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Veröffentlicht am 06.08.2020

Dämonen der Vergangenheit

Hagebuttenblut
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1989 - Francesca und Paul sind gute Freunde. Auf dem Herbstball verschwindet Paul spurlos, wird später tot aufgefunden. Francesca glaubt nicht an einen Unfall oder sogar Selbstmord; sie ist fest überzeugt, ...

1989 - Francesca und Paul sind gute Freunde. Auf dem Herbstball verschwindet Paul spurlos, wird später tot aufgefunden. Francesca glaubt nicht an einen Unfall oder sogar Selbstmord; sie ist fest überzeugt, dass Paul umgebracht wurde und sie seinen Mörder kennt. Doch niemand schenkt ihr Glauben, alle halten sie für überspannt und mit zu viel Fantasie gesegnet. Plötzlich ist sie verschwunden; es wurde nie aufgeklärt, was geschehen ist.

Dreißig Jahre später kämpft die außergewöhnliche Stockholmer Ermittlerin Charline (Charlie) Lager gegen ihre Dämonen. Ihr Chef legt ihr nahe, nach Abschluss des aktuellen Falles eine längere Zeit Urlaub zu nehmen, um wieder zu sich zu finden. Als Charlie einen Artikel ihres befreundeten Journalisten Johann über das Verschwinden von Francesca Mild im Jahre 1989 liest, regt sich in ihr eine vage Erinnerung aus ihrer Kindheit. Sie beschließt, ihren Urlaub sofort anzutreten, um sich dem Schicksal Francescas anzunehmen.

Ihre unautorisierten Ermittlungen vor Ort stoßen immer wieder auf Mauern des Schweigens. Es kursieren nach wie vor Gerüchte um die Geschehnisse um das Verschwinden der „Verrückten“, aber die Hilfsbereitschaft hält sich in Grenzen. Zudem wird Charlie zunehmend von Träumen heimgesucht, in denen sie die teilweise sehr schwierige Zeit mit ihrer Mutter nachempfindet und in denen einen Verbindung zwischen ihr und den Bewohnern des Herrenhauses von Gullspång angedeutet wird.

Und doch gelingt es Charlie, auch mit Hilfe von Johann, die Spuren zu rekonstruieren, die Abfolge der Ereignisse zu ordnen und letztlich den Fall endlich abschließen zu können.

„Hagebuttenblut“ ist ein solider Thriller, dem ein guter Plot zugrunde liegt. Die Autorin rollt Vergangenheit und Gegenwart parallel vor meinem Auge aus und lässt mich zügig im Lesefluss voranstreben. Gerne habe ich Charlie auf ihrem Weg begleitet. Das Buch zieht mich in seinen Bann, ohne reißerische Klischees, ohne ausufernde Brutalität. Die Sprache, die gute Handlung, die Zeichnung der Protagonisten fesseln mich, obwohl es im Gegensatz zu gängigen Thrillern keine atemlose Spannung im Finale gibt, was der Qualität des Buches m. E. keinen Abbruch tut.


DANKE! an RANDOMHOUSE Testleser, dass ich dieses Buch zu seinem Erscheinungstermin lesen durfte.


Lina Bengtsdotter, Hagebuttenblut, Thriller, eBook, Penguin Verlag, 9,99 €, 512 Seiten in der Print-Ausgabe, Erscheinungstermin 01.07.2020

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Veröffentlicht am 14.07.2020

Die Welt ist ein Dorf

Sieben Richtige
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„So viel mehr als Zufall: der Roman über das Glück, das wir alle miteinander verbunden sind
Ein kleines Mädchen, zur falschen Zeit an der falschen Kreuzung. Ein Umzugswagen, der nicht an sein Ziel kommt. ...

„So viel mehr als Zufall: der Roman über das Glück, das wir alle miteinander verbunden sind
Ein kleines Mädchen, zur falschen Zeit an der falschen Kreuzung. Ein Umzugswagen, der nicht an sein Ziel kommt. Eine viel zu traurige E-Mail; eine Frau, die auf ihre Möbel wartet, und ein Abend in Rom mit zu viel Gin im Tonic.
Nur ein paar Sommersekunden verändern und verbinden die Lebenswege von Greta, Victor, Eva und den anderen. Irgendwo zwischen Bochum, Boston und Köln glauben sie an ihre Träume, an die Zukunft oder an das Glück, einmal die Hauptrolle im Leben eines anderen zu spielen.“ – Zitat Buchbeschreibung

Unscheinbar kommt dieses Buch daher. Schlichtes Cover. Ein Titel, der an eine Lotterie erinnert. Doch zwischen diesen Buchdeckeln befinden sich die Leben von mindestens sieben Menschen. Von der Vergangenheit, über heute bis in ihre bevorstehende Zukunft.

Es gibt diesen Gedanken, dass die „Welt ein Dorf“ sei oder wir letztlich alle miteinander verbunden seien. Und genau dies geschieht in diesem Buch. Zunächst scheinbar völlig unabhängig voneinander vorgestellte Menschen erweisen sich auf unterschiedlichste Weise miteinander verknüpft.

Volker Jarck schickt mich auf eine emotionale Reise. Mir stockt der Atem, ich freue mich, ich bin enttäuscht, zuversichtlich, traurig, wütend und muss schmunzeln.

Dieses Buch ist vielschichtig. Anfangs habe ich Probleme, mich zurechtzufinden zwischen den vielen Protagonisten und deren zwischenmenschlichen Verbindungen. Nach und nach bin ich aber richtig „drin“, erkenne die Zusammenhänge, Verstrickungen und „Zufälle“. Ich bin überrascht, dass ich über heute hinaus in die Zukunft blicken darf und bin letztlich mit dem, was wir gemeinhin Schicksal nennen, versöhnt.

Mein Highlight ist die „Wespe“. Genau mein Humor.


Ich durfte dieses eBook dank jellybooks.de vorab lesen.
Schade, dass das Cover noch geändert wurde; das von der Leseprobe fand ich sehr passend und ansprechend.

Volker Jarck, Sieben Richtige, Roman, eBook, Fischer Verlag, 18,99 €, 320 Seiten in der Printversion, Erscheinungstermin 26.08.2020

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Veröffentlicht am 06.07.2020

Vom Ende der Unschuld

Nordsee-Nacht
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„Der Küstenort Hulthave, 1987. Die kleine Friederike verschwindet spurlos aus einem Zeltlager. Kommissar Wedeland ermittelt fieberhaft, aber vergebens. Das katastrophale Ereignis legt sich wie ein Schatten ...

„Der Küstenort Hulthave, 1987. Die kleine Friederike verschwindet spurlos aus einem Zeltlager. Kommissar Wedeland ermittelt fieberhaft, aber vergebens. Das katastrophale Ereignis legt sich wie ein Schatten über das Städtchen am Meer und das Leben der Betreuerin Sascha, die an ihren Schuldgefühlen zu zerbrechen droht. 25 Jahre später wird am Strand eine bewusstlose Frau gefunden; als sie erwacht, kann sie sich an nichts erinnern. Schnell kommt das Gerücht auf, es handle sich um Friederike. Daraufhin kehren Sascha und Kommissar Wedeland nach Hulthave zurück – denn es ist Zeit, endlich die Wahrheit über jene verhängnisvolle Nacht herauszufinden ...“ – Zitat Buchbeschreibung

Ein Sommer-Ferienlager. Fröhliche, spielende Kinder, junge Betreuer*Innen, die versuchen, jedem Kind gerecht zu werden. Eine kleine Unachtsamkeit scheint dazu geführt zu haben, dass Friederike ungesehen das Lager verlassen konnte und verschwand. Ungeachtet sorgfältigster Ermittlungsarbeit unter Führung von Kommissar Wedeland, kann der Fall um das Verschwinden des Kindes nicht gelöst werden.

25 Jahre später lenkt die Sensationspresse alle Blicke wieder nach Hulthave. Die damalige, verantwortliche Betreuerin Sascha kehrt aufgrund dessen zurück nach Hulthave. Sie selbst und ihr Leben nur ein Schatten, erdrückt durch die sich selbst zugewiesene Schuld an Friederikes ungewissem Schicksal. Auch der mittlerweile pensionierte Kommissar begibt sich an den Ort seines Scheiterns und rollt, zunächst im Hintergrund, den Fall wieder auf.

Wenn ich bedenke, dass dies die erste Veröffentlichung der Autorin ist, muss ich sagen, dass ich das Buch überraschend gut finde. Ein guter Plot, in Sprache und Besetzung gut ausgearbeitet, die Protagonisten gut gezeichnet.
Leichte Kritik habe ich an dem Handlungsstrang in der Gegenwart. Es schien mir zunächst etwas "die Luft raus", war es ein wenig langatmig, etwas zu bemüht. Die „Rückkehrer“ schienen, nicht wirklich etwas bewirken zu können, ich kam im Lesefluss nicht mehr so gut voran.

Umso begeisterter bin ich, dass es dann zu einem furiosen, fesselnden Finale kam, welches mich zufrieden die Buchdeckel hat schließen lassen!
Dies wird hoffentlich nicht der einzige Kriminalroman von Hanna Häffner bleiben!


Hannah Häffner, Nordsee-Nacht, Kriminalroman, Broschiert, Goldmann Verlag, 15,00 €, 384 Seiten, Erscheinungstermin 15.06.2020

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Veröffentlicht am 03.07.2020

Jenseits der 40 gibt es ein lebenswertes Leben

Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht
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„Irgendwie hatte Nell sich das anders vorgestellt mit dem Leben. Anfang 40 klang nach liebevollem Ehemann, wunderbaren Kindern und einem fantastischen Zuhause. Stattdessen ist der Verlobte weg, das Geschäft ...

„Irgendwie hatte Nell sich das anders vorgestellt mit dem Leben. Anfang 40 klang nach liebevollem Ehemann, wunderbaren Kindern und einem fantastischen Zuhause. Stattdessen ist der Verlobte weg, das Geschäft ist pleite und die Ersparnisse sind dahin, während all ihre Freunde die perfekte Hochglanzexistenz führen. Als ein alter Arbeitskollege ihr einen Job als Nachrufschreiberin verschafft, lernt sie die unkonventionelle und lebenslustige Witwe Cricket kennen. Die ungleichen Freundinnen helfen sich gegenseitig, mit dem Abschied von ihrem alten Leben fertig zu werden. Begleitet von Artus, einem riesigen Fellknäuel von Hund, geht Nell endlich ganz eigene Wege. Und trifft unterwegs einen Mann zum Verlieben, wo sie ihn nie vermutet hätte …“ – Zitat Buchbeschreibung

Penelope Stevens findet sich in den Trümmern ihres Lebens wieder, zur Untermiete, zwischen immer noch nicht ausgepackten Kartons, vom Darlehen des Vaters zehrend sowie jenseits der Vierzig… Ihr Neujahresvorsatz: das Leben in die Hand nehmen.

Dies will ihr mal besser, mal schlechter gelingen. Neue und alte Freunde erweisen sich letztlich als wunderbare Wegbegleiter zurück auf die Sonnenseite des Lebens. So dass auch am Ende „über Vierzig“ und etwas „unnormal“ keine Makel mehr sind.

Mit Galgenhumor, Situationskomik und ganz viel Augenzwinkern hat Alexandra Potter ein sehr unterhaltsames Buch geschrieben, in dem ich mich partiell – mutmaßlich erwartungsgemäß – wiederfinde. Trotzdem ist die Handlung nicht oberflächlich oder eine Aneinanderreihung von Nichtigkeiten. Das Buch entwickelt eine gewisse Tiefe und rührt mich an. Und obwohl ich den Ausgang „natürlich“ sehr zeitig erahnte, war es mir ein Genuss, das Buch bis zur letzten Silbe zu lesen.

Ein Must-Read für uns Mädels jenseits der 40! Ein wunderbar erfrischendes Buch mit eingebautem Spiegel; wohl genau richtig im Sommer…


Ich durfte dieses eBook dank jellybooks.de vorab lesen.

Alexandra Potter, Je größer der Dachschaden, desto besser die Aussicht, Roman, eBook, Piper Verlag, 12,99 €, 560 Seiten in der Printversion, Erscheinungstermin 03.08.2020

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Veröffentlicht am 02.06.2020

Ungewöhnliche Familienchronik

Belmonte
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„Als ihre Großmutter Franca überraschend stirbt, erbt Simona deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bis dahin nichts wusste. Die junge Landschaftsgärtnerin aus dem Allgäu, ...

„Als ihre Großmutter Franca überraschend stirbt, erbt Simona deren Elternhaus in den italienischen Marken, von dessen Existenz sie bis dahin nichts wusste. Die junge Landschaftsgärtnerin aus dem Allgäu, ein Gastarbeiterkind der dritten Generation, macht sich auf in das ferne Belmonte, ein verträumtes, mittelalterliches Dorf, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Dort findet sie Aufzeichnungen mit Francas Lebensbeichte und folgt, gegen alle Widerstände, den Spuren ihrer Vorfahren, bis sie am Ende eine erschreckende Wahrheit enthüllt.“ – Zitat Buchrücken

„Belmonte“ entführt mich in ein wildromantisches Italien, in dem ich mich sofort wohlfühle. Gerne begleite ich Simona auf ihrem Weg zurück zu sich selbst sowie in dem Bemühen, die Spuren ihrer geliebten Großmutter zu verfolgen. Die umfangreiche Verwandtschaft, das Dolce Vita und die vertraute Arbeit im Garten vermitteln Simona geschwind ein Gefühl der Zugehörigkeit, so dass sie dem Ort etwas zurückgeben möchte und dies tatkräftig umsetzt. Nicht nur dies sorgt für Spannungen zwischen ihr und ihrem Lebensgefährten daheim im Allgäu.

Die Familiengeschichte wird nach und nach parallel in mehreren Handlungssträngen ausgebreitet. Dadurch wird in mir eine gewisse Neugier erzeugt, welche mich voran streben lässt, um doch die Zusammenhänge endlich erfassen zu können. Was aufgrund von Titelbild und -gestaltung ein wenig anmutet wie eine leichte Urlaubsfrische, entpuppt sich als eine ungewöhnliche, schwierige bis stellenweise auch sehr dramatische Familienchronik.

Auch wenn ich eine ganze Weile beim Lesen gedacht habe, der Fortgang dieser deutsch-italienischen Familiensaga sei vorhersehbar, wurde ich doch wiederholt eines Besseren belehrt…


Antonia Riepp, Belmonte, Roman, broschierte Ausgabe, Piper Verlag, 15,00 €, 496 Seiten, Erscheinungstermin 02.06.2020

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