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Veröffentlicht am 29.07.2020

Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe

Girl running, Boy falling
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Inhalt:

Reseys Alltag ist mehr durchgetaktet denn je. Sie arbeitet bei Woolworth, spielt die Hauptrolle in einem Musical und die erste Klarinette im Schulorchester. Sie liest gerne Gedichte, backt mit ...

Inhalt:

Reseys Alltag ist mehr durchgetaktet denn je. Sie arbeitet bei Woolworth, spielt die Hauptrolle in einem Musical und die erste Klarinette im Schulorchester. Sie liest gerne Gedichte, backt mit großer Kunstfertigkeit und hilft in der Mensa aus. Sie ist jemand, die alle Rollen in sich vereint. Sie ist der Footballfan, die beste Freundin und die Nichte. Doch hinter all diesen Facetten verbirgt sich eine Jugendliche, die sich nach der Aufmerksamkeit der Mutter sehnt, die sie verlassen hat.

Wenn Resey auf der Arbeit ist, dann versteht sie sich gut mit ihren Kollegen. Sie hat Freunde, die zu ihr stehen und eine Tante, die vielleicht ein wenig verrückt ist, aber alles tun würde, um Resey glücklich zu machen. Und dann gibt es da noch diesen Jungen, Wally, den Footballstar an der Schule. Der Junge, der ihr damals das Versprechen abgenommen hat, dass sie sich fortan um ihn kümmern würde.

Mit Wally ist die Welt ein wenig anders. Er ist der ewig begehrte und niemals erreichbare Footballstar, hinter dessen Fassade nur sie blicken kann. Ihr gegenüber zeigt er sich als Feingeist mit Gespür für die schönen Künste. So teilt er mit Resey seine Vorliebe für Gedichte. Und Resey verliebt sich nach und nach immer mehr in ihn.

Resey hat sich noch nie getraut aus ihrer Komfortzone auszubrechen. Spaß zu haben, etwas Verrücktes zu machen. Dann gibt es diesen einen Kuss im Schuppen und Resey glaubt, dass Wally sie auch liebt. Doch die Tage darauf meldet er sich nicht bei ihr und dann passiert das Schlimmste, was Resey sich jemals hätte vorstellen können: Tante Kath holt sie von der Schule ab und ihr Blick ist voller Mitleid und Trauer. Und dann spricht sie das aus, was Resey den Boden von einer Sekunde zur anderen unter den Füßen wegreißen wird: Wally hat sich das Leben genommen.



Meinung:

Kate Gordon hat ein wunderbares Gespür für skurrile Figuren, die einem schnell ans Herz wachsen. Resey hat eine Menge Freunde, die ihr zur Seite stehen und so ungewöhnlich wie erfrischend daherkommen.

Es gibt hier zum Beispiel Melody, ihre beste Freundin, die als bekennende Feministin versucht andere zu missionieren und die leidenschaftlich gerne ihre Mitmenschen therapiert. Es gibt Rhino, Reseys Arbeitskollegen, der ihr ständig mit Tigerwitzen in den Ohren liegt. Und Roz, die sich zu Hause den strengen Regeln ihrer Eltern unterordnen muss und nur bei ihren Freunden ein Stück weit „loslassen“ und sich entspannen kann.

Es gibt diese Bücher, zu denen „Girl running, Boy falling“ gehört, deren Brillanz eine Leseerfahrung ist, die durch eine Inhaltsangabe nicht transparent werden kann.

Kate Gordon gelingt es in „Girl running, Boy falling“ den Leser auf eine Achterbahnfahrt der Gefühle mitzunehmen. Denn die Geschichte legt, sofern es überhaupt möglich ist, ab dem großen Wendepunkt erst richtig los. Ab diesem Moment greift die Autorin das Thema Trauerbewältigung auf. Sie vermittelt dem Leser mit ihrer Geschichte, die Botschaft, dass Menschen unterschiedlich auf ein einschneidendes Ereignis reagieren können und dass das auch gut so ist. Man muss nicht diesen einen Weg gehen, der sich für viele bewährt hat, um wieder in den Alltag zurückzufinden und auf eine Weise wieder glücklich zu werden. Zugleich greift Kate Gordon in ihrem Buch das Thema Freundschaft auf. Resey begegnet in ihrem Leben unglaublich vielen tollen Menschen und jeder ist auf seine eigene Art einzigartig und besonders.

Neben Trauerbewältigung behandelt Girl running, Boy falling außerdem das Thema Depressionen. Besonders gefreut habe ich mich über die Auflistung an Hotlines und Hilfeseiten am Ende des Buches, an die sich Jugendliche mit ähnlichen Problemen wenden können.



Fazit:

„Girl running, Boy falling“ ist so vieles: Traurig, lustig, ein Umgang-mit-Trauer- und Depression Buch, vor allem aber ist es unglaublich berührend. Die Story geht ans Herz und scheint aus dem "wahren Leben" zu kommen.

All die Figuren, die Resey durch ihr Leben begleiten, sind liebevoll gestaltet und kommen mit ihren Schrulligkeiten unglaublich originell daher.

Kate Gordons Geschichte gleicht einer Achterbahnfahrt der Gefühle: Zwischen lachen, weinen und staunen.

Mich hat „Girl running, Boy falling“ auf so vielen Ebenen berührt. Diese Geschichte ist so facettenreich wie ihre Figuren. Es ist auch erstaunlich, wie viel an Erkenntniswert in dem schmalen Buch enthalten ist Dieses Buch sollte in jedem Buchregal stehen. Eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe.



Buchzitate:

Du bist immer noch ein Kind, Tiger. Du hast es nur vergessen.

Du siehst deprimiert aus. Aber keine Sorge. Wenn ich groß bin, werde ich Psychologin. Ich krieg dich schon wieder hin.

Melody isst, wie sie lebt – sie pflückt alles auseinander und untersucht die Einzelteile, dann zieht sie eine Schicht nach der anderen ab und schaut, was sich darunter verbirgt.

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Veröffentlicht am 22.07.2020

Ein facettenreicher Reihenauftakt

Elbendunkel 1: Kein Weg zurück
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Inhalt:

Jago, Luz Vater und Oberbefehlshaber der Elb Liberation Organization, ist keiner, der über den Schatten seiner Ressentiments springen kann. Niemals hätte er daher erlaubt, dass Luz ihr Date Niall ...

Inhalt:

Jago, Luz Vater und Oberbefehlshaber der Elb Liberation Organization, ist keiner, der über den Schatten seiner Ressentiments springen kann. Niemals hätte er daher erlaubt, dass Luz ihr Date Niall zu einem Poetryslam ins Elben-Ghetto begleitet. Elben sind die Paria der Gesellschaft und die Elb Liberation Organization Teil des Unterdrückungsapparates.

War es vielleicht nur der Reiz des Verbotenen? Oder die Reize der Subkultur, die das Viertel so unheimlich attraktiv aussehen lässt? Andererseits fühlt Luz sich als Fremdkörper und wird auch so wahrgenommen.

Und dann kommt es plötzlich zu einer Razzia. Durchgeführt von Luz Vater. Luz landet unfreiwillig auf dem Polizeirevier. Noch bevor sie genau weiß, wie ihr geschieht, passiert etwas Unerwartetes. Luz wird mit einer Wahrheit konfrontiert, die ihr gesamtes Leben von einem Moment auf den anderen verändern wird.



Meinung:

Die Geschichte von Elbendunkel spielt in der Zukunft, im Jahre 2044. Nachdem die Elben aus der Anderswelt Alfheimr in die Menschenwelt geflohen waren, stand diese Kopf. Aus Angst vor den stärkeren und mental überlegenen Wesen, wurden kurzerhand Gesetze zur Sicherheit der Menschen ins Leben gerufen und nach und nach immer weiter verschärft. Nur wenige Länder waren überhaupt bereit gewesen, Elben aufzunehmen. Für die Neuankömmlinge gibt es Sonderregeln.

Eine Organisation, die Elb Liberation Organization, soll die Einhaltung dieser Regeln überwachen. Jeder Elb wird beispielsweise dazu verpflichtet, sich einen Chip unter die Haut einpflanzen zu lassen, der bei Aggression eine tödliche Substanz freisetzt und für den sofortigen Tod des Elbs sorgt. Kein Wunder also, dass die Widerstandsbewegung im Kampf gegen die Unterdrückung langsam zur ausgewachsenen Rebellion wird.

Die Protagonisten der Geschichte erweisen sich als vielschichtige Figuren, die sich je nach Herkunft, Charakter und sozialem Kontext als Träger von gesellschaftspolitischer Kritik oder als Identifikationsfiguren entpuppen.

Die Zukunft wird in diesem literarischen Werk oft zum Spiegelbild unser Gegenwart.

Die Protagonistin Luz muss auf ihrem Weg durch die Geschichte einige Rückschläge einstecken und führt uns dabei durch eine berührende Coming-of-Age-Geschichte.

Besonders gefallen haben mir die kleinen Psychospielchen, die sich im Buch zwischen dem Poetryslammer und Luz abgespielt haben.

Rena Fischer bedient sich einer gut durchdachten Handlung, denn sie beleuchtet die Motive ihrer Figuren von vielen Seiten. Fischer schreibt nicht fürs schnelle Lesen, sondern zwingt den Leser zur Konzentration, zum permanenten Lesen zwischen den Zeilen und Dechiffrieren ihrer Allegorien.

Als kleine Unterstützung findet der geneigte Leser am Ende des Buches ein Verzeichnis der wichtigsten Personen und ein Sachverzeichnis, in dem unter anderem die Hierarchie der Lichtelben, die Organisationen, Institute und technologische Besonderheiten sowie besondere Elbenbegriffe aufgeschlüsselt werden.



Fazit:

Wow! Das ist wohl der erste Gedanke, der einem nach der Lektüre von "Elbendunkel – Kein Weg zurück" durch den Sinn geht. Rena Fischer schafft es, aktuelle Themen in ihrer Vielschichtigkeit offenzulegen, Charaktere aufzubauen, mit denen man mitempfindet.

Der Roman ist lesenswert – wegen der erfrischenden, unkonventionellen Geschichte, wegen der überraschenden Nuancen in den Beschreibungen von Menschen und gesellschaftlichen Zusammenhängen, und nicht zuletzt wegen des perfekt durchdachten Plots, der bis zum Schluss für Spannung sorgt.

Allerdings ist anzumerken, dass viele Passagen dem Leser höchste Konzentration und Geduld abverlangen. Belohnt wird dieser mit einem Meisterwerk, auf dessen Fortsetzung man sich schon jetzt freuen kann.



Buchzitate:

Am schlimmsten ist es, wenn das, was wir lieben, sich gegen uns wendet, Feind wird, wo es uns doch so vertraut ist.

„Opa hat gesagt, jeder hat Angst. Aber tapfer ist, wer seine Angst ignoriert.“ … Angst ist nur ein Gefühl wie Liebe, Freude, Sehnsucht oder Wut. Sie ist dein Freund, Luz. Sie warnt dich.

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Veröffentlicht am 23.06.2020

Eine fesselnde und zugleich berührende Geschichte

Denn Geister vergessen nie
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Inhalt:

Amy kämpft täglich mit leidvollen Erinnerungen. Sie kann ihren Alltag meist nur noch noch mit großer Anstrengung bewältigen. Als ihre Freunde sie fragen, ob sie nicht Lust hätte, an einem gemeinsamen ...

Inhalt:

Amy kämpft täglich mit leidvollen Erinnerungen. Sie kann ihren Alltag meist nur noch noch mit großer Anstrengung bewältigen. Als ihre Freunde sie fragen, ob sie nicht Lust hätte, an einem gemeinsamen Segeltrip teilzunehmen, zögert sie. Doch dieser Trip könnte eine Ablenkung von ihren düsteren Gedanken sein.

Die Brüder Mian und Jano verbindet weit mehr als Blutsverwandtschaft. Beide nehmen ihre Umwelt hochsensibel wahr. Mians Antennen sind so sensibel wie sein Gemüt. Er hat eine Intuition, die ihm ganz schnell sagt, wenn mit einem Menschen etwas nicht stimmt. Ihm kann man nichts vormachen. Jano wiederum empfindet eine starke Bindung zu Tieren.

Auch Mian wird von seinem Freund Ben zu dem Segeltörn eingeladen. Auch er ist nicht vom ersten Moment an begeistert. Doch als er Amy begegnet, spürt er sofort die tiefe Trauer, die sie ausstrahlt. Mian möchte nichts mehr, als dem Mädchen zu helfen. Eine gemeinsame Zeit auf dem Boot könnte da helfen.



Meinung:

Jessica Koch ist eine Könnerin, die sich stets an schwierige Themen heranwagt. So war meine Vorfreude auf eine weitere, erbauliche Neulektüre groß.

In „Denn Geister vergessen nie“ sucht die Autorin nunmehr nach dem Übersinnlichen.
Eine Gruppe von Freunden begibt sich aus einer spontanen Idee heraus auf einen gemeinsamen Segeltörn.

Wir begegnen hier Collin, einem Jungen, der sich zum Ziel gesetzt hat, endlich eine Freundin zu finden. Sein Augenmerk liegt auf Amy mit dem kummervollem Blick, die immer noch mit den Geistern ihrer Vergangenheit zu kämpfen hat.

Jayden ist bodenständig und nahbar. Ihm gehört das Boot. In Krisensituationen versucht er die Lage zu konsolidieren.

Und dann gibt es noch Mary, über die ich sehr gerne mehr erfahren hätte. Aufgrund ihrer Schwangerschaft kann sie ihren Mann Jayden und seine Freunde leider nicht auf dem Trip begleiten. Gerade sie erschien mir aber von den Figuren mit am interessantesten. Mary wurde in der Vergangenheit in der Schule gemobbt. Wenn sie sich gestresst fühlt, beginnt sie zu stottern. Ich wollte mehr über sie erfahren. Am Ende des Buches erschien ein Hinweis, dass Marys Geschichte in dem bereits erschienenem Buch „Wenn das Meer leuchtet“ ausführlich behandelt wird.

Die Brüder Mian und Jano verbindet ein besonderes Band. Als Mian dem Tode nahe war, haben die Eltern, die durch ihren Job als Entwicklungshelfer schon viel rumgekommen sind, einen folgenschweren Entschluss gefasst. Ein Medizinmann im tiefsten Dschungel sollte den Jungen heilen. Ein Geschenk solch einer Art fordert auch immer einen Tribut. Welche Art von Opfer die Eltern für die Rettung des Kindes letztlich bringen mussten, das wird ihnen erst viel später bewusst.

Das Buch wird in erster Linie aus der Perspektive von Amy und Mian erzählt. Besonders interessant war zu beobachten, wie Mian gemeinsam mit seinem Bruder Jano agiert. Ihre starke Empathie für andere Menschen macht es den Brüdern nicht immer einfach. Nicht selten spüren den sie Hass, die Wut und den Schmerz, den andere Menschen ausstrahlen.

Auf dem Boot müssen die verschiedenen Charaktere miteinander auf kleinstem Raum klarkommen. Es entwickelt sich ein psychologisches Kammerspiel, das zeigt, dass Jessica Koch in der Lage ist, die Leser an die Seiten ihres Buches zu fesseln.



Fazit:

„Denn Geister vergessen nie“ ist der Folgeband zu „Wenn das Meer leuchtet“, kann aber genauso gut als Einzelband gelesen werden.

Der Fokus der Geschichte liegt auf Amy, die einen schweren Schicksalsschalg erleiden musste. Es scheint für sie keinen Ausweg aus der Depression zu geben. Doch dann begegnet das Mädchen den beiden Brüdern Mian und Jano und mit einem Mal zeigt sich ihr das nicht allzu utopische Bild eines Lebens ohne Unglück, Depression und Erschöpfung.

Mit den verschiedenen Erzählebenen gelingt Jessica Koch die Schilderung spannender Geschichten, deren komplexe Verknüpfung langsam zutage tritt. Sie nimmt sich die nötige Zeit, um das vielschichtige Gefüge aus Tragik, Vergangenheit und Übersinnlichem sichtbar werden zu lassen.

Es sind hierbei die oftmals minutiös geschilderten Rückblenden, die das Ausmaß der Ereignisse unterstreichen und Spannung erzeugen.

Neuerung für Fans sind die übersinnlichen fiction-Elemente, die in der - durchaus weltlichen - Geschichte ihren Platz haben.

Lässt man sich darauf ein, wird man mit einer Geschichte belohnt, die nachwirkt.

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Veröffentlicht am 05.06.2020

Vier verschiedene Maltechniken

Das große Aquarell-Praxisbuch - Waldtiere
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Inhalt:

In „Das große Aquarell-Praxisbuch-Waldtiere“ finden sich ca. 50 Motive, die sich thematisch ,passend zum Titel, rund um das Thema Natur/Wald erstrecken. Das Buch beginnt mit einer Einleitung, ...

Inhalt:

In „Das große Aquarell-Praxisbuch-Waldtiere“ finden sich ca. 50 Motive, die sich thematisch ,passend zum Titel, rund um das Thema Natur/Wald erstrecken. Das Buch beginnt mit einer Einleitung, in der die verschiedenen Techniken, der Aufbau einer Motivseite und die benötigten Materialien kurz vorgestellt werden.

Aufgegliedert ist das Buch in vier Abschnitte, denen die jeweils in ihnen vorgestellte Technik als Überschrift vorangestellt ist: Dry-Brush-Technik, Nass-in-Nass-Technik, Fell-Maltechnik und Tusche und Farbe. Am Anfang jedes Kapitels wird die Technik erläutert. Eine kleine Übung hilft, das soeben Erlernte gleich zu vertiefen.

Hierauf folgen allerhand Projekte, die sich vom Schwierigkeitsgrad unterscheiden. Einige Motive wie die Hummel oder das Holzhaus sind extrem realistisch und detailreich gestaltet. Andere, als Beispiele seien hier der Farn oder das Ahornblatt genannt, sollten sogar beim blutigen Anfänger auf Anhieb funktionieren.

Die Projektvorstellung erfolgt auf zwei Buchseiten, ist didaktisch sehr gut aufgebaut, und anschaulich dargestellt. Auf der linken Seite des Buches findet sich eine große Skizze des Motives. Auf der rechten Seite wird die Anleitung präsentiert. Diese beginnt mit einer Überschrift, in der das fertige Bild qualifiziert wird. Direkt darunter wird das Motiv in wenigen Worten und mit dem ein oder anderen Tipp vorgestellt. Es folgt eine Farbpalette, bei der die zu verwendenden Farben benannt werden, so dass ein genaues Nachzeichnen des Bildes möglich ist. Direkt darunter stehen die Materialien, die man für die Umsetzung des Projektes benötigt. Das fertige Motiv wird ebenfalls mit einer dazu passenden peu à peu Anleitung auf der rechten Seite abgebildet.


Aufmachung:

Natürlich ist das Buch optisch sehr ansprechend und liebevoll gemacht. 120 Seiten, ca. 50 Motive und ein großes Buchformat (24,1 x 22,8 cm) sorgen für einige Stunden Malspaß. Die kleinteiligen Anleitungen zu den Übungen sind übersichtlich und wirken motivierend.



Eigene Meinung:

„Das große Aquarell-Praxisbuch-Waldtiere“ ist schon ein Eyecatcher, wenn man im Buchladen darin herumblättert. Der süße Bär, das schöne Waldmotiv – das wollte ich zeichnen. Ein Blick ins Buch verrät, dass das Cover nicht zu viel verspricht. Realistisch wirkende Bilder wechseln sich mit süßen Motiven ab. Es gibt ein breites Schwierigkeitsgrad-Spektrum.

Um auch Anfängern dieses Buch schmackhaft zu machen hat der Verlag mitgedacht. Die Buchseiten bestehen aus hochwertigem Aquarellpapier. Jede Übung beginnt mit einer groben Skizze des Motives, die der Anwender direkt nutzen kann. Ein direktes Malen ins Buch ist gewollt.

Ich selbst zeichne nur ungern ins Buch und habe die Skizze auf mein eigenes Papier übertragen. Auch an die vorgegebene Farbpalette habe ich mich nicht gehalten. Stattdessen habe ich mir eine ähnliche Farbgebung aus vorhandenen Farben zusammengemixt. Angenehm empfand ich, dass hier zwar keine Markenpromotionen erfolgte, aber dennoch erwähnt wurde, welche Pinselgrößen und konkreten Farben hilfreich bei der Umsetzung des Motives sein könnten.

Die Schritt-für-Schritt-Anleitung hilft dabei das Motiv umzusetzen. Wünschenswert, um die Projekte auch Anfängern näher zu bringen, wäre eventuell noch eine entsprechende Bebilderung gewesen, bei der nicht nur das fertige Motiv, sondern auch die einzelnen Schritte gezeigt werden.

Sehr gefallen hat mir, dass hier vier verschiedene Techniken vorgestellt wurden. So lernt der Anwender spielend einfach wie er folgende Praktiken anwenden kann:

- die Dry-Brush-Technik. Hierbei lässt man nach jedem Schritt das Motiv immer erst trocknen, bevor man die nächste Farbe aufs Papier aufträgt

- die Nass-in-Nass-Technik: Hierbei werden die Farben auf nassem Papier aufgetragen. Es kommen schöne Farbverläufe zustande

- die Fell-Maltechnik: Mit kleinen Strichen wird die Fellstruktur eines Tieres/Insekts imitiert

- und die Tusche und Farbe-Technik: Es wird grob gearbeitet. Auf eine schnelle Skizzierung folgt ein rascher Farbauftrag.



Fazit:

In „Das große Aquarell-Praxisbuch“ vereinen sich traumhaft schöne Motive mit einem gelungenen Konzept, das durch Praxisnähe und einem nachvollziehbaren didaktischen Aufbau besticht.

Das Buch ist geeignet für Anfänger oder Fortgeschrittene, die ihre Technik weiterentwickeln möchten.

Zwar hatte ich Methoden wie die Dry-Brush-, Nass-in-Nass-Technik schon häufiger angewendet, doch die Projekte haben geholfen, meine Technik weiter zu verfeinern.

Die Übungen für die Fell-Maltechnik waren sehr lehrreich. Die Tusche und Farbe-Technik hingegen lässt sich für Bilder, die eher "en passant" entstehen, hervorragend nutzen.

Ich empfehle dieses Buch Lesern, die nach erste Erfahrungen bereit sind, nun den nächsten Schritt anzugehen.

Für mich war dieses Buch mit Sicherheit nicht das letzte der Autorin.

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Veröffentlicht am 03.06.2020

Ein düsteres Meisterwerk

Der bittere Trost der Lüge
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Inhalt:

Die mutmaßliche Babymörderin Mary wurde im Alter von neun Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt. Ihr wurde vorgeworfen, das Baby einer Bekannten ihrer Mutter misshandelt und getötet zu haben. ...

Inhalt:

Die mutmaßliche Babymörderin Mary wurde im Alter von neun Jahren zu sechs Jahren Haft verurteilt. Ihr wurde vorgeworfen, das Baby einer Bekannten ihrer Mutter misshandelt und getötet zu haben. Mittlerweile ist sie Teil eines Jugendhilfeprojekts, bei dem straffällige und gewaltbereite Jugendliche resozialisiert werden. Sie trägt eine Fußfessel und darf das Haus gelegentlich verlassen. In der Woche leistet sie fünfundzwanzig Sozialstunden in einem Pflegeheim ab. Dort trifft Mary auf Ted, einem Probanden auf Bewährung, der zu ihrem einzigen Fixpunkt im Leben werden wird. Ted bietet Beistand und Zuflucht. Er versucht nicht, hinter ihre Geheimnisse zu blicken.

In der Wohngruppe hat man sich bis auf Beschimpfungen, Spott und Häme hingegen nichts zu sagen. Prügel und Mobbing gehören zum Alltag. In ihrer generellen Überforderung ziehen sich die Betreuerinnen aus jedem Ärger zurück.

Der Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird endgültig zum Spießrutenlauf, als Mary erfährt, dass sie schwanger ist. Eine Kindsmörderin darf ihr Baby nicht behalten. Sie muss es abtreiben oder nach der Geburt zur Adoption freigeben. Doch Mary möchte nichts lieber, als „die Bohne“, wie sie den Fötus liebevoll nennt, zu behalten. Sie möchte mit ihm und Ted eine Zukunft aufbauen.



Meinung:

Mit „Der bittere Trost der Lüge“, ist das zweite Buch in der neuen All-Age-Sparte des Festaverlages erschienen. Das Buch ist ein Mix aus authentischem Coming-of-Age-Sozialdrama und Milieustudie.

Beginnen wir mit der Protagonistin Mary. Mit fünfzehn Jahren hat das Mädchen ihre Strafe abgesessen. Jeden Tag denkt sie an das, was damals passiert ist. Jede Nacht plagen Mary Albträume. Wenn Mary ihre kurze Jugend resümiert, gibt es nur wenige schöne Erinnerungen. Ihr Stiefvater hat sie jahrelang missbraucht, ihre Mutter ist psychisch erkrankt. Gewalttätigkeit, Putzzwänge, Depressionen, all das lässt sich nur leidlich mit Tabletten eindämmen. Auch an einem normalen Tag wirkt die Mutter überdreht und nicht in der Lage sich mit Problemen auseinanderzusetzen.

Marys Mutter ist kein leichter Charakter. Zwar besucht sie ihr Kind unregelmäßig, und damit zeigt sie sich im Vergleich zu den Müttern der anderen Mitbewohnerinnen der Wohngruppe sogar noch relativ fürsorglich, doch während ihrer Besuche verhält sie sich distanziert. Sie spricht von ihrem nunmehr perfekten Leben, berichtet von ihrem neuen Ehemann, einem reichen Diakon. Sobald Marys Sorgen durchklingen, blockt sie ab. Marys Mutter ist eine scheinheilige Kirchgängerin, die sich als Unsympathin vor dem Herren präsentiert.

Marys Leben war nie ein mit Rosenblättern bedeckter Weg gewesen; die geraubte Kindheit, die lebenslange Scham. Schon früh musste sie lernen, dass sich niemand um sie kümmert, stattdessen musste sie selbst alles tun, um für die Mutter zu sorgen.

Das Buch schafft es, mit dieser realistisch wirkenden Protagonisten zu einer spannenden Charakterstudie zu werden. Die Autorin zeigt ein tiefergreifendes Interesse an der Psyche von Tätern und ihren Opfern sowie an den darin begründeten Ursachen sowie den schwerwiegenden Folgen.

Die Figuren des Buches begegnen sich fast ausschließlich in existenziellen Situationen. Das Buch ist Thriller und Moralstücke in einem. Jenseits von Schwarz und Weiß.

Obwohl Ermittlungen oder verzwickte Handlungen nicht die Hauptrolle spielen, zeichnet die Erzählung eine unglaubliche Spannung aus. Hauptsächlich liegt das an der Genauigkeit, mit der soziale Kontexte der Figuren und ihres Umfeldes mitgeteilt werden.



Fazit:

Tiffany D. Jackson schreibt mit, „Der bittere Trost der Lüge“ ein düsteres Meisterwerk, das Genregrenzen überwindet und eine präzise Charakterstudie darstellt.
Freilich bekommt der Leser nichts geschenkt. Es wird ihm einiges abverlangt: Eine Tour de Force durch ein Dickicht einer beängstigenden Familiendramatik.

Frei von Sentimentalität und Moralisierung legt Tiffany D. Jackson ein Brennglas über das Leben wirklich gestrafter Menschen. Nie nimmt sie ihre Leser bei der Hand und führt sie behutsam und mit direkten Verweisen unterstützend auf die „richtige Spur“. Vielmehr muss - ähnlich wie im wahren Leben - der Leser auch hier selbst über das Geschehen urteilen.

Das Buch ist in vielerlei Hinsicht lesenswert.

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