Die Geheimnisse einer verschworenen Dorfclique drängen unaufhaltsam ans Tageslicht. Unterhaltsamer Inselkrimi vor dörflicher Kulisse
Das KüstengrabEin schrecklicher Autounfall nahm Lea nicht nur die ältere Schwester Sabina, sondern auch einen Teil ihres Gedächtnisses. Lea will sich mit ihren Erinnerungslücken jedoch nicht abfinden und beschließt ...
Ein schrecklicher Autounfall nahm Lea nicht nur die ältere Schwester Sabina, sondern auch einen Teil ihres Gedächtnisses. Lea will sich mit ihren Erinnerungslücken jedoch nicht abfinden und beschließt zurückzukehren, an den Ort des Geschehens.
Poel, die kleine beschauliche Insel, hat sich nicht wirklich verändert und auch die alte Clique von einst, mit der sich Lea bis vor dreiundzwanzig Jahren regelmäßig an einer alten Ruine traf, lebt noch oder wieder dort.
Doch zu ihrer Enttäuschung muss die junge Frau feststellen, dass die Beziehung, die alle einst miteinander hatten, nicht mehr so innig und ungetrübt ist, wie damals vor dem Ende der DDR.
Während die Geschwister Margrethe und Harry noch zu Hause leben, weil ihre alte Mutter krank und bettlägerig ist und Harry sich mit Mike, dem einstigen Anführer ihrer Gemeinschaft überworfen hat, ist der der schüchterne Außenseiter Pierre nun der attraktive Dorfarzt geworden, dem die Frauen reihenweise nachlaufen. Als Lea erfährt, dass Mike mit ihrer ehemaligen, besten Freundin Jacqueline verheiratet ist, ist sie überrascht, denn Jacquelines Traum war es damals gewesen, eine berühmte Schauspielerin zu werden und Poel den Rücken zu kehren.
Lea erfährt von Margrethe, dass sie sich vor ihrem Autounfall mit Sabina getroffen hatte- angeblich ging es um eine Maklerangelegenheit. Doch Lea ahnt, dass mehr dahinter stecken muss. Als Margrethes Mutter sie eindringlich davor warnt, länger in Poel zu bleiben, weil sie um das Leben von Lea fürchtet, ist ihre Neugierde geweckt und sie findet schließlich heraus, dass Sabina bis zu ihrem Unfalltod, auf eigene Faust Ermittlungen in einem Vermisstenfall angestellt hatte. Denn ausgerechnet Leas große Liebe verschwand vor dreiundzwanzig Jahren spurlos von der Insel und kehrte nie zurück. Dessen Eltern glaubten an ein Verbrechen, die Polizei hielt das Verschwinden des jungen Mannes dagegen für eine überstürzte Landflucht.
Kann Lea Licht ins Dunkel bringen und vor allem wird es ihr gelingen, ihre Erinnerungen zurückzubekommen?
Auf der Suche nach einem spannenden Krimi, stieß ich bei einem kirchlichen Bücherflohmarkt auf „Das Küstengrab“ von Eric Berg. Der Klappentext suggerierte eine geheimnisvolle, interessante Story und so wollte ich dem Buch und dem Autor unbedingt eine Chance geben.
Der Roman wird auf mehreren Zeitebenen erzählt und aus der Sicht von Sabina (vor dem Unfall) und Lea (Gegenwart) geschildert. Der Autor erzählt die Geschichte einer Freundesclique, die sich bereits seit Kindesbeinen an kannte. Aber diese Clique hat auch ein Geheimnis und dieses zu ergründen, macht letztendlich den Reiz dieses Krimis aus.
„Das Küstengrab“ ist nicht in der Sparte „Psychoschocker“ einzuordnen, es ist eher ein Krimi der leisen Töne, dem eine gemächliche Gangart des Erzählens anhaftet. Das muss man mögen, auch, dass der Autor die Landschaft und das dörfliche Leben in aller Ausführlichkeit beschreibt. Obwohl ich durchaus ein Faible habe, für die bildhafte Ausdrucksweise die Eric Berg an den Tag legte, muss ich jedoch zugeben, dass der Roman etwa ab der Hälfte einige Längen aufweist. Ab dem Moment, als Lea auf ihre Freunde von einst trifft, tritt die Handlung ein wenig auf der Stelle und die Nebenfiguren fand ich leider nicht facettenreich genug konzipiert, als das mich ihr Schicksal in irgendeiner Form hätte berühren können. Das große Geheimnis hat es jedenfalls in sich und das überraschende Ende des Romans belohnt alle diejenigen Leser schließlich, die sich, bis dato, nicht von den leichten Längen im Mittelteil haben abschrecken lassen.
Wegen besagter Längen habe ich einen Punkt bei meiner Bewertung abgezogen, dennoch ist „Das Küstengrab“ keinesfalls eine Leseenttäuschung für mich gewesen. Schon allein wegen des unvorhersehbaren Showdowns am Ende, empfehle ich diesen Krimi gerne weiter.
Kurz gefasst: Die Geheimnisse einer verschworenen Dorfclique drängen unaufhaltsam ans Tageslicht. Unterhaltsamer Inselkrimi vor dörflicher Kulisse.