In Amerika wollen sie ihr Glück finden; doch Annett, Susanne und Gottwitha, werden gleich zu Beginn ihrer Schiffsreise auf eine harte Probe gestellt. Annett und Gottwitha werden Zeugen, wie der Ehemann der schwangeren Susanne gewalttätig gegen seine Frau wird. Eigentlich wollen sie der Frau in Bedrängnis nur helfen, doch bei dem Gerangel auf dem Schiffsdeck, mit den Frauen, geht der Ehemann schließlich von Bord und ertrinkt in den Fluten. Alle drei schwören sich Stillschweigen über die Angelegenheit zu bewahren, doch sie bemerken nicht, dass noch eine vierte Person Zeuge der Tat wird.
Im Amerika angekommen, trennen sich die Wege der drei Frauen. Susanne hat Glück im Unglück, als sie eine Handvoll Prostituierte kennen lernt, die sich ihr gegenüber äußerst freundlich zeigen und sie schließlich mitnehmen auf ihre beschwerlichen Reise durch den Wilden Westen ins Goldsuchergebiet, wo die Frauen in Zukunft ihr Geld verdienen möchten.
Annett dagegen hat große Pläne. Sie will Karriere machen, doch selbst im Land der unbegrenzten Möglichkeiten ist das gar nicht so einfach, denn die Herren der Schöpfung wollen nicht so einfach ablassen von ihren Vorurteilen einer Frau gegenüber und wehren sich zum Teil mit Händen und Füßen dagegen, dass die Stellung der Frau sich unaufhörlich verändert. Zu diesen Männern gehört auch ein Journalist, der sich ausgerechnet in Annett verliebt.
Gottwitha dagegen soll in Pennsylvania verheiratet werden. Mit einem ihr unbekannten Mann aus der Amish Gemeinde. Samuel entpuppt sich als äußerst wortkarger Mensch und auch seine Mutter ist eine kalte und hartherzige Frau, die es dem frisch vermählten Ehepaar nicht leicht macht. Als die Situation eskaliert, flieht Gottwitha und wird darauf gleich von der Gemeinde verstoßen. Samuel, der kurz zuvor schwer verletzt wurde, scheint Gottwithas Schicksal nicht zu kümmern und so ist die junge Frau zum ersten Mal in ihrem Leben auf sich allein gestellt und muss so einiges, was ihr von Seiten der Gemeinde, seit Kindertagen beigebracht wurde, hinterfragen; mehr noch, sie reift an ihrem Schicksalsschlag, kann Samuel jedoch nicht vergessen…
Ich hatte „Das Glück am Ende des Ozeans“ bereits eine Weile auf meinem SUB liegen, weil ich eine ganze Weile nicht in der richtigen Stimmung für einen historischen Roman war, doch ich bin, nun nach dem Lesen, sehr froh, der Geschichte endlich eine Chance gegeben zu haben, da Ines Thorn einfach eine gute Erzählerin ist. Ihr Schreibstil ist dabei sehr eingängig und lebendig, so das Fans des historischen Unterhaltungsromans a la Iny Lorentz & Co. hier ganz auf ihre Kosten kommen.
Die Einwanderungsstory wird aus der Sicht dreier Frauen erzählt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Einzig die Hoffnung auf ein besseres Leben in Amerika eint Annett, Susanne und Gottwitha und alle drei müssen auf ihrem Weg viele Male über sich selbst hinauswachsen und sich zum Teil neu erfinden, um bestehen zu können. Während Annetts Werdegang nicht allzu dramatisch ausfällt, da ihre Lebensgrundlage nie gefährdet ist, erwischt es besonders Susanne und Gottwitha sehr arg. Und gerade Susannes und Gottwithas Geschichten haben mich vielleicht aus diesem Grunde auch etwas mehr interessiert und gefesselt, so dass ich mich dabei ertappt habe, Annetts Werdegang etwas zu überfliegen. Überhaupt hat mich diese Protagonistin ein wenig zwiespältig zurückgelassen. Ich fand sie in ihrer Einstellung zwar erfrischend modern und zielstrebig, aber auch ein wenig unsympathisch und zickig, was auch für ihren Journalisten galt. Dennoch wurden die Einflechtungen über Annetts beruflichen Hintergrund, den Bau der Brooklyn Bridge, spannend erzählt, so dass dem Roman ohne Annets Story womöglich auch das gewisse Etwas gefehlt hätte.
Susannes Erlebnisse im „Wilden Westen“ und Gottwithas Alltag in der Amish Gemeinde, fand ich sehr packend und abwechslungsreich erzählt, so dass ich den immerhin 428 Seiten langen Roman, leider innerhalb weniger Stunden ausgelesen hatte. Man mag vielleicht kritisieren, dass sich am Ende alles ein wenig zu harmonisch ins Gesamtgebilde fügt, für die Protagonisten des Romans; und den Figuren noch ein wenig mehr Tiefgang auf dem Leib geschrieben hätte werden können ( etwa als Susanne sich in ihren Cowboy verliebt; mehr gemeinsame Gespräche hätten diesbezüglich Wunder gewirkt), doch diese kleinen Kritikpunkte, schmälerten meine Lesevergnügen kaum, da die Autorin sich dafür viel Mühe dabei gegeben hat, die Träume und Hoffnungen ihrer Heldinnen in den Fokus zu stellen.
Kurz gefasst: Der amerikanische Traum- Unterhaltsamer, abwechslungsreicher Einwanderungsroman über Träume, Kampf und Entbehrungen…