Vom Wind der Veränderung…
Die Krankenschwester von St. Pauli – Tage des SchicksalsNachdem ein Hochwasser ihren Hof zerstörte, folgen Svanjte Claasen und ihre Mutter mit dem jüngeren Bruder ihrem Vater nach Hamburg, der im Gängeviertel eine Unterkunft für sie bekommen hat. Die Umstellung ...
Nachdem ein Hochwasser ihren Hof zerstörte, folgen Svanjte Claasen und ihre Mutter mit dem jüngeren Bruder ihrem Vater nach Hamburg, der im Gängeviertel eine Unterkunft für sie bekommen hat. Die Umstellung ist enorm – statt Weite, Natur und Ruhe, herrscht hier mit Enge und Gedränge ein täglicher Kampf ums Überleben. Nachdem sie ihrem Bruder wiederholt das Leben gerettet hat, wächst in ihr der Wunsch, als Krankenschwester auch anderen helfen zu können.
Durch Zufall macht sie die Bekanntschaft mit den jungen Richard von Harkenberg und Friedrich Falkenberg. In einer Gesellschaft die von Vorurteilen und Unterdrückung der Frau geprägt ist, ermutigen sie beide, ihren Traum zu verwirklichen sowie Weg zu gehen.
Jahre später kann sie die, mit sehr viel Fleiß und Mühe erarbeitete, Ausbildung als Krankenschwester erfolgreich abschließen, eine Anstellung ist in Aussicht, aber es kommt alles anders. Klassenunterschiede sowie eine Cholera-Epidemie werfen ebenfalls dunkle Schatten auf ihre Liebe zu Friedrich…
Gelungen verknüpft die Rebecca Maly reale Ereignisse in Hamburg wie die Choleraepidemie und den Streik der Hafenarbeiter mit der fiktiven Geschichte um Arbeiterkind Svantje Claasen und der Familien von Harkenberg und Falkenberg als Vertreter der gehobenen Klasse. Mich begeistern Bücher, in deren Verlauf die Figuren eine Entwicklung durchlaufen. Während der Senior von Harkenberg an seinem Führungsstil der Unterdrückung und Profitoptimierung festhält und in seinen beiden Kindern nur Schachfiguren für den strategisch erfolgversprechendsten Einsatz sieht, versucht sein Sohn Richard mit innovativen Ideen für mehr sozialere Gerechtigkeit zu sorgen, scheitert jedoch an der sturen Einstellung seines Vaters. Eins wird Richard somit aber klar: dass das für ihn vorgesehene Leben nicht seins ist.
Die Schilderungen der Autorin entführen sehr plastisch in das Hamburg um die Jahrhundertwende, in dem der Zeit der neuen Zeit schon zu spüren ist. Gut dosierte Wendungen bzw. Worte in plaatdütsch runden den Lesegenuss ab.
Mir hat dieses Buch sehr gut gefallen und ich empfehle es gerne weiter. Als Auftakt zu einer Reihe ist „Die Krankenschwester von St. Pauli“ sicher nicht das letzte Buch von Rebecca Maly was ich gelesen habe.