Die Reihe rund um Martin Servaz und Julian Hirtmann geht in die vierte Runde und ich war so gespannt, wie sie sich diesmal umkreisen würden.
Nachts tanzen die Schatten am stärksten und bringen die Dämonen aus dem Untergrund hervor.
Etwas , was die Atmosphäre von “Nacht” sehr gut umschreibt.
Düster, beklemmend und voller Gänsehaut Momente.
Bernard Minier hat eine ganz besondere Art zu schreiben.
Einnehmend, detailreich, fließend.
Man hat das Gefühl zu brennen und sich in Atemlosigkeit zu verlieren.
Hoffen, bangen und wütend zugleich zu werden.
Eine emotionale Achterbahnfahrt, die unglaublich nervenzehrend ist und so einiges abverlangt.
Als würde man rennen, aber das Ziel dennoch nie erreichen.
Es ist unheimlich und doch auch sehr tragisch und traurig zugleich.
Bernard Minier liebt es sich in Details zu verlieren. Und jetzt kommt das morbide. Auch wenn es in diesem Band immer wieder zu langatmigen Stellen kommt, so möchte man das Buch doch zu keiner Zeit zur Seite legen.
Verbrechen in den Wäldern und niemand hört das Schreien. Martin Servaz kämpft mit Hochdruck daran, Julian Hirtmann zu stellen und gleichzeitig sich selbst zu retten.
Ich fand das Katz- und Mausspiel zwischen diesen beiden Größen unglaublich spannend, aber auch sehr perfide. Aber es gab auch immer wieder Stellen, die dem ganzen etwas den Esprit und die Luft genommen haben.
Martin ist kein typischer Ermittler. Oftmals nicht mal unbedingt sympathisch und seine Persönlichkeit ist voller Abgründe und Dämonen und dennoch fühlt man sich ihm verbunden.
Obwohl die Handlungsstränge doch recht komplex und detailreich sind, so stehen Martin und Julian die ganze Zeit im Fokus.
Ich hätte mir einfach auch mehr Details mit Gustav gewünscht. Denn so ganz spüren konnte ich seine Präsenz nicht. Er war für mich wie ein Schatten der immer wieder auftauchte.
Und doch konnte man den Schmerz , den seine kleine Gestalt mit sich brachte sehr gut spüren und verinnerlichen. Seine Geschichte hat mich wirklich berührt und daneben eine andere Seite bei Martin und Julian offengelegt.
Die unterschiedlichen Charaktere, die uns im Laufe des Geschehen begegnen, sind greifbar und jederzeit spürbar. Authentisch und nachvollziehbar in ihren Gedanken und Handlungen.
Aber besonders die Nebencharaktere haben mich wirklich begeistert. Schade, daß Vincent, in diesem Band keine so große Rolle innehatte, denn ihn mag ich mit am liebsten.
Bernard Minier hat seine ganz eigene Art, Spannung zu erzeugen. Überwiegend ist sie unterschwellig spürbar und dabei können sich auch die Emotionen ganz und gar entfalten.
Tatsächlich ist die Handlung nicht einfach und ziemlich verwirrend und undurchsichtig, es gab einige schockierende Momente für mich, die mir schnell mal das Zepter aus der Hand gerissen haben.
Bewundernswert, das man hier mehr oder weniger ohne Blut- und Gewaltszenen auskommt. Dafür ist es auf der psychologischen Ebene wirklich sehr gut ausgearbeitet.
Die psychologische Gewalt geht ordentlich an die Substanz und fordert einiges ein.
Besonders bei Martin sind die Grenzen zwischen Recht und Unrecht nicht immer klar ersichtlich und bei seinem Gegenspieler hat man das Gefühl, nichts könne ihm etwas anhaben.
Ein auswegloser Kampf der sich immer wieder steigert und wiederholt.
Julian Hirtmann ist in seinem Denken und Tun immer ein Schritt voraus. Das fand ich wirklich sehr faszinierend und interessant. Denn ich hab noch immer keinen Schimmer, wie er das überhaupt macht. Erwas, was ich unglaublich respektabel empfinde. Denn er ist eine sehr vielschichtige Persönlichkeit, die ich so gern mal durchschauen würde, was aber niemals im Bereich des Möglichen liegt. Obwohl man ihn fürchtet und Beklemmung verspürt, so kommt man auch gegen seinen Charme nicht an.
Die Perspektiven sind hier ganz unterschiedlich. Je nachdem wer gerade im Zentrum des Geschehen liegt.
Dadurch ergründet man die unterschiedlichsten Personen und Handlungsverläufe.
Das schafft unheimlich viel Tiefe und Präsenz.
Es ist wie Musik. Zunächst leise, bis sie immer eindringlicher und lauter wird. Bis es kaum noch zum aushalten ist.
Macht und Kontrolle.
Vergangenheit wird zur Gegenwart und plötzlich liegt alles so klar auf der Hand.
Es gibt viele Geheimnisse und Gegenspieler.
Dunkelheit die, die schlimmsten Abgründe ans Licht zerrt und dabei so einiges offenbart.
Erkenntnisse, die alles in einem anderem Licht erscheinen lassen.
Ganz besonders mit den Wendungen hat mich der Autor ziemlich beeindruckt und mich erneut sprachlos gemacht.
Wut und Angst verstärkt sich und damit erhält auch Hilflosigkeit, als auch Hoffnungslosigkeit Einzug.
Letztendlich lässt er mich auch mit diesem Schlussakt verzweifelt und sprachlos zurück, so daß ich dem nächsten Band mehr als alles andere entgegenfiebere.
Fazit
Das psychologische Katz- und Mausspiel zwischen Martin Servaz und Julian Hirtmann ist zurück und bringt einige Erkenntnisse und Geheimnisse mit sich, die alles in einem anderem Licht erscheinen lassen.
Ein sehr faszinierender, als auch interessanter und spannender Band, der mich immer wieder an meiner Grenzen gebracht hat.
Wahnsinn, Kalkül und Abgründigkeit auf hohem Niveau.
Nachts treten die Schatten am stärksten hervor und beginnen ihr eigenes Spiel zu spielen.
Ein Band der mich verdammt noch mal begeistert hat, auch wenn es einige Längen gab.
Trotzdem konnte etwas in mir das Buch nicht zur Seite legen.
Ich fiebere Band 5 mehr als alles andere entgegen.
Auch diesmal wieder ein absolutes Highlight für mich. So etwas schafft nur Bernard Minier.