Beeindruckend erzählt, wird ein historischer Kriminalfall lebendig.
Beschreibung
1625. Der Justizfall um den bekannten Pastor Peder Sören Qvist versetzt die Gemeindemitglieder von Vejlby in Aufregung, denn der für seine Güte bekannte Pastor wird eines Verbrechens bezichtigt, ...
Beschreibung
1625. Der Justizfall um den bekannten Pastor Peder Sören Qvist versetzt die Gemeindemitglieder von Vejlby in Aufregung, denn der für seine Güte bekannte Pastor wird eines Verbrechens bezichtigt, für das er zum Tode verurteilt werden soll. Seine Familie und Freunde suchen entlastendes Material für den Indizienprozess, der schon bald gegen ihn eröffnet wird.
Meine Meinung
Janet Lewis historischer Roman »Der Mann, der seinem Gewissen folgte« beruht auf einer wahren Begebenheit aus dem 17. Jahrhundert und wurde nun erstmals in der deutschen Übersetzung im dtv Verlag publiziert. Die Autorin veröffentlichte zwei weitere Romane, in denen sie sich ebenfalls mit wahren Kriminalfällen befasst, diese wurden unter dem Titel »Die Frau, die liebte« (2018 im dtv Verlag) und »The Ghost of Monsieur Scarron« veröffentlicht.
Mit »Der Mann, der seinem Gewissen folgte« taucht man in die karge Landschaft Jütlands (Dänemark) ein und folgt den tragenden Worten der Autorin, bei denen man sich dem Gefühl nicht erwehren kann, dass jedes Wort genau dort sitz, wo es hingehört und die daraus entstehenden Sätze genau die Wirkung entfalten, auf die es Lewis angelegt hat.
Mit viel Fingerspitzengefühl erzählt Janet Lewis die Geschichte eines Justizfalles, der nicht nur in der Familie des Angeklagten für Aufruhr sorgt, sondern auch die umliegenden Gemeinden in Aufregung versetzt, denn kein geringerer als der gütige Pastor Qvist soll seinen Knecht Niels Bruus im Jähzorn erschlagen haben. Obwohl von Beginn an klar ist, dass sich der Pastor nichts dergleichen zu Schulden kommen lassen hat, wird er angeklagt. Das alles nur, weil er sich mit Morten Bruus, dem älteren Bruder, von Niels angelegt hat und diesem den Wunsch, seine Tochter Anna zu ehelichen, verwehrte.
Morten Bruus ersann sich daraufhin eine intrigante Hinterlist, bei der er seinen nichtsahnenden Bruder Niels für seine Zwecke missbrauchte und gleich den Schicksalen mehrere Menschen eine Wendung verpasste, die Kummer und Not über die Beteiligten brachte und eine Liebe entzweite.
Der Ausgang der Geschichte ist zwar von Beginn an kein Geheimnis und dennoch fehlt es dem Roman in keinster Weise an Spannung. Ganz im Gegenteil, man fiebert mit der Familie und den engen Freunden des Pastors mit und hofft bis zuletzt, dass sich das Blatt für den zu unrecht Angeklagten wenden möge.
Eine unglaubliche Tiefe erhält der Roman durch die emotional erschütternden Phasen, die Pastor Qvist durchläuft und die in aufwühlenden Gedankengängen dargestellt werden. Besonders viel Mitgefühl empfand ich für die Tochter des Pastors, deren Los mich tief berührte. Das Hadern mit der möglichen Schuld des Vaters und die missliche Lage für ihren Verlobten Tryg, der sich als Richter der Verhandlung in die Enge getrieben sieht, prägen den Handlungsverlauf.
Janet Lewis ist durch ein unglaublich bildhaftes Setting, und den fein gezeichneten Menschen aus dem 17. Jahrhundert ein fesselnder Roman über Moral und Liebe gelungen, der auch noch lange nach dem Lesen nachklingt. Dies ist zwar der erste Roman, den ich von der Autorin gelesen habe, wird mit Sicherheit aber nicht der Letzte sein!
Fazit
Ein absolut besonderes Buch, dass mit Feingefühl, Emotionen und Tiefgang bleibenden Eindruck hinterlässt.