Profilbild von Girdin

Girdin

Lesejury Star
online

Girdin ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Girdin über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.05.2021

Roman auf zwei Zeitebenen-die Erzählung in der Gegenwart hat mich nicht berührt

Die Geschichte von Kat und Easy
0

Katharina, genannt Kat und Isolde, genannt Isi, werden im Jahr 1973 sechszehn Jahre alt und sind neugierig auf das Leben. Sie sind die Protagonistinnen im Roman „Die Geschichte von Kat und Easy“ von Susann ...

Katharina, genannt Kat und Isolde, genannt Isi, werden im Jahr 1973 sechszehn Jahre alt und sind neugierig auf das Leben. Sie sind die Protagonistinnen im Roman „Die Geschichte von Kat und Easy“ von Susann Pásztor. Kennen gelernt haben sie sich vor gar nicht so langer Zeit auf dem Gymnasium des fiktiven Orts Laustedt. Anfangs hat nur Kat zu Isi Easy gesagt, doch langsam nehmen die Freunde den Klang auf. Easy ist wohlbehütet aufgewachsen, doch auf einer heimlichen Liste hat sie Dinge gesetzt, die vielleicht anstößig sind, die sie aber unbedingt erleben möchte. Kat unterstützt sie dabei, nach eigener Aussage hat sie manche Sachen der Auflistung bereits ausprobiert.

In der Silvesternacht 1972/73 begegnen sie einem jungen Mann im Jugendzentrum des Orts, in den sie sich beide verlieben und der ihre Liebe erwidert. Nach den tragischen Ereignissen des folgenden Sommers verlieren sich die ehemals besten Freundinnen allerdings aus den Augen. Erst als beide 62 Jahre alt sind kommt ein erneuter Kontakt zustande durch den Blog, den Kat professionell betreibt. Kat willigt nach kurzem Zögern ein, als sie von Easy dazu eingeladen wird, gemeinsam mehrere Tage in einem Ferienhaus auf Kreta zu verbringen. Voller Skepsis über den weiteren Verlauf des Urlaubs, aber auch gespannt auf das, was die inzwischen wieder in Leustedt wohnende Easy zu berichten hat, bricht sie zu ihrer Reise auf.

Der Roman spielt auf zwei Zeitebenen. Einerseits erzählt Susann Pásztor die Geschichte von Kat und Easy im Jahr 1973 als allwissende Erzählerin im Präsens, was mich als Leserin die Geschehnisse intensiver erleben ließ. Auf der anderen Seite lässt die Autorin Kat die Ereignisse in der Gegenwart im Urlaub auf Kreta in der Retrospektive selbst erzählen. Unterbrochen werden die Kapitel gelegentlich von Blogeinträgen, auf die Kat in ihren Schilderungen Bezug nimmt. Den beiden jungen Protagonistinnen scheint im Jahr 1973 die Welt offen zu stehen, sie können alles werden und alles sein. Während Kat die mehr treibende Kraft ist, hat Easy kühne Träume und lässt sich unbeschwert und offenherzig durch den Tag treiben. Die Autorin zeigt auf dieser Handlungsebene eine Coming-of-Age-Geschichte mit den dabei typischen Gefühlen der Jugendlichen von Zusammenhalt, sich füreinander freuen, aber auch Missgunst und Eifersucht auf. Was mich gestört hat, war der Umgang mit Drogen, der nach der Darstellung kaum unliebsame Konsequenzen hatte.

Die in der Gegenwart spielende Geschichte auf Kreta warf von Beginn an nicht nur für Kat, sondern auch für mich als Leserin die Frage auf, welche Stimmung sich bei einem Zusammentreffen mit der ehemals besten Freundin nach so langer Zeit entwickeln würde. Durch den Beruf als Blogbetreiberin bekommt der Roman einen modernen Touch, doch es irritierte mich, dass die Freundinnen sich in ihrem reifen Alter auch während des persönlichen Zusammenseins über Soziale Medien austauschen. Nach meinem Empfinden konnte dadurch eine gewisse Distanz zwischen den beiden nicht abgebaut werden, was mir als Leserin ein Störgefühl verursachte, genauso wie der weitere sorglose Umgang mit Rauschmitteln. Vom Charakter her haben sich beide über die Jahre hinweg wenig geändert. Bis zum Schluss bleibt eine gewisse Hintergrundspannung darüber, welchen Grund es dafür gibt, dass die Freundschaft damals jäh endete.

Da ich nur wenig jünger bin als die Protagonistinnen im Roman „Die Geschichte von Kat & Easy“ von Susann Pástor, habe ich mich gerne in das Jahr 1973 mitnehmen lassen. Doch das Verhältnis der Freundinnen in der Gegenwart zueinander hat mich wenig berührt, vor allem weil ich empfunden habe, dass die Handlung langatmig verlief und auf beiden Zeitebenen der Konsum von Rauschgift bagatellisiert wurde.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 04.06.2020

Gelungener Anfang, dann leider einige Längen

Fleishman steckt in Schwierigkeiten
0

-------------------------------------------------------------------------------------------------------
Toby Fleishman ist 41 Jahre alt, Vater einer elfjährigen Tochter und eines neunjährigen Sohns und ...

-------------------------------------------------------------------------------------------------------
Toby Fleishman ist 41 Jahre alt, Vater einer elfjährigen Tochter und eines neunjährigen Sohns und lebt gerade in Scheidung mit Rachel. Als angesehener Hepatologe arbeitet er an einer Klinik in New York. Er ist der Protagonist im Roman „Fleishman steckt in Schwierigkeiten“ der US-Amerikanerin Taffy Brodesser-Akner. Seit der Trennung nach 14 Jahren Ehe steht seine Welt mitten in der brodelnden Metropole redenswörtlich auf dem Kopf, was sich im Cover sehr gut ausdrückt.

Der Titel bezieht sich auf das unbestimmte, andersartige Gefühl Tobys, dass er jetzt im Vergleich zu den langen Jahren seiner Ehe empfindet. Aber dieses „irgendwas“, dieses „anders“ kann er nicht in Worten beschreiben. Zuletzt war es ein schleichender Prozess der zum Ende der Ehe führte. Toby fühlt sich immer noch unwohl bei dem Gedanken daran. Die Liebe zu seiner Noch-Ehefrau ist unbestritten, doch mehrere Punkte haben dazu geführt, dass Rachel und er keinen Konsens mehr für eine gemeinsame Zukunft gefunden haben. Die Trennung bringt in gewisser Weise Freiheiten für beide mit sich. Allerdings bleibt die Sorge um die beiden Kinder bestehen und damit auch die Notwendigkeit für konkrete Absprachen über die Betreuung der beiden.

Toby hat immer mehr die Organisation der Freizeit seiner Kinder arrangieren müssen, weil Rachel als selbständige Leiterin einer Künstleragentur zunehmend gefragt war. Er hofft darauf, endlich eine Beförderung in der Klinik zu erhalten. Als Rachel eines Nachts Tochter und Sohn unangekündigt in der neuen Wohnung von Toby absetzt stellt ihn das kurzfristig vor Probleme, die ihn wütend machen. Sein Zorn steigert sich umso mehr, je länger Rachel nicht erreichbar ist. Toby versucht für sich die Situation zu analysieren, doch das ist nur seine Ansicht. Als Leserin durfte ich schließlich auch die Meinung von Rachel erfahren. Der Roman ist eine Auseinandersetzung mit den Anforderungen, denen berufstätige Eltern heute ausgesetzt sind um den Spagat zwischen Beruf und Kindererziehung erfolgreich zu gestalten.

Ich war verwundert, dass nach einigen Seiten die Geschichte in eine Ich-Erzählung überging. Wie sich dann herausstellte, werden einige Teile von einer guten Bekannten Tobys geschildert. Elizabeth Epstein ist Journalistin, schreibt gerade an einem Coming-of-Age-Roman und hat den Protagonisten vor vielen Jahren in ihrem Auslandjahr in Tel Aviv kennengelernt. Sie ist lose in Kontakt mit ihm und Rachel geblieben. Teils erschien es so, als ob sie alle Geschehnisse schildert, jedoch spricht ihre Nichtanwesenheit und die Gedankengänge von Toby und Rachel dagegen.

Einen großen Raum im Roman nehmen die Versuche Tobys ein, mittels einer Dating-App mit einer Frau anzubandeln. Die Autorin geht bei ihren Beschreibungen sehr ins Detail, egal ob es um die im Rückblick geschilderten Szenen aus dem Eheleben geht, um die Freundschaft zwischen Elizabeth und Toby, das aktuelle Erfassen der Situation oder die Figurenbeschreibung und deren familiärer Hintergrund bis hin zu den von Toby gedateten Frauen. Leider wird dabei die Beziehung des Ehepaars Fleishman zu ihren Kindern zweitrangig. Ihre Stärke zeigt die Autorin im Analysieren von Beziehungen und schildert mit viel Empathie die heutigen Möglichkeiten zur Kontaktaufnahme bei der Suche nach einem Geschlechtspartner.

„Fleishman steckt in Schwierigkeiten“ von Taffy Brodesser-Akner fehlt aufgrund deutlicher Längen durch detailverliebten Schilderungen nach einem gelungenen Anfang leider die Faszination für das weitere Geschehen. Die Figuren kamen mir mit ihren Sorgen auf hohem Niveau nicht wirklich nah. Die Grundidee des Romans hat mir dennoch gefallen und das letzte Kapitel fand ich versöhnlich, da es die Geschichte schließlich abgerundet hat.


  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 19.11.2019

Nicht ganz überzeugende Liebesgeschichte

We Will Fall
0

Das Buch „We will fall“ der US-Amerikanerin Shannon Dunlap ist eine Liebesgeschichte, wie es im Untertitel heißt, für Jugendliche ab 12 Jahren. Laut der Autorin ist ihre Erzählung kein Roman, weil sie ...

Das Buch „We will fall“ der US-Amerikanerin Shannon Dunlap ist eine Liebesgeschichte, wie es im Untertitel heißt, für Jugendliche ab 12 Jahren. Laut der Autorin ist ihre Erzählung kein Roman, weil sie nicht wirklich neu ist, sondern vom ältesten Thema der Welt handelt, der Liebe.
Die Geschichte trägt verschiedene Elemente der Legende über Tristan und Isolde in sich und daran angelehnt heißen die Protagonisten Tristan und Izzy, wobei Izzy als Abkürzung für Iseult steht, der amerikanischen Form des weiblichen Vornamens Isolde. Die beiden begegnen sich während der letzten Tage der Sommerferien.
Tristan und Izzy sind beide 16 Jahre alt und wohnen in Brooklyn, doch sie kommen aus unterschiedlichen Milieus. Tristan lebt seit einigen Jahren bei seiner Tante, nicht weit entfernt von anderen Verwandten zu denen sein etwa zwei Jahre älterer Cousin Marcus gehört. Er spielt hervorragend Schach. Marcus weiß diese Fähigkeit zu nutzen, indem er seinem Cousin Gegner vermittelt und auf die einzelnen Partien Geldwetten abschließt.
Izzy ist gerade erst mit ihren Eltern und ihrem Zwillingsbruder nach Brooklyn in ein Haus gezogen, dass von der Familie renoviert wird. Izzy sieht Tristan zum ersten Mal auf dem Spielplatz gegenüber von ihrem neuen Zuhause. Er ist verletzt und sie bietet ihm ihre Hilfe an. Schon bei dieser ersten Begegnung liegt ein Knistern zwischen den beiden in der Luft. Schnell stellt sich heraus, dass sie nicht nur zur gleichen Schule gehen, sondern auch gemeinsame Unterrichtsfächer belegt haben. Tristans Aufmerksamkeit für Izzy bleibt von Marcus und seiner Gang nicht unbemerkt. Marcus hat sich Izzy als seine neue Freundin ausgesucht und Tristan soll ihm bei seinem Werben unterstützen.
Shannon Dunlap wählt für ihre Geschichte drei Erzählperspektiven: neben Tristan und Izzy erzählt ihre Mitschülerin Brianna jeweils in der Ich-Form die Geschehnisse. Im Rückblick finde ich die Erzählung von Tristan unrealistisch. Zur Darstellung seiner Sichtweise gibt es bessere Möglichkeiten. Die Perspektive von Brianna ermöglichte mir einen Blick von außen auf die Liebesbeziehung.
Über jedem Kapitel steht der Name des Erzählers mit der Zuordnung seiner Persönlichkeit zu einer Schachfigur. Tristan ist der Springer und damit die unberechenbarste Figur im Feld, Izzy ist die gefährliche Königin und Brianna der geradlinige Turm. Das Schachspielen nimmt eine große Rolle im Buch ein. Tristans Erfolg im Schachspiel bringen ihm auch an der Brennpunktschule, die er besucht Aufmerksamkeit. Durch seinen Erfolg scheint es für ihn einen Weg jenseits von Drogenkriminalität und Gewalt in der Peergroup zu geben. Die Autorin zeichnet dunkle Aussichten für den Großteil der Bewohner des Stadtviertels. Die Begründung, warum Izzys Eltern mit ihren Kindern hierhin ziehen fand ich nicht stichhaltig genug. Während die Handlungen von Tristan nachvollziehbar waren, wirkte die Figur der Izzy auf mich blass und ihre Entscheidungen fand ich nicht stimmig.
„We will fall“ ist eine Erzählung vor dem Hintergrund der Gewalt gegen Schwarze in den USA gekoppelt mit der Legende von Tristan und Isolde, die mich letztlich aber durch ihre Darstellung nicht überzeugen konnte.

Veröffentlicht am 03.10.2019

Unterhaltsame Lektüre mit Urlaubsflair

Kretische Feindschaft
0

Das Buch „Kretische Feindschaft“ ist der erste Fall für Michalis Charisteas, einem Kommissar der Mordkommission in Chania auf Kreta. Hinter dem Namen des Autors Nikos Milonás agiert der in München wohnende ...

Das Buch „Kretische Feindschaft“ ist der erste Fall für Michalis Charisteas, einem Kommissar der Mordkommission in Chania auf Kreta. Hinter dem Namen des Autors Nikos Milonás agiert der in München wohnende Frank D. Müller, der als Jugendlicher seine Liebe zu der Kretischen Insel entdeckt hat.
Michalis Charisteas ist über dreißig Jahre alt. Seit er das Kommissariat in Athen verlassen hat wohnt er wieder zu Hause über der Taverne der Familie, die inzwischen von seinem älteren Bruder geleitet wird. Seine deutsche Freundin Hannah ist Doktorandin der Kunstgeschichte in Berlin. Sobald Hannah es vom Studium her einrichten kann kommt sie nach Kreta oder Michalis verbringt seinen Urlaub in Berlin. Eines Tages stirbt der Bürgermeister einer nahegelegenen Gemeinde bei einem Unfall. Während der Ermittlungen kommt es zu Ungereimtheiten. Wenige Tage später geschieht ein Mord und Michalis hat die Vermutung, dass die beiden Begebenheiten zusammenhängen könnten.
Nikos Milonás schreibt mit viel Herzblut für seine Lieblingsinsel, so dass die Ermittlungen manchmal hinter seine Schwärmereien für die Landschaft und Kultur sowie kretischer Gerichte und Getränke zurücktreten. Michalis ist ein rechtschaffener Kommissar, der unglücklich über unaufgeklärte Fälle ist. Er stellt Fragen, auf die seine Kollegen nicht kommen und die kleine wichtige Details ans Tageslicht bringen, die für die Ermittlungen wichtig sind.
Einen großen Platz in der Geschichte nimmt seine Beziehung zu Hannah ein, die als Figur leider eher blass bleibt. Obwohl Michalis Familie sehr einnehmend ist, lenkt Hannah immer wieder sehr schnell ein und ordnet ihren Willen unter. Auch Michalis findet keine deutlichen Worte, den Erwartungen seiner Familie entgegenzutreten. Nach einem eher behäbigen Anfang nimmt die Geschichte durch einige unerwartete Wendungen zunehmend Fahrt auf.
Im weiteren Verlauf des kriminellen Geschehens arbeitet Nikos Milonás mit Übertreibungen: Polizeibeamte werden nur nach Aufforderung ihres Chefs aktiv und leisten den Anweisungen bedingungslos Folge und Angehörige von Opfern finden mit den Tätern jenseits des Gesetzes eine befriedigende Lösung, die sich ganz nach den eigenen Interessen richtet. Mir kam das wenig realistisch vor, doch dadurch ergibt sich ein unterhaltsamer Kriminal- und Liebesroman, der als Urlaubs- und Strandlektüre gut geeignet ist.

Veröffentlicht am 18.05.2018

Liebesroman mit Ehebruch

Alles Begehren
0

Eine Schwalbe, wie sie auf dem Cover des Buchs „Alles Begehren“, dem Debütroman der US-Amerikanerin Ruth Jones abgebildet ist, bleibt ihr Leben lang mit ihrem Partner zusammen. Sie symbolisiert daher Zusammenhalt. ...

Eine Schwalbe, wie sie auf dem Cover des Buchs „Alles Begehren“, dem Debütroman der US-Amerikanerin Ruth Jones abgebildet ist, bleibt ihr Leben lang mit ihrem Partner zusammen. Sie symbolisiert daher Zusammenhalt. Bei den Protagonisten des Buchs, Callum und Kate, ist das allerdings nicht der Fall. Der Titel deutet bereits auf den Inhalt der Geschichte hin, denn Callum und Kate empfinden von ihrer ersten Begegnung an ein starkes sexuelles Verlangen zueinander. Darüber hinaus vergessen sie alle und alles um sich ihrer Liebe zueinander körperlich hinzugeben.

Im Sommer 1985 hilft Callum, 39 Jahre alt und Lehrer, in Edinburgh/Schottland seinem Bruder in dessen Kneipe. Die 21-jährige Schauspielschülerin Kate ist eine neue Aushilfe und hat sich verspätet. Als Callum sie zum ersten Mal sieht, ist er von ihrer Quirligkeit und Schönheit verzaubert. Gerade noch hat er sich von seiner Frau Bellinda, hochschwanger und in Begleitung ihrer beiden kleinen Kinder, verabschiedet, doch jetzt ist er Hals über Kopf verliebt in Kate. Doch ihre Affäre wird aufgedeckt und Callum entscheidet sich dafür, bei seiner Frau und seinen Kindern zu bleiben. 17 Jahre später ist auch Kate verheiratet und hat eine kleine Tochter. Sie lebt mit ihrer Familie in London. Als inzwischen bekannte Schauspielerin wird sie zu einem Jubiläum an ihre alte Schule eingeladen, an der Callum arbeitet. Ihre neue Begegnung entfacht erneut das Begehren zueinander.

Neben Callum und Kate spielen auch Kates Ehemann Matt und seine Studienfreundin Hetty eine größere Rolle in der Erzählung. Sie geraten alle in Situationen, in denen sie von ihren Gefühlen in Sachen Liebe überwältigt werden und sich spontan einem Partner hingeben. Dabei waren mir vor allem Callum und Kate unsympathisch, weil sie durch ihre Beziehung ihre Ehepartner betrogen und dadurch auch ihre Kinder litten. Die von Ruth Jones vorgestellten Charaktere entwickeln sich kaum oder gar nicht weiter. Eine Einsicht oder Mitgefühl ist nicht erkennbar, sie verhalten sich nach einem angewöhnten Verhaltensmuster.

Den Anfang fand ich turbulent und verfolgte zunächst spannend, wie beide versuchen ihre Liaison nach außen hin zu verbergen. Die Geschichte wird auf den beiden Zeitebenen 1985 und 2002 erzählt. Die Spannung flachte bald schon ab, denn der Ehebruch und eine Nebenhandlung rund um Matt und Hetty sind die alleinigen Themen des Romans. Manchmal schildert die Autorin eine Szene und spult zeitlich im nächsten Kapitel nochmals zurück, um das Geschehen aus einer anderen Sicht zu schildern. Das bremste meine Neugier auf die weitere Entwicklung immer wieder aus. Obwohl Ruth Jones viele interessante Nebensächlichkeiten in ihre Erzählung einbindet, werden die intimen Spielereien der Liebenden von ihr nicht beschrieben. Viele Dinge lässt sie durch den Zufall geschehen und gestaltet dadurch einige Wendungen.

„Alles Begehren“ ist ein unterhaltsamer Roman, dem es allerdings an Tiefe zum Nachempfinden der Handlungen von Callum und Kate fehlt. Dennoch ist er lesenswert für alle, die gerne Liebesromane mit Ehebetrug lesen.