Profilbild von FroileinWonder

FroileinWonder

Lesejury Star
offline

FroileinWonder ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit FroileinWonder über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.06.2020

Eine fesselnde Comic-Biographie

Marie Curie
0

Die Drehbuchautorin und Künstlerin Frances A. Østerfelt beschäftigte sich schon längere Zeit mit dem Leben und Werk der Wissenschaftlerin Marie Curie. Zusammen mit der Professorin und Forscherin Anja C. ...

Die Drehbuchautorin und Künstlerin Frances A. Østerfelt beschäftigte sich schon längere Zeit mit dem Leben und Werk der Wissenschaftlerin Marie Curie. Zusammen mit der Professorin und Forscherin Anja C. Andersen wurde die Idee zu einer Comic-Biographie über die bedeutende Persönlichkeit Marie Curies erarbeitet und schließlich mithilfe der polnischen Illustratorin Anna Blasczczyk umgesetzt, welche kürzlich unter dem Titel »Marie Curie: Ein Licht im Dunkeln« im Knesebeck Verlag erschienen ist.

Wir alle haben schon einmal von der ersten weiblichen Nobelpreisträgerin Marie Curie gehört, und sei es nur im Physikunterricht an der Schule. Doch wie war das Leben der klugen Frau, was hat ihre Kindheit geprägt und wie lernte sie ihren Mann Pierre Curie kennen, um schließlich die bahnbrechende Forschung voranzutreiben, die zur Isolation des Elementes Radium führte? Das und noch viel mehr wird in künstlerisch aufbereiteter Form, angereichert mit Briefen und Tagebucheinträgen, für Erwachsene und Kinder zugänglich gemacht.

Der biographische Comic ist in Lebensabschnitte unterteilt, die mit der Geburt unter dem Namen Maria Skłodowska 1867 beginnen und ihre Kindheit bis 1884 sowie vier weitere Kapitel (1884 bis 1891, 1891 bis 1895, 1895 bis 1903, 1903 bis 1911) bis hin zu einem Epilog mit ihrem Tod 1934 enthalten.

Schon früh zeigt sich das Marie ein besonderes Kind ist, sie interessiert sich vor allem fürs Lernen und wissenschaftliche Experimente, doch die fehlende Nähe zu ihrer an Tuberkulose erkrankten Mutter und der bald folgende Verlust macht ihr zu schaffen. Zu dem familiären Umfeld wird auch die politische Lage Polens skizziert, welches von drei Großmächten besetzt ist. Ihre Heimat Warschau wird von Russland kontrolliert, was viele Einschränkungen für die patriotische Familie mit sich bringt.

Doch Marie meistert ihren Weg und kämpft für ihr Ziel zu lernen und Wissen zu erlangen unermüdlich. Da der Besuch einer Universität in ihrem Land für Frauen verboten ist, lernt Marie an einer »Fliegenden Universität« und verfolgt mit ihrer Schwester Bronia den Traum an einer Universität aufgenommen zu werden. Als Gouvernante verdient sich Marie ihren Lebensunterhalt und spart Geld, um zuerst ihrer älteren Schwester das Medizinstudium in Paris zu ermöglichen und etwas für sich selbst zurückzulegen. Später wird sie Bronia, die dann bereits verheiratet ist, in die französische Hauptstadt Paris nachreisen und zum ersten Mal in ihrem Leben die Vorzüge der Freiheit zu schätzen lernen.

In der von Männern dominierte Welt der Universität und Wissenschaft muss sich Marie beweisen und hat es deutlich schwerer als ihre Mitstudenten. Als sie mit Pierre Curie Bekanntschaft schließt und sich die beiden klugen Köpfe auch noch ineinander verlieben, ist der Weg für eine bahnbrechende Zusammenarbeit geebnet.

Es wäre schön, kaum wage ich daran zu glauben, mit dir mein Leben zu verbringen, gebannt in unseren Träumen: dein Traum für dein Land; unser Traum für die Menschheit; unser Traum für die Wissenschaft.

Die Illustrationen von Anna Blasczczyk sind schon auf den ersten Blick etwas Besonderes, in bunten Illustrationen vor schwarzem Hintergrund, die an Schattenrisse erinnern, wird auch viel zwischen den Textzeilen erzählt. Besonders in den collagenhaften Zusammenstellungen gibt es (auch auf den zweiten und dritten Blick) einiges zu entdecken. Sicherlich kann dieser Comic nicht alle Informationen wiedergeben, gerade im wissenschaftlichen Hinblick ist hier alles sehr vereinfacht gehalten. Aber auf mich als Laie hat diese Geschichte über die außergewöhnliche und geniale Frau Marie Curie unglaublich viel Eindruck gemacht.

Fazit

Künstlerisch wertvoll, innovativ und inhaltlich fesselnd erzählte Comic-Biographie über die Nobelpreisträgerin Marie Curie.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2020

Die Magie der kleinen Dinge macht diesen Roman absolut lesenswert!

Der geheime Garten
0

Beschreibung

Mary Lennox wurde in ein privilegiertes und einsames Leben in Indien hineingeboren, als ihre Eltern zu Tode kommen, wird das verzogene Kind auf das Anwesen Misselthwaite Manor zu ihrem nächsten ...

Beschreibung

Mary Lennox wurde in ein privilegiertes und einsames Leben in Indien hineingeboren, als ihre Eltern zu Tode kommen, wird das verzogene Kind auf das Anwesen Misselthwaite Manor zu ihrem nächsten Verwandten nach England geschickt. Mary bekommt ihren sonderbaren Onkel nicht zu sehen und ist auf sich alleine gestellt. Als das Waisenmädchen den Zugang zu einem verwilderten Garten findet, verbringt sie ihre Zeit zusammen mit dem Natur- und Tier-Verbundenen Dickon, dem Bruder des Hausmädchens. Gemeinsam mit ihrem kränklichen Cousin Colin lassen die Kinder den geheimen Garten zu neuem Leben erwachen, Mary blüht durch das ruhige Idyll, abgeschottet von der Erwachsenenwelt, immer mehr auf und Colin beginnt zu genesen.

Meine Meinung

Die britische Schriftstellerin Frances Hodgson Burnett konnte mich bereits mit ihrem allbekannten Klassiker »Der kleine Lord« und ihrem einfühlsamen Erzählstil sowie den greifbaren wie auch authentisch gezeichneten Figuren für sich gewinnen. Ein weiteres und ebenso bekanntes Werk aus ihrer Feder ist »Der geheime Garten«, welches ich in zwei wundervoll ausgestatteten und illustrierten Ausgaben besitze und deshalb mein Leseprojekt, beide Bücher in die Hand zu nehmen, mich mit doppelter Freude belohnte.

Die Aufmachung der Werke aus dem Knesebeck Verlag mit Illustrationen von Robert Ingpen und dem Coppenrath Verlag mit Bildern und vielfältigen Extras des Designstudios MinaLima ist jede auf ihre Art unglaublich reizend. Die Bilder des australischen Grafikdesigners Robert Ingpen, welcher auch die Geschichten von »Alice im Wunderland«, »Peter Pan«, »Das Dschungelbuch«, »Pinocchio« uvm. illustrierte, erinnern an altmodische Gemälde und fügen sich perfekt in die zauberhafte Geschichte ein. Im Gegensatz dazu sind die Grafiken des Studios MinaLima moderner und in der Farbauswahl deutlich kräftiger, aber mindestens genauso wunderbar auf die Magie der Erzählung abgestimmt. Zusätzlich zu den Grafiken wird mit vielen Extras (wie z. B. Drehscheiben, Karten, Aufklapp-, Auszieh- und Anzieh-Bilder) für ein interaktives Leseerlebnis gesorgt.

Die beiden Bücher unterscheiden sich nicht nur im Design, sondern auch in der Übersetzung. Das Buch aus dem Knesebeck Verlag wurde von Gundula Müller-Wallraf übersetzt und hat mich gleich durch den altmodischen Stil in die Epoche, aus der der Roman stammt, zurückversetzt. Schmunzeln musste ich vor allen Dingen bei der Wiedergabe des Yorkshire Dialekts in der deutschen Sprache, insbesondere dann, wenn Mary und Colin sich daran versuchen den Dialekt der Landleute zu imitieren. Die Coppenrath-Ausgabe ist in der Übersetzung von Michael Stehle in einer deutlich moderneren Sprache gehalten. Beides lässt sich sehr gut lesen, wobei mir der Charme der antquierten Müller-Wallraf Umsetzung ein kleines bisschen besser gefallen hat.

Frances Hodgson Burnett erzählt in ihrem Kinderbuch »Der geheime Garten« eine fesselnde Geschichte, die auch Erwachsene mit ihrer Magie verzaubert.

Die Romanheldin Mary Lennox ist ein ganz und gar trotzköpfiges, störrisches und verzogenes Mädchen. Diese Wesenzüge rühren von ihrer einsamen Kindheit in der ihr wenig Liebe zuteil wurde und die auch von der Macht über die Bediensteten in Indien gezeichnet ist. Das arrogante und zu keiner Empathie fähige Mädchen sorgt mit ihrer herablassenden Art und Weise dafür, dass sie zunächst bei den Leser*innen keine Symphatiepunkte sammeln kann.

Auf dem Anwesen ihres Onkels in Yorkshire beginnt sich etwas in Marys Leben zu ändern und es bereitet unheimliche viel Freude die Veränderungen ihres Charakters zu verfolgen. Ihr Cousin Colin zeichnet sich durch ähnliche Charaktereigenschaften wie Mary aus, und zusammen ergeben sie ein dynamisches Gespann, dass sich unter dem Zauber der Natur und Freundschaft zum Guten hin entwickelt.

»Der Geheime Garten« ist das perfekte Buch für den Frühling, Blumen- und Naturliebhaber und eignet sich für Groß und Klein (natürlich auch zum Vorlesen). Mit den bezaubernden Schmuckausgaben aus dem Hause Knesebeck und Coppenrath hat man auch gleich das perfekte Geschenk zum Schmökern parat.

Fazit

Ein zeitloser Klassiker, der mit einer wunderschönen Sprache und einer erwärmenden Geschichte den Frühling erwachen lässt. Die Magie der kleinen Dinge macht diesen Roman absolut lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2020

Die Magie der kleinen Dinge macht diesen Roman absolut lesenswert!

Der geheime Garten
0

Beschreibung

Mary Lennox wurde in ein privilegiertes und einsames Leben in Indien hineingeboren, als ihre Eltern zu Tode kommen, wird das verzogene Kind auf das Anwesen Misselthwaite Manor zu ihrem nächsten ...

Beschreibung

Mary Lennox wurde in ein privilegiertes und einsames Leben in Indien hineingeboren, als ihre Eltern zu Tode kommen, wird das verzogene Kind auf das Anwesen Misselthwaite Manor zu ihrem nächsten Verwandten nach England geschickt. Mary bekommt ihren sonderbaren Onkel nicht zu sehen und ist auf sich alleine gestellt. Als das Waisenmädchen den Zugang zu einem verwilderten Garten findet, verbringt sie ihre Zeit zusammen mit dem Natur- und Tier-Verbundenen Dickon, dem Bruder des Hausmädchens. Gemeinsam mit ihrem kränklichen Cousin Colin lassen die Kinder den geheimen Garten zu neuem Leben erwachen, Mary blüht durch das ruhige Idyll, abgeschottet von der Erwachsenenwelt, immer mehr auf und Colin beginnt zu genesen.

Meine Meinung

Die britische Schriftstellerin Frances Hodgson Burnett konnte mich bereits mit ihrem allbekannten Klassiker »Der kleine Lord« und ihrem einfühlsamen Erzählstil sowie den greifbaren wie auch authentisch gezeichneten Figuren für sich gewinnen. Ein weiteres und ebenso bekanntes Werk aus ihrer Feder ist »Der geheime Garten«, welches ich in zwei wundervoll ausgestatteten und illustrierten Ausgaben besitze und deshalb mein Leseprojekt, beide Bücher in die Hand zu nehmen, mich mit doppelter Freude belohnte.

Die Aufmachung der Werke aus dem Knesebeck Verlag mit Illustrationen von Robert Ingpen und dem Coppenrath Verlag mit Bildern und vielfältigen Extras des Designstudios MinaLima ist jede auf ihre Art unglaublich reizend. Die Bilder des australischen Grafikdesigners Robert Ingpen, welcher auch die Geschichten von »Alice im Wunderland«, »Peter Pan«, »Das Dschungelbuch«, »Pinocchio« uvm. illustrierte, erinnern an altmodische Gemälde und fügen sich perfekt in die zauberhafte Geschichte ein. Im Gegensatz dazu sind die Grafiken des Studios MinaLima moderner und in der Farbauswahl deutlich kräftiger, aber mindestens genauso wunderbar auf die Magie der Erzählung abgestimmt. Zusätzlich zu den Grafiken wird mit vielen Extras (wie z. B. Drehscheiben, Karten, Aufklapp-, Auszieh- und Anzieh-Bilder) für ein interaktives Leseerlebnis gesorgt.

Die beiden Bücher unterscheiden sich nicht nur im Design, sondern auch in der Übersetzung. Das Buch aus dem Knesebeck Verlag wurde von Gundula Müller-Wallraf übersetzt und hat mich gleich durch den altmodischen Stil in die Epoche, aus der der Roman stammt, zurückversetzt. Schmunzeln musste ich vor allen Dingen bei der Wiedergabe des Yorkshire Dialekts in der deutschen Sprache, insbesondere dann, wenn Mary und Colin sich daran versuchen den Dialekt der Landleute zu imitieren. Die Coppenrath-Ausgabe ist in der Übersetzung von Michael Stehle in einer deutlich moderneren Sprache gehalten. Beides lässt sich sehr gut lesen, wobei mir der Charme der antquierten Müller-Wallraf Umsetzung ein kleines bisschen besser gefallen hat.

Frances Hodgson Burnett erzählt in ihrem Kinderbuch »Der geheime Garten« eine fesselnde Geschichte, die auch Erwachsene mit ihrer Magie verzaubert.

Die Romanheldin Mary Lennox ist ein ganz und gar trotzköpfiges, störrisches und verzogenes Mädchen. Diese Wesenzüge rühren von ihrer einsamen Kindheit in der ihr wenig Liebe zuteil wurde und die auch von der Macht über die Bediensteten in Indien gezeichnet ist. Das arrogante und zu keiner Empathie fähige Mädchen sorgt mit ihrer herablassenden Art und Weise dafür, dass sie zunächst bei den Leser*innen keine Symphatiepunkte sammeln kann.

Auf dem Anwesen ihres Onkels in Yorkshire beginnt sich etwas in Marys Leben zu ändern und es bereitet unheimliche viel Freude die Veränderungen ihres Charakters zu verfolgen. Ihr Cousin Colin zeichnet sich durch ähnliche Charaktereigenschaften wie Mary aus, und zusammen ergeben sie ein dynamisches Gespann, dass sich unter dem Zauber der Natur und Freundschaft zum Guten hin entwickelt.

»Der Geheime Garten« ist das perfekte Buch für den Frühling, Blumen- und Naturliebhaber und eignet sich für Groß und Klein (natürlich auch zum Vorlesen). Mit den bezaubernden Schmuckausgaben aus dem Hause Knesebeck und Coppenrath hat man auch gleich das perfekte Geschenk zum Schmökern parat.

Fazit

Ein zeitloser Klassiker, der mit einer wunderschönen Sprache und einer erwärmenden Geschichte den Frühling erwachen lässt. Die Magie der kleinen Dinge macht diesen Roman absolut lesenswert!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2020

Folge nicht dem Kaninchen, wenn du schwache Nerven hast!

Die Chroniken von Alice - Finsternis im Wunderland
0

Beschreibung

Mit sechzehn Jahren ist Alice Gast einer Teegesellschaft, doch über die Ereignisse die sie von dieser Party in eine psychiatrische Anstalt gebracht haben weiß Alice nichts mehr. Jede Nacht ...

Beschreibung

Mit sechzehn Jahren ist Alice Gast einer Teegesellschaft, doch über die Ereignisse die sie von dieser Party in eine psychiatrische Anstalt gebracht haben weiß Alice nichts mehr. Jede Nacht wird sie von Alpträumen geplagt, die von einem Mann mit Kaninchenohren und verwirrende Bilder besimmt werden. Als sich Alice mit ihrem Zellennachbarn, dem verrückten Axtmörder Hatcher, anfreundet und ein Feuer in ihrem Gefängnis ausbricht, fliehen sie gemeinsam in die Alte Stadt. Das Feuer entfesselt einen alten Feind Hatchers, den Jabberwock, und nur Alice und Hatcher haben die Macht, dieses monströse Ungeheuer zu besiegen.

Meine Meinung

Die amerikanische Schriftstellerin Christina Henry liefert mit ihrem Fantasy-Roman »Finsternis im Wunderland« eine wahrhaft düstere Adaption des beliebten Kinderbuchklassikers »Alice im Wunderland« von Lewis Carroll ab.

Folge nicht dem Kaninchen…

…wenn du dich zu den Kindern, Jugendlichen und zart besaiteten Seelen zählst. Denn Christina Henrys Geschichte enthält brutale Gewaltszenen, beschäftigt sich mit Menschenhandel, Versklavung, Kannibalismus und auch sexuelle Gewalttaten und Missbrauch kommen in diesem Horror-Wunderland nicht zu kurz. Aus diesem Grund gehört in das Buch auf jeden Fall eine Triggerwarnung!

Christina Henrys Erzählung hat zwar nicht mehr viel mit meiner heißt-geliebten Original-Story von Lewis Carroll zu tun, fängt aber dennoch genau die Eigenschaften ein, die ich an der illusorisch-skurrilen Geschichte vom Wunderland so sehr schätze. Die Charaktere sind durch ihre verrückten Eigenschaften herrlich unvorhersehbar und in ihrer absonderlichen Welt voller Nonsen ist einfach alles möglich. Das ganze wird durch eine düstere Horror-Note mit Brutalität und Gewalt zu einer fesselnden Geschichte verstrickt.

Zu meiner großen Verzückung begegnet man im finstern Wunderland nicht nur Alice, sondern auch vielen weiteren Charakteren, die auf die Figuren des Klassikers basieren. Es macht große Freude die Verbindungen zu den Original-Figuren zu entschlüsseln und die böse Seite von Christina Henrys Äquivalenten (wie z. B. Hatcher, Grinser, Walroß, Raupe, Kaninchen, Dor uvm.) kennzulernen, wobei man sich nie sicher sein kann, ob man nun einer wahrhaftig Bösen oder doch Guten Persönlichkeit gegenübersteht.

Die Dynamik zwischen den Hauptakteuren Alice und Hatcher ist der Autorin famos gelungen und ich muss sagen, dass ich Hatcher am interessantesten und seine Entwicklung auch mit am spannendsten fand. Aus seinem Erinnerungsverlust gepaart mit seiner Mordlust und der Leichtigkeit, wie er seine Axt zu schwingen vermag, resultiert zusammen mit seiner einfühlsamen und beschützenden Art gegenüber Alice eine absolut wahnwitzige Gestalt, der ich mich nicht entziehen konnte.

Diese abenteuerliche Geschichte mit ihrem kuriosen Darstellern und dem harten wie auch grausamen Herzschlag, der durch das ganze Buch pulsiert, hat mich beeindruckt und mit ihrer starken Sogkraft in den Bann gezogen. Eine absolute Empfehlung an alle Leser*innen, die gerne düstere und abgedrehte Fantasy lesen und sich nicht vom Horror der (sexuellen) Gewalt abschrecken lassen.

Fazit

Eine überwältigende und unheilvolle Märchenadaption, die mich nicht mehr losgeslassen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2020

Ein Comic der zum nach- und mitdenken anregt

Ich fühl’s nicht
0

Letztes Jahr habe ich mich an das Thema Feminismus mit Büchern wie »Stand up: Feminismus für alle« von Julia Korbik und »Schamlos« von Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz herangetastet. Nun ...

Letztes Jahr habe ich mich an das Thema Feminismus mit Büchern wie »Stand up: Feminismus für alle« von Julia Korbik und »Schamlos« von Amina Bile, Sofia Nesrine Srour und Nancy Herz herangetastet. Nun ist es so weit und ich habe zum ersten Comic der feministischen Comic-Zeichnerin Liv Strömquist gegriffen. In »Ich fühl’s nicht« befasst sich die Schwedin mit dem Thema Liebe und der Frage, ob wir in der modernen Zeit der Konsumgesellschaft überhaupt noch fähig sind zu lieben?

Um dieser Frage zu beispielhaft zu bebildern greift Liv Strömquist die zahlreichen Beziehungen von Leonardo DiCaprio zu „austauschbaren“ Bikini-Models heran. In den folgenden Seiten geht die schwedische Autorin dem Phänomen, der Unmöglichkeit, einen anderen zu lieben während der eigene Fokus auf sich selbst gerichtet ist, auf den Grund und bezieht dazu die Aussagen von Fachleuten wie die des Philosophen Byun-Chul Han, der Soziologin Eva Illouz, des Psychoanalytikers Erich Fromm und vielen mehr mit ein.

In ihren strichhaften schwarz-weiß Zeichnungen, die sie zwischendurch auch noch mit Zeitungsausschnitten anreichert, lässt Strömquist weitere berühmte Persönlichkeiten wie z. B. die Sängerin Beyoncé, die Dichterin Hilda Doolittle bis hin zum Philosophen Sokrates als Protagonisten auftreten und zieht Episoden aus der griechischen Mythologie genauso heran wie die Liebesgeschichte zwischen der hinduistischen Gottheit Shiva und Parvati. Diese bunt gemischte Aufbereitung des Themas hat großen Unterhaltungswert und liefert jede Menge Denkansätze zum Thema Liebe.

Besonders spannend fand ich die Betrachtung der veränderten Rollen von Männern und Frauen in Liebesbeziehungen im Laufe der Jahrhunderte.

Fazit

Ein intelligent konzipierter Comic, in dem sich Liv Strömquist auf ihre ganz spezielle Weise mit dem Thema Gefühle und der Fähigkeit zur Liebe auseinandersetzt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere