Wenig Thriller
Das Buch
Autor: S.K. Tremayne
erschienen: 04.05.2015
Verlag: Knaur
Genre: Thriller
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-426-52014-7
Das Cover zeigt zwei Mädchen, die zu einem Leuchtturm schauen, wobei ...
Das Buch
Autor: S.K. Tremayne
erschienen: 04.05.2015
Verlag: Knaur
Genre: Thriller
Zeit: Gegenwart
ISBN: 978-3-426-52014-7
Das Cover zeigt zwei Mädchen, die zu einem Leuchtturm schauen, wobei das eine Mädchen etwas blasser dargestellt ist. Es passt gut zur Geschichte des Buches und zusammen mit dem Klappentext macht es Lust darauf das Buch zu lesen.
Die Geschichte ist in Kapitel eingeteilt, die sinnvolle Abschnitte in der Geschichte bilden.
Warum gerade dieses Buch?
Ich war in der örtlichen Buchhandlung und es gab mal wieder diese herrlichen Körbe mit Mängelexemplaren. Zudem hatte ich noch einen Gutschein in der Tasche, der endlich verprasst werden wollte und so habe ich nicht lange gezögert und dieses Buch – gemeinsam mit ein paar anderen – mitgenommen.
Handlung
Bei einem tragischen Unfall stirbt Lydia - eines der Zwillingsmädchen. Vater Angus kommt mit seiner Trauer nicht wirklich gut klar, fängt an zu trinken und wird gewalttätig gegen seinen Chef, woraufhin er seinen Job verliert. Mutter Sarah ist seit dem voll von Schuldgefühlen und kommt ebenso wenig mit ihrer Trauer klar. Als sie sich ihr gewohntes Leben nicht mehr leisten können, beschließen Angus und Sarah nach Schottland auf eine kleine private Insel zu ziehen um dort einen Neuanfang zu wagen. Plötzlich beginnt Kirstie – der überlebende Zwilling - jedoch zu behaupten, sie sei Lydia und nicht Kirstie. Gleichzeitig entwickelt sie eine seltsame Angst vor dem Geist ihrer toten Schwester. Zwischen den Eltern entsteht ein ungeahntes Misstrauen gegeneinander, da sie nicht miteinander reden, das zu Hass wird, aus dem wiederum haltlose Anschuldigungen resultieren.
Perspektiven
Hauptsächlich schreibt der Autor aus der Sicht der Mutter in der Ich-Form und in der Gegenwart. Er wechselt jedoch auch hin und wieder in die Beobachterperspektive und in die Vergangenheit, wenn er über Angus schreibt, während dieser nicht mit Sarah zusammen ist. Daran musste ich mich erst einmal gewöhnen, aber im Verlauf des Buches machte diese Art der Erzählung durchaus Sinn.
Figuren
Angus war mir von Anfang an eher unsympathisch mit seiner Trinkerei und der latenten Wut, die er mit sich herum trug. Zwar wird er auch als gut aussehend und liebevoll beschrieben, jedoch passte dies nicht wirklich in das Bild des prügelnden Angestellten. Im Verlauf der Handlung scheint er immer mehr hinter all den Verwirrungen zu stecken, ohne dass es jedoch greifbar oder erklärbar wäre, warum. Er scheint irgendein Geheimnis zu haben und Sarah misstraut ihm zunehmend. Sie ist lange Zeit diejenige mit der der Leser mitfühlt. Sie hat ihr Kind verloren und versucht nun damit klar zu kommen, sie lässt sich darauf ein, mit ihrem Mann in deren Heimat Schottland zu leben und ihr gewohntes Leben aufzugeben, obwohl Angus sie anschnauzt und er ihr Angst macht, wenn er betrunken ist. Je mehr man jedoch von Sarah erfährt, desto mehr verdichten sich die Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit zur Familie.
Und Kirstie, die plötzlich Lydia ist, gab mir wirklich viele Rätsel auf. Ich habe immer wieder geschwankt, was nun wahr sein könnte. Natürlich kann ich mir vorstellen, dass der Verlust des Zwillings schwer wiegt, aber wirklich verstanden habe ich nicht, warum sie plötzlich der andere Zwilling sein wollte. Immer wieder hatte ich ein bisschen das Gefühl, dass sie der Mutter gefallen wollte und deshalb darauf bestand Lydia zu sein. Am Ende des Buches kann ich mir dies jedoch kaum noch wirklich vorstellen.
Insgesamt fand ich das Konstrukt der Figuren teilweise undurchsichtig und schwer nachzuvollziehen.
Schreibstil
Am Anfang des Buches nutzt der Autor Teilsätze, die den vorangegangenen Satz verstärken sollen. (Zitat S. 42: „Mein Mund ist trocken, als ich ängstlich in den Flur hinaustrete und auf die Tür nebenan starre. Auf die schiefen Papierbuchstaben.“) Wenn es zu viel wurde, fand ich es störend, weil es den Lesefluss beeinträchtigt hat. Ab etwa dem ersten Drittel oder der Hälfte hörte das allerdings auf und das Lesen ging leichter.
Ansonsten sind die Sätze nicht verschachtelt und leicht zu lesen.
Setting
Die schottische Insel mit ihren Winterstürmen ist perfekt für dieses Desaster zwischen den 3 Menschen. Es unterstützt mit seiner Atmosphäre die Bedrohlichkeit der Situation und zeigt darüber hinaus die Zerbrechlichkeit der Familie. Anfangs stellte es eine echte Hürde für die kleine Familie dar, dass sie nur zu bestimmten Zeiten zur Insel hinüber kamen, später hatte ich den Eindruck, dass es beinahe egal war. Wann immer sie den Weg hinüber brauchten, konnten sie ihn nehmen. Nicht einmal mussten sie ausharren und warten, bis das Wasser wieder genügend hoch war um mit dem Boot überzusetzen. Das fühlte sich falsch an, da der Autor anfänglich viel Mühe darauf verwendet hatte, zu erklären, dass es eben nicht so ohne weiteres möglich ist.
Fazit
Für einen Thriller hat mir dieses Buch zu wenig Gänsehautfeeling. An mancher Stelle kommt Spannung auf, aber diese kann der Autor leider nicht all zu lange hoch halten. In meinen Augen ist es eher die tragische Geschichte einer Familie, in der die Mutter den Verstand verliert als ein Thriller. Das Buch langweilt zwar nicht, ist aber auch nicht das Buch, das ich jemandem empfehlen würde, wenn er nach einen Thriller fragt.
Von mir gibt es daher 2 von 5 Sternen.