Der historische Roman „Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ spielt im 17. Jahrhundert und ist aus der Feder von Oliver Pötzsch. Dieses Buch ist der achte Teil einer Reihe rund um die Henkersfamilie Kuisl. Jedoch kann man dieses Werk auch ohne jegliche Vorkenntnisse lesen, ohne dabei Probleme zu haben, da die Geschichte gut verständlich ist.
Klappentext:
Sommer 1679. Die Pest, die bereits in Wien wütet, breitet sich in Bayern aus. Der Schongauer Scharfrichter Jakob Kuisl wird von einem Pestkranken aufgesucht, der kurz darauf zusammenbricht. Bevor er stirbt, flüstert er Jakob Kuisl noch ein paar rätselhafte Worte ins Ohr: Kuisl muss Kaufbeuren retten, ein schwarzer Reiter spielt dort mit seiner Pfeife zum Tanz auf, der Mörder hat zwei Gesichter. Gemeinsam mit seiner Tochter Magdalena geht Jakob Kuisl den geheimnisvollen Andeutungen nach. Ein gefährliches Unterfangen, denn inzwischen gibt es immer mehr Tote in Kaufbeuren. Doch was steckt dahinter – die Seuche oder ein raffinierter Mörder?
Ich habe von dem Autor Oliver Pötzsch schon bereits den ein oder anderen historischen Roman gelesen. Dabei ist mir vor allem „Die Burg der Könige“ positiv in Erinnerung geblieben. Ich war sehr auf die Weiterführung von der Geschichte rund um die Henkerstochter Magdalena gespannt. Meine Erwartungen an dieses Buch wurden dabei erfüllt, ich habe einen spannenden und authentischen historischen Roman bekommen.
Zuerst möchte ich das vielseitige und liebevolle Bonusmaterial loben. Ein nützliches Personenregister und auch eine hilfreiche Karte wurden beigefügt, diese habe ich während des Lesens gerne zu Rate gezogen. Aber besonders hat mir hier auch das Nachwort gefallen. In diesem geht der Autor noch einmal auf die Trennung von Fakten und Fiktion ein. Aber auch ein kleiner Reiseführer ist am Ende beigefügt wurden, sodass man die Gegend aus dem Buch nochmal aus einem anderen Blickwinkel kennen lernt. Dieser kleine Ausflug hat mir persönlich sehr gefallen.
Der Schreibstil von Pötzsch ist, wie ich es bereits aus anderen Büchern von ihm gewohnt war, flüssig und angenehm zu lesen. Gekonnt erschafft Pötzsch Bilder, man fühlt sich in das 17. Jahrhundert versetzt. Alles wirkt so lebendig, es entstehen Bilder vor dem geistigen Auge. Dabei wirkt dieser Band der Henkerstochter- Reihe so lebendig, dass man den Gestank auf den Straßen quasi riechen kann. Dabei schafft es der Autor, dass man als Leser gar nicht merkt, wie diese Seiten nur so dahin fliegen. Zügig ist dieses umfangreiche Werk gelesen. Und dabei ist es fesselnd und packend – mir wurde auf keiner Seite langweilig. Es gibt viele unerwartete Wendungen und gespannt habe ich die Geschichte verfolgt. Der Einstieg in das Geschehen fiel mir leicht. Man wird in die aktuellen Gegebenheiten hineingeworfen, ohne dass man jedoch den Überblick dabei verlor. Es wurde Spannung, Tempo und auch eine dichte Atmosphäre aufgebaut, sodass man nur allzu gebannt den Verlauf der Geschichte verfolgt.
Dieses Werk ist ein wirklich gelungener Genremix. Es ist ein authentischer historischer Roman und zeitglich ein spannender Kriminalroman. Man merkt diesem Buch die umfangreiche und vielseitige Recherche stetig an. Wissen wird auf vielseitige und wirklich interessante Art erzählt, zu gerne möchte man mehr über diese Zeiten erfahren. Gut gefallen haben mir vor allem die Details über die medizinischen Erkenntnisse der damaligen Zeit. Aber auch der Krimiaspekt konnte mich überzeugen. Spannend wird ermittelt, die Pest geht um und anscheinend steckt hinter diesen Geschehnissen mehr, als man zunächst vermuten würde. Stück für Stück werden neue Erkenntnisse gewonnen, langsam fügen sich die Zusammenhänge zu einem großen Ganzen – wie ein Puzzle werden die einzelnen Gegebenheiten zusammengefügt, die dann zu diesen Taten geführt haben. Dabei gibt es viele unerwartete Wendungen und nicht alle Spuren führen zum Erfolg. Ich fand es gut, dass nicht immer alles sofort gelingt, dass die Familie Kuisl auch Schicksalsschläge hinnehmen muss und schwere Hürden dabei meistert.
Durch den Perspektivenwechsel wird die Spannung noch zusätzlich gesteigert. Aber dadurch ist man auch immer nah am Geschehen. Man erlebt alles quasi aus erster Hand und ist dabei, wenn es neue Erkenntnisse gibt aber auch, wenn die Familienmitglieder sich immer mehr in Schwierigkeiten bringen und immer tiefer in das Geschehen hineingezogen werden. Aber auch allgemein konnten mich die Charaktere durch ihre Vielseitigkeit überzeugen. Nicht nur die Mitglieder der Familie Kuisl wirken lebendig, auch die Nebencharaktere konnten mich überzeugen. Man leidet mit ihm mit – oder man baut Abneigungen auf. Jeder konnte mich auf seine persönliche Art in ihren Bann ziehen, man rätselt mit, welche Geheimnisse dieser Charakter haben könnte.
Insgesamt konnte mich Oliver Pötzsch mit seinem neuen historischen Roman „Die Henkerstochter und der Fluch der Pest“ wieder von seinem Erzähltalent überzeugen. Dieses Buch war spannend und authentisch, ich habe jede Seite genossen. Dabei habe ich ein gutes Gefühl für die damalige Zeit bekommen, aber auch die Charaktere waren überzeugend. Dafür möchte ich 4,5 Sterne und eine Empfehlung für Leser von historischen Romanen vergeben.