Das perfekte Leben anderer
Ich will dein LebenDer Roman: Es ist Sommer und du hältst es zu Hause nicht aus, du kannst deinen kranken Großvater nicht weiter leiden sehen und bist die Streitereien deiner Mutter mit deinem Bruder über das Geld satt. ...
Der Roman: Es ist Sommer und du hältst es zu Hause nicht aus, du kannst deinen kranken Großvater nicht weiter leiden sehen und bist die Streitereien deiner Mutter mit deinem Bruder über das Geld satt. Du flüchtest dich lieber in das perfekte Leben anderer, indem du die Familie im Haus auf den Klippen mit deinem Fernglas beobachtest. Doch ist wirklich alles Gold was glänzt?
Tamsyn ist nicht sonderlich beliebt und hat keine wirklichen Freunde, umso mehr buhlt sie um die Aufmerksamkeit der gleichaltrigen Edie, die so privilegiert ist, dass sie im Haus auf den Klippen mit ihrer wunderbaren Familie leben darf, das Tamsyn so vergöttert. Doch nach und nach wird immer deutlicher, dass Tamsyns Bild der Familie nicht mit der Wahrheit übereinstimmt.
Mein Eindruck: Der Roman spielt im Sommer des Jahres 1986, so etwas wie Social Media oder Handys sucht man in diesem Roman vergeblich, was ihn für mich aber besonders interessant gemacht hat, weil meiner Meinung nach Romane dadurch in gewisser Weise entschleunigt werden. Wir begleiten in den Kapiteln Tamsyns Leben und erfahren viel über ihre Gefühle und Wünsche. Das Buch ist recht stringent und beleuchtet die drei Sommermonate sehr gründlich. Dadurch kommt es auch dazu, dass wir über einige Seiten hinweg Tamsyn bei ihrem Ferienjob begleiten, also bei augenscheinlich langweiligen und belanglosen Handlungen dabei sind, aber mir hat das Lesen von solchen Passagen ebenso viel Spaß bereitet wie das Lesen der spannungsbeladenen Passagen. Ich fand es sehr schön mich nach einem anstrengenden Alltag in Tamsyns Routine zu flüchten und von ihrem Leben und Problemen zu erfahren.
Fazit: Im Gesamten ist dieser Roman sehr „echt“ und unverblümt. Er beschreibt sehr gut, wie das Leben nun mal sein kann und dass jeder sein mehr oder weniger großes Päckchen zu tragen hat. Das fand ich auf der einen Seite unheimlich frustrierend, aber auf der anderen Seite hat mich die Erinnerung daran auch in meinem eigenen Leben zum Nachdenken angeregt. Mir hat das Lesen des Romans große Freude bereitet und ich war am Ende tatsächlich traurig, als es vorbei war und ich das Leben der Figuren nicht mehr weiter verfolgen konnte.
Hätte ich doch nur ein Fernglas und könnte sie aus der Ferne weiter beobachten…