihr dänischer Kollege Rasmus Nyborg stellt hier das glatte Gegenteil dar, er bevorzugt unkonventionelle Methoden und führt die regelkonforme Vibeke mit seiner lockeren Art an ihre Grenzen. Das internationale Team um die beiden sowie sämtliche Nebenfiguren wurden ebenfalls glaubhaft charakterisiert und wirken authentisch.

Am meisten beeindruckt haben mich aber die vielen gut recherchierten Hintergründe zur deutsch-dänischen Geschichte, über die mir vorher kaum etwas bekannt war. Als Leser spürt man, wie wichtig der Autorin die Aufarbeitung der Vergangenheit ist und wie sehr sie sich mit der Geschichte ihres Landes verbunden fühlt. Mich hat es sehr berührt, von den deutschen Kriegsflüchtlingen und deren Kasernierung in dänischen Lagern zu lesen. Anette Hinrichs ist sehr gut gelungen, sich diesem schwierigen Thema anzunehmen und es scheinbar mühelos in die Kriminalgeschichte zu integrieren, so dass das Buch eine unerwartete Tiefe innehat. Das macht das Buch alles in allem zu einer Geschichte, die unter die Haut geht. Ich habe einen Krimi erwartet und zusätzlich aber bewegendes über ein Thema gelernt, dass mir bisher kaum bewusst war.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 01.06.2020

Gelungenes Plädoyer gegen Oberflächlichkeit und für mehr Selbstliebe

Marked Men: In seinen Armen
4

Die intelligente, hübsche Saint ist Krankenschwester aus Leidenschaft, für ihren Beruf gibt sie alles und verbringt jede Menge Zeit damit, sich für andere aufzuopfern. Ihr Privatleben bleibt deshalb auf ...

Die intelligente, hübsche Saint ist Krankenschwester aus Leidenschaft, für ihren Beruf gibt sie alles und verbringt jede Menge Zeit damit, sich für andere aufzuopfern. Ihr Privatleben bleibt deshalb auf der Strecke, was ihr jedoch nicht unrecht ist: In der Vergangenheit wurde sie oft enttäuscht, angefangen mit einer schlimmen Mobbing-Erfahrung in der Highschool. Damals war sie noch ein pummeliger Teenager, der heimlich in den Bad Boy der Schule, Nash Donovan, verliebt war und von ihm schrecklich verletzt wurde. Seitdem war es ihr nicht mehr möglich, eine normale Beziehung zu führen. Als Nash eines Tages unvorhergesehen aufgrund eines Krankheitsfalles in der Familie in der Notaufnahme auftaucht wird Saint mit der Vergangenheit konfrontiert – Nash ist inzwischen ein volltätowierter, gutaussehender Mann geworden und übt eine wahnsinnige Anziehungskraft auf Saint auf. Diese beruht auf Gegenseitigkeit und so reißen bei Saint alte Wunden auf. So sehr sich Nash bemüht, die Fehler der Vergangenheit ungeschehen zu machen, kann Saint nicht über ihren Schatten springen. Hat ihre Beziehung eine Chance?

„Marked Men – In seinen Armen“ ist der vierte Band der erfolgreichen „Marked Men“-Reihe der amerikanischen Autorin Jay Crownover. Auch ohne die Vorgängerbände gekannt zu haben ist ein Einstieg problemlos möglich, vielmehr machen die Anspielungen und die Nebenfiguren im Buch große Lust darauf, sowohl die Vorgänger- als auch Nachfolgebände zu lesen.

Bereits bevor die eigentliche Geschichte beginnt, hat die Autorin meine Sympathie gewonnen: Das Buch startet mit einer wunderschönen Widmung an den Leser und einer Einleitung mit leidenschaftlichem Plädoyer für mehr Selbstliebe. Jay Crownover scheint sich viele Gedanken um ihren Leser zu machen und möchte ihn/sie darin bestärken so zu sein, wie er/sie ist und sich nicht von anderen verändern zu lassen. Passend hierzu auch die folgenden Zitate berühmter Menschen, die diese Grundeinstellung bestärken sollen. Mir wurde dadurch definitiv das Gefühl vermittelt, dass ihr ihre Leser als Menschen sehr am Herzen liegen und sie ihren Einfluss für eine wichtige Message nutzen möchte – das hat mich sehr berührt.

Die Story selbst beginnt mit einem Prolog aus der Vergangenheit aus Sicht von Saint, bereits hier wird deutlich, wie schlimm die Highschool-Jahre für das sensible Mädchen gewesen sein mussten. Im Folgenden wird kapitelweise aus den beiden Perspektiven der Protagonisten erzählt, der Leser lernt somit beide mit all ihren Emotionen, Gedanken und Hintergründen sehr gut kennen. Das Buch endet mit einer Playlist, die absolut passend zu den Charakteren ist, die der Leser im Geschehen kennenlernt.

Saint ist trotz ihrer traurigen Vergangenheit als erwachsene Frau eine wunderbare, intelligente und empathische Persönlichkeit. Sie ist aus selbstlosen Gründen Krankenschwester geworden und opfert sich für andere auf. Dennoch plagen sie außerhalb des Berufes große Selbstzweifel und gerade im Umgang mit Männern verfügt sie über nur wenig Selbstbewusstsein. Teilweise ist ihr Verhalten deshalb etwas irrational und nicht nachvollziehbar – selbst wenn man ihre Vorgeschichte kennt. Nash hingegen ist ein grundehrlicher und sehr selbstreflektierter Mann, dessen Abbildung auf dem Cover sehr gelungen ist und zur Tattoo-Beschreibung im Buch passt. Saint behandelt er immer mit Respekt, er steht zu seinen Fehlern der Vergangenheit und versucht in der Gegenwart ein besserer Mensch zu sein. Sein Charakter, seine Loyalität zu seinen Freunden und die Liebe zu Phil haben mich beeindruckt, er ist das ideale Beispiel dafür, dass man vom Äußeren eines Menschen nicht auf sein Inneres schließen sollte. Auch Nashs Freunde sind alle eigen und speziell, aber durchweg sympathisch und authentisch-facettenreich dargestellt. Insofern hat mir sehr gut gefallen, dass das Buch versucht mit gängigen Klischees über tätowierte, gepiercte, durchtrainierte Männer aufzuräumen – nicht jeder ist automatisch ein krimineller, herzloser „Bad Boy“.

Insgesamt ist „Marked Man – In seinen Armen“ eine aufwühlende Geschichte voller Emotionen: Wut, Hass, Selbstzweifel, Enttäuschung, Trauer aber auch Liebe, Loyalität, Ehrlichkeit und Hoffnung auf ein Happy End sind absolut nachvollziehbar dargestellt, der Leser fühlt und leidet jede dieser Emotionen mit den Protagonisten mit. Die Geschichte war lebensnah und nicht überzogen, auch explizite Szenen wurden gut ins Geschehen eingearbeitet und wirkten an keiner Stelle obszön oder unangebracht. Der Tiefgang des Buches hat mich sehr überrascht, da ich das aufgrund des Klappentextes nicht erwartet hatte – wirklich super!

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Erotik
Veröffentlicht am 24.03.2020

Wie definiert man „Gerechtigkeit“?

Gerecht ist nur der Tod
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Der prominente Kölner Unternehmer Hajo Reimer wird auf dem Weg zum Traualtar erschossen. Für Kriminalhauptkommissar Schellenberg und sein Team beginnt eine Mordermittlung vor den Augen der Öffentlichkeit, ...

Der prominente Kölner Unternehmer Hajo Reimer wird auf dem Weg zum Traualtar erschossen. Für Kriminalhauptkommissar Schellenberg und sein Team beginnt eine Mordermittlung vor den Augen der Öffentlichkeit, beobachtet von der örtlichen Presse. Begleitet werden die Polizisten diesmal von der Psychologin und Journalistin Ina Reich, welche im Auftrag des Polizeipräsidenten die psychische Resilienz der Ermittler im Laufe des Falls analysieren soll – nicht zur Freude von Kommissarin Sibel Bulut. Diese misstraut Ina von der ersten Minute an und versucht, ihr das Leben schwer zu machen. Doch Ina selbst ist eine Meisterin im Verheimlichen, trägt sie doch seit längerem ein Geheimnis mit sich, das sie nicht preisgeben möchte. Doch für einen Kleinkrieg zwischen den beiden Frauen bleibt keine Zeit, denn bald schon gibt es den nächsten Toten inklusive dem Hinweis, dass noch weitere folgen werden.

„Gerecht ist nur der Tod“ von Judith Bergmann ist aus Ich-Perspektive der Journalistin und Psychologin Ina Reich erzählt, welche ihre Umgebung sehr detailliert beobachtet. Ina selbst als Person ist schwer zu fassen, sie versucht krampfhaft professionell zu bleiben und ihre Emotionen zu unterdrücken. Schnell wirkt sie auf den Leser innerlich zerrissen, da sie ein Geheimnis birgt, welches sich erst nach und nach enthüllt. Sie ist somit ein „unzuverlässiger Erzähler“, welcher Dinge verschweigt und dem Leser nicht vollen Einblick in seine Gedanken- und Handlungswelt gewährt.

Gut gefallen haben mir die sehr unterschiedlich konstruierten Figuren, auch wenn sich wenig Sympathieträger unter ihnen befinden. Jede verfügt über ihren eigenen, individuellen Charakter mit verschiedenen facettenreichen Stärken und Schwächen. Des Weiteren ergibt sich in unterschiedlichen Situationen eine faszinierende Dynamik zwischen einzelnen Figuren, welche sie überraschend handeln lassen.

Judith Bergmanns Schreibstil ist angenehm und sehr detailliert, die Handlung geht schnell voran ohne gehetzt zu wirken und lässt sich somit flüssig lesen. Die Kapitel sind nach Tagen und Uhrzeiten eingeteilt, so dass der Leser gut und engmaschig nachvollziehen kann, was wann geschieht. Interessant finde ich auch, dass der Fokus des Buches mehr auf Ina Reich als auf dem Mordfall an sich liegt. Diese faszinierende Perspektive die des eher Außenstehenden findet man nicht oft in Büchern.

Fasziniert hat mich der psychologisch raffinierte Aufbau des Buches. Die Geschichte macht neugierig, da sie zunächst schwer zu fassen ist, bis sich am Ende alles zu einem stimmigen Gesamtbild zusammenfügt. Dementsprechend überrascht war ich von der Auflösung des Falles, da sich gerade zum Showdown hin noch einige unvorhersehbare Wendungen ereignet haben. Das übergeordnete Thema ist die Frage danach, was Individuen unter „Gerechtigkeit“ empfinden. Hierzu passend das Zitat aus dem Klappentext, das meiner Meinung nach das Buch ideal zusammenfasst: „Der gerechte Tod des einen war der Tod der Gerechtigkeit für andere“.

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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.03.2020

Die perfekte Mischung!

Special Unit Serpent – Tödliches Verlangen
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Riley Michaels ist die beste Cover-Up-Tätowiererin New Yorks. Mit ihrem eigenen Tattoostudio hat sie sich ihren Traum erfüllt, sie ist finanziell unabhängig und hat wunderbare Freundinnen, die ihr in jeder ...

Riley Michaels ist die beste Cover-Up-Tätowiererin New Yorks. Mit ihrem eigenen Tattoostudio hat sie sich ihren Traum erfüllt, sie ist finanziell unabhängig und hat wunderbare Freundinnen, die ihr in jeder Lebenslage zur Seite stehen – nur von einer Beziehung möchte Riley nichts wissen. In der Vergangenheit hat sie mit Männern nur schlechte Erfahrungen machen müssen, wurde belogen und betrogen. Dementsprechend möchte sie sich voll und ganz auf ihren Laden konzentrieren – was ihr aber plötzlich nicht mehr ganz so leicht fällt, als Killian sich als neuer Kunde vorstellt. Sofort ist Riley fasziniert von dem attraktiven Mann mit den traurigen Augen, der unverständlicherweise ein wunderschönes Tattoo überstechen lassen möchte. Sofort knistert es, obwohl beide lieber ohne Partner bleiben wollten. Denn auch Killian hat ein gefährliches Geheimnis: Als ehemaliges Mitglied einer Spezialeinheit der Navy SEALS steht er im Fokus eines gefährlichen Mannes, der nichts lieber täte, als ihn und alle, die ihm etwas bedeuten auszulöschen. Haben die beiden eine Chance?

„Tödliches Verlangen“ ist der Auftaktband einer geplanten Reihe rund um die „Special Unit Serpent“ – und als solcher gleich ein absolut gelungener Einstieg! Für mich repräsentiert das Buch die optimale Mischung aus verschiedenen Genres: Es sind sowohl Elemente eines spannenden Thrillers beinhaltet, aber auch eine romantische Liebesgeschichte sowie prickelnde Erotik. Auch ernste und tiefer gehende Themen wie Krankheit und Verlust werden angesprochen. Dabei nimmt kein Genre zu viel oder zu wenig Raum im Buch ein – einfach eine ideale Mischung!

Die Protagonistin Riley verkörpert für mich die moderne Frau im 21. Jahrhundert: Sie ist selbstbewusst, unabhängig und charakterstark, keine Frau, die sich unterordnet und einen Mann benötigt, um sich zu definieren. Ganz großes Lob an die Autorin Nina Bellem für die bewundernswert authentische Figur, die sie hier geschaffen hat. Killian wird ebenfalls sehr anschaulich dargestellt, man kann seine Gefühle, aber auch Ängste und Zweifel gut nachvollziehen. Aber auch viele der Nebenfiguren schließt man ins Herz, allen voran die unterschiedlichen, aber facettenreichen Freunde Killians aus der „Special Unit Serpent“.

Die Kapitel werden entweder aus Rileys oder aus Killians Sichtweise erzählt. Ich mag diesen Perspektivwechsel sehr, dadurch werden nicht nur das Geschehen und die jeweiligen Hintergründe der Protagonisten dargestellt, sondern der Leser lernt auch die Charaktere mit all ihren Emotionen und Denkweisen sehr gut kennen. Gerade die Anziehungskraft zwischen den beiden Protagonisten sowie das Prickeln zwischen ihnen war gut spürbar und ist auf den Leser übergesprungen. Dies ist vor allem dem anschaulichen und mitreißenden Schreibstil Nina Bellems zu verdanken, bei dem man einfach nicht aufhören kann weiter zu lesen.

Fazit:
Die Mischung aus Spannung, Lovestory und Erotik wird in „Special Unit Serpent – Tödliches Verlangen“ wahnsinnig gut umgesetzt, das Knistern zwischen den charakterstarken Protagonisten spürbar. Sicher bleibt dies nicht mein letztes Buch der Autorin Nina Bellem – ich fiebere den geplanten Fortsetzungen, in denen die anderen Mitglieder der „Special Unit Serpent“ in die Protagonistenrollen schlüpfen sollen, bereits heute entgegen.

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  • Spannung
Veröffentlicht am 28.02.2020

Die Last einer düsteren Familiengeschichte

Die Tochter – Deiner Vergangenheit entkommst du nicht!
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Kathi hat es nicht leicht im Leben: Sie ist alleinerziehende Mutter, der Vater ihrer Tochter Lucy hat sie in einer überstürzten Aktion verlassen und nie wieder von sich hören lassen. Das Geld ist knapp ...

Kathi hat es nicht leicht im Leben: Sie ist alleinerziehende Mutter, der Vater ihrer Tochter Lucy hat sie in einer überstürzten Aktion verlassen und nie wieder von sich hören lassen. Das Geld ist knapp in der Familie, es muss überall gespart werden, die beiden in Kathis in die Jahre gekommenem Elternhaus. Noch dazu gibt es ein dunkles Geheimnis in der Vorgängergeneration, welches Kathi im dörflichen Stadtteil zu einer Außenseiterin macht, die von anderen Menschen gemieden wird und sich zurückzieht. All diese Umstände fallen leider auch auf die 8jährige Lucy zurück: Das Mädchen wird in der Schule gemobbt und gedemütigt. Am schlimmsten piesacken sie Charlotte und Annabel, zwei Mädchen aus gehobenen Verhältnissen. Nach einer besonders schlimmen Demütigung stellt Kathi Annabel zur Rede und schickt deren Freundin alleine nach Hause – wo Charlotte nie ankommt. Sie bleibt verschwunden, Polizei und Anwohner vermuten das schlimmste. Und der Verdacht fällt auf Kathi, da sie das Mädchen als letzte lebend gesehen hat…

„Die Tochter“ von Rose Klay ist ein Buch, das den Leser fesselt. Es startet sehr schnell, man ist ab dem ersten Kapitel sofort mitten im Geschehen um Kathi und Lucy und bekommt deren Alltag hautnah und nachvollziehbar mit. Vorangestellt ist ein geheimnisvoller und somit verwirrender Prolog, es wird lange nicht klar, zu welcher Zeit dieser spielt und was er mit den eigentlichen Geschehnissen rund um Kathi und Lucy zu tun hat.

Ich finde es sehr faszinierend, wie gut es Rose Klay gelungen ist, die Familiengeschichte unterschiedlicher Generationen ineinander fließen zu lassen und somit die Vergangenheit mit der Gegenwart verschmelzen zu lassen. Auch gefallen mir die vielen psychologischen Nuancen und der (leider nur kurze) Einbezug der wissenschaftlichen „Statement Analysis“, nicht nur hier merkt man, dass die Autorin vom Fach ist und selbst ein Psychologie-Studium absolviert hat.

Dieses Hintergrundwissen hat sich Rose sicherlich auch bei der Konzeption ihrer Figuren zunutzen gemacht: Sie werden sehr facetten- und detailreich dargestellt, jede mit eigenen Angewohnheiten und Charakterzügen. So gelingt es, sowohl naive, antriebslose Personen als auch intrigante Persönlichkeiten und sogar eine autistische Figur realistisch und glaubwürdig darzustellen. Auch wenn man nicht unbedingt jede Person sympathisch findet lernt man sie doch zu verstehen und kann nachvollziehen, warum diese so denken und handeln, wie sie es tun.

Die Sprache ist passend zu den Charakteren sehr düster und traurig, es wird eine immer dunkler werdende Atmosphäre verbreitet, die den Leser schaudern lässt. Die Geschichte erinnert an die traurigen, ungewissen Geschehnissen rund um die kleine Peggy Knobloch oder Madeleine McCann, die lange Zeit die Menschen beschäftigten und stark in den Medien vertreten waren. Mir war in diesem Fall der Täter relativ schnell klar, das Motiv und seine Hintergründe haben mich dann aber doch überrascht!

Der Titel „Die Tochter“ wird beim Lesen immer mehrdeutiger, da ständig weitere Mutter -Tochter-Konstellationen auftauchen – manche auch erst auf den zweiten Blick. Das Cover kann ebenfalls in verschiedene Richtungen interpretiert werden, die fliehende Frau kann eigentlich jede der weiblichen Personen darstellen. Die vorwiegend schwarze Farbgebung verdeutlich wiederum gut das Düstere, das diesen Psycho-Thriller so besonders macht.

Fazit: Ein tolles, psychologisch fein durchdachtes Buch, dass man kaum mehr aus der Hand legen kann – so muss ein spannendes Lesevergnügen sein!

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