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Veröffentlicht am 04.06.2020

Ein stimmungsvolles Selbstporträt

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Vor über hundert Jahren veröffentlichte die gerade einmal 19-jährige Mary MacLane ihren Debütroman, der nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel »Ich erwarte die Ankunft des Teufels« ...

Vor über hundert Jahren veröffentlichte die gerade einmal 19-jährige Mary MacLane ihren Debütroman, der nun zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und unter dem Titel »Ich erwarte die Ankunft des Teufels« im Reclam Verlag veröffentlicht wurde. Damals erschien der Roman in Tagebuchform unter dem Titel »The Story of Mary MacLane« da man den Titelwunsch der Autorin, »I Await the Devil’s Coming«, als zu provokant erachtete.

Mit beeindruckendem Selbstbewusstsein offenbart die junge Frau in ihrem literarischen Debüt ihre innersten Gefühle und vergleicht sich mit ihrem großen Idol, der russischen Malerin Marie Bashkirtseff, sowie weiteren Größen der Geschichte und stellt dabei mehr als einmal ihr großes Genie und ihre Überlegenheit in den Fokus. Mary MacLane wurde in Winnipeg (Kanada) geboren und zog mit ihrer Familie schon bald in die boomende Bergbaustadt Butte im Bundesstaat Montana.

Die ländliche Abgeschiedenheit, die nicht nur einen großen bildlichen Raum in ihrem schonungslos intimen Tagebuch einnimmt, beschützt die junge Frau jedoch nicht davor, die stark eingeschränkte Stellung der Frau in der Gesellschaft zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit all ihren Feinheiten zu spüren. Umso bewundernswerter ist die Stärke mit der sich MacLane mit ihrer ausdrucksstarken Schreibkunst Gehör verschafft. Der Roman wurde damals zu einem Überraschungserfolg und verkaufte sich schon im ersten Monat über 100.000 Mal, sodass die junge Autorin von einem Tag auf den Nächsten berühmt wurde.

Auf poetische und philosophische Art setzt sich Mary MacLane mit der starken Verbundenheit zu ihrer ehemaligen Lehrerin, die über die Gefühle einer normalen Freundschaft stark hinausgehen auseinander, bringt ihre Meinung zur Institution der Ehe in ihren Zeilen unter und erbittet dabei unerlässlich die Ankunft des Teufels. Die emotionale Stimmung schwankt zwischen den Tagebucheinträgen und der langen Wartezeit auf die Ankunft des Teufels von einer fast schon depressiven Niedergeschlagenheit, die man aufgrund ihrer untergeordneten Stellung als Frau und mit feministischem Standpunkt gut nachvollziehen kann, bis hin zu einer ausgeglichenen Glückseligkeit.

»Ich erwarte die Ankunft des Teufels« ist ein wirklich spezielles Buch, dessen provokante Finesse mittlerweile zwar etwas an Durchschlagskraft verloren haben mag, aber dennoch auch nach über hundert Jahren seit der Erstveröffentlichung zu begeistern weiß. Umso mehr freut es mich, dass Mary MacLanes Geschichte nun auch für deutsche Leserinnen zugänglich gemacht wurde, denn die unglaubliche Stärke mit der MacLane für Emanzipation und ein selbstbestimmtes Leben der Frau strebt, ist in diesem frühen feministischen Werk deutlich spürbar.

Ein Nachwort der Übersetzerin Ann Cotton gefolgt von einem Essay von Juliane Liebert eröffnet den Leser
innen zum Abschluss noch einen anderen Blickwinkel über das gelesene Tagebuch der Mary MacLane.

Fazit

Ein stimmungsvolles Selbstporträt, dessen intime Schonungslosigkeit vor einem Jahrhundert vor allen Dingen skandalös war, heute aber immer noch absolut lesenswert ist.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Magische und faszinierende Comic-Unterhaltung

Die Bücher der Magie
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Im zweiten Band ihrer Neuinterpretation von Neil Gaimans »Die Bücher der Magie« greift Kat Howard die losen Fäden des ersten Comics auf und verwebt diese mit einer mitreißenden Entwicklung der Ereignisse ...

Im zweiten Band ihrer Neuinterpretation von Neil Gaimans »Die Bücher der Magie« greift Kat Howard die losen Fäden des ersten Comics auf und verwebt diese mit einer mitreißenden Entwicklung der Ereignisse um den angehenden Zauberer Tim Hunter. Für das entsprechende Artwork ist Tom Fowler zuständig, der sich auch in dieser Ausgabe seinem überspitzten und fast schon karikaturesken Stil treu bleibt.

Nachdem seiner Freundin Ellie verschwunden ist, macht sich Tim zusammen mit seiner magieerfahrenen Literaturlehrerin Dr. Rose auf die Suche und gerät dabei in das Titanias Reich Faerie. Obwohl Tim schon einmal hier war, hat er keinerlei Erinnerung daran und wenn es nach seiner Begleitung gehen würde, würde dies auch so bleiben. Doch nach einem Ausflug auf den Kobold-Markt möchte Tim nichts sehnlicher, als seine Erinnerungen zurück und weiter nach Ellie suchen. Titania erfüllt ihm seinen Wunsch und es scheint ganz so, als ob der unerfahrene und ebenso junge Zauberer damit auch der Prophezeiung einen Schritt näher rückt.

Während Tims Abwesenheit ermittelt die Polizei bezüglich des vermissten Mädchens und Ellie gelingt mit der Hilfe eines baumartigen Wesens die Flucht aus ihrem Buch-Gefängnis. Unter mysteriösen Umständen ist auch Tims Mutter wieder zurückgekehrt – doch das Familienidyll scheint trügerisch. Kat Howard spinnt den Handlungsverlauf mit wenig Informationen und zahlreichen Möglichkeiten weiter, sodass sich die Spannung immer mehr aufbaut.

Tom Fowlers Illustrationen verleihen dem Ganzen, mit perfekt zur Geschichte abgestimmten Farben, genau die richtige Atmosphäre für das fantastische Setting und die Feenwelt von Königin Titania. Besonders eindrucksvoll umgesetzt wurde in meinen Augen das Gefängnis von Ellie. Das Hauptaugenmerk liegt zu jeder Zeit bei Tim Hunter und der Schwierigkeit des Heranwachsens sowie der unglaublichen Verantwortung und Konsequenzen, die seine magischen Kräfte mit sich bringen. Dennoch haben sich auch seine treue Eule Jo-Jo und die Obdachlose Hexe Mad Hettie gleich zu Beginn einen Platz in meinem Leserherz gesichert.

Am Ende dieses gelungenen Urban-Fantasy Comics wurden zwar zahlreiche Fragen beantwortet aber mindestens ebenso viele neue aufgeworfen. Es bleibt also weiterhin sehr spannend und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Ausflug in das »Sandman Universe« und Kat Howards Welt von »Die Bücher der Magie«.

Fazit

Ein absolut runder Urban-Fantasy-Comic mit faszinierenden Charakteren, der für spannende Unterhaltung sorgt.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Unbedingt MEHR davon!

Die Meisterin: Der Beginn
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Beschreibung

Geneve Cornelius stammt aus einer über Jahrhunderte alten Scharfrichter-Familie und arbeitet in Leipzig als Heilerin. Zu ihr kommen nicht nur Menschen mit ihren Beschwerden, sondern auch ...

Beschreibung

Geneve Cornelius stammt aus einer über Jahrhunderte alten Scharfrichter-Familie und arbeitet in Leipzig als Heilerin. Zu ihr kommen nicht nur Menschen mit ihren Beschwerden, sondern auch übernatürliche Wesen aller Art. Mit ihrer Praxis bietet sie einen neutralen Ort für Hilfe. Doch als ihr Bruder im Hinterhof eines Londoner Pubs ermordet wird und alles auf einen Racheakt aufgrund einer uralten Familien-Fehde zwischen den Familien Bugatti und Cornelius schließen lässt, muss sich Geneve entscheiden: Für das Weiterführen ihres beschaulichen Lebens oder nimmt sie die Nachforschung bezügliche des Mordes in ihrer Familie auf…

Meine Meinung

Der deutsche Meister der Phantastik Markus Heitz startete 2018 exklusiv bei audible unter dem Titel »Die Meisterin« eine Hörspiel-Reihe über eine Jahrhunderte alte Henkersdynastie, welche, so sagt der Autor selbst, zu einem Herzensprojekt wurde, da er sich schon seit dem Geschichtsstudium mit diesem Thema beschäftigt. Nun liegt der erste Band »Die Meisterin – Der Beginn« auch in der gedruckten Taschenbuch-Version aus dem Droemer Knaur Verlag vor. Da ich ein großer Fan von den Heitzschen Welten bin, und besonders die ausgewogene Mischung aus History, Fantasy und Thriller bevorzuge, habe ich mich schon sehr auf das Buch gefreut.

Die Heldin des Romans ist Geneve Cornelius, welche aus einer alten Henkers-Familie stammt und selbst schon einige Jahrhunderte alt ist. Bereits im Mittelalter lernt Geneve die Wunden und Schmerzen der Folterung zu behandeln und arbeitet nun in der Gegenwart als Heilerin in Leipzig. In ihrer Praxis bietet sie sowohl Menschen als auch paranormalen Wesen ihre medizinische Hilfe an und steht damit den Zwistigkeiten und Kämpfen unter den Arten (Vampire, Gestaltwandler) neutral gegenüber. Zumindest bisher, denn als ihr Bruder ermordet wird und zunächst alle Hinweise auf einen Täter aus der verfeindeten Bugatti Familie deuten, ändert sich für die junge Frau alles.

Als kleines Schmankerl für Fans hat der Autor noch den ein oder anderen Gastauftritt mit eingebaut und sorgt mit seiner fesselnden Erzählweise für gute Unterhaltung.

Die Hauptgeschichte ist auf die zeitlichen Ebenen, Vergangenheit und Gegenwart, aufgeteilt und wird immer wieder von der auktorialen Erzählstimme durchbrochen. Bei dieser handelt es sich um Geneves Mutter, die einiges an Hintergrundwissen über das Leben, die Tätigkeiten und die gesellschaftliche Position der Scharfrichter beisteuert und zudem die Fäden des Erzählten miteinander verknüpft. Besonders die Ausflüge in die Historie der Folterungen, Hinrichtungen und Hexenverfolgung fand ich unglaublich interessant zu lesen.

Geneve ist zudem ein überaus starker weiblicher Charakter, der in der Vergangenheit wie auch in der Gegenwart jede Menge Mut und hohe moralische Sozialkompetenz beweist. Die Erzählung in der Gegenwart liest sich wie ein fantastischer Thriller, der angeheizt durch eine Familien-Fehde, den Machenschaften paranormaler Organisationen und noch weiteren Aspekten nicht so schnell Langeweile aufkommen lässt. Dennoch gibt es zwischendurch ein paar Längen bzw. Unterbrechungen im Lesefluss, wenn sich die Erzählstimme zu Wort meldet.

Mit »Die Meisterin – Der Beginn« legt Markus Heitz einen actionreichen Auftaktband vor und überzeugt mit einer interessanten Geschichte über die Historie der Scharfrichter. Die Handlungsebene im Leipzig der Gegenwart ist spannungsgeladen und steckt voller Potenzial für die weiterführenden Bände – daher erwarte ich schon sehr gespannt das nächste Buch!

Der zweite Band der Trilogie wird unter dem Titel »Die Meisterin: Spiegel & Schatten« am 20. August 2020 erscheinen, und im Frühjahr 2021 folgt der Abschlussband.

Die Zeit bis dahin kann man sich wunderbar mit den Hörspielen vertreiben, auf denen die Buch-Trilogie basiert. Die erste Hörspiel-Ausgabe ist bei Audible erhältlich und das zweite Hörspiel erscheint bereits am 16. Mai 2020.

Fazit

Ein gelungener Mix aus Fantasy und History mit einer äußerst starken und überzeugenden Heldin! Ich freue mich schon sehr auf MEHR davon.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Eine tragisch/humorvolle Comic-Biographie

Beethoven
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Der Comicszenarist Peer Meter (»Haarmann«, »Vasmers Bruder«, »Gift«, »Böse Geister«) hat zum 250-jährigen Beethoven Jubiläum in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Rem Broo einen ganz besonderen Beitrag ...

Der Comicszenarist Peer Meter (»Haarmann«, »Vasmers Bruder«, »Gift«, »Böse Geister«) hat zum 250-jährigen Beethoven Jubiläum in Zusammenarbeit mit dem Illustrator Rem Broo einen ganz besonderen Beitrag entworfen: Eine Comic-Biographie über das Musik-Genie!

»Ist es eine Komödie? Ist es eine Tragödie?«

Mit diesem Zitat des österreichischen Schriftstellers Thomas Bernhard wird der Comic über den berühmten Komponisten Ludwig van Beethoven eingeleitet und trifft die Quintessenz der Geschichte ziemlich genau wieder. Denn diese Comic-Biographie ist viel mehr als eine trockene Abhandlung über die Informationen zu dem musikalischen Genie, dessen fast völlige Taubheit ihn bis zum Ende zeichnete.

Ausgangspunkt der Erzählung ist Beethovens Tod und die Schnitzeljagd des Franzosen Louis Lefebvre auf der Suche nach seinem Idol, die ihn kreuz und quer durch Wien führt und anhand derer verdeutlicht wird, dass der Musiker unzählige Male (fast 80 Mal) ein neues Quartier in der österreichischen Hauptstadt bezog. Die Fahrt mit dem Fiaker vor der Kulisse der Stadt füllt Künstler Rem Broo durch seine detailreich gestalteten Panels und einer atmosphärisch abgestimmten Farbpalette mit Leben.

Land und Leute werden aber nicht nur in Rem Broos Bildern eingefangen, sondern auch die Hinterfotzigkeit der österreichischen Gesellschaft wird in den Sprechblasen der Akteure deutlich abgebildet. Kaum ist das Genie tot, scharren sich auch schon Bewunderer, Ärzte und Bekanntschaften um ihn wie lästige Schmeißfliegen. Sein Sekretär und Biograph Anton Schindler ist dabei vor allen Dingen auf seinen Vorteil bedacht, die Haushälterin weiß nichts Gutes über den »Beidlpracker« zu berichten und auch die Herren Doktoren, darunter sein letzter behandelnder Arzt Andreas Wawruch, kommen zu Wort und führen seinen Wunsch, die Entnahme seines Hörorgans durch.

Peer Meter ist es mit seinem Szenario gelungen den Starkult um Ludwig van Beethoven auf äußerst unterhaltsame Art und Weise zu umreißen und dabei den Leser*innen ein Bild von seinem Umfeld zu liefern, dass über das Leben in einer Welt voller Gönner mit Profitgier, geldgeiler Verwandtschaft und Neider Aufschluss gibt.

Besonders skurril und absonderlich erscheint auf den ersten Blick die Leichenfledderei, die mit dem Raub von Beethovens Haupthaar beginnt, denn mit den Locken des Genies ließ sich als Andenken gutes Geld machen, und bis hin zum Austausch des malträtierten Schädels reicht. Die Groteskheit der Vorgänge wird auch wunderbar bildlich in den Szenen mit dem Anatom und Pathologe Johann Wagner und seinem Gehilfen Anton Dotter dargestellt.

Die Auswüchse der Gesellschaft, die sich an dem Genie in irgendeiner Art und Weise profilieren möchte, um etwas von seinem Glanz abzubekommen hat mit Abstand betrachtet ganz schön schräge Züge, was sich auch an der Sängerin Caroline Unger zeigt, die vor aller Augen betont dass sie es war, die Beethoven bei der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 9 im Kärtnertortheater zum applaudierenden Publikum umdrehte und nicht Henriette Sontag. Dieser Comic steckt voll solch herrlich absurder, wie auch authentisch wirkender Darstellungen, und fügt sich zu einem originellen Lesespaß zusammen, der einen zwischen dem Drang zum Lachen und zum Weinen schwanken lässt.

»Beethoven – Unsterbliches Genie« ist eine Biographie der anderen Art und liefert fast nichts über das musikalische Wirken des Außnahmekünstlers, dafür aber jede Menge über die zur Kunstfigur gemachten Persönlichkeit und den Kult um ihn. Rem Bro taucht die unterschiedlichen Episoden des Comics durch verschiedene stilistische Umsetzungen in ein Ambiente, das begeistert und immer wieder neue Seiten der tragischen Komödie aufkommen lässt.

Fazit

Eine tragische Komödie um das Totenbett des begnadeten Komponisten Ludwig van Beethoven die auf humorvolle Weise einen flüchtigen Blick auf das Idol der Romantik erhaschen lässt.

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Veröffentlicht am 04.06.2020

Abenteuer, Mythen und das alles in beeindruckenden Bildern erzählt.

Mythen der Antike: Jason und das Goldene Vlies (Graphic Novel)
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Der Splitter Verlag hat sich seit Oktober 2019 einer Reihe um die »Mythen der Antike« angenommen, in der der ehemalige französische Bildungsminister Luc Ferry in Zusammenarbeit mit Clotilde Bruneau Szenarien ...

Der Splitter Verlag hat sich seit Oktober 2019 einer Reihe um die »Mythen der Antike« angenommen, in der der ehemalige französische Bildungsminister Luc Ferry in Zusammenarbeit mit Clotilde Bruneau Szenarien für Comic-Adaptionen der griechischen Mythologie erarbeiten und gemeinsam mit verschiedenen Illustrator*innen nun zu neuem Leben erwecken. Zuletzt erschien mit der deutschen Übersetzung der abenteuerlichen Geschichte »Jason und das Goldene Vlies« mit Illustrationen von Alexandre Jubran der dritte Band aus dieser anspruchsvollen Reihe.

In dieser fast 200-Seiten umfassenden Ausgabe haben sich Luc Ferry und Clotilde Bruneau der schwierigen Aufgabe gestellt, und nach der Ilias eine weitere komplexe Geschichte der griechischen Mythologie in ein spannendes Comic-Abenteuer verpackt. Dabei konnte sicherlich nicht auf alle Einzelheiten eingegangen werden aber in einem umfangreichen Anhang wurden wieder zahlreiche Zusatz-Informationen z. B. zu den Hintergründen der Argonauten, Figuren/Götter der Geschichte und Bedeutungen von Namen zusammengetragen und mit Abbildungen von Gemälden aufbereitet.

Die Geschichte beginnt mit einer Episode über den böotischen König Athamas der durch eine Intrige seiner zweiten Ehefrau Ino dazu gezwungen wird seine Kinder Helle und Phrixos den Göttern zu opfern. Am Tag des Rituals erscheint jedoch ein Widder mit goldglänzendem Fell, der den Kindern zur Flucht verhilft. Doch Helle kann sich nicht auf dem Rücken des Widders halten und stürzt über dem Meer in ihren den Tod. Phrixos hingegen gelangt sicher nach Kolchis und wird bei König Aietes aufgenommen. Aus reiner Dankbarkeit übergibt Phrixos schließlich das Goldene Vlies als Geschenk an seinen Ziehvater.

Der Erzählung über Jason beginnt mit dem Sturz seines Vaters Aison vom Thron von Iolkos durch dessen Halbbruder Pelias, welcher als Sohn des Meeresgottes Poseidon zu den Halbgöttern zählt. Bei der Eroberung der Macht ließ Pelias alle Kinder von Aison und Alkimede töten, nur Jason überlebte durch einen Zufall und wurde von seiner Amme gerettet. Als Mündel landet der Junge bei dem Zentauren Cheiron, in dessen Obhut auch schon andere griechische Jünglinge wie z. B. Achilles unterrichtet wurden, und sich nun auch Jasons Erziehung annimmt. Als die Zeit reif ist und Jason sein Recht als Thronerbe in Anspruch nehmen will, steht er vor schier unlösbaren Aufgabe, das Goldene Vlies zu besorgen. Durch seinen Aufruf an alle Griechen finden sich Helden und Halbgötter bei ihm ein und wagen mit der Unterstützung der Götter das Abenteuer. Die »Argonauten« müssen sich auf ihrer Reise so einigen Prüfungen und Herausforderungen stellen, nicht zuletzt Jason der sich auf Kolchis in die Magierin Medea verliebt.

Genau das ist der Stoff, aus dem die Sagen der griechischen Mythologie gestrickt sind. Es ist ein wahres Erlebnis diese epische Geschichte in den detailverliebten Bildern des Künstlers Alexandra Jubran erleben zu dürfen. Ich habe jede Seite genossen und habe mich immer tiefer in die magische und schicksalhafte Geschichte Jasons hineingelesen. Auf seiner Reise zum Goldenen Vlies begegnet man Meeresungeheuern, Drachen und erhascht sogar einen Blick auf Prometheus der von Zeus höchstpersönlich im Kaukasusgebierge fest geschmiedet wurde. Das Ende des Comics war mir etwas zu abrupt und ich bin mir sicher, dass man dieses auch runder gestalten hätte können. Ich hätte es auf jeden Fall noch etwas in der wunderschön bebilderten Welt aushalten können! Im Ganzen betrachtet haben sich die Autoren mit Alexandra Jubran genau den richtigen Künstler für »Jason und das Goldene Vlies« herangezogen und ein opulentes Gesamtkunstwerk erschaffen.

Wie auch schon bei den anderen erschienenen Ausgaben der »Mythen der Antike« eignet sich auch dieser abgeschlossene Comicband über die Abenteuer und Sagen von Jason und den Argonauten für Comic-Neulinge. Die Panels sind übersichtlich angeordnet und der Geschichte lässt sich gut folgen. Wer zudem einen leichten Einstieg in die Welt der griechischen Mythologie sucht, sollte hier auf jeden Fall zugreifen.

Fazit

Ein prachtvoller Comic, der den Stoff über die Sagen und Abenteuer in der Antike in sich trägt.

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