Spannung, Humor und amouröse Verstrickungen
Beschreibung
Der Reliquienhändler Armando Catalano führt mit seinem Handlanger Husar eigentlich ein angenehmes Leben als Schatzjäger, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen. Doch als ihn der Hass ...
Beschreibung
Der Reliquienhändler Armando Catalano führt mit seinem Handlanger Husar eigentlich ein angenehmes Leben als Schatzjäger, dem die Frauen reihenweise zu Füßen liegen. Doch als ihn der Hass des Kardinals Trebaldi erreicht und dieser ihm nach seinem Leben trachtet, holt ihn seine Vergangenheit ein.
Armandos Mutter wurde von der Kirche als Ketzerin auf dem Scheiterhaufen verbrannt und er selbst trägt als teuflischer Nachkomme ein Mal in Form eines Skorpions auf der Schulter. Um das Schicksal seiner Mutter zu rächen, schwört Armando der Kirche Vergeltung und stößt bei seiner Recherche auf eine Information, die belegt, dass sein Vater in den höchsten Rängen des Vatikans zu finden ist. Während der Skorpion der Wahrheit näher kommt, schmiedet Trebaldi ein Komplott um den Papst zu stürzen und sich an die Spitze der Macht zu setzen.
Meine Meinung
Die erste Gesamtausgabe der frankobelgischen Mantel- und Degen-Comic Serie »Der Skorpion« von Stéphen Desberg und Enrico Marini wurde im Dezember 2019 in einem hochwertigen Hardcover-Format vom Carlsen Verlag neu herausgebracht und enthält die ersten vier von 2001 bis 2004 als Softcover veröffentlichte Einzeltitel: »Das Teufelsmal«, »Das Geheimnis des Papstes«, »Das Petruskreuz« und »Der Dämon im Vatikan«.
Stéphen Desberg und Enrico Marini präsentieren in ihrem abenteuerlichen Epos das mit historischen Einflüssen besticht, eine ziemlich gelungene Mixtur, die sich am einfachsten als Mischung aus »Indiana Jones«, »Zorro« und »Die drei Musketiere« beschreiben lässt.
Der attraktive Titelheld Armando Catalano ist aufgrund seines Males als »Der Skorpion« bekannt, durch seine Tätigkeit als Reliquienhändler auch in der gehobenen Gesellschaft ein gern gesehener Gast und wird von hübschen Frauen umschwärmt, als wäre er der süßeste Honig. Davon lässt sich der Haudegen zumeist wenig beeindrucken, doch die Giftmischerin Méjaï, welche mit seinem Mord beauftragt wurde und die feurige Rothaarige, Ansea Latal, scheinen wenig beeindruckt und wecken damit sein Interesse.
Im Fokus der actionreichen Geschichte stehen aber vielmehr neun mächtige Familien, die seit Jahrhunderten die Fäden des Geschehens in ihren Händen halten und für die maßgebliche Politik verantwortlich sind. Der Adlerkardinal mit seiner machiavellistische Gesinnung gehört einer dieser Familien an und schmiedet ein Mordkomplott gegen den Papst, um sich die gesamte Macht zu sichern. Mithilfe seiner mörderischen Mönchskrieger und der Auftragskillerin Méjaï trachtet er dem Skorpion nach seinem Leben. Warum das so ist, bleibt vorerst allerdings im Dunkeln.
Enrico Marini überzeugt mit detailverliebten Hintergründen und einer kräftigen Aquarell-Kolorierung, die das Rom des 18. Jahrhunderts brillant in Szene setzen. Die Charakterillustrationen suchen ihresgleichen, denn Marini versteht es die Figuren durch viele Bewegungsabbildungen lebendig werden zu lassen. Der verwegene Skorpion und die Damen des Abenteuers versprühen einen ästhetischen Sexappeal, dem man sich nicht entziehen kann, während die Schurken mit hervorstechenden Gesichtszügen oder gar Masken eine subtile Abneigung heraufbeschwören. Die künstleriche Gesamtumsetzung hat mich vollkommen überzeugt und im Zusammenspiel mit der fesselnden Geschichte für ein furioses Kopfkino gesorgt.
Stéphen Desberg und Enrico Marini haben aus Fiktion und einem Hauch Geschichte einen fesselnden Comic über die Macht hinter Religon und Kirche ersponnen und diese mit Intrigen, Verrat, und Moralphilosophie gewürzt. Leser*innen denen verschwörerische Abenteuergeschichten mit historischen Einflüssen am Herzen liegen, werden bei diesem Mantel- und Degen-Epos auf ihre Kosten kommen. Allerdings sei gesagt, dass die Kirche und die Templer zwar eine Rolle in diesem Comic einnehmen, die restliche Handlung jedoch frei erdacht ist. Etwas Schade finde ich, dass dieser Gesamtausgabe nur zwei Skizzenseiten und kein zusätzliches Material zu den Hintergründen beigefügt wurde.
Fazit
Spannung, Humor und amouröse Verstrickungen sorgen vor einem historischen Hintergrund des 18. Jahrhunderts für knisternde Popcorn-Unterhaltung.