Wenn Vergangenheit und Gegenwart zusammentreffen
Schwestern im Tod2018 Toulouse. Kommissar Martin Servaz muss in einem Mordfall ermitteln, der ihn an einen alten Fall erinnert, den er 1988 bearbeitet hat. Damals wurden zwei Studentinnen in einem Wald erschlagen aufgefunden, ...
2018 Toulouse. Kommissar Martin Servaz muss in einem Mordfall ermitteln, der ihn an einen alten Fall erinnert, den er 1988 bearbeitet hat. Damals wurden zwei Studentinnen in einem Wald erschlagen aufgefunden, beide tragen Kommunionskleider. Der damalige Doppelmord wurde einem Kriminalfall des Autors Erik Lang nachempfunden, der damals auch als Tatverdächtiger galt. Auch der neue Tatort zeigt viele Parallelen zum alten Fall auf, diesmal jedoch ist die Frau des Autors das Mordopfer, auch sie trägt ein Kommunionkleid. Servaz muss den alten Fall erneut aufrollen, um endlich den wirklichen Täter aller drei Morde zur Strecke zu bringen…
Bernard Minier fügt mit „Schwestern im Tod“ den 5. Band seiner erfolgreichen Psychothriller-Serie um Kommissar Martin Servaz hinzu. Der flüssige, spannende und vor allem bildhafte Schreibstil lässt den Leser sofort an die Seite von Servaz gleiten, um ihm während seiner oftmals unkonventionellen Ermittlungsarbeit über die Schulter zu sehen und die einem während der gesamten Lektüre immer wieder Schauer über den Rücken laufen lassen ob der perfiden und teils brutalen Vorgehensweise, mit denen sich Servaz auseinandersetzen muss. Minier beherrscht sein Metier und dirigiert nicht nur seine Protagonisten durch die Geschichte, sondern auch den Leser, der sich immer wieder fragt, was hinter der nächsten Ecke wohl lauern wird. Wer schon den ersten Band „Schwarzer Schmetterling“ gelesen hat, erlebt mit diesem Buch ein kleines Déjà-vu, da diese neue Geschichte die Ereignisse aus dem ersten Band wieder hervorholt und zu einer neuen Handlung vermischt, was dem Autor sehr gut gelungen ist. Minier lässt neben seinem Kommissar auch den Leser immer neue Spuren verfolgen, in dem er die eine oder andere zusätzliche Wendung eingefügt hat. Aber da gibt es auch noch jemanden, der die Szenerie beobachtet und nichts Gutes im Schilde führt. Nach und nach werden die Puzzlestücke zusammengesetzt, bis der wahre Mörder offensichtlich ist. Der Spannungslevel ist gleich zu Beginn schon recht hoch angelegt, steigert sich aber im weiteren Verlauf immer weiter in die Höhe und lässt den Leser immer atemloser werden.
Die Charaktere sind sehr differenziert ausgestaltet und gemäß ihren Rollen sehr gut in Szene gesetzt worden. Einige von ihnen führen den Leser an der Nase herum, allerdings so gut kaschiert, dass man bis fast zum Ende hin nicht weiß, wer wirklich gut und wer wirklich böse ist. Man stellt zwar so seine Vermutungen an, wird teilweise aber dann doch überrascht. Über allen steht Martin Servaz, der nicht nur ein ungewöhnlicher Ermittler ist, der seinen eigenen Bedingungen folgt, sondern auch ein liebender Vater für seinen kleinen Sohn Gustav. Martin wirkt oftmals wie ein Sonderling, aber gerade seine ungewöhnlichen Methoden machen ihn greifbar und zeigen sein Einfühlungsvermögen. Aber auch Espérandieu und seine Frau Charlène spielen eine wichtige Rolle, vor allem für Gustav. Erik Lang dagegen ist ein undurchsichtiger Mann, dem schwer beizukommen ist.
„Schwestern im Tod“ ist wieder einmal ein Hochgenuss und absoluter Pageturner für alle, die gern Psychothriller lesen, denn Minier beherrscht sein Handwerk, den Leser während der Lektüre konstant unter Hochspannung zu setzen. Verdiente Leseempfehlung, man sollte nur nicht zartbesaitet sein.