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Veröffentlicht am 21.06.2020

Die Tribute von Panem X - Das Lied von Vogel und Schlange

Die Tribute von Panem X. Das Lied von Vogel und Schlange
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Handlung:
Die zehnten Hungerspiele stehen bevor. Und erstmals werden den Tributen Mentoren zur Seite gestellt, die diesen tatkräftig zur Seite stehen sollen. Nicht nur bei der Vorbereitung, sondern die ...

Handlung:
Die zehnten Hungerspiele stehen bevor. Und erstmals werden den Tributen Mentoren zur Seite gestellt, die diesen tatkräftig zur Seite stehen sollen. Nicht nur bei der Vorbereitung, sondern die Mentoren sollen ebenfalls helfen, dass die Zuschauer die Spiele mit mehr Interesse verfolgen.
Der 18-jährige Coriolanus Snow erhofft sich noch ganz anderes von den Hungerspielen und seiner Aufgabe als Mentor. Für die bekannte und mächtige Familie Snow sind die besten Zeiten vorüber und sie bangen um ihre Zukunft. Mithilfe seiner Aufgabe hofft Coriolanus nicht nur, dass er am Ende mit dem siegreichen Tribut dasteht, sondern auch einen Erfolg für seine Zukunft.
Doch seine Chancen scheinen schlecht zu stehen. Corionlanus bekommt Lucy Gray zugeteilt, die weibliche Tributin aus Distrikt 12. Sie kann singen, aber nicht kämpfen. Coriolanus muss die Sache geschickt angehen, um überhaupt eine Chance zu erhalten, denn jede falsche Entscheidung trägt weitreichende Folgen. Und so wütend der junge Snow anfangs über die Wahl seines Tributes ist, desto mehr erkennt er, dass Lucy Gray einen gewissen Charme hat.

Meinung:
Das Cover ist schlicht und schick. Ein schwarzer Hintergrund, lediglich durch die weiße Schrift und die goldenen Details entstehen Auflockerungen. Das goldene X wurde mit einer Schlange und einem Vogel in derselben Farbe verziert und vereint dadurch die Elemente des Untertitels. An sich finde ich das Bild recht stimmig und passend, vielleicht wäre es noch einen Tacken schöner gewesen, wenn die Schriftfarbe des Namen der Autorin, sowie des Untertitels ebenfalls in einem goldenen Farbton gewesen wäre. Oder zumindest in einer aufregenderen Farbe, die noch einen Hauch von Extravaganz hereinbringt. Genau das würde nämlich zu Coriolanus Snow und Lucy Gray passen. Ansonsten ein stimmiges Bild und bei einem solch bekannten Titel braucht es eigentlich auch nicht mehr, um die Aufmerksamkeit zu erregen.

Erstmals von den Tributen von Panem gehört habe ich durch eine Freundin. Wir sind dann zusammen zum zweiten Teil der Reihe ins Kino, der Film hat mir gefallen und daraufhin habe ich die drei Bände gelesen und natürlich auch die anderen Filme geschaut. Mittlerweile weiß ich gar nicht mehr, wie oft ich die Geschichten von Katniss und Peeta schon gelesen habe. Und daher war mir direkt klar, dass ich diesen neuen Band, der sich um den jungen Snow dreht, ebenfalls lesen möchte.
Mir war das große Glück vergönnt, dass ich das Buch bei einer Buchverlosung bei Lovelybooks gewonnen habe. Und das bei über 1000 Bewerbungen. Ich habe mich dementsprechend riesig gefreut und konnte es kaum erwarten, endlich selbst mit dem Lesen zu beginnen!

Ich finde, dass eine deutliche Weiterentwicklung bei der Sprache zu sehen ist. Sie war schon immer gut und leicht lesbar, aber bisher recht einfach gehalten. Ich bin der Meinung, dass sie diesmal anspruchsvoller ist und viel detailreicher ist. So gibt es für den Leser mehr Informationen und es wird stärker in die Tiefe gegangen. Nicht nur bei den Informationen rund um die Hungerspiele, sondern auch auf menschlicher Ebene gibt es mehr Abgründe, die sich teils eröffnen.

Nur ganz selten gab es eine stimmungsvolle Szene, in der man in irgendeiner Weise einen emotionalen Bezug zu den Geschehnissen oder den Protagonisten erhielt. Meist wird die Handlung in einer nüchternen und ernsten Sprache wiedergegeben, die zwar Gefühle von Coriolanus beschreibt, welche mich aber nie erreicht haben. Dafür war mir sein Charakter nicht sympathisch genug und stets hatte ich im Hinterkopf, wie seine Darstellung in den anderen Büchern ist.
Ich finde, dass genug Platz für ein bisschen mehr Emotionalität und Gefühlt gewesen wäre. Im Überfluss wäre es auch nicht passend gewesen, aber so war es mir zu wenig. Ich konnte nicht richtig mitfiebern und habe keinen Charakter auch nur ansatzweise ins Herz geschlossen.

Ich bin der Meinung, dass manche Szenen gerne ein wenig kürzer hätten ausfallen können. Gerade das letzte, dritte Buch finde ich etwas langweilig und es hatte für mich ein paar Längen. Ich habe gemerkt, dass ich diesen letzten Part, bis auf die letzten, finalen Seiten, nicht mehr mit so viel Interesse wie die anderen gelesen habe. Öfters habe ich mich gefragt, inwiefern das für den Fortgang der Handlung wichtig ist und ob jede Szene wirklich nötig war. Ein paar Kürzungen wären hier gut gewesen.

Bereits bevor ich mit dem Lesen begonnen habe, habe ich irgendwo gelesen, dass es allerhand Hintergrundinformationen über die Hungerspiele geben wird. Und genau das ist auch eingetreten. Man kann den ganzen Zusammenhang der Hungerspiele viel besser verstehen und es war interessant, in den Kopf eines Kapitol-Bewohners zu schauen und zu erfahren, was er über die Kriege, die Politik und die Distrikte denkt. Diesen Blick kennt man bisher nur von den Bewohnern der Distrikte und man kann sich eine andere Meinung bilden und erhält einen breiteren Blick auf die Denkweise der Bevölkerung.
Zudem fand ich es interessant, wie sich die Hungerspiele in knapp 60 Jahren geändert und entwickelt haben. Wie sie anfangs noch ursprünglich und einfach abgehalten wurden und mit welchem Aufsehen und welcher Reichweite sie viele Jahre später stattgefunden haben.
Außerdem haben mir die Blicke hinter die Kulissen gefallen, sei es über die Planung, die Ziele der Spielleiter oder das Einführen neuer Regeln. Die Hungerspiele sind für mich noch komplexer geworden und es gab mal eine Sicht aus einem anderen Blickwinkel.

Das Setting hat mir ebenfalls bis auf eine Ausnahme gut gefallen. Es war meist mit klaren Worten gezeichnet und ich konnte mir viele Örtlichkeiten ziemlich genau vorstellen. Gerade das Kapitol mit den verschiedenen Gebäuden strahlte etwas besonderes und extravagantes aus, ich bin gerne mit Coriolanus durch die Straßen gewandert.
Was ich etwas schwierig fand war die Darstellung der Arena. Ich konnte damit nur bedingt was anfangen. Die allgemeine Form war für mich gut vorstellbar und war auch leicht beschrieben. Doch die Details die noch hinzukommen, seien es Barrikaden oder ähnliches waren schon schwieriger. Das war alles etwas zu üppig und viel, mir wurde die Dimension der Arena zu groß. Mit dieser Darstellung bin ich nicht so zufrieden und finde, dass es durchaus ein paar Schwächen gibt. Und da ich den Vergleich zu den 74. und 75. Hungerspielen habe, muss ich sagen, dass mir die Be- und Umschreibung der Arenen dort deutlich besser gefallen hat. Sie wirkten begrenzter und nicht so umfassend und riesig.

Einerseits finde ich, dass die Protagonisten unglaublich interessante Charaktere haben und sehr komplex sind. Man weiß nie genau, was sie folgend für Handlungen und Aussagen vornehmen werden. Andererseits fehlen mir einige Emotionen. Zwar hat unter anderem Lucy Gray einige Momente, in denen sie nah am Wasser gebaut ist, doch ich kann nicht mitfühlen. Dafür fand ich zu schwer einen Zugang und ich konnte mich mit keinem so recht anfreunden. Was ich wirklich schade finde, für mich gab es keinen Charakter, der in diesem Zusammenhang mal aus der Reihe fällt und zu dem man eine Bindung aufbauen kann.
Coriolanus ist sehr interessant. Immerhin sieht man den späteren Präsidenten Snow hier in einem jugendlichen Alter und ich war gespannt darauf, ob er hier genauso schonungs- und gefühlslos auftritt wie in den späteren Bänden. Und ich muss sagen, dass eine Ähnlichkeit vorhanden ist. Er wirkt durchtrieben und macht sich eindeutig die Welt so, wie es ihm gefällt. Er ist von sich selbst eingenommen und oft muss ich über sein Auftreten schmunzeln, oft aber auch den Kopf schütteln. Coriolanus hat eine Art an sich, die ihn unsympathisch macht und zeigt, dass man sich vor ihm hüten muss. Nur ganz selten hat er einige Minuten, wo man eine ehrliche, aufrichtige Seite sieht, bevor er sich wieder in sein altes Ich verwandelt, welches weiß, wie er Menschen für sich gewinnt. Insgesamt finde ich seine Darstellung unglaublich interessant, er ist für mich nicht sympathisch, aber hat ein komplexes Wesen, dass Coriolanus zu etwas besonderem macht.

Fazit:
Ich habe sehr auf das Buch hingefiebert und hatte große Erwartungen. Nicht nur, weil mir die drei anderen Bände sehr gut gefallen haben, sondern auch weil das Buch schon einen großen Hype erfahren hat. Und ich hatte viele kurze Meinungen gelesen, die ziemlich positiv sind. Leider bin ich ein wenig enttäuscht. Das Buch ist nicht schlecht. Aber auch nicht richtig gut. Dafür fehlt mir ab und an ein bisschen was, seien es Emotionen oder eine bessere Umschreibung der Arena. Und ab und an entstanden leider im dritten Buch ein paar Längen, die mich auf das Ende hinfiebern lassen haben, damit die Handlung endlich zu einem Punkt kommt.
Das Buch ist wahrlich nicht schlecht und hat seinen ganz eigenen Reiz. Gerade die ganzen Hintergrundinformationen zu den Hungerspielen oder der spannende Charakter von Coriolanus Snow sind es wert, den Roman zu lesen. Aber es ist halt leider nicht perfekt und steht meiner Meinung nach eindeutig als Letztes in der Reihe der vier Panem-Bücher.

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Veröffentlicht am 12.06.2020

Die 100 - Tag 21

Die 100 - Tag 21
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Handlung:
Es wurde immer angenommen, dass die Erde komplett unbevölkert von Menschen ist. Das die Nuklearkatastrophe alles menschliche Leben ausgelöscht hat. Bis die 100 Jugendlichen auf der Erde von Erdgeborenen ...

Handlung:
Es wurde immer angenommen, dass die Erde komplett unbevölkert von Menschen ist. Das die Nuklearkatastrophe alles menschliche Leben ausgelöscht hat. Bis die 100 Jugendlichen auf der Erde von Erdgeborenen überfallen werden. Die Mitglieder der Gruppe haben unterschiedliche Ansichten, manche möchten Kontakt knüpfen, andere wollen Rache ausüben. Wells widmet sich dieser Aufgabe, will wieder Ruhe in die Gruppe bringen und zu einem vernünftigen und durchdachten Handeln anregen.
Währenddessen sucht Bellamy immer noch verzweifelt seine Schwester, nun kommt die Angst hinzu, dass die Erdgeborenen sie als Geisel genommen haben könnten. Clarke ist sich ihrer Gefühle nicht sicher und versucht genauso wie Wells, innerhalb der Gruppe zu vermitteln. Und sie ist es auch, die Kontakt zu den Erdgeborenen aufnehmen möchte. Und dabei entdeckt sie ein Geheimnis, welches unmöglich erscheint.
Auf den Raumschiffen herrscht zur selben Zeit noch immer Panik, langsam geht der Sauerstoff aus. Ein jeder möchte überleben, doch das wird nicht möglich sein...

Meinung:
Ich glaube mich zu erinnern, dass mir schon das Cover zu Band eins nicht so richtig gefallen hat. Und genau das setzt sich auch hier fort. Mir gefällt die Schrift, auch mit ihren Farben. Und am unteren Rand ist eine schöne Abbildung einer weiten Landschaft zu sehen, auch damit kann ich mich gut anfreunden. Doch das restliche Bild ist mir zu düster und grau. Es fallen Menschen vom Himmel, alle sind in dunkle Farben gekleidet und gleichen sich. Ich kann zwar nach dem Lesen einen ungefähren Zusammenhang erkennen, doch trotzdem wirkt das Bild merkwürdig. Es hat etwas grusliges, dass die Menschen ohne Kontrolle herunterfallen oder in der Schwebe hängen. Nur anhand des Covers würde ich das Buch tatsächlich nicht in die Hand nehmen, es weckt einfach nicht mein Interesse.

Wie ich schon in meiner Rezension zu Band eins erwähnt habe, hatte ich vor ein paar Jahren die ersten zwei-drei Staffeln gesehen, welche mir ganz gut gefallen haben. Danach habe ich aufgehört die Serie zu schauen, mir wurde die Handlung zu abstrus und immer wieder tauchten neue Völker auf der Erde auf. Mein Interesse an der Serie war weg, trotzdem wollte ich die Bücher irgendwann mal lesen. Den ersten Band habe ich im Februar gelesen, nun wurde es Zeit für den zweiten Teil.

Die Schreibweise war einfach und locker lesbar. Ich bin schnell durch die Handlung gekommen und hatte das Buch innerhalb von ungefähr drei Tagen ausgelesen. Man merkt, dass der Schreibstil auf ein jugendliches Publikum zugeschnitten wurde, die mal eben eine schnelle Lektüre lesen wollen, die nicht zu anspruchsvoll ist und ablenkt. Aber auch anhand des Alters der meisten Protagonisten, mit allen Problemen und Wünschen lässt sich erkennen, dass hier vor allem eine jugendliche Zielgruppe angesprochen wird. Fachbegriffe oder mir unbekannte Worte wurden gar nicht genutzt, höchstens die Szenen, die auf dem Raumschiff spielen sind etwas anspruchsvoller und geben am meisten Platz, um die eigene Fantasie zu nutzen.

Auch in diesem Teil gibt es eine Aufspaltung der Handlung. Der größere Teil findet auf der Erde statt, man begleitet die 100 auf ihren Abenteuern und entdeckt mit ihnen die Welt neu.
Einige Abschnitte des Buches widmen sich wieder dem Leben im Weltall. So entsteht eine interessante Mischung, beide Gruppen haben mit Problemen zu kämpfen und man hat die Möglichkeit, in die Köpfe verschiedener Protagonisten zu schauen.

Das Setting der Erde ist einfach traumhaft. Ganz viele Orte kann ich mir mit strahlenden Farben vorstellen, auch wenn es manche Pflanzen oder Bäume so nicht gibt. Trotzdem wurden sie mit wenigen Worten exakt und bildhaft beschrieben und waren gut vorstellbar. Auch das Camp der Gruppe hatte eine besondere Ausstrahlung, es wirkte nicht sonderlich einladend, aber interessant und abenteuerlich. Im Grunde spielt die Handlung durchweg in der freien Natur, nur selten befindet sich ein Protagonist in einem teils oder vollkommen geschlossenen Raum. Mir gefällt es auch bei diesem Teil, wie fasziniert die Jugendlichen von der Erde sind, auch wenn man merkt, dass sie nun schon einige Tage auf der Erde sind und die anfängliche Begeisterung und Ehrfurcht langsam abflaut.
Und dann gibt es noch einige Szenen, die im Weltall stattfinden. Mir fällt es immer noch schwer, mir das Raumschiff genau vorzustellen. Hier hilft es mir wirklich weiter, dass ich die Serie vor einige Zeit gesehen habe und mir die Darstellung des Raumschiffs im Gedächtnis geblieben ist. Doch die Dimension dessen, die Größe davon ist absolut nicht greifbar und vorstellbar.

Auch diesmal werden wieder verschiedene Erzählperspektiven angewandt. Anhand von vier Personen werden die Ereignisse beschrieben, wobei sich ein Protagonist im All befindet, die anderen drei gehören zu den 100, die auf die Erde geschickt wurden. So entsteht ein breites Bild mit verschiedenen Sichtweisen und man erhält einen kleinen Einblick in das Leben auf dem Raumschiff.
In die Kapitel eingeflochten wurden immer mal wieder kleine Rückblicke in die Vergangenheit. So konnte man nicht nur Situationen besser verstehen, sondern es entsteht auch ein Bild, wie das Leben im Weltall vor ein paar Jahren aussah, bevor einhundert Jugendliche auf die Erde geschickt wurden.

Wie ich schon erwähnt hatte wendet sich das Buch eher an eine jugendliche Zielgruppe. Ich mochte die Geschichte an sich recht gerne und fand auch, dass die Protagonisten im Vergleich zu Band eins etwas reifer und erwachsener geworden sind. Trotzdem waren sie mir noch immer zu blauäugig und leichtgläubig. Mir fehlte ein gewisser Ernst, der in solch einer Situation eigentlich aufkommen müsste. Dieser ist nur in einem geringen Maße vorhanden, teils sind mir die Jugendlichen zu naiv. Es wurden einige Themen angesprochen, die den einhundert auf dem Herzen liegen und die auch für jugendliche Leser interessant sein könnten.
Mir stand in diesem Teil das gegenseitige Gefallen und die Liebe zu sehr im Vordergrund. Manche kürzen ihre Kleidung um zu gefallen, andere kämpfen innerlich die ganze Zeit mit ihren Gefühlen. Irgendwie fand ich das unpassend, sie haben mit ganz anderen Problemen zu kämpfen und hadern zu oft mit ihren Empfindungen für andere Personen. Mir waren diese Liebeleien zu oberflächlich und einfach. Zwar mag es bei Jugendlichen so zugehen, trotzdem passt es für mich nicht zu dem eigentlichen Thema des Buches.

Von den Grundzügen haben mir die Protagonisten recht gut gefallen. Sie hatten lebendige und abwechslungsreiche Züge, hatten unterschiedliche Interessen und setzten sich dafür ein. Doch das Miteinander empfand ich durchweg merkwürdig. Es gibt einige gute Ansätze, in denen ein normaler Umgang herrscht, doch meist fällt dieser recht oberflächlich aus. Wenn ein Protagonist einmal etwas sagt, ändert er nur sehr selten seine Meinung. Es lässt sich kein Verstehen von Argumenten erkennen und eine mögliche Meinungsänderung aufgrund von guten und verständlichen Aussagen gibt es nicht. Manche Protagonisten wollen einfach nicht die Meinung anderer verstehen oder wenigstens darüber nachdenken. Das alles hat es mir erschwert, die Protagonisten als sympathisch einzustufen oder irgendeine Art von Bindung zu ihnen aufzubauen.
Zudem gibt es auch in diesem zweiten Band wieder einige kleine Kämpfe darüber, wer in der Gruppe das Sagen hat. Immer noch versuchen manche die Macht an sich zu reißen und verstehen nicht, dass nur durch ein Miteinander ein Überleben möglich ist. Ein wenig mehr Einsicht und Reife wären angebracht gewesen.

Fazit:
Auch dieser zweite Band hat kleine Fehler und ist nicht perfekt, trotzdem bietet er sich als Lektüre für zwischendurch an. Und aus diesem Grund werde ich mir in Zukunft auch noch die restlichen beiden Bände zulegen, man kann beim lesen gut abschalten und die Geschichten sind nicht zu anspruchsvoll. Sie lassen sich locker flockig weglesen und haben ihren eigenen Charme.
Noch immer gefällt mir die Idee der Autorin und ich finde, dass ihr die Umsetzung stellenweise sehr gut gelungen ist. Bei mir hat es diesmal vor allem an den Protagonisten gehapert, die mir für eine Geschichte mit solch ernstem Hintergrund zu verliebt und voller Gefühle waren. Dadurch entstanden wieder Dramen, die nicht hätten sein müssen. Mit der Zeit hat mich das richtig gestört und ich hatte das Gefühl, die eigentliche Mission auf der Erde tritt in den Hintergrund. Im nächsten Teil gerne wieder mehr davon und ich kann auch eine bessere Bewertung aussprechen.

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Veröffentlicht am 06.06.2020

Der Turm aus Licht

Der Turm aus Licht
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Handlung:
Im Jahr 1270 reist der Baumeister Gerhard nach Freiburg, um dort eine prächtige neue Kirche zu bauen. Mit knapp 30 Jahren ist er erstmals komplett für den Bau und die Planung zuständig und will ...

Handlung:
Im Jahr 1270 reist der Baumeister Gerhard nach Freiburg, um dort eine prächtige neue Kirche zu bauen. Mit knapp 30 Jahren ist er erstmals komplett für den Bau und die Planung zuständig und will seine Aufgabe würdevoll und mit wenigen Problemen erfüllen. Doch kann ihm das wirklich so gelingen?

Nach einigen Jahren ohne Tätigkeit an der Kirche übernimmt Meister Heinrich 1299 den Weiterbau. Und er will sich einer ganz besonderen Aufgabe widmen: den schönsten Turm auf Erden zu bauen, nach Vorlage des großen Erwin von Steinbach. Nicht alle Bürger der Stadt sind von diesem Wunsch begeistert und äußern Klagen. Werden am Ende genügend finanzielle Mittel, als auch Unterstützer dieses Vorhabens da sein?

Ungefähr im Jahr 1318 schließt sich auch der junge Bildhauer Josef der Gruppe rund um den Freiburger Münster an. Viele neiden ihm sein Können, die Skulpturen lebensnah und authentisch zu gestalten. Darunter auch Personen im eigenen Lager...

Meinung:
Schon der erste Blick auf das Cover macht deutlich, dass es sich bei diesem neuen, 800 Seiten starken Buch von Astrid Fritz um einen historischen Roman handelt. Die Farben sind nicht zu auffällig und changieren in verschiedenen beige Nuancen. Es gibt einige kleine Hingucker, besonders natürlich die Schrift, welche mit einem goldenen Farbverlauf ausgestattet wurde. Als zweites Highlight dient für mich die Kirche, bei der ich mir denke, dass es sich hierbei um den Freiburger Münster handelt. So kann man sich von dem imposanten Bauwerk ein erstes Bild machen und auch während des Lesens habe ich immer wieder darauf geschaut und mir so einiges besser vorstellen können.
Zu beiden Seiten des Buches sind noch einige Blumenranken zu sehen, die wunderbar altmodisch daherkommen und genau in die Handlungszeit des Buches, das 13. und 14. Jahrhundert, passen. Als einziges modernes Element dient eine Art Wasserspeier, welcher sich so tatsächlich an dem Gebäude finden lassen könnte.
Insgesamt finde ich das Cover für einen historischen Roman sehr gelungen, es verbindet nostalgische Elemente mit moderneren. Zudem bietet es verschiedene kleine Eyecatcher und zieht dadurch die Aufmerksamkeit auf sich.

Ich habe von der Autorin bereits einige Bücher gelesen, die mir allesamt gut gefallen haben. Es werden stets spannende und realitätsnahe Geschichten erzählt, die einen ganz besonderen Reiz ausüben. Und daher war es für mich ein Muss, auch diesen neuen Roman zu lesen. Ich war richtig gespannt auf das knapp 800 Seiten starke Buch und habe dieses im Zusammenhang einer Leserunde bei Lovelybooks lesen dürfen. Auch hier möchte ich mich dafür noch mal kurz bedanken, nicht nur für das Exemplar, sondern auch die sehr angenehme und mit interessanten Diskussionen gespickte Leserunde!

Als ich das Buch erstmals selbst in der Hand gehalten habe, war ich etwas baff. Mir war bewusst, dass es sich hier um einen kleinen Brocken handeln wird, so ein Buch selbst in der Hand zu halten ist dann immer noch mal eine andere Nummer.
Und auch als ich das Personenverzeichnis entdeckt habe, blieb mir etwas die Spucke weg. Dieses erstreckt sich auf gut zehn Seiten, wird dabei in die drei Bücher unterteilt. Mein Tipp hierfür: lest euch im Vorhinein immer nur die Personen durch, die in dem jeweiligen Buch vorkommen. Ansonsten ist man schnell etwas überfordert und es besteht die Gefahr, Protagonisten durcheinanderzubringen. Mir hat das wirklich sehr geholfen und ich hatte nur wenige Probleme damit, Personen wiederzuerkennen oder sie mir zu merken.

Wie ich gerade erwähnt habe, es erfolgt eine Unterteilung in drei Bücher. Ein jedes hat ein Titelblatt, wo nicht nur ein Titel des folgenden vermerkt ist, sondern auch der Handlungszeitraum. Das fand ich sehr passend, so kann man sich bereits einen ersten Eindruck erschaffen, wie viele Jahre in den nächsten Kapiteln vergehen. Außerdem vergeht auch zwischen den Büchern ein wenig Zeit und diese kann man sich so besser vor Augen halten.

Es herrscht von der ersten bis zur letzten Seite ein äußerst angenehmer Schreibstil, der zum weiterlesen verleitet. Es wurde eine Ausdrucksweise gewählt, die der damaligen Zeit etwas angepasst wurde und den Leser so gedanklich in die Handlungszeit reisen lässt. Ich mochte diese Art der Erzählung gerne, gleichzeitig habe ich dadurch mehr Zeit beim Lesen gebraucht und mich am Ende gut eine Woche mit dem Roman beschäftigt.
Es gibt viele Erzählstränge, die manchmal nebeneinanderher laufen, oft ineinander greifen und sich verbinden. Auch dadurch ist ein aufmerksames Lesen angebracht, um keine Information zu verpassen und um einen allgemeinen Überblick zu behalten. Anhand dieser breitgefächerten Erzählsituation trifft man auf Menschen unterschiedlicher Stände, mit verschiedenen Meinungen und Gedanken zum Kirchenbau.
Manchmal war mir die Lösung von Konflikten etwas zu einfach und leicht. Es wurden mal eben Entscheidungen getroffen, die nicht immer gut überlegt wurden. Protagonisten haben sich plötzlich geändert, ohne das es dazu erklärende Worte gibt, obwohl sich ein Teil der Handlung immer wieder um diese zwischenmenschlichen Probleme gedreht hat. Das war mir zu schnell und einfach gelöst, zumal es nur selten Kompromisse gab, sondern recht plötzlich wieder heile Welt geherrscht hat.

Ich bin der Handlung mit viel Interesse gefolgt, spannungsreiche Momente waren eher rar gesät. Es gibt einige Ansätze, wo man merkt, dass jetzt ein neuer Wind weht und die Karten neu gemischt werden. Doch im Grunde hat die Geschichte einen ruhigen Ton, es wird sich auf das Wesentliche konzentriert und auch damit kann der Roman viele Pluspunkte sammeln. Ich finde, dass die Handlung mit ganz anderen Aspekten bestechen kann und ich habe nie eine spannungsreiche Szene vermisst.

Gerade mit den historischen Ereignissen, die zahlreich auftauchen, hat die Autorin einen Schwerpunkt geschaffen, der mich vollkommen überzeugt hat. Nicht nur über den Kirchenbau, sondern auch über die Politik der Ratsherrn und über die Grafenfamilie gibt es zahlreiche Informationen, die einen großen Umfang besitzen. So kann man als Leser hautnah miterleben, welche Probleme es beim Bau des Münsters gibt, welche Steine in den Weg gelegt werden, aber auch mit was sich die Einwohner der Stadt tagtäglich herumschlagen mussten. Es entsteht ein breites Bild über verschiedenste Angelegenheiten, von denen ich vorher in dieser Art und Weise noch nie gehört habe. Ich war von vielen Vorgängen innerhalb der Stadt, als auch auf der Baustelle überrascht und konnte meinen Horizont erweitern.
Man kann deutlich herauslesen, wie viel Recherchearbeit hinter dem Werk steckt. Nicht nur anhand der unglaublich vielen Informationen, sondern ich finde es auch bemerkenswert, wie die Autorin Astrid Fritz es geschafft hat, diese in einen sinnvollen und glaubwürdigen Zusammenhang zu bringen.
Leider tritt der Kirchenbau im letzten Buch etwas in den Hintergrund. Hier stehen eher die Beziehungen der Bürger Freiburgs im Mittelpunkt. Ich hatte die Erwartungshaltung, dass der Bau sich stets im Fokus befindet und man gefühlt miterlebt, wie jeder Stein an Ort und Stelle gebracht wird. Zwar stehen die Geschichten der Protagonisten ebenfalls in einem Zusammenhang mit dem Bau des Freiburger Münsters, doch manchmal nahmen mir ihre Kapitel überhand. Mir hätte es gefallen, wenn der Schwerpunkt noch mehr auf dem Kirchenbau gelegen hätte.

Als Haupthandlungsort dient fast ausschließlich Freiburg, nur wenige Kapitel spielen in Straßburg. Ich konnte mir beide Orte richtig gut vorstellen und hatte teils das Gefühl, als würde ich mit den Protagonisten zusammen durch die Straßen schlendern. Egal ob Wohnhäuser, Burgen oder kirchliche Gebäude: ein jedes Bauwerk hat ein lebendiges und detailgetreues Bild vor meinen Augen entstehen lassen.
Ich finde sogar fast, dass Straßburg mir einen Tacken angenehmer und noch stimmungsvoller war und meine Fantasie die Stadt einen Hauch farbenfroher als Freiburg gestaltet hat. Mit dem Setting bin ich mehr als zufrieden und bin begeistert, wie viel Atmosphäre die Städte verbreiten konnten.

An sich hat mir die Darstellung der Protagonisten gut gefallen. Es gibt viele verschiedene Charaktere, ein jeder hat seinen eigenen Willen und kämpft für seine Ziele. Dabei ist es auch gut möglich, dass man in sympathische und unsympathische Lager einteilen kann, wobei die Autorin hier ganz leicht die Sympathien lenkt. Zumindest bei einigen Personen, andere zeichnen sich durch ihre Aussagen und Taten von allein aus.
Und obwohl ich mir die Protagonisten vorstellen konnte und sie einige lebendige Ansätze hatten, konnte ich durchweg keine Bindung zu jemandem aufbauen. Dafür wurde bei ihren Charakteren nicht genug in die Tiefe gegangen und sie blieben etwas zu blass.
Bei vielen Romanen hätte mich dies gestört, hier eher nicht. Man muss beachten, dass auf den knapp 800 Textseiten sehr viele Protagonisten auftauchen, die den Leser nicht alle bis ans Ende des Romans begleiten. Es gibt ein stetes Kommen und Gehen, es wäre schwierig sein Herz an eine Person zu hängen, die entweder die Stadt verlässt oder stirbt. Immerhin vergehen im Verlauf der Handlung gut 60 Jahre und die Lebenserwartung war im Mittelalter nicht so hoch wie heute. Daher hat es mich nur wenig gestört, dass es fast unmöglich war, eine Bindung zu den Charakteren aufzubauen.

Fazit:
Ich weiß gar nicht, wann ich mich das letzte Mal einem solch seitenstarken Buch gewidmet habe. Ich bin aber sehr froh drum, dass ich es gelesen habe und meinen Horizont zu verschiedenen Angelegenheiten erweitern konnte. Viele historische Details sind aufgetaucht, die ich davor noch nie gehört habe und wo ich dazulernen konnte.
Ein Traum war auch das Setting. Ich habe mich dort fast heimisch gefühlt, obwohl ich beide Städte noch nie besucht habe. Was ich jetzt am liebsten machen würde, so sehr hat mich die Darstellung von Freiburg und Straßburg angesprochen!
Im Grunde habe ich zwei Kritikpunkte, für die ich einen Stern abziehe. Zum einen, was ich auch schwerwiegender finde, stand mir mit fortschreitender Handlung der Kirchenbau zu wenig im Mittelpunkt und gerade hierzu hatte ich mehr Erwartungen. Dafür rückten mir die Beziehungen der Bevölkerung zu sehr in den Vordergrund.
Zum anderen waren mir einige Konflikte etwas zu schnell gelöst. Sie spielen im Roman immer wieder eine Rolle und man macht sich als Leser einige Gedanken dazu und dann ist plötzlich und mit wenigen Worten alles wieder in Ordnung. Ein paar mehr Worte zu einigen Sachverhalten wären echt gut gewesen!
Ich habe das Buch mit einem positiven Gefühl weggelegt, ich habe mich gut unterhalten gefühlt, habe viele neue Dinge gelernt und kennengelernt und habe einen Heidenrespekt vor den Bauleuten, die so wundervolle Gebäude auf der ganzen Welt errichtet haben! Und auch vor Astrid Fritz, wie geschickt sie die ganzen Ereignisse in einen nachvollziehbaren und verständlichen Zusammenhang gebracht hat!

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Veröffentlicht am 15.05.2020

Die Hebamme von Sylt

Die Hebamme von Sylt
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Handlung:
Sylt 1872
In einer stürmischen Nacht brauchen zwei Frauen die Hilfe und Unterstützung der Hebamme Geesche Jensen. Bei den Frauen handelt es sich um Personen unterschiedlicher Stände, nicht nur ...

Handlung:
Sylt 1872
In einer stürmischen Nacht brauchen zwei Frauen die Hilfe und Unterstützung der Hebamme Geesche Jensen. Bei den Frauen handelt es sich um Personen unterschiedlicher Stände, nicht nur die Frau eines armen Fischers wird in dieser Nacht ein Kind bekommen, sondern auch die Gräfin Katerina von Zederlitz, die sich zur Zeit der Geburt auf der Insel aufhält. Beide Geburten verlaufen ohne Probleme, doch am Ende steht Geesche vor einer Entscheidung, die nicht nur ihr Leben, sondern auch das der beiden Frauen grundlegend verändern wird.

Sylt 1888
Sechzehn Jahre später scheint Geesche ihr privates Glück gefunden zu haben. Marinus, ein Ingenieur der Inselbahn, hält um ihre Hand an. Doch gleichzeitig ist sie sich unsicher, immerhin ist er ein Verwandter des Grafen von Zederlitz. Und mit der Familie wollte sie eigentlich so wenig wie möglich Kontakt haben.
Als sich die Familie von Zederlitz, wie jeden Sommer, wieder auf Sylt befindet, trifft die Tochter Elisa einen hohen Adligen, den sie heiraten soll. Zur selben Zeit findet Marinus heraus, was im Jahr 1872 geschehen ist. Und so beginnt das Unglück ihren Lauf...

Meinung:
Das Cover mag ich nicht sonderlich, da habe ich schon deutlich bessere gesehen. Die Farbgebung finde ich noch in Ordnung, diese harmonieren wirklich gut miteinander. Auch die kleine Karte der Insel ist sehr passend. Mit dem verschwommenen Hintergrund kann ich mich auch noch anfreunden, doch die Dame im Vordergrund finde ich vollkommen unpassend. Sie zerstört die Idylle und ist mir für ein Cover nicht passend genug. Eher wirkt sie wie von einem religiösen Gemälde entnommen und ich kann ihre Figur nicht mit der Handlung in Verbindung bringen. Von dem Bild bin ich nicht sehr begeistert, es gibt gute Ansätze, doch die Dame im Vordergrund zerstört es. Da gefällt mir das Cover der Neuauflage deutlich besser.

Erstmals auf den Roman aufmerksam geworden bin ich durch eine Leserunde bei Lovelybooks, wo ich leider kein Glück hatte. Diese fand im Zusammenhang mit der neuen Auflage des Buches statt und seitdem stand es auf meiner Wunschliste. Ihr könnt euch also vorstellen wie glücklich ich war, das Buch Anfang Februar als Mängelexemplar bei Arvelle zu finden. Zudem hatte ich die anderen beiden Bände der Reihe zu diesem Zeitpunkt schon und habe nur auf diesen ersten gewartet, um schnellstmöglich mit dem Lesen zu beginnen. Ich habe also gar nicht lange nachgedacht, sondern mir das Buch fix bestellt und seitdem hat es darauf gewartet, gelesen zu werden. Was ich jetzt endlich gemacht habe!

Es herrscht eine einfache Sprache vor, die leicht verständlich ist und sich gut lesen lässt. Man erhält stets genügend Informationen und wird nur selten im Dunklen gelassen. Oft finde ich die Beschreibungen von Handlungen sehr passend und ausreichend, trotzdem entstehen ab und an Längen, in denen die Geschichte zwar spannend bleibt, weil es noch ausreichende Geheimnisse gibt, für den Moment passierte aber nichts wichtiges, die Handlung plätscherte leicht vor sich hin. Zum Glück ändert sich das wieder und es kam wieder mehr Schwung in den Roman..

Ein großes Highlight meinerseits ist die Spannung. Am Anfang beginnt der Roman noch recht ruhig und gemächlich, es wird zwar schnell von einem Geheimnis gesprochen, doch es steht noch nicht so sehr im Vordergrund. Eher gibt es die Möglichkeit, Protagonisten, das Setting und die Situation kennenzulernen. Erst nach und nach tauchen immer mehr Anspielungen und Informationen zu dem großen Geheimnis auf und die Handlung nimmt Fahrt auf. Je weiter der Roman fortschreitet, desto größer wird die Spannung und man merkt deutlich, dass es am Ende einen großen Höhepunkt geben wird, auf den hingearbeitet wird.
Und ich muss sagen, dass mich das Ende doch überrascht hat und auch, wie geschickt sich alle Erzählfäden zu einem verbunden haben. Es bleibt gar keine Frage offen und ich kann mich mit dem Ende gut anfreunden. Auch wenn es vielleicht etwas zu schnell herbeigeführt wurde. Immerhin arbeitet der Großteil des Buches auf einen großen Knall hin, den es zwar gibt, der aber wenig Umfang einnimmt und innerhalb von wenigen Seiten abgekanzelt wird. Mir hätte es gefallen, wenn es vielleicht ein paar weitere Sätze zu den Protagonisten gibt, wie sie mit der Situation umgehen und vielleicht wäre auch ein Ausblick in die Zukunft der wichtigsten Personen ganz schön gewesen? Es gäbe auf jeden Fall noch Möglichkeiten, um das Buch nicht so schnell abzuschließen, sondern nach dem großen Knall noch einige, wenige Seiten hinzuzufügen und den Roman somit nicht zu schnell enden zu lassen.

Obwohl das Buch eigentlich viele gute Punkte vereint und eine angenehme und interessante Lektüre darstellt, fehlt mir noch ein bestimmtes Detail, was mich umhaut. Etwas, womit ich nicht gerechnet hätte und was das Buch zu einem Highlight macht. So ist es wirklich nett zu lesen, doch mir fehlt ein Wow-Faktor.
Mit fehlt es auch etwas, dass es kaum eine zeitliche Angabe gibt. Klar, die Handlung beginnt im frühen Sommer und zieht sich über diesen hinweg. Es ist aber unglaublich schwer einzuschätzen, wie viel Zeit in der Handlung vergangen ist, ob es sich nur um Tage, um Wochen oder gar um ein – zwei Monate handelt. Es wäre möglich gewesen, im Zusammenhang mit dem Aufenthalt der Grafenfamilie von Zederlitz dazu eine Angabe fallen zu lassen. So wäre man als Leser informiert und es würde sich gut in die Handlung einfügen.

Auch das Setting lässt mich etwas zwiegespalten zurück. Einerseits gibt es traumhafte Beschreibungen verschiedener Orte, gerade den Strand, aber auch Geesches Haus habe ich mir sehr bildhaft und genau vorstellen können. Zudem war gerade im Haus der Hebamme eine Stimmung zu spüren, die sich mit den Handlungen hebt und senkt. Mal wirkt der Ort sehr einladend, gemütlich und häuslich. Dann wieder, je nachdem wie sich die Geschichte entwickelt versprüht das Haus eine Kälte, die fast greifbar ist.
Und obwohl ich einige Beschreibungen des Strandes sehr gerne mag, fand ich es doch schwierig, mir andere Textstellen dessen vorzustellen und die Dimensionen zu erahnen. Der Strand und die Dünen wirkten teils massig und riesengroß, zudem wurde immer mal wieder von Verstecken gesprochen, die die Protagonisten in den Dünen finden. Ich habe mir darauf zwar etwas einbilden können, doch wahrscheinlich ist meine Vorstellung meilenweit von dem Gemeinten entfernt.

Im Grunde haben mir die Protagonisten gut gefallen. Sie waren vielseitig dargestellt und vermochten den Leser teils wunderbar zu täuschen. Bei vielen hätte ich mir etwas mehr Tiefgang gewünscht, lediglich bei Hanna war dieser für mich vollkommen vorhanden. Sie hatte das komplexeste Wesen und über ihren Charakter hatte ich immer wieder unterschiedliche Meinungen und konnte es verstehen, dass auch die Inselbevölkerung ihre kleinen Zweifel gegenüber dem jungen Mädchen hatte.
Doch ich bin mit den Protagonisten trotzdem sehr zufrieden, sie haben für mich das Herz des Buches ausgemacht und es gab eine interessante Mischung von Personen unterschiedlicher Stände.
Es wurde dann natürlich immer spannend, wenn es ein Zusammentreffen der unterschiedlichen Welten gab und wie die Bevölkerung übereinander denkt. Diese Textstellen hatten einen besonderen Reiz und zeigten ein Bild von Vorurteilen und Standesdünkeln.
Ursprünglich dachte ich, dass die Hebamme Geesche stärker im Mittelpunkt stehen wird und sich die Handlung vor allem um ihren Charakter dreht. Das man so miterlebt, was sie tagtäglich erlebt und wie sie die Situationen und andere Personen einschätzt. Doch ihr Charakter rückt teilweise stark in den Hintergrund und die Handlung konzentriert sich auf andere Protagonisten und Geschehnisse. Einerseits entstand so eine breitgefächerte Geschichte, die immer wieder mit Neuigkeiten aufwarten konnte. Ich fand es aber schade, dass man Geesche nicht so ausführlich kennenlernen konnte, wie ich ursprünglich gedacht und auch gehofft habe.

Fazit:
Der Roman ist nicht perfekt, hat aber viele gute Ansätze und konnte mich zu weiten Teilen überzeugen. Es gibt eine sehr spannende Handlung, die nicht vorhersehbar ist, aber auch nur selten einen großen Überraschungseffekt mit sich bringt. Und auch die Charaktere mit ihrer Vielfalt haben mich positiv angesprochen und es war sehr angenehm, ihnen auf ihren Abenteuern zu folgen.
Für mich gab es leider keinen Punkt, der das Buch zu einem Highlight macht oder eine sooo interessante Handlung, dass ich es nur schwer aus der Hand legen könnte. Ich habe es gern gelesen und bin auch gespannt auf die Fortsetzungen, die beide bereits bei mir liegen und die ich baldmöglichst lesen möchte.

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Veröffentlicht am 27.04.2020

Gezeitenstürme

Gezeitenstürme
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Handlung:
Herbst 1944
Eigentlich hat die 15-jährige Elli keine Geheimnisse. Bis sie einen Soldaten, der kaum älter ist als sie selbst, auf dem Heuboden des elterlichen Hofs findet und ihm verspricht, ihn ...

Handlung:
Herbst 1944
Eigentlich hat die 15-jährige Elli keine Geheimnisse. Bis sie einen Soldaten, der kaum älter ist als sie selbst, auf dem Heuboden des elterlichen Hofs findet und ihm verspricht, ihn nicht zu verraten. Georg ist desertiert und möchte nicht wieder zurück an die Front.
Doch trotz ihrer Bemühungen gelingt es Elli nicht, das Geheimnis für sich zu behalten und ihr Vater willigt ein, den Jungen bei sich auf dem Hof zu lassen. Aus einer Verbundenheit zwischen Elli und Georg entsteht erst eine starke Freundschaft, die sich schließlich zu einer zarten Liebe entwickelt. Trotzdem behält Georg viele Details aus seinem Leben für sich und gibt nur wenig über seine Vergangenheit preis. Nur mit einer Leidenschaft geht er offen um: mit seiner Liebe zur Musik. Und genau diese steht nach dem Kriegsende zwischen den jungen Paar...

Meinung:
Das Cover ist idyllisch und zeigt eine schöne Landschaft, die gleichzeitig stark an das Cover des anderen Bandes der Nordsee-Saga erinnert. Wieder sind Dünen, sowie das Meer und ein niedliches Häuschen zu sehen, diesmal befinden sich aber zwei Damen auf dem Cover. Hier sehe ich nicht ganz durch, wer soll die zweite Frau sein? Ich könnte mir vorstellen, dass es sich auf jeden Fall um Elli handeln könnte, doch keine zweite weibliche Person steht so stark im Mittelpunkt wie sie und würde ein Auftauchen auf dem Titelbild rechtfertigen.

Erst vor kurzem hatte ich den zweiten Teil der Nordsee-Saga gelesen, ich war tatsächlich fest davon überzeugt, dass es sich dabei um den ersten Teil handelt. Doch es war gar ein Problem, es wurde nichts gespoilert und die Bücher lassen sich prima unabhängig voneinander lesen. Es gibt ab und an ein paar kleine Details, die man in einen Zusammenhang stellen könnte, doch sie sind für die Geschichte nicht entscheidend und geben nichts vorweg.

Mir ist der Einstieg in diesen Teil viel leichter gefallen. Ich weiß selbst nicht woran es lag, vielleicht weil ich den Protagonisten vom Alter näher bin oder weil die Geschichte direkter gestartet ist. Es gibt nicht erst lange Abschnitte, sondern Georg taucht recht schnell in der Geschichte auf und wird ein fester Bestandteil dessen. Zudem fand ich Elli anfangs sehr interessant, ich mochte ihren Charakter und war besonders von ihrem Fleiß und ihrer Arbeitskraft beeindruckt. Sie schien unermüdliche Energie zu haben und war mir direkt sympathisch.

Auch die Schreibweise hat mir gut gefallen. Sie war einfach und leicht verständlich, ich habe das Buch leicht lesen können und hatte besonders an diversen Landschaftsbeschreibungen großes Vergnügen. Auch konnte ich mir die Gebäude richtig gut vorstellen und mochte die Darstellung von Elli und ihrer Familie.
Immer mal wieder werden norddeutsche Kosenamen und Bezeichnungen eingebunden, die einen angenehmen Effekt auf die Handlung haben und sehr natürlich wirken. So entsteht eine sehr ansprechende Schreibweise, die sich gut lesen lassen hat und zu der meist lockeren Handlung gepasst haben.

Ich war überrascht davon, dass es diesmal eine zweite Zeitebene gibt. Diese findet im Jahr 1949 statt und lässt sich nicht sofort in die Handlung einordnen. Man hat viel Platz für Vermutungen und sie erhöht die Spannung. Zudem gab es so eine Abwechslung zu der normalen Handlung und ein wenig habe ich auf diese Abschnitte hingefiebert, einfach um den ganzen Sachverhalt zu verstehen und dieses Geheimnis aufgedeckt zu bekommen.
Doch so sehr ich diese Zeitebene mochte, blieben trotzdem einige Fragen, die nicht wirklich beantwortet wurden. Leider kann ich darüber nicht zu viel verraten, sonst würde ich zu viel von der Handlung vorwegnehmen, doch manches war für mich nicht perfekt erklärt und aufgelöst.

So erstreckt sich die Handlung auf knapp fünf Jahre, sie beginnt kurz vor dem Kriegsende im Jahr 1944 und endet 1949. Der eine Erzählstrang wird immer klar herauskristallisiert, es gibt bei dem im Jahr 1949 immer eine kurze Erwähnung der Jahreszahl am Anfang des Kapitels, so kann es gar keine Missverständnisse geben. Mir hat es bei der Handlung im Jahr 1944 und folgend etwas gefehlt, dass es nicht viele Hinweise auf die Jahreszahl gibt und man so einen besseren Überblick darüber bekommt, sich einfach besser orientieren kann. Es gibt zwar die Erwähnung auf manche Feste und das Wetter, wovon man sich einiges ableiten kann, doch mir hat das nicht gereicht.

Mir hat es richtig gut gefallen, wie viele historische Details eingebunden wurden. Nicht nur die Angst vor dem Krieg, das Leben von Flüchtlingen und das Desertieren von Soldaten, sondern auch der Schwarzmarkthandel und die Nachkriegszeit mit dem Nahrungsmangel finden eine Erwähnung. So ergibt sich ein breitgefächertes Bild, welches viel Wahres in sich birgt und einen soliden Grundstamm für eine gute Geschichte legt. Ich mochte es sehr, dass anhand von anschaulichen Beschreibungen so viel Authentizität in die Geschichte gelegt wird und man so auf eine angenehme und gut vorstellbare Weise die Informationen übermittelt bekommt.

Als Setting dient vor allem der Bauernhof der Familie Bruns, dazu gibt es noch einige Szenen am Meer, in der Kirche oder bei Freunden. Doch das Hauptaugenmerk liegt eindeutig auf dem Hof, dieser ist mit vielen Worten beschrieben wurden und ich hatte schon nach wenigen Seiten ein erstes Bild davon, welches sich immer weiter verstärkt hat und immer farbenfroher und lebendiger wurde. Ich konnte mir vor allem die Küche mit der Essecke sehr gut vorstellen, ich mochte die Zusammentreffen der Familie Bruns unglaublich gerne, sie wirkten dort am natürlichsten und ich mochte die Dynamik, die untereinander herrschte sehr gerne!
Zum anderen gab es einige wunderschöne Beschreibungen der See, sie wurde mit leuchtenden Worten beschrieben, sodass ich mir dies immer deutlich vorstellen konnte. Außerdem bin ich ein bisschen der Meinung, dass dort immer einige Schlüsselmomente stattgefunden haben und man die Charaktere von einer weicheren und verletzlicheren Seite zu sehen bekommen hat.

Es gibt einen langsamen Spannungsaufbau, man merkt, dass sich langsam aber sich etwas zusammenbraut. Doch dabei entstehen leider ab und an Längen, einige Szenen verlängern das Buch nur unnötig. Sie sind zwar nett zu lesen, es wird das normale Leben von Bauern, einer jungen Liebe und dem Alltag zu und nach Kriegszeiten erzählt. An sich finde ich das auch spannend und ich mag es, wenn nicht dauernd Dramen eingebaut werden. Doch hier waren es mir ein paar zu viele dieser Erzählungen, sie haben nicht zwingend zu dem Weitergang der Geschichte beigetragen und erschienen etwas unnötig.
Gerade durch die Einstreuung von Szenen, die im Jahr 1949 spielen und bereits erste Vermutungen zulassen, die ganze Situation aber nicht auflösen und so die Aufmerksamkeit ankurbeln, bin ich immer weiter am Ball geblieben. Teilweise habe ich darauf gewartet, dass es weitere Informationen zu der Situation gibt, in der sich Elli gerade befindet. Doch diese Szenerie wird erst am Ende aufgelöst und so habe ich trotz einiger Längen mit viel Interesse weitergelesen.

Die Darstellung der Protagonisten war meist sehr gelungen. Es gibt allerhand verschiedene Charaktere, die sich eindeutig voneinander unterscheiden. die nicht alle sympathisch erscheinen oder in denen man sich auch leicht täuschen kann. Es ist dem Leser selbst überlassen, wie man einen Protagonisten einschätzt und die Sympathie wird nicht in eine bestimmte Richtung gelenkt.
Mir hat stets die Familie Bruns mit ihren verschiedenen Wesen am besten gefallen, nicht nur die Dynamik mochte ich gerne, sondern auch, wie die damals innerhalb einer Familie typische Hierarchie dargestellt wurde. Sie wirkte realistisch und wurde sehr anschaulich beschrieben, sodass man gar keinen Zweifel daran haben muss, dass es genau so damals abgelaufen ist.
Tatsächlich hatte ich während manchen Szenen das Gefühl, dass die Familie nicht nur erdacht ist, sondern genau in diesem Moment so versammelt am Esstisch sitzen könnte und eine Mahlzeit einnehmen, Probleme bereden oder einer Tätigkeit nachgehen.
Als Hauptprotagonistin steht Elli im Mittelpunkt. Ich mochte ihre Art sehr gerne, sie ist ein sympathisches Mädchen, welches nicht nur freundlich auftritt, sondern auch unglaublich fleißig ist und sich für keine Arbeit auf dem elterlichen Hof zu schade ist. Manchmal war mir Elli zu impulsiv, sie hat ihre Emotionen teils einfach raus gelassen und nicht über mögliche Folgen nachgedacht. Zudem änderte sich ihr Wesen, sie wurde reifer und manche Aussagen und Handlungen habe ich kritisch hinterfragt. Am Ende war sie mir nicht mehr so angenehm wie noch am Anfang, trotzdem fand ich Elli ganz interessant und empfand sie als gute Seele.
Georg blieb mir immer etwas blass. Er hatte ebenfalls zahlreiche Charakterzüge erhalten und nach und nach erfährt man auch ein paar Details aus seinem Leben vor dem Krieg. So kann man sich ein recht gutes Bild seines Wesens machen, ihn einschätzen und bewerten. Und oft fand ich Georg merkwürdig, er schien mir nicht immer aufrichtig und ich hatte stets das Gefühl, er ist nicht der sympathische Kerl, für den er sich gern darstellt.

Fazit:
Im Großen und Ganzen ein guter erster Teil der Nordsee-Saga, es gibt eine recht spannende Handlung, mit vielen, ganz wunderbar erklärten Details über historische Zusammenhänge. Zudem mochte ich das Setting gerne, ich habe den Bruns-Hof sehr lebendig vor Augen gehabt und konnte mir viele Protagonisten in diesem Setting richtig gut vorstellen. Und auch die Familie Bruns waren tolle Charaktere, die sehr individuell waren und die ich gerne auf ihrem Lebensweg ein Stück begleitet habe.
Es gibt kleine Kritikpunkte, am schwersten wiegt für mich die Länge des Buches, wodurch sich manche Szenen etwas gezogen haben und fast schon zu viel des Guten waren. Einiges hätte durchaus weggelassen werden können und die Handlung wäre immer noch rund gewesen und man hätte nichts wichtiges verpasst.

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