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SofieWalden

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Die Angst vor dem Tod und was man daraus macht

Im Wartezimmer der Unsterblichkeit
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Der Journalist und Fotoreporter Alberto Giuliani macht sich in diesem Buch auf eine sehr persönliche Reise. Als jungem Mann wurde ihm prophezeit, dass er im Alter von 43 Jahren sterben würde und er solle ...

Der Journalist und Fotoreporter Alberto Giuliani macht sich in diesem Buch auf eine sehr persönliche Reise. Als jungem Mann wurde ihm prophezeit, dass er im Alter von 43 Jahren sterben würde und er solle einen Mann aus der Zukunft suchen, der ihm helfen könnte. Ob er dadurch seinem Schicksal entrinnen würde, blieb dabei offen. Wirklich Gedanken darüber hat sich Giuliani nie gemacht, aber als er die 40 überschreitet, kriecht die alte Prophezeiung sozusagen wieder hervor und nimmt sein Denken zu einem doch sehr großen Teil in Beschlag. Und so macht er sich auf den Weg, den geheimnisvollen Mann, der vielleicht 'die Rettung bringt', zu suchen. Die Orte, die er dafür aufsucht, liegen verstreut über die ganzen Welt verteilt und so trifft er auf Projekte, die die Menschen vor dem Sterben bewahren oder gar zur Unsterblichkeit verhelfen sollen. Er besucht unterirdische Bunker für die Allerreichsten unserer Gesellschaft, Wissenschaftler, die geliebte Tiere klonen und dies auch bald mit Menschen schaffen wollen, Firmen, die Körper einfrieren, die in einer weit fortgeschrittenen Zeit mit den dann vorhandenen Möglichkeiten wieder aufgefroren werden und weiter leben sollen. Er besucht ein Institut, das das Genom sämtlicher Menschen einlesen und speichern will, eine Gruppe von Menschen, mit denen eine Simulation des Lebens auf dem Mars durchgeführt wird und noch einige andere, tatsächlich existierende und durch entsprechende Bilder dokumentierte, teils sehr futurische 'Tatsächlichkeiten'. Das alles ist sehr interessant, aber so richtig gut wird es dann, wenn ein Mensch sozusagen aus dem jeweiligen Projekt hervortritt und man dessen ganz eigene 'normale' Geschichte erfährt. Denn letztendlich wird Giulianis Odyssee zu einem Zusammentreffen mit Menschen, wie wir selbst es sind, mit schrägen, manchmal vielleicht schockierenden, wissenschaftliche und moralische Grenzen überschreitenden Ideen. Und das ist es auch, was fasziniert und einen hier auch sehr gut unterhält. Und die Erkenntnis daraus, für Giuliani selbst und auch für uns, die er mitgenommen hat auf diese Reise, ist vielleicht, dass es keine endgültige Erkenntnis gibt und dass das Sterben, heute zumindest, noch dazugehört, zum Leben. So erschließt sich mir zumindest dieses Buch, aber das ist sicherlich bei jedem einzelnen auch anders.
Übrigens und ich hoffe, das sagen zu dürfen, Giuliani wurde 1975 geboren und erfreut sich seines Lebens, im hier und jetzt.

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Veröffentlicht am 25.05.2020

Das Leben ist einfach wie es ist und manchmal soll es anders werden

flüchtig
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Herwig Berger ist um die 60 und Lehrer an einer Schule, seine Frau Maria arbeitet bei der Bank. Die beiden haben sich einst geliebt, leidenschaftlich und voller Genuss. Nach fünf Jahren und einer Fehlgeburt ...

Herwig Berger ist um die 60 und Lehrer an einer Schule, seine Frau Maria arbeitet bei der Bank. Die beiden haben sich einst geliebt, leidenschaftlich und voller Genuss. Nach fünf Jahren und einer Fehlgeburt wurde es dann anders, alltäglich, oberflächlich und von Marias Seite her oft ein Kampf 'dagegen'. Herwigs Versuche, wieder Gemeinsamkeit zu finden, werden weg gestossen und irgendwann ist es einfach ganz viel 'nur im eigenen Leben leben' und halt im selben Haus. Doch dann gibt es eine Entscheidung, Marias Entscheidung und die heißt, die Tür hinter sich zumachen, den Job kündigen, das meiste gemeinsame Geld mitnehmen und gehen, hinaus in die Welt, ohne Plan. Aber Leben muss doch einfach wert sein, ihm diesen Namen auch zu geben. Und Herwig bleibt zurück, besorgt, etwas orientierungslos und dann geht es doch recht gut weiter. Aber das Maria nicht mehr da ist, das bleibt.
Dies ist eine Geschichte, die einfach so dahin fließt, mit Menschen, die das Leben bereichern, Gefühle erzeugen und zu Erkenntnissen führen und die gerade Maria zu sich selbst finden und auch Fehler eingestehen lassen. Da ist eine Menge Erfrischendes, Berührendes und sehr Philosophisches dabei, das auch beim Leser ankommt. Aber dazwischen gibt es auch immer wieder längere Blöcke, die die Stärken des Buches ausbremsen und den Fluss der Geschichte zum Stocken bringen. Ein paar Dinge passen einfach nicht so richtig, aber jeder liest ja letztendlich auch etwas anderes aus einer Geschiche heraus.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Die geheimen Achtzehn ziehen die Strippen, eine spannende Hypothese, oder mehr?

Achtzehn
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Der Radiojournalist Axel Sköld ist für seine besonderen Features im schwedischen Rundfunk bekannt. Mehr wie einmal hat er eine wirklich große Sache aufgedeckt, immer sauber recherchiert immer abgesegnet ...

Der Radiojournalist Axel Sköld ist für seine besonderen Features im schwedischen Rundfunk bekannt. Mehr wie einmal hat er eine wirklich große Sache aufgedeckt, immer sauber recherchiert immer abgesegnet vom ausstrahlenden Haussender und sehr gut angenommen vom Hörerpublikum. Bei seinen neuesten Enthüllungen geht es neben der Waffenindustrie auch um Hinweise bzgl. des Mörders des schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme und einiger anderer mehr oder weniger ungeklärter Todesfälle von Menschen, die dabei waren, sehr gewichtige Dinge an die Öffentlichkeit zu bringen. Die Vorbesprechung beim Sender führt dann allerdings überraschenderweise zum Verbot, diese Dinge im Radio vorzutragen. Axel schafft es auf Umwegen aber doch, die 'zusätzlichen Aspekte' in seinem Feature an den Hörer zu bringen und die Reaktion darauf ist, der Rauswurf. Irgendwo anders bekommt der Journalist keine Arbeit mehr, dafür wird gesorgt und er bereut es bereits, sich so über die Vorgaben hinweg gesetzt zu haben. Doch dann erhält er von privater Seite den Auftrag, weiter zu ermitteln und er wird dafür zudem noch richtig gut bezahlt. Dass, was er dabei herausbekommt, gefällt allerdings gewissen Leuten gar nicht und so werden sie aktiv. Ihre Macht ist groß und Axels These von einem geheimen Bund, der die Fäden zieht im Staate, scheint pure Realität zu sein. Und was dann passiert, ist ein Spiel auf Leben und Tod, auch wenn der Journalist lange braucht, um dies zu begreifen, vielleicht sogar schon zu lange, für ihn selbst und die Menschen, die er unbedarfterweise mit hinein gezogen hat, in diese Geschichte.
Axel Sköld ist ein guter Journalist, aber vernünftig und bereit, ihm vorgegeben Grenzen zu akzeptieren, das ist er nicht. Bei seinen Ermittlungen hat sich ein kleiner Trupp redlicher Menschen an seine Seite gestellt, sympathisch und durchaus eigen, wie er selbst. Das Hintergrundszenario des Romans ist auf die ein oder andere Weise sicherlich schon in manchem Thriller zum Tragen gekommen, aber das ist eigentlich auch nicht so wichtig, denn diese Geschichte ist richtig spannend. Am Anfang geht alles noch ruhig und eher wenig spektakulär vonstatten. Aber dann nimmt das Geschehen Fahrt auf und letztendlich kommt es zum großen Showdown, mit einer ordentlichen Portion Aktion und Atem anhalten, von Seiten der Leser, genau wie es sich für das Genre Thriller gehört. Ob das Ende dann jeder mag, wird sich zeigen. Aber man kann auf jeden Fall sagen, die Sache kommt ziemlich real herüber. So könnte es wohl gewesen sein, wenn es denn keine Geschichte wäre.

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Veröffentlicht am 14.05.2020

Ein US-Broker aus einer anderen Welt landet in der Realität von Trumps Amerika

Willkommen in Lake Success
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Barry ist Broker, einer von denen, die nur in mehrstelligen Millionenbeträgen denken und danach handeln. Doch dann kommt es zum Bruch, im familiären Gefüge und auch im beruflichen Bereich ist der Supergau ...

Barry ist Broker, einer von denen, die nur in mehrstelligen Millionenbeträgen denken und danach handeln. Doch dann kommt es zum Bruch, im familiären Gefüge und auch im beruflichen Bereich ist der Supergau nicht mehr weit. Spontan steigt er in einen Überlandbus und macht sich auf den Weg zu seiner großen Jungensliebe. Das Roadmovie durch die USA der weiten Landflächen, des nicht nur subtilen Rassismus, der politischen Haltung des kleinen Mannes und des Mühlsals der armen Bevölkerung beginnt und führt zu erstaunlichen Erkenntnissen, bei Barry, dem Mann aus kleinen Verhältnissen, der es 'geschaftt hat' nach ziemlich weit oben.
Das Buch behandelt auf seiinem Weg durchaus ernsthafte Themen, aber auf eine so humorvolle, literarisch fein beschriebene Art, dass man sich erst im Nachklingen einer ordentlichen Portion Tiefgang bewusst wird. Aber das ist ja absolut nichts schlechtes und mal ganz einfach betrachtet, dieser Roman ist es einfach richtig gute Unterhaltung.

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Veröffentlicht am 25.04.2020

Ein Vater und sein Sohn, ihre tiefe Trauer und die Wand, die durchbrochen werden muss

Pandatage
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Vor einem Jahr haben Danny und sein Sohn Will ihren allerliebsten und allerwichtigsten Menschen verloren, Liz. Die Ehefrau bzw. Mutter der beiden ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Danny und ...

Vor einem Jahr haben Danny und sein Sohn Will ihren allerliebsten und allerwichtigsten Menschen verloren, Liz. Die Ehefrau bzw. Mutter der beiden ist bei einem Autounfall ums Leben gekommen und Danny und Will sind noch immer unendlich traurig, aber nicht miteinander, sondern jeder für sich allein. Will saß damals mit im Auto und war viele Tage bewusstlos und als er dann wieder aufgewacht war, hat er einfach nicht mehr gesprochen. Sein Vater hofft natürlich, dass er wieder anfängt zu reden, aber bisher ist dies nicht geschehen. Danny ist Bauarbeiter und arbeitet sehr viel, denn man braucht ja nun mal Geld zum Leben, aber irgendwie rennt er auf diese Weise auch vor seiner eigenen Trauer und den Problemen mit seinem Sohn davon. Und dann wird er eines Tages entlassen. So sehr er auch versucht, wieder einen Job zu bekommen, es scheint hoffnungslos und mit der Miete ist er auch schon im Rückstand, was seinem unangenehmen Vermieter so gar nicht gefällt. In seiner Hoffnungslosigkeit ersteht er ein billiges Pandakostüm und versucht in einem Park, in dem schon andere Straßenkünstler ihr Können zur Schau stellen und damit durchaus gutes Geld verdienen, seine eher bescheidenen Tanzkünste zum Besten zu geben. Er verdient damit sehr wenig und als er sich, ziemlich verzweifelt, auf einer Bank ausruht, sitzt plötzlich sein Sohn Will neben ihm. Der sucht einfach ein bisschen Gesellschaft. Dass sein Vater unter dem Pandakostüm steckt, weiß er natürlich nicht, denn Dany tut zuhause so, als wenn er sich weiterhin jeden Tag zu seinem Job auf der Baustelle aufmachen würde. Da sitzen die beiden nun und plötzlich sagt sein Sohn einfach 'hallo', zu dem traurigen Panda, der da neben ihm sitzt. Dany ist geschockt und glücklich zugleich. Sein Sohn spricht, aber eben nicht mit ihm, seinem Vater. Aber genau das soll jetzt wieder passieren. Dafür will Dany einfach alles tun.
Eine sehr anrührende Geschichte ist das, über einen Vater und seinen Sohn, über ganz viel Wortlosigkeit, über Trauer und dem Davonlaufen vor deren gemeinsamer Verarbeitung. Aber dann endlich, durch die schrägen Skurrilitäten, die das Leben so mit sich bringt und einigen richtig tollen Freunden rechts und links des Wegs, ist aufeinander zugehen angesagt und dazu ganz viel Wahrhaftigkeit, die dann aber auch ausgesprochen werden muss.
Irgendwie ist da die ganze Zeit ein Lächeln, das einen im Inneren durch dieses Buch begleitet, auch wenn es wirklich nicht immer lustig ist, was in Danny und Wills Alltag so abläuft und ob es am Ende ein Happy End gibt, das ist wirklich gar nicht so sicher. Und was ist schon ein Happy End? Manchmal ist weniger ja mehr, aber ich verrate natürlich nichts.
Also einfach selber lesen und ich wünsche eine 'Pandamäßig' gute Zeit.

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